Neurosen

Der Begriff wird heute nicht mehr verwendet. Heute wird der schulenübergreifend akzeptierte Begriff der Störung verwendet, der im Gegensatz zum Begriff der Neurose keine Theorie der Ursache der Störung beinhaltet. Historisch hat der Begriff Neurose (aus der Psychoanalyse kommend) große Bedeutung: Neurosen sind danach psychische Störungen ohne nachweisbare organische Grundlage, in denen der Patient beträchtliche Einsicht und ungestörte Realitätswahrnehmungen haben kann und im allgemeinen seine krankhaften subjektiven Erfahrungen und Phantasien nicht mit der äußeren Realität verwechselt( im Gegensatz zur Psychose). Symptome sind Kompromissbildungen zwischen dem Wunsch und der Abwehr. Neurosen erzeugen Motive, deren ich der Patient nicht bewußt zu sein scheint, entweder eine Einengung des Bewußtseinsfeldes oder motorische bzw. sensorische Funktionsstörungen, die einen psychologischen Vorteil (Krankheitsgewinn) oder eine symbolische Bedeutung zu haben scheinen. Es besteht aber keine bewußte Selbst- oder Fremdtäuschung – im Gegensatz zur Simulation. Das Verhalten kann stark beeinträchtigt sein, obwohl es im allgemeinen innerhalb sozial akzeptierter Grenzen bleibt. Psychogene Affektion, deren Symptome symbolischer Ausdruck eines psychischen Konflikts sind, der seine Wurzeln in der Kindheitsgeschichte des Subjekts hat; die Symptome sind Kompromißbildungen zwischen dem Wunsch und der Abwehr. Neurosen sind geprägt von Kornpromißbildungen, Folgezuständen reaktivierter, unbewußter, infantiler Konflikte, und deren Lösungsversuchen. Bei den Psychopathien handelt es sich im Gegensatz dazu nach der ursprünglich psychoanalytischen Annahme um angeborene Persönlichkeitsvarianten, bei denen bestimmte Eigenschaften abnorm ausgeprägt sind Sie sind von neurotischen Störungen oft nur durch den Standpunkt des Beschreibers zu unterscheiden. Der Psychopathie-Begriff ist am Sein der Persönlichkeit orientiert, der Neurosen-Begriff am Werden. Begriffe wie Endogenität oder Neurose implizieren ätiopathogenetische Vorstellungen, die zwischen Ländern, Schulen und Kliniken unterschiedlich sind und sich durch wissenschaftlich empirische Untersuchungen nicht belegen lassen.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur