Depression
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"Wer nicht an sich
selbst gespürt hat, was Schwermut ist, versteht das nicht, ich hatte das
Gefühl einer schauerlichen Einsamkeit. Zwischen mir und den Menschen und
dem Leben der Stadt, der Plätze, Häuser und Straßen war fortwährend eine
breite Kluft. Es geschah ein Unglück, es standen wichtige Dinge in den
Zeitungen - mich ging es nichts an." (Hermann Hesse) |
"Unter
allen Leidenschaften der Seele bringt die Trauer am meisten Schaden für
den Leib. "(Thomas von Aquin) |
"Zur Resignation
gehört Charakter." (Johann Wolfgang von Goethe) |
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Depression ist ein lateinisches Wort für
„Niederdrückung”, In der Alltagssprache wird jemand als depressiv
bezeichnet, der sich traurig und lustlos zeigt. Diese Verwendung in der
Alltagssprache ist nicht unbedingt identisch mit der Krankheit Depression
um die es hier gehen soll.
Unser Stimmung wechselt
häufig. Gefühle sind wichtiger Bestandteil unserer Person. Auch negative
Gefühle wie Trauer und Ärger sollen uns helfen und haben bei Gesunden
einen Sinn. Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Trauer oder
Verzweiflung gehören zu den grundlegenden Phänomenen menschlichen
Erlebens. Sie sind z.B. eine Reaktion auf den Verlust von wichtigen
Bezugspersonen oder Lebensinhalten, auf Misserfolg oder Kränkung und
dienen nicht zuletzt der Um- oder Neuorientierung von Betroffenen.
Unsere Gefühle sind Reaktionen auf alltägliche Ereignisse und wechseln
sich rasch ab.
Bei Menschen mit einer
Depression dagegen besteht meist eine lang anhaltende unangenehme
Stimmungslage, welche sich auf das ganze Verhalten und Erleben
auswirkt. Sie ist meist nicht mehr angemessen der Situation angepasst. Freundlosigkeit,
Interesseverlust, Verstimmung, Gefühl der
Gefühllosigkeit, manchmal Reizbarkeit,
Energielosigkeit, Antriebsminderung, Wertlosigkeit,
Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen,
Appetitstörungen, Libidoverlust,
Schlafstörungen, Schmerzen, Konzentrationsprobleme und Suizidideen sind
typische Symptome einer Depression. Für die Diagnose einer Depression
müssen die Symptome mindestens zwei Wochen
fast ständig vorhanden sein.
Jährlich erkranken in Deutschland nach Daten des Max-Planck-Institutes
für Psychiatrie etwa 4,4%der Männer bzw.13,5%der Frauen an einer
Depression. Das entspricht 7,8 Mio. Betroffenen (2,8 Mio. Männer und 5
Mio. Frauen). Ungefähr 1%der Bevölkerung erkranken an einer manisch-
depressiven (oder bipolaren) Störung, d.h. insgesamt etwa 0,82
Mio. Bundesbürger. Zu jedem Zeitpunkt leiden 5% aller
Jugendlichen und 2-3% aller Kinder an einer depressiven Störung. Man geht
von einer Lebenszeitprävalenz von 10-18% und einer Punktprävalenz von bis
zu 7% aus.
In den
USA
geht
man
davon
aus,
dass
die
Prävalenz
der
majoren
Depressionen
von
1991–1992
bis zu
den
Jahren
2001–2002
von
3,3%
auf
7,0%
zugenommen
hat.
(Am J
Psychiatry
2006;
163:2141–2147) In der Hälfte der Fälle beginnt die Depression vor dem 32.
Lebensjahr, nur bei 10% nach dem 56.Lebensjahr. Während der Depression
weisen die Betroffenen ein fünf- bis 15fach erhöhtes Suizidrisiko auf; bis
zu 60 Prozent der depressiven Kinder und Jugendlichen geben Suizidgedanken
an. Suizide sind die dritthäufigste Todesursache junger Menschen.
Depressionen bei Jugendliche begünstigen Substanzmissbrauchsstörung und
Suizid im Erwachsenenalter. Fast die Hälfte aller Menschen, die an
Depressionen leiden, haben noch andere psychische Störungen. Im Jahr 1993 wurden im Bereich der gesamten gesetzlichen
Krankenversicherung insgesamt ca. 282 000 Arbeitsunfähigkeitsfälle (AU-Fälle)
mit ca. 10,9 Mio. AU-Tagen aufgrund depressiver Erkrankungen registriert
(hierin einbezogen sind die ICD 9-Nr. 296, 301, 309, 311 und 40% der unter
Nr. 300 registrierten Fälle). Das entspricht ungefähr 2,2% aller AU-Tage.
Für Frauen wurden ca. doppelt so viele AU-Fälle je 100 000
Pflichtmitglieder ausgewiesen wie für Männer (1285 versus 592 Fälle je 100
000 Pflichtmitglieder). Die Statistik der Allgemeinen Ortskrankenkassen
(AOK) weist für die o. g. ICD 9-Nummern für den Bereich der AOK West
jeweils mehr als doppelt so viele AU-Fälle bezogen auf die
Pflichtmitglieder aus wie für den Bereich der AOK Ost (AOK West: Männer
748, Frauen 1670; AOK Ost: Männer 314, Frauen 782 AU-Fälle je 100 000
Pflichtmitglieder).
Depressionsbedingte AU dauert im Mittel deutlich
länger (rund zweieinhalbmal) als AU aufgrund anderer Krankheiten.
Zusätzlich entstehen ganz erhebliche Kosten für Arbeitgeber durch
mangelhafte Arbeitsleistung von anwesenden depressiven Mitarbeitern. Eine
neuere Untersuchung geht in den USA von um 5,6 Wochenstunden verminderte
Produktivität mit Kosten von 31 Milliarden Dollar/Jahr aus.
JAMA.
2003;289:3135-3144 Depressive Erkrankungen haben einen erheblichen
Anteil an den Gründen für eine vorzeitige Berentung. 1995 wurden 18 629
Frühberentungen (7 146 Männer, 11 483 Frauen) aufgrund depressiver
Erkrankungen für die o.g. ICD 9-Nummern bewilligt. Das entspricht ca. 6,3%
aller 297 164 Frühberentungen im Jahr 1995. Das mittlere Berentungsalter
lag zwischen 50 und 54 Jahren. [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998]
www.gbe-bund.de).
Eine neue amerikanische Untersuchung (Face-to-face household
survey, 9090 Personen über 18 Jahren) geht von einer
Lebenszeitprävalenz von 16.2% (32,6-35,1 Millionen erwachsene US
Amerikaner) und einer 12-Monatsprävalenz von 6.6% (13,1-14,2
Millionen erwachsene US- Amerikaner) für Majore Depressionen aus. 10,4%
der Fälle wurden als leicht, 38,6% als mäßig, 38,0% als schwer und
12,9% als sehr schwer eingeschätzt. Die Durchschnittliche Dauer einer
Episode betrug 16 Wochen. Die Beeinträchtigung der Behinderung in sozialen
Funktionen wurde bei 59,3% der Fälle als schwer oder sehr schwer
angesehen. In den 3/4 der Fällen bestanden zusätzlich andere psychische
Störungen, die eine Klassifikation nach dem DSM-IV rechtfertigten. Am
häufigsten waren zusätzlich Angststörungen (bis zu 60%) vorhanden, gefolgt
von Substanzmissbrauch und Störungen der Impulskontrolle. 51,6% der
depressiven Patienten wurden behandelt, von diesen erhielten nur 41,9%
eine adäquate Behandlung. Insgesamt wurden damit 21,7% der in den
letzten 12 Monaten erkrankten adäquat behandelt. (JAMA.
2003;289:3095-3105.ABSTRACT
FULL TEXT
PDF).
