Palinopsie

( von griechisch palin wiederholt, und opsis, Sehen) ist eine Sehstörung, bei der kürzlich Gesehenes in Form von Nachbildern „perseveriert“ oder erneut wieder auftaucht. Diskrete stationäre Bilder ziehen wie ein geisterhafter Streifen sekundenlang hinter dem sich bewegenden Original her, bleiben noch für Minuten im peripheren Gesichtsfeld erhalten oder werden zum Teil in der Komplementärfarbe des Originals wahrgenommen. Die Symptome können leicht mit einem Verwirrtheitszustand verwechselt werden. Es handelt sich allerdings um ein hirnlokales neuropsychologsiches Symptom. Im Lancet findet sich eine minutiöse Fallbeschreibung ein Patient sieht zunächst als Beifahrer eines Autos nach passieren einer Ampel eine schräge Reihe von Ampeln in seinem zentralen Gesichtfeld, die nach ein paar Minuten wieder verschwinden, Darauf hin folgte ein linksseitiger Gesichtsfeldverlust. Er ging daraufhin in eine Ambulