Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse

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Hirnnerven  I II III IV V  VI  VII  VIII IX X XI XII

IX. (N. glossopharyngeus) Zungen-Rachennerv und X. (N. vagus) Hirnnerv werden gewöhnlich gemeinsam geprüft.

Der N. vagus versorgt motorisch das Gaumensegel sowie die oberen Atem- und Speisewege. Sensibel: den äußeren Gehörgang, den Rachen, die Luftröhre, den unteren Schlund, die Speiseröhre und den Magen. Extrakranieller Verlauf: Durch Foramen jugulare (Aufnahme des Ramus internus des N. accessorius und Ggl. inferius). Weiter in Gefäßnervenscheide. Im Mediastinum zwischen V. brachiocephalica und Aortenbogen (bzw. A. subclavia dextra) dorsal der Hauptbronchien zu Oesophagus, dann Plexusbildung (Plexus oesophagealis) aus dem zwei Stämme hervorgehen (Truncus vagalis anterior / posterior), die mit Oesophagus durch den Hiatus oesophageus im Zwerchfell in den Bauchraum gelangen (zu Vorder- und Hinterwand des Magens). Aufzweigung zu Nervengeflechten der Pars abdominalis autonomica. Gaumensegellähmung: Rückfluß von Flüssigkeit aus der Nase, Stimme ist nasal, Husten kraftlos. Stimmbandlähmung: Heiserkeit, Stimme ohne Ton. Schwierigkeiten beim Bilden von Konsonanten g, k. Das Gaumensegel sollte sich symmetrisch anheben; Würgen kann beiderseits durch Berührung des hinteren Pharynx mit einem Spatel ausgelöst werden. Beiderseitiges Fehlen des Würgereflexes ist ohne Bedeutung, da man es in der Normalbevölkerung häufig findet. Bei nicht reagierenden intubierten Patienten sollte Unterdruck im endotrachealen Tubus Husten auslösen. Besteht Heiserkeit, müssen die Stimmbänder inspiziert werden.

Heiserkeit nach Schilddrüsenoperation geht meist auf eine einseitige Recurrensparese zurück. Die Nn. laryngei recurrentes sind die rückläufigen Kehlkopfnerven sie gehen im Mediastinum vom N. vagus ab, unterschlingen rechts A. subclavia (von vorne nach hinten), links den Aortenbogen (links des Lig. arteriosum) und laufen zurück nach oben in der Rinne zwischen Luftröhre und Speiseröhre zum Kehlkopf (als N. laryngeus inferior). Motorisch versorgen sie alle Kehlkopfmuskeln (außer M. cricothyroideus), die Luftröhre und Speiseröhre, und den unteren Rachen. Sensibel versorgen sie die Schleimhaut des Kehlkopfes unterhalb der Stimmritze, den hinteren Teil des Stimmbandes,  die Luftröhre und Speiseröhre, und den unteren Rachen. Bei einseitiger Lähmung steht das Stimmband in Intermediärstellung (Kadaverstellung), Stimme wird heiser, eine Kompensation durch das gesunde Stimmband ist möglich, bei doppelseitiger Lähmung ist keine aktive Erweiterung der Stimmritze möglich, bei Erstickungsgefahr ist ein Luftröhrenschnitt nötig.  Bild Anatomie Vagus Nerv. Gray, Henry. 1918.   Die Schilddrüsenoperation ist die häufigste Ursache der Rekurrensparese. Ging keine  Schilddrüsenoperation voraus, muss ein Prozess im Bereich der Lungenspitze ausgeschlossen werden.  Mögliche Ursachen dort sind Lungenkrebs oder Metastasen. Aortenaneurysmen,  oder ein vergrößerter linker Vorhof. Bei 30% findet sich keine Ursache. Selbstverständlich muss bei der Untersuchung von Patienten mit Stimmbandlähmungen auch darauf geachtet werden, ob andere weitergehende Zeichen einer Schädigung des N. vagus oder anderer Hirnnerven vorliegen und falls dies der Fall ist auch eine Schädigung an der Schädelbasis oder dem Hirnstamm ausgeschlossen werden.