Dass so wenige Patienten adäquat behandelt werden, trifft auf alle
sozialen Schichten zu. Vorurteile der Betroffenen aber auch reale
Diskriminierungen erschweren nach wie vor die Aufnahme einer
psychiatrischen Behandlung. Dies gilt beispielsweise auch für erkrankte
Ärzte. (JAMA. 2003;289:3161-3166.ABSTRACT)
Depressive Erkrankungen mit einer Komorbidität für andere psychische
Störungen haben eine schlechtere Prognose als reine depressive Störungen.
Komorbidität scheint dabei zuzunehmen.
Kessler et al 1996
Kessler RC et al 1998,
Roy-Byrne PP,
et al 2000 Nach einer WHO Studie mit 245404
Teilnehmern aus 60 Ländern aus allen Regionen der Erde verursachen
Depressionen die größten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der
Menschen, verglichen mit Krankheiten wie Angina pectoris, Arthritis,
Asthma, und Diabetes. Das Gleichzeitige Vorhandensein einer Depression
verschlechtert die Gesundheit mehr als die Kombination aller anderen
Krankheiten untereinander. (Lancet 2007; 370: 851–58)
Die Life-event-Literatur
(Brown et al. Psychol.Med.1995;25, 7-21) deutet darauf hin, dass das
Erleben von Entwertung, Erniedrigung und Verlust in engen Beziehungen ein
hohes Risiko für eine Depression bedeutet. Kritische Lebensereignisse und
langfristige Belastungen können unzweifelhaft depressive Verstimmungen
auslösen. Unzweifelhaft stellt Armut und Arbeitslosigkeit ebenfalls
ein hohes Depressionsrisiko dar. Depressionen sind keine
Wohlstandskrankheiten, sie kommen in allen Schichten der Gesellschaft vor.
Auch viele berühmte, intelligente, schöne und reiche Menschen haben
darunter gelitten und leiden darunter. Dennoch können Begriffe wie Sissi-
Syndrom in die Irre führen. Als Folge von Armut, Rechtlosigkeit und
mangelnder Bildung sind Depressionen in Entwicklungsländern häufiger als
bei uns. Sie stellen dort entgegen vieler Vorurteile einen wesentlichen
Faktor dar, der nicht nur aus der Armut entsteht, sondern sie auch in
einer Art Teufelskreis aufrecht erhält. In vielen Fällen scheint es
so zu sein, dass dieser Auslöser nur bei der ersten Episode eine
wesentliche Rolle spielt und anschließend ein nicht selten von Belastungen
unabhängiger phasenhafter oder episodischer Verlauf eintritt. Für die
folgenden Episoden der Erkrankung sind deshalb oft keine kritischen
Belastungen für die Auslösung erforderlich. Depressionen werden dann
von den so induzierten biologischen und kognitiven Prozessen unterhalten.
Bestimmte persönlichkeitsgebundene Denkmuster machen anfälliger für
Depressionen und unterhalten diese.
Weltkarte
nach
Einkommen
Besserung
der
Lebensbedingungen
und
Besserung
der
Bildung
kann
bei
benachteiligten
Personengruppen
auch
depressive
Symptome
bessern.
(z.B.
Literacy
Education
Improve
Symptoms
of
Depression
The
Journal
of the
American
Board
of
Family
Medicine
20 (1):
23-27
(2007)
)
Auch
Persönlichkeitsmerkmale können einen Risikofaktor für die Entstehung von
Depressionen darstellen. Die Forschung zeigt, dass das
Persönlichkeitsmerkmal "vegetative Labilität" in Verbindung mit dem
Merkmal "Rigidität" im Persönlichkeitsprofil von Gesunden, das
Risiko zu erkranken erhöhen. Die Wirkung von Stress und chronischer
Überforderung als Risikofaktor für die Entstehung von Depressionen wird
z.B. in einer Untersuchung an Personen deutlich, die Familienangehörige
mit einer Demenz zu versorgen hatten.
Bei der
Depression handelt es sich um ein Syndrom, welches durch eine Vielzahl von
Symptomen hervorgerufen werden kann.
Charakteristisch ist, dass körperliche und psychische Symptome gemeinsam
vorkommen. Obwohl den meisten Menschen einmal belastende
Lebensereignisse wie Todesfälle, Trennungen oder der Verlust des
Arbeitsplatzes widerfahren, führen sie nur bei einigen Menschen zu
eigentlichen Depressionen. Gerade weil die meisten Menschen diesbezügliche
Erfahrungen haben, ohne dadurch krank geworden zu sein, fällt es oft
schwer, die Depression als eigenständiges Krankheitsbild zu erkennen.
Depression bedeutet als mehr als normale Niedergeschlagenheit und
Traurigkeit als Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis.
Depression meint eine Störung des Gefühlslebens die sich weniger in
wirklicher Trauer als in einem Leeregefühl, einem Gefühl der
Gefühllosigkeit äußert. Hoffnungslosigkeit, Abwertung der eigenen
Person und anderer, Schlafstörungen, Energiemangel, Müdigkeit,
Konzentrationsstörungen, Nachlassen des Appetits sind häufig begleitende
Symptome. Ganz unrealistische negative Fehleinschätzungen der eigenen
Vergangenheit, der Gegenwart, der finanziellen Situation, der
Partnerbeziehung usw. können dazukommen. Depressives
Kranksein ist heute kein unabänderliches Schicksal mehr. Jedes depressive
Zustandsbild ist behandelbar, Ziel jeder
Behandlung ist, die depressive Verstimmung vollständig zum abklingen zu
bringen -- was jedoch nicht immer hundertprozentig
gelingt. Die Behandlung von Depressionen ist aber wenn sie fachgerecht
geführt wird erfolgreicher als die Behandlung der meisten körperlichen
Krankheiten.
Depressionen werden häufig
nicht erkannt und oft auch nicht behandelt. WHO
Studie 1996)
ICD-10-Diagnose |
Berlin |
Mainz |
Depressive Episode |
6,1 |
11,2 |
Dysthymie |
0,5 |
0,9 |
Die überwiegende Mehrzahl der Patienten mit psychischen Erkrankungen (>
75 Prozent) wird vom Allgemeinarzt über Ursachen und den Umgang mit ihren
psychischen Beschwerden beraten. Daneben stehen für eine Untergruppe
psychischer Erkrankungen spezifische pharmakologische und
psychotherapeutische Therapiestrategien zur Verfügung (zum Beispiel für
depressive Erkrankungen und Angststörungen). Von diesen, erwiesenermaßen
wirksamen Behandlungsmethoden wird aber nur in einer Minderzahl der Fälle
Gebrauch gemacht: Beispiel für depressive Erkrankungen und
Angststörungen). Von diesen, erwiesenermaßen wirksamen Behandlungsmethoden
wird aber nur in einer Minderzahl der Fälle Gebrauch gemacht: Bei 11,4
Prozent (Berlin) und 10,5 Prozent (Mainz) der Patienten mit depressiven
Episoden (ICD10) werden Antidepressiva verordnet; bei 10,0 Prozent
(Berlin) beziehungsweise 10,5 Prozent (Mainz) der Patienten mit
Angststörungen werden Antidepressiva und bei 25,0 Prozent (Berlin)
beziehungsweise 15,9 Prozent (Mainz) dieser Patienten werden Sedativa
verordnet. Daneben erhalten in jedem der beiden Zentren, Mainz und Berlin,
deutlich weniger als 5 Prozent der Patienten mit depressiven oder
Angststörungen eine systematische Psychotherapie. Ergebnisse einer
bundesweiten Screeningstudie von Wittchen (Max Plank Institut für
Psychiatrie) in München) im Jahr 2000 (Depression 2000 Studie 14758
Patienten): 42,9% der Patienten mit einer Depression
werden von ihrem Allgemeinarzt oder Internisten nicht erkannt, 65%
der Hausärzte gaben an, die Depression selbst zu behandeln. 21,7% wurden
direkt zum Nervenarzt, Psychotherapeuten oder in eine psychotherapeutische
Behandlung überwiesen.
