Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse

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Hirnnerven  I II III IV V  VI  VII  VIII IX X XI XII

Hören - wie aus kleinen Luftdruckschwankungen Worte oder Musik werden.

Vereinfacht könnte man sagen das Ohr (äußeres Ohr, Mittelohr und Innenohr) ist ein komplexes Organ mit dem kleine Luftdruckschwankungen (Schallwellen) in zunächst neurochemische und dann elektrische Nervenimpulse umgewandelt werden. Die Verarbeitung dieser Impulse und damit das eigentliche Hören findet im Gehirn statt.

Für viele Lebewesen, ist Hören die wichtigste Orientierungsfunktion. Hören gehört auch bei den Menschen zu den elementaren und in der Entwicklung lebenswichtigen Sinnesfunktionen, das Schreien eines Babys, ist eine der wenigen und die wichtigste Signalmeldung, die dieser Säugling hat, um mitzuteilen, dass es ein Bedürfnis hat. Inzwischen ist allgemein anerkannt, dass Säuglinge bereits im Mutterleib hören, sie bevorzugen nach der Geburt die Stimme ihrer Mutter und auch den Klang der Muttersprache gegenüber den Klängen anderer Sprachen. Auch für Erwachsene behält das Hören eine Warnfunktion. Gefährliche Maschinen dürfen von schwerhörigen nur dann bedient werden, wenn hierfür entsprechende Lichtwarnungen angebracht wurden. Auch im Straßenverkehr nehmen wir viele Bedrohungen mit dem Gehör schneller wahr, als durch andere Sinne. Sirenen nutzen die Alarmfunktion schriller Geräusche. Bei vorgestellter oder tatsächlicher Gefahr hören wir besonders aufmerksam, ebenso wie beim Sehen besteht dann die größere Aussicht tatsächlich eine Gefahr wahrzunehmen, aber auch eine höhere Gefahr illusionären Verkennungen zu erliegen. Das Hören ist aber auch für soziale Situationen immens wichtig, wenn Schwerhörige nicht verstehen, was andere sprechen, fühlen sie sich schnell ausgeschlossen, manchmal kann sogar eine Neigung entstehen, in illusionären Verkennungen den misstrauisch anzunehmen, die anderen würden schlecht über einen sprechen. Was wir sehen ist oft erst dann richtig zu interpretieren, wenn wir gleichzeitig wissen was dazu gesprochen wird. Visuelle und auditive Botschaften im Kontakt können sich widersprechen und zusammen einen völlig anderen Sinn ergeben, als wenn man nur eine dieser Wahrnehmungen zur Verfügung hat. Daneben hat das Hören von Musik einen seit jeher wichtigen sozialen wie individuellen Wert in der Beruhigung und im Zusammengehörigkeitsgefühl von Menschen.

Von der Druckschwankung der Luftmoleküle bis zum Hören von Musik oder Sprache ist es aber ein komplizierter Weg, der bisher nur teilweise erforscht ist.. Die Frequenz eines Tones wird in Hertz angegeben, gemeint sind damit Schwingungen (Druckschwankungen) der Luft. Reine Töne hören wir allerdings selten. Menschen hören Schwingungen zwischen 20 und 20000 Hertz (Hz). Je höher die Frequenz um so höher der Ton. Wir hören dabei nicht alle Frequenzen gleich gut. Die Hörschwellenkurve ist U-förmig. Am geringsten ist die Hörschwelle bei Frequenzen zwischen 2000 und 4000 Hz, dort liegt auch ein großer Teil der Sprachwahrnehmung (350-3000Hz). Wenn wir leise Musik hören, hören wir deshalb die niedrigeren und höheren Töne kaum, diese können deshalb durch den "Loudnesschalter" an der Stereoanlage verstärkt werden, damit wir wirklich das ganze Tonspektrum auch bei leiser Musik hören. Das was wir als Ton bezeichnen bezieht sich üblicherweise auf komplexe Töne, diese setzen sich aus mehreren Tönen zusammen. Verschiedene Tierarten hören unterschiedliche Frequenzen, von der Hundepfeife wissen alle, dass Hunde höhere Frequenzen hören können als wir Menschen, Tauben oder Elephanten können auch wesentlich tiefere Frequenzen hören. Die Schallgeschwindigkeit in der Luft beträgt 340m/s im Wasser 1500m/s. Die Lautstäke entspricht der Amplitude der Sinuskurve des Tones. Die Lautstärke wird in Dezibel (dB) angegeben, die absoluten Lautstärkenunterschiede, die wir hören können von der Hörschwelle bis zu sehr lauten Geräuschen  variiert um den Faktor 1:1000 000. Dezibel wird deshalb verwendet, um die Skala der Lautstärke übersichtlicher zu machen. Die Hörschwelle wird dabei mit 0 angenommen, ein normales Gespräch etwa bei 60 dB, lauter Straßenlärm bei 80 dB.   Die Ortsbestimmung des Schalls erfolgt durch Auswertung des zeitlichen Unterschiedes mit dem die Schallwellen auf das linke und rechte Ohr treffen.  

