Migräne: Medikamentöse Vorbeugung (Prophylaxe)
Allgemeines zur MigräneprophylaxeNeben den schon unter den nicht-medikamentösen Maßnahmen aufgeführten Möglichkeiten bestehen verschiedene pharmakologische Möglichkeiten zur Prophylaxe von Migräneattacken. Eine Indikation zur medikamentösen Prophylaxe besteht bei mehr als drei Attacken pro Monat oder besonders schweren und langanhaltenden Attacken. Nach einer Haushaltsumfrage bei mehr als 160.000 US-Amerikanern hatten 31,3% der Migränepatienten eine Attackenfrequenz von 3 oder mehr Migräneattacken pro Monat, mehr als die Hälfte berichteten über eine schwere Beeinträchtigung bis hin zur empfundenen Notwendigkeit von Bettruhe. Nach den neurologischen Kriterien war bei jedem 4. Migränepatienten eine medikamentöse Vorbeugung sinnvoll und notwendig, bei weiteren 13% sollte sie zumindest erwogen werden. Nur 13.0% berichteten allerdings, dass sie derzeit eine Medikamentöse Prophylaxe einnahmen. (Neurology, 2007, 68,5; 343-349). An dieser Stelle liegt sicherlich vergleichbar auch in Deutschland eine Unterversorgung vor. Am besten untersucht und in der Regel erste Wahl ist die Gabe eines Betablockers (Propranolol, Metoprolol). Die Therapie sollte nur einschleichend langsam steigernd begonnen werden, wobei für Metoprolol eine Dosierung von 100-200 mg täglich anzustreben ist. Mit einer Wirkung ist frühestens nach vier bis sechs Wochen zu rechnen; etwa 70% der Patienten zeigen eine 50%ige Reduktion ihrer Attackenfrequenz. Nach etwa neunmonatiger Therapie sollte die Indikation für eine Prophylaxe durch einen ausschleichenden Absetzversuch kontrolliert werden. Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Gabe von Ergotamin-Präparaten (langfristig) und Betablockern, da eine periphere Ischämie verstärkt werden kann. Bei Prophylaxe mit einem Betablocker ist eine kurzfristige Anfallsbehandlung mit Dihydroergotamin aber im Einzelfall vertretbar. Kontraindiziert ist immer die gleichzeitige Verabreichung von Dihydroergotamin und Triptanen, da gefährliche vasospastische Reaktionen auftreten können. Es gibt keinen Zweifel, das bei der Migräne serotonerge Mechanismen eine wichtige Rolle spielen. Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin haben eine gewisse migräneprophylaktische Wirkung. Venlafaxin ist ebenfalls wirksam. Die meisten anderen modernen selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer zeigen keine sicher nachweisbare Wirksamkeit in der Migräneprophylaxe. Topiramat ist nach neueren Studien eine sinnvolle Alternative für Patienten, die Betablocker nicht vertragen. Das Präparat ist in Deutschland auch zugelassen. Topiramat ist möglicherweise auch wirksamer als Betablocker. (siehe auch: Silberstein et al.,Neurology 2012, 78,17;1337-1345, J Pascuel et al. Neurologia 2003 18: 364-367. Bussone et al. Int J Clin Pract 2005 59: 961-968., Silvestrini et al. Cephalalgia 2003 23: 820-824., Storey et al. Headache 2001 41: 968-975.)
Einteilung der Substanzen
Kontraindikationen prophylaktischer Medikamente
Beta-Blocker in der Migräne-Prophylaxe
Trizyklische Antidepressiva zur Migräneprophylaxe
*für Amitriptylin am ehesten gesicherte Wirksamkeit
generell bei Schmerzen und auch in der Migräneprophylaxe, besonders
aber bei Spannungskopfschmerzen. Kalzium-Kanalblocker in der Migräne-Prophylaxe
Alternative Verfahren zur Migräneprophylaxe
Magnesium und Vit B2 sind billig, nebenwirkungsarm, frei verfügbar und gut verträglich- damit sind diese beiden Präparate im Vergleich zu den anderen zur Verfügung stehenden Methoden am ehesten den Patienten, die Alternative Therapieverfahren ausprobieren wollen, zu empfehlen. Bei etwas größerem Aufwand ist progressive Muskelrelaxation das Verfahren der Wahl. Alle genannten sollte nicht das Kopfschmerztagebuch und die Vermeidung, bzw. den verbesserten Umgang mit Auslösern ersetzen.
MIDAS-FragebogenDer MIDAS (Migraine Disability Assessment) Fragebogen wurde zusammengestellt, um die Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen messen zu können. Der ausgefüllte Fragebogen kann dem behandelnden Arzt helfen, die Schwere des Kopfschmerzes eines Patienten und die daraus resultierende Beeinträchtung zu bestimmen und die passenden Therapiemöglichkeiten zu finden. Informationen zur Auswertung (englischsprachig) auf der Website der Universität Berkeley.
Nach Stewart WF, Lipton RB, Kolodner K, Liberman J, Sawyer J. Reliability of the Migraine Disability Assessment score in a population-based sample of headache sufferers. Cephalalgia 1999;19:107-14.
Migräne im Alter
Bigal ME, Liberman J, Lipton RB. Age-dependent prevalence and clinical features of migraine. Neurology 2006; 67:246-251. Nicht nur die Anzahl der Betroffenen geht, wie aus der Tabelle ersichtlich mit dem Alter zurück, auch die Intensität der Migräneattacken lässt meistens nach. Häufig sind es auch nicht mehr die typischen Attacken mit Aura und heftigen einseitigen Kopfschmerzen.
Kopfschmerztagebuch
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behandelnden Arzt. Dieser weiß in der Regel über die hier dargestellten
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anderen schaden. Selbstverständlich gibt es zu den meisten Themen
unterschiedliche Auffassungen. Soweit möglich wird hier dargestellt woher die
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sehr oberflächlich lassen. In der Regel versuche ich mich in der Darstellung an
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Metaanalysen der Literatur zu orientieren. Auch dies ist nicht überall möglich.
Zum einen gibt es nicht überall solche Leitlinien, zum anderen werden diese mir
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