Antidepressiva verordneten 58,2% (TZA 31,9% und SSRI 39,3%), pflanzliche
Mittel 36,4%, Hypnotika/Sedativa 23,8% und Neuroleptika 4%.
Bei den Neueinstellungen überwogen SSRI, bei längerer
Krankheitsdauer TZA. Frauen und Patienten mit Depressionen in der
Vorgeschichte wurden am häufigsten richtig behandelt, bei jüngeren Männern
wurden auch schwere Störungen nicht diagnostiziert. Eine Untersuchung aus Großbritannien (1,3 Mio. Pat.) stellt
fest, dass die dortigen Allgemeinärzte TZA meist unterdosieren. SSRI
erhalten dort vor allem jüngere Patienten (weil besser informiert und
kritischer ?). Entgegen allen Richtlinien wurde bei 80% der Patienten in
dieser Studie die Medikation schon vor Ablauf von 3 Monaten beendet. Nach
einer anderen Studie leiden etwa 10% aller Patienten einer
durchschnittlichen Hausarztpraxis unter einer behandlungsbedürftigen
depressiven Störung, die Hälfte davon bleibt unerkannt und unbehandelt,
15% werden zwar erkannt, lehnen aber selbst eine Behandlung ab. Nur 30%
der depressiven Patienten werden damit behandelt, von diesen brechen die
Hälfte die Behandlung ab. A. Cicha, So leiten Sie Ihren Patienten ans
Ziel, Der Hausarzt - 19/03 - 53 Nach einer in der Zeitschrift
Lancet veröffentlichten Metaanalyse von 118 Studien in denen die
Diagnostische Zuverlässigkeit von vom Allgemeinarzt gestellten
Depressionsdiagnosen untersucht wurde bei 50 371
Studienpatienten bei
47,3% (95% CI 41-7% - 53-0%) korrekt eine Diagnose einer Depression
gestellt. Bei je 100 unselektierten Patienten, die vom
Allgemeinarzt nach diesen Studien gesehen wurden wurde bei 15 fälschlich
die Diagnose Depression gestellt bei 10 wurde die Depression übersehen,
bei weiteren 10 korrekt gestellt. Alex J Mitchell, Amol Vaze, Sanjay
Rao Clinical diagnosis of depression in primary care: a meta-analysis,
The Lancet 374, Issue 9690, 609-619
Über 60% aller Patienten,
bei denen eine psychische Krankheit diagnostiziert wurde, leiden
zusätzlich an einer oder zwei weiteren psychischen Erkrankungen. Speziell
für die schwere Depression ist davon auszugehen, dass in ca. 18% der Fälle
zusätzlich Persönlichkeitsstörungen und in 60-75% zusätzlich Sucht- und
Angsterkrankungen auftreten. Darüber hinaus wird häufig übersehen, dass
auch Patienten mit psychosomatischen oder chronischen körperlichen
Erkrankungen in über 10% der Fälle zusätzlich an einer Depression leiden.