Der Gehörgang, schützt das Mittelohr von Verletzungen und Temperaturschwankungen. Im Gehörgang werden durch Resonanz Töne mit einer Frequenz zwischen 2000 und 4000 Hz verstärkt. (ein Bereich der auch für die Sprachwahrnehmung  besonders bedeutsam ist).Im Mittelohr werden die Schwingungen des Trommelfells über die Gehörknöchelchen an das Innenohr übertragen. Bei diesem Vorgang werden die Schallwellen um den Faktor 20-100 verstärkt. Dies ist notwendig, da die zähe Flüssigkeit des Innnenohres auch wesentlich schwerer in Schwingung zu versetzen ist als Luft, ohne den Verstärkereffekt der Gehörknöchelchen würden nur 3% der Schwingungen weitergeleitet. Im Mittelohr befinden sich auch kleine Muskeln, die bei sehr lauten Geräuschen zum Schutz die Bewegungen der Gehörknöchelchen dämpfen. Das Innenohr besteht aus der schneckenförmig gedrehten Cochlea. Dieser spiralförmig gewundene Schlauch mit Durchmesser von 2mm und Länge von 35 mm ist quasi in 3 parallel verlaufende Kammern (scala vestibuli, scala tympani und scala media) unterteilt.  Auf der Basalmembran zwischen der scala tympani und der scala media sitzt das eingentliche Hörorgan, das Cortische Organ. Dieses enthält die äußeren (12000) und inneren (3500)Haarzellen. Haarzellen werden diese Zellen genannt, weil sie an ihren Enden haarförmige Zilien enthalten. Diese Zilien sind Sinneshäarchen, werden sie in Schwingungen versetzt, schütten sie einen Neurotransmitter aus, hierdurch werden Nervenimpulse ausgelöst, die zum Hörnerv weitergegeben werden und von dort dann zum Gehirn weitergeleitet werden. Bereits eine Bewegung dieser Sinneshäarchen um 100 Picometer kann einen Nervenimpuls auslösen. 95% der Hörnervenfasern erhalten ihre Impulse von den inneren Haarzellen, jede dieser inneren Haarzellen ist mit 8-30 Nervenfasern verbunden (hierdurch wird die Tonhöhenunterscheidung ermöglicht). Mehrere äußere Haarzellen konvergieren dagegen auf eine Hörnervenzelle, (hierdurch können Schallsignale geringer Intensität wahrgenommen werden).