Die Stimulation des Nervus Vagus spielt in der Epilepsiebehandlung und in der Behandlung von Depressionen eine Rolle. Siehe auch Vagus Nerve Stimulation -bei Epilepsie  -und Vagus Nerve Stimulation For Depression -beide Verfahren gehören aber noch nicht zu den wirklich gesicherten Therapiemethoden. Siehe auch in den enstprechenden Kapiteln der Homepage.

Nervus vagus Übersicht

Motorischer Ast
(quergestreifte Muskulatur)
Versorgt die willkürlichen Muskeln des Pharynx (rachen) und die meisten des Larynx (Kehrkopf), und einen extrinsischen Zungenmuskel. Sensorisch aus den Eingeweiden Larynx, Ösophagus, Trachea, und Bauch und thorakale Eingeweide, Dehnungsrezeptoren der Aorta und Chemoreceptoren in der Aorta .
Sensorisch Haut Hinteres Ohr und äußerer Gehörgang, Teile des Tromelfells und Pharynx Glatte Muskulatur der Eingeweide Parasympathische Innervation der Drüsen des Pharynx, Larynx, und der Eingeweide des Brustraumes und Bauches. Er verlangsamt damit den Puls, erhöht die  bronchiolare Sekretion und Bronchoconstriktion, regt die Darmperistaltik und -sekretion an. 

N. glossopharyngeus Glossa: die Zunge, Pharynx: der Rachen. Er tritt im Sulcus posterolateralis aus dem Hirnstamm aus, und gelangt durch den Kleinhirn-Brücken-Winkel zum Foramen jugulare. Im Foramen jugulare ist das sensible Ggl. superius lokalisiert. Kaudal vom Foramen jugulare befindet sich das Ggl. inferius (sensible + parasympathische Anteile), von welchem der N. tympanicus abgeht. Der "Hauptstamm" läuft zwischen V. jugularis interna und A. carotis interna im Bogen nach vorne und folgt dem M. stylopharyngeus zum Pharynx. Innervationsgebiete des Hauptstammes: motorisch: M. constrictor pharyngis superior, M. constrictor pharyngis medius, M. levator veli palatini, M. uvulae, M. palatoglossus, M. palatopharyngeus, M. stylopharyngeus. sensibel: - Rami sinus carotici (Pressorezeptoren / Chemorezeptoren) - Rami pharyngeales (kranialer Teil der Rachenschleimhaut) - Rami tonsillares (Gaumenmandelbucht)- Rami linguales(hinteres Zungendrittel) sensorisch: Rami linguales: Geschmacksempfindungen vom hinteren Zungendrittel; Nervenzellkörper im Ggl. inferius
Versorgt damit sensibel den obersten und hintersten Teil des Rachens und das Mittelohr, leitet Geschmacksempfindungen für bitter vom hinteren Zungendrittel und dem Gaumen. Wahrnehmung von süß, sauer, salzig von den vorderen zwei Dritteln der Zunge (N fazialisVII). Versorgt motorisch das Gaumensegel. Die Zunge wird motorisch vom N. hypoglossus  XII versorgt - dort auch Beschreibung der Schluckstörungen. Es ergeben sich Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen und Schlucken. Die Glossopharyngeusneuralgie macht ähnliche Beschwerden wie Trigeminusneuralgie, die Lokalisation ist entsprechend  im Bereich der Zunge und des Rachens, selten auch im äußeren Gehörgang. Es gibt auch ähnliche Auslöser wie Schlucken, Sprechen, Husten,  Berührung der Zunge oder des. Rachens. Sehr selten kommen auch Herzrhythmusstörungen vor. Wenn die linke Seite betroffen ist, kann ein Bluthochdruck beteiligt sein. In den  meisten Fälle findet sich wie bei der Trigeminusneuralgie keine (bei genauer Darstellung Gefäßschlinge die den Nerven am Austrittpunkt reizt und der Angriffspunkt der Operation ist)Ursache, die medikamentöse oder chirurgische Behandlung ist ebenfalls analog zur Trigeminusneuralgie. Tumore im Verlaufe des Nerven, Entzündungen und Verletzungen des Nerven müssen ausgeschlossen werden.

Bilder in verschiedenen Formaten in Greys Anatomie 1918 The Glossopharyngeal Nerve.

 

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