Bei ca. 15% der internistischen und chirurgischen Patienten liegt eine
aktuelle depressive Störung vor, bei neurologischen Patienten sogar bei
ca. 30-35%. Körperliche Erkrankungen können
Depressionen auslösen, umgekehrt gehören körperliche Beschwerden
regelmäßig zu den Symptomen einer Depression und Depressionen stellen
einen Risikofaktor für viele körperliche Erkrankungen dar. So
stellen Depressionen einen unabhängigen Risikofaktor für die langfristige
Entwicklung von Bluthochdruck wie Herzinfarkten dar. (siehe Kapitel
Depression und Herzkreislauf-
Erkrankungen)
Prävalenz schwerer
Psychiatrischer Störungen in der Primärversorgung |
Goldberg
DP, Lecrubier Y (1995). Form and frequency of mental disorders
across centres. In: Üstün TB, Sartorius N, eds. Mental illness in
general health care: an international study. Chichester, John
Wiley & Sons on behalf of WHO: 323–334. |
Städte |
Derzeit eine Depression |
Generalisierte
Angststörung |
Alkohol- Abhängigkeit |
Alle Psychiatrischen
Erkrankungen nach CIDI |
|
(%) |
(%) |
(%) |
(%) |
Ankara,
Türkei |
11.6 |
0.9 |
1.0 |
16.4 |
Athen,
Griechenland |
6.4 |
14.9 |
1.0 |
19.2 |
Bangalore,
Indien |
9.1 |
8.5 |
1.4 |
22.4 |
Berlin, |
6.1 |
9.0 |
5.3 |
18.3 |
Groningen,
Niederlande |
15.9 |
6.4 |
3.4 |
23.9 |
Ibadan,
Nigeria |
4.2 |
2.9 |
0.4 |
9.5 |
Mainz, |
11.2 |
7.9 |
7.2 |
23.6 |
Manchester,
UK |
16.9 |
7.1 |
2.2 |
24.8 |
Nagasaki,
Japan |
2.6 |
5.0 |
3.7 |
9.4 |
Paris, |
13.7 |
11.9 |
4.3 |
26.3 |
Rio de
Janeiro, |
15.8 |
22.6 |
4.1 |
35.5 |
Santiago,
Chile |
29.5 |
18.7 |
2.5 |
52.5 |
Seattle, USA |
6.3 |
2.1 |
1.5 |
11.9 |
Shanghai,
China |
4.0 |
1.9 |
1.1 |
7.3 |
Verona,
Italien |
4.7 |
3.7 |
0.5 |
9.8 |
Gesamt |
10.4 |
7.9 |
2.7 |
24.0 |
CIDI: Composite International Diagnostic Interview. |
Die führenden
Ursachen für Jahre die man mit einer Behinderung lebt (beide
Geschlechter, alle Altersgruppen)
(Leading causes of years of life lived
with disability (YLDs), in all ages , by sex, estimates for 2000,
The World Health Report 2001, WHO) |
% vom gesamten |
|
|
1
Unipolare depressive Störungen |
11.9 |
2 Schwerhörigkeit mit
Beginn bei Erwachsenen |
4.6 |
3 Eisenmangel Anämie |
4.5 |
4 Chronisch obstruktive
Lungenerkrankung |
3.3 |
5
Alkohol induzierte Erkrankungen |
3.1 |
6 Osteoarthritis |
3.0 |
7
Schizophrenie |
2.8 |
8 Stürze |
2.8 |
9
Bipolare affektive Störungen |
2.5 |
10 Asthma |
2.1 |
11 angeborene
Behinderungen |
2.1 |
12 Bei
Geburtskomplikationen und in den ersten Lebenstagen erworbene
Behinderungen |
2.0 |
13
Alzheimer'sche und andere Demenzen |
2.0 |
14 Katarakt (grauer
Star) |
1.9 |
15 Verkehrsunfälle |
1.8 |
16 Mangelernährung |
1.7 |
17 Cerebrovaskuläre
Erkrankungen (Schlaganfälle) |
1.7 |
18 HIV/AIDS |
1.5 |
19 Migräne |
1.4 |
20 Diabetes mellitus |
1.4 |

 |
|
|
Leitlinien der Fachgesellschaften:
Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und
Nervenheilkunde (DGPPN
Affektive
Erkrankungen
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
Psychotherapie
Manische und bipolare affektive Störungen (F30, F31)
Depressive Episoden
und rezidivierende depressive Störungen (F32, F33)
Anhaltende affektive
Störungen (F34)