Entscheidend für den Hörimpuls sind die Schwingungen der Basalmembran. Im Verlauf dieser Basalmembran sind die verschiedenen Haarzellen an bestimmten Orten für bestimmte Frequenzen besonders empfindlich. Je näher am Steigbügel (und damit am Mittelohr) um so höher die Frequenz auf die die speziellen Haarzellen spezialisiert sind. An der Spitze der Schnecke sind die niedrigen Frequenzen lokalisiert. Bei Auftreffen der Schallschwingungen auf das ovale Fenster über den Steigbügel wird die Basalmembran selbst in eine Schwingung versetzt, die sich in Form einer Wanderwelle auf dieser ausbreiten. Da die Basalmembran zur Spitze hin steifer und schmäler wird, hat diese Wanderwelle je nach Frequenz der Schallwellen an unterschiedlichen Punkten der Basalmembran ihren Gipfel. Der Grad der Auslenkung der Haarzellen hängt von der Amplitude der Schwingungen der Basalmembran ab. Die jeweiligen Haarzellen sind je nach Ort auf der Basalmembran zusätzlich besonders auf bestimmte Frequenzen der Schwingungen eingestellt. Stärkere Schwingungen der Basalmembran an einem bestimmten einer Schallfrequenz zugeordneten Punkt führen zu entsprechend vermehrten Bewegungen der Zilien dort, damit zu vermehrter Ausschüttung von Neurotransmittern, und letztlich damit zu mehr Impulsen der zugehörigen Hörnervenzellen. Bei den niedrigen Frequenzen bis 1000 Hz erfolgt die Signalisierung nicht nur über den Ort der überwiegend angesprochenen Hörzellen, sondern auch über eine elektrische Signalisierung der erregten Nervenfasern proportional und zeitlich gebunden an die Phasen der Sinuswellen des Schalls (Phasenkoppelung). Bei sehr lauten Tönen erreichen die Signale der zuständigen Haarzellen und damit auch der Hörnervenfasern ein Maximum, das sie halten, zusätzlich fangen andere Haazellen an anderen Stellen der Basalmembran an mitzuschwingen, hierdurch ist eine Signalisierung der Lautstärke möglich. Die Haarzellen werden ständig von der Spitze zur Basis hin erneuert, so dass innerhalb von etwa zwei Tagen ein vollständig neues Härchen entsteht. Hörschäden, die durch starken Lärm entstanden sind, klingen häufig innerhalb von etwa zwei Tagen wieder ab. Das entspricht der Zeit, in der die Stereocilien erneuert werden (,,Nature", Bd. 418, 5. 837).

 

 Der Hörnerv zieht zunächst in den Nucleus cochlearis (Hörnervenkern im Hirnstamm), von dort ziehen die Fasern zur oberen Olive, von dort zu den Collikuli inferiores, und über das Corpus geniculatum mediale zum medialen Thalamus, von dort in die primäre Hörrinde im Temporallappen. Dabei sind die ensprechendenen Kerngebiete der beiden Seiten miteinander verbunden, zusätzlich laufen Rückkoppelungsfasern von der Hörrinde zurück zum Hörnerven und zur Cochlea. Die Hörrinde enthält genauso wie die Sehrinde Nervenzellen, die auf bestimmte komplexe Schallsignale ansprechen, zumindest bei bestimmten Tieren gibt es Neurone, die darauf spezialisiert sind Geräuschquellen von bestimmten Orten zu lokalisieren, aber auch für bestimmte Geräuschqualitäten gibt es spezielle Neurone, die darauf ansprechen. Vermutlich ist diese Spezialisierung teilweise angeboren, und zum Teil auch gelernt oder erworben. Umgekehrt werden komplexe Töne im Ohr zunächst in ihre Einzelfrequenzen zerlegt, die so gewonnenen Informationen müssen auf höherer Ebene wieder zusammengesetzt werden um zu einer wirklichen Tonwahrnehmung zu kommen.

Die sekundären Hörzentren sind teilweise seitengetrennt, Sprache wird in der dominanten Hemisphäre (meist links) verarbeitet, Töne und Musik mehr in der nicht dominanten Hemisphäre (Hirnhälfte). Sprache die auf dem rechten Ohr gehört wird und damit bevorzugt zur linken Hirnhälfte geleitet wird, wird etwas besser verstanden, für Musik gilt entsprechend das umgekehrte. Da aber im Hörsystem auf jeder Ebene Verbindungen zur Gegenseite bestehen, verstehen wir Sprache selbstverständlich auch mit dem linken Ohr und können Musik auch mit dem rechten Ohr genießen.

Jeder Mensch hat eine eigene Sprechweise, eine hellere oder dunklere Stimme, langsam oder schnell, deutlich oder weniger deutlich, mit Verschlucken von vielen Silben oder korrekt ausgesprochen, mit unterschiedlichem Akzent oder Dialekt, dennoch verstehen wir die meisten Menschen, die unsere Sprache sprechen, ohne Probleme. Bei normaler Sprechgeschwindigkeit müssen bereits 12-14 Sprachsignale verarbeitet werden. Auch die 4-fache Geschwindigkeit bereitet uns noch keine Probleme. Wir verstehen Sprache meist auch noch dann, wenn in erheblichem Umfang Hintergrundgeräusche vorhanden sind. Hierfür ist offensichtlich eine komplizierte Verarbeitung in unserem Gehirn erforderlich, die bisher nicht vollständig aufgeklärt ist. Das Erlernen des Sprachverständnisses geht mit dem Sprechenlernen parallel und ist damit verknüpft.  Bei der Sprachwahrnehmung ist das Vorwissen und der Kontext sehr bedeutsam. Spracherkennung basiert zu wesentlichen Teilen auf der Hörerfahrung und damit auf internen und externen Erwartungswahrscheinlichkeiten. Stimmerzeugung, -wahrnehmung und -steuerung bilden einen natürlichen, sich gegenseitig beeinflussenden Regelkreis. Ist eine dieser Funktionen gestört, so wirkt sich dies auch auf die beiden anderen aus. Wörter und Sätze werden auch wesentlich besser verstanden, wenn sie von der Semantik und der Syntax her korrekt sind. Ob und wie weit es spezifische Mechanismen der Sprachverabeitung im Gehirn gibt, ist weiter an vielen Details strittig. Unsere Präferenzen dahingehend, welche Klänge wir bevorzugen werden teilweise sehr früh in der Entwicklung geprägt, sind aber auch zum Teil genetisch bedingt. Experimentell ist es möglich diese Präferenzen per Transplantation bei Vögeln sogar von einer Spezies zur anderen zu übertragen. Kevin D. Long, Grace Kennedy, and Evan Balaban Transferring an inborn auditory perceptual predisposition with interspecies brain transplants, PNAS 2001 98: 5862-5867; [Abstract] [Full Text] [PDF]  

 
Der VIII. Hirnnerv (N. vestibulocochlearis, N. acusticus)  Gehör- und Gleichgewichtsnerv. vermittelt die auditorischen und vestibulären Eingänge,   Doppelnerv, bestehend aus Hörnerv (Nervus acusticus) und Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis). Schädigung oder Erkrankung des Nervus acusticus: Hörsturz (plötzliche Gehörlosigkeit) oder allmählich zunehmende Hörminderung aus verschiedenen Gründen. Schädigung oder Erkrankung des Nervus vestibularis (Nervus stato . . .): Drehschwindel, Nystagmus . Fallneigung zur Seite der Schädigung (akute Phase). siehe auch unter Nystamus.

Hören:Physikalische Grundlagen : Schalldruck L = 20*log (Peff / PBezugsschalldruck ) PBezugsscahlldruck ist immer 2*10-5 N/m2, 10 dyn/cm2 = 1 N/m2 Eine Oktave bedeutet Frequenzverdoppelung Bei einer Frequenz von 1000Hz entspricht die dB - Skala der Phon-Skala (Definition). Sonst stellt die dB Skala den absoluten Schalldruck, dir Phon-Skala den empfundenen Schalldruck wieder. Eine Isophone ist eine Kurve gleicher subjektiv empfundener Lautstärke bei verschiedenen Frequenzen. Untere Hörschwelle : Der Schalldruck bei dem ein Ton einer bestimmten Frequenz gerade noch wahrgenommen werden kann. Physiologische Daten : Frequenzbereich des Sprechens : 100-5000Hz (15-55 Phon) Schmerzgrenze : 120dB, Frequenzgang des jungen Menschen : 16-20000Hz (entspricht ca. 10 Oktaven), Frequenzgang des alten Menschen : 16-13000Hz, Sensibelste Frequenz : ca. 3500Hz (= Resonanzfrequenz), Spannungen gegen die Masse : Perilymphe 0mV, Endolymphe +85mV (viele K+-Ionen), Haarzellen Intrazellulär -70mV, Erregung : Abbiegung des "Haare", Öffnung von Ca/K Kanalproteinen,

Anatomie : Schwingung=>Trommelfell=>Gehörknöchelchen=>Innenohr=>Haarzellen im cortisches Organ=> zentrale Verarbeitung:Spiralganglion= > ventraler + dorsaler Cochlearis Kern => mediale und laterale Olive => Trapezkörper => lateraler Schleifenkern (Nucleus leminisci laterale) => unterer Vierhügel (Colliculus inferior) => Corpus geniculatum mediale => primäre Hörrinde ( Area A41 = Herschl´sche Querwindung)=>akustische Assoziationsfelder,

Audiometrie Hier wird der Patient mit bei Luft und Knochenleitung beider Ohren getestet (nacheinander). Er wird z.B. bei jeweils 10 Frequenzen auf seine untere Hörschwelle untersucht. Dabei zeichnet der Audiograph jeweils den absoluten unteren Schwellenwert in dB der Frequenz auf einem Papier ein, bei dem 0dB dem normalen unteren Schwellenwert entsprechen. Jedes dB darüber geht mit einem Hörverlust einher der in einer Prozentskala auch dem Papier gleich abzulesen ist. Beim normal hörenden ist die Luft-Schalleitung besser als die Knochenschalleitung. Die Schwelle ist also bei der Luftleitung niedriger.