Britisch
G. M. Goodwin, for the Consensus Group of the
British Association for Psychopharmacology
Evidence-based guidelines for treating bipolar disorder ... recommendations
from the British Association for Psychopharmacology Journal of
Psychopharmacology 17(2) (2003) 149–173
NICE
clinical guideline on depression
National Clinical Practice Guideline Number 23
I. M. Anderson1, D. J. Nutt2 and J. F. W.
Deakin1, on behalf of the Consensus Meeting and endorsed by the British
Association for Psychopharmacology,
Evidence-based
guidelines for treating depressive disorders with antidepressants: a
revision of the 1993 British Association for Psychopharmacology guidelines
Journal of Psychopharmacology 14(1) (2000) 3–20 html Version unter
http://www.bap.org.uk/consensus/antidepressants.html
Bitte beachten Sie, diese Webseite ersetzt keine medizinische Diagnosestellung
oder Behandlung. Es wird hier versucht einen Überblick über den
derzeitigen Stand der medizinischen Forschung auch für interessierte Laien
zu geben, dies ist nicht immer aktuell möglich. Es ist auch nicht möglich, dass
ein Arzt immer auf dem aktuellsten Stand der medizinischen Forschung in allen
Bereichen seines Faches ist. Es ist immer möglich, dass die medizinische
Forschung hier noch als wirksam und ungefährlich dargestellte
Behandlungsmaßnahmen inzwischen als gefährlich oder unwirksam erwiesen hat.
Lesen Sie bei Medikamenten immer den Beipackzettel und fragen Sie bei
Unklarheiten Ihren behandelnden Arzt. Medikamentöse Behandlungen auch mit
freiverkäuflichen Medikamenten bedürfen ärztlicher Aufsicht und Anleitung. Dies
gilt auch für alle anderen Behandlungsverfahren. Die hier angebotenen
Informationen können nicht immer für jeden verständlich sein. Um Mitteilung wo
dies nicht der Fall ist bin ich dankbar. Fragen Sie hierzu immer Ihren
behandelnden Arzt. Dieser weiß in der Regel über die hier dargestellten
Sachverhalte gut Bescheid und kann Ihren individuellen Fall und Ihre Beschwerden
besser einordnen- was für einen bestimmten Patienten nützlich ist, kann einem
anderen schaden. Selbstverständlich gibt es zu den meisten Themen
unterschiedliche Auffassungen. Soweit möglich wird hier dargestellt woher die
Informationen stammen. In den meisten Fällen mit einem entsprechenden Link (da
diese oft ohne Ankündigung geändert werden, sind diese leider nicht immer
aktuell zu halten).. Leider ist die zitierte Literatur nicht immer kostenfrei
zugänglich. Die Beschränkung auf kostenfrei zugängliche Literatur würde manches
sehr oberflächlich lassen. In der Regel versuche ich mich in der Darstellung an
deutschen oder internationalen Leitlinien der Fachgesellschaften und
Metaanalysen der Literatur zu orientieren. Auch dies ist nicht überall möglich.
Zum einen gibt es nicht überall solche Leitlinien, zum anderen werden diese mir
nicht immer sofort bekannt. Manche Leitlinien sind lange nicht aktualisiert
worden und von neuerer Literatur überholt, bzw, ergänzungsbedürftig. Wenn
möglich sind im Text Links zu solchen Leitlinien eingebaut. Auch Leitlinien sind
nur Orientierungen, sie schließen nicht aus, dass generell oder im Einzelfall
Fehler enthalten sind oder diese im Einzelfall nicht anwendbar sind. Ziel der
Darstellung ist hier definitiv nicht, mich als Experten für irgendeines der in
der Homepage dargestellten Krankheitsbilder auszuweisen. Ich gehe davon aus,
dass alle vergleichbaren Fachärzte für Neurologie, Psychotherapeutische Medizin
und Psychiatrie ihre Patienten sorgfältig und genau so gut wie ich behandeln.
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sie Kollege sind, sowie die Fachbezeichnung. Anonyme Mitteilungen sind in der
Regel nicht willkommen. Karl C. Mayer
Literatur
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Allgemeinpraxis Ergebnisse und Schlussfolgerungen einer WHO Studie Deutsches
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Depressive Disorder: Results From the National Comorbidity Survey Replication
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2003;289:3095-3105.ABSTRACT
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