Versuch nach Rinne Er dient der Feststellung ob die Luft-Schalleitung noch intakt ist. Dazu wird eine Stimmgabel auf dem Mastoid angesetzt. Ist der Ton nicht mehr hörbar, so wird die Stimmgabel ans Ohr gesetzt. Normal wird der Ton dann wieder gehört. Ist dies nicht der Fall ist der Luftleitungsweg gestört.

Versuch nach Weber Die Stimmgabel wird auf der Mitte des Schädels aufgesetzt. Normalerweise muß der Ton auf beiden Ohren gleich laut empfunden werden. Ist dies nicht der Fall, wird der Schall bei einem Mittelohrschaden auf die kranke Seite (da weniger Schall nach außen verloren geht), bei einem Innenohrschaden auf die gesunde Seite "lateralisiert".

     normal   Innenohr- schwerhörigkeit Mittelohr- schwerhörigkeit
Knochenleitung normal verkürzt verlängert
RINNE Versuch positiv positiv negativ
WEBER Versuch keine Lateralisation zur gesunden Seite zur kranken Seite
obere Tongrenze c5 = 4096 Hz c3 = 1024 Hz c5 = 4096 Hz
untere Tongrenze 16 Hz 16 Hz 64 Hz

Räumliches Hören (binaurales hören) Hier macht sich das Gehirn die Zeitverzögerung zunutze mit dem der Schall erst das eine und dann das andere Ohr erreicht (und mit verschiedenem Schalldruck). Zeitunterschiede bis weit unter 1ms können noch registriert werden. Mögliche Formen : Intensitätsstereophonie : durch verschiedene Intensitäten auf beiden Ohren werden virtuelle Schallquellen im Raum vorgetäuscht. Laufzeitstereophonie : durch geringe Unterschiede in der Abfolge der Geräusche wird dem ZNS eine virtuelle Schallquelle im Raum suggeriert. "trading" : Mischung aus beidem, verantwortlich für binaurales Hören sind Strukturen ab dem Olivenkomplex (med. + lat.),

Sprachverständlichkeit Das Frequenzband der normalen Sprache liegt zwischen 100Hz-5000Hz. Die Schalldruck zwischen 10 und 50 Phon. Alle Laute haben Obertöne, die z.T. sehr hohe Frequenzen aufweisen (z.B. Zischlaute). Sinkt z.B. bei einer Presbyakusis (Altersschwerhörigkeit) die Hörfähigkeit für höhere Frequenzen, so fehlen diese bei dem Prozeß der Spracherkennung und somit treten Spracherkennungsstörungen auf. 

 

 

Eine interessante Besonderheit ist der Hustenreflex der von einer Reizung des Gehörgangs ausgeht. Viele Menschen haben diesen bereits an sich selbst beim Putzen der Ohren bemerkt. Wenn nicht daran gedacht wird, kann Husten der von einer Reizung des Gehörgangs durch simples Ohrenschmalz oder Fremdkörper ausgeht, Anlass zu Fehldiagnosen sein- im Zweifel auch den HNO- Arzt reinschauen lassen. Die selbe Reizung des Gehörganges kann sogar zu Erbrechen und Synkopen führen. Nicht immer sind hinweisende Beschwerden an den Ohren vorhanden. 

Hörsturz:

= meist einseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit ohne erkennbare körperliche Ursache (Hochton-/Tieftonverlust,pankochleärer Hörverlust bis hin zur Ertaubung). Symptome: akute (meist) einseitige Hörminderung; weitere Symptome z. B. Ohrensausen (Tinnitus), Druckgefühl oder Gefühlsstörungen im Ohrbereich. Sonderform:"Hörsturz mit vestibulärer Beteiligung"- zusätzliche Schwindelsymptomatik. Alleiniger Tinnitus oder Schwindel wird nicht als Hörsturz bezeichnet.

Ursachen: - bisher nur Vermutungen:

  •  Mikrozirkulationsstörung des Innenohres (thrombotischer oder embolischer Gefäßverschluss,Gefäßspasmus, (Mikro-) Blutung im Bereich der A. labyrinthi oder A. cochlearis insgesamt nach Datenlage sehr unwahrscheinlich.
  • Neurotrope Viren (Mumps-,Herpes-zoster-,Masern-, Influenza oder Adenoviren) mögliche Ursachen- bisher aber keine daraus resultierende Behandlungserfolge

  • unspezifische Autoimmunprozesse

  • zervikogene Hörstörung: Fehlstellung/ Fehlbelastung im Kopfgelenksbereich (Okziput/C1, C1/C2 und C2/C3) insgesamt nach Datenlage sehr unwahrscheinlich und spekulativ.

Differentialdiagnose

Spontanperforation des runden Fensters, Kleinhirnbrückenwinkel-Tumoren, .Encephalitis disseminata, psychogene Hörstörung, pharmakogene Ursachen (ototoxische Substanzen: z. B. Schleifendiuretika, Aminoglykoside)

Behandlung

Die derzeit von der Deutschen HNO-Gesellschaft empfohlene Standard-Infusionstherapie ist  in ihrer Wirkung umstritten. Mehrere Doppelblind- Studien zeigen keinen signifikanten Unterschied im Behandlungsergebnis zwischen plazebotherapierten Patienten (NaCl-Infusionen plus Plazebotablette) und solchen Patienten feststellen, die niedermolekulares Dextran in Kombination mit Pentoxifyllin, niedermolekulares Dextran in Kombination mit Procain oder Hxdroxyethylstärke in Verbindung mit Pentoxifyllin oder Pentoxifyllin und Naftidrofuryl erhalten hatten. Die Spontanheilungsrate liegt bei 70-90%. In  Übersichtsarbeiten Lamm et al. 1998  und Biesinger E, et al 1998 wird davon ausgegangen, dass sämtliche derzeit zum Einsatz kommenden Medikamentenkombinationen der Infusionstherapie (mit Ausnahme des Einsatzes von Steroiden) nicht wirksamer sind als eine reine Plazebotherapie.  Allenfalls für Kortisonbehandlungen gibt es Hinweise auf Wirksamkeit. Stressreduktion im Akutfall  erscheint gerechtfertigt. Alternative Heilverfahren dürften angesichts der Plazeboheilungsrate ebenso erfolgreich sein wie nebenwirkungsträchtigere Infusionsbehandlungen.

Schwerhörigkeit

Eine Schalleitungsstörung (Mittelohrschwerhörigkeit) wird von der Schallempfindungsstörung (Innenohrschwerhörigkeit) mit Hilfe der Stimmgabeltestung (Rinne und Weber) unterschieden. Rinne- Test = Die Stimmgabel wird zunächst vor das Ohr gehalten, dann wird die Stimmgabel auf dem Warzenfortsatz aufgesetzt. Weber- Test Aufsetzen der Stimmgabel in oben auf dem Schädel.

 

Rinne-Test auf dem schwerhörigen Ohr

Weber-Test

Schallleitungsstörung

Knochenleitung > Luftleitung

(Rinne negativ)

Lateralisation ins kranke Ohr

Schallempfindungsstörung

Luftleitung > Knochenleitung

(Rinne positiv)

Lateralisation ins gesunde Ohr

 

Nicht selten werden lange banale Ursachen übersehen und nicht behandelt. Der Ohrschmalzpfropf, der beim Putzen immer tiefer geschoben wird und den Gehörgang verstopft, ist eine nicht seltene und vom HNO- Arzt einfach behebbare Ursache einer Schwerhörigkeit im äußeren Ohr. Es können aber auch gravierende Erkrankungen die Ursache einer Schwerhörigektie sein, Tumore des Hörnerven oder  Multiple Sklerose gehören zu den letzteren an die im Zweifel auch gedacht werden muss. Schwerhörigkeit wird in Schwergrade eingeteilt: geringgradige Schwerhörigkeit: Hörverlust 20- 40% mittelgradig: 40-60 %, hochgradig: 60-80 %. Rund 15 Prozent der Gesamt- Bevölkerung sind schwerhörig. 18 % der Menschheit zwischen 65 und 74 Jahren und 35 % der über 75jährigen leiden unter Schwerhörigkeit. Bereits 0,1 - 0,5 % der Säuglinge und Kleinkinder sind hochgradig schwerhörig, etwa 1,7 % von diesen hören schlecht. Bei jungen Menschen ist häufig eine Komplikation von Kinderkrankheiten ursächlich, sie können je nach Ursachen zu Innenohr oder Mittelohrschäden führen. Mittelohrerkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen der Schwerhörigkeit bei Kindern. Auch Sauerstoffmangel während der Geburt kann Schwerhörigkeit verursachen, durch eine Schädigung im Gehirn oder Innenohr. Bestimmte Medikamente können ebenfalls auslösend für eine Innenohrschwerhörigkeit sein. Im Alter lässt das Hörvermögen nach, dies betrifft in den lärmbelasteten Industrienationen wesentlich mehr Menschen als in ruhigeren Regionen der Erde. 90 % der Schwerhörigkeit ist auf Alterschwerhörigkeit zurückzuführen. Mehr als 85 Dezibel über eine längere Zeit oder 140 dB für kurze Zeit rufen bleibende Schäden hervor. Schall ist ab 120 dB per Definition akut schmerzhaft, am Arbeitsplatz dürfen 70 dB nicht überschritten werden. Laute Musik (ein Live-Konzert mit Rockmusik kann etwa 110 dB erreichen),  überlaute Knallgeräusche oder berufliche Lärmschädigung ohne Hörschutz kann zu einem frühzeitigen Hörschaden führen. Anfangs sind dabei meist die höheren Frequenzen betroffen, später auch die mittlern und tiefen Frequenzen. Besonders in lauter Umgebung wird das Sprachverständnis dann schlecht. Gespräche werden vor allem, wenn mehrere Menschen am Tisch sitzen schwierig. Eine laute Umgebung wird oft als unangenehm empfunden. Depressive Verstimmung, Misstrauen und Ängste sind oft Folge der daraus entstehenden Isolierung.  Otoskelerose wird eine Art Verkalkung der Gehörknöchelchen genannt, für die es eine Veranlagung gibt. Dabei kann der Steigbügel unbeweglich werden und damit die Schallwellen nicht mehr an das Innenohr weitergeben. Behandlung ist in der Regel eine Entfernung des Steigbügels und Ersatz durch eine Prothese. Eine Versorgung mit Hörgeräten wird im allgemeinen bei einem mittleren Hörverlust von 35 dB vorgenommen. Nach Untersuchungen ist nur ein Viertel bis ein Fünftel der Schwerhörigen mit einem Hörgerät versorgt, manche Statistiken gehen sogar von noch geringeren Zahlen aus. Von denen, die ein Hörgerät haben benutzen es nur etwa mehr als 40% überhaupt. Grund sind Bedienungs- und Anpassungsschwierigkeiten, die an sich durch Beratung und Schulung behebbar sind. Die Meisten Hörgeräte sind auf die Mittelohrschwerhörigkeit (Schalleitungsschwerhörigkeit) ausgerichtet. Neben der Verordnung durch den HNO- Arzt ist meist eine ausführliche Beratung durch den Hörgeräte-Akustiker erforderlich, damit das richtige Gerät für den Betroffenen gewählt wird und dieses auch richtig bedient werden kann. Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit liegt die Störung meist im Bereich des Innenohres, hier ist manchmal eine operative Versorgung mit einem Cochleaimplantat möglich. Es handelt sich dabei um ein Gerät, das die Schallwellen in elektrische Impulse umwandelt, die vom Hörnerven weitergeleitet werden können. Beim Cochlea Implant handelt es sich also um eine Art elektronische Hörprothese, die die Funktion des ausgefallenen Innenohres übernimmt. Es wird bei der Operation in der HNO-Klinik ein Elektrodendraht in die Hörschnecke (Cochlea) des Ohres eingesetzt. Der Sprachprozessor mit Mikrophon und Sendespule zur drahtlosen Übermittlung der elektronisch aufgearbeiteten Sprache an das Implantat wird vom CI-Träger am Kopf (Sendespule und Mikrophon) bzw. am Hosenbund (Sprachprozessor) getragen. Die besten Aussichten dass durch ein Cochlea Implant  eine Verbesserung des Hörvermögens erreicht werden kann, haben Menschen, die kurze Zeit nach dem eingetretenen Innenohrhörverlust behandelt werden. Zum späteren Zeitpunkt oder wenn beim Erwachsenen der Schaden von Geburt an besteht, sind die Erfolgsaussichten schlechter, weil das Gehirn die Fähigkeit für die differenziertere Verarbeitung der Wahrnehmung nicht gelernt oder völlig verlernt hat. Bei Kindern sit etwa ab der Vollendung des ersten Lebensjahres ein Cochlea Implantat möglich. Auch Menschen bei denen der Schaden erst kurz besteht, müssen mit einem Cochlea Implant wieder neu Hören lernen, da andere elektrische Impulse als zuvor im Gehirn ankommen. Cochlea Implante sind noch sehr teuer, die Kassen übernehmen nur, wenn wirkliche Erfolgsaussichten vorhanden sind.   Wenn eine Schädigung des Hörnervs oder des Gehirns Ursache der Schwerhörigkeit ist, ist meistens keine technische Hilfe möglich. Hörgeschädigte Menschen werden dann als schwerhörig bezeichnet, wenn ihr Hörvermögen um einen "mittleren Hörverlust" von bis zu 90 Dezibel (dB) eingeschränkt ist. Ist dieser Hörverlust größer als 90 dB, dann wird der Hörgeschädigte als gehörlos bezeichnet. Ein Schwerhöriger als leicht schwerhörig, wenn der mittlere Hörverlust auf dem besseren Ohr (ohne Berücksichtigung von Hörhilfen) kleiner oder gleich 30 dB ist, als mittelgradig schwerhörig, wenn sich der Hörverlust im Intervall zwischen 30 und 60 dB bewegt, und als stark schwerhörig, wenn dieser Hörverlust zwischen 60 und 90 Dezibel beträgt. Siehe auch http://www.schwerhoerigen-netz.de/ http://www.onmeda.de/krankheiten/schwerhoerigkeit.html  http://www.hoeren-heute.de/schwerhoer.htm  Dr. Hans-Christoph Strauß AWMF online - Leitlinie HNO: DD Schwerhoerigkeit AWMF online - Leitlinien Radiologie Felsenbein: Schwerhörigkeit  Patienteninformationen -Uniklinik Erlangen Hören mit dem Cochlear Implant (CI)

 

Grad der Schwerhörigkeit Umgangssprache wird verstanden aus % Hörverlust
Nomalhörigkeit
Geringgradig
Mittelgradig
Hochgradig
An Taubheit grenzend
Hörverlust bis 20 dB
mehr als 4 Meter
1-4 Meter
0,25-1 Meter
weniger als 0,25 Meter

-10%
10-40
40-60
60-80
80-95


HNO Lehrbuch Online zum Ohr 19MB Download frei zuletzt besucht 10.04.2006

Zum N. Vestibularis und den Geleichgewichtsorgan

Tinnitus Ursachen und Behandlung

Ausführliches zum Thema Schwindel

Häufigkeiten verschiedener Schwindel-Syndrome

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Vestibuläre Epilepsie

Merkregeln:
 Anatomie und Physiologie beim Schwindel Medikamente die Schwindel auslösen, Grad der Behinderung im Schwerbehindertenrecht
Synkopen oder Ohnmachten Der normale Bewegungsschwindel oder die Seekrankheit

Externer Link: Filme zur Untersuchung der Hirnnerven auf YouTube Cranial Nerve VIII - Vestibular Abnormal Cranial Nerve VIII - Vestibular 21/25 Abnormal Cranial Nerve VIII - Auditory Acuity, Weber & Rinne Examination of the Ears Cranial Nerve VIII - Auditory Acuity, Weber & Rinne Tests 20 Cranial Nerve VIII 10/16

Leitlinien für Diagnostik und Therapie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie

Manohar Bance, Hearing and aging CMAJ 2007 176: 925-927. [Full Text] [PDF]

Deborah A Hall, Ingrid S Johnsrude, Mark P Haggard, Alan R Palmer, Michael A Akeroyd, and A. Quentin Summerfield Spectral and Temporal Processing in Human Auditory Cortex Cereb Cortex 2002 12: 140-149 [Abstract] [Full Text

A. R Palmer and A Q. Summerfield Microelectrode and neuroimaging studies of central auditory function Br. Med. Bull., October 1, 2002; 63(1): 95 - 105. [Abstract] [Full Text] [PDF]

 
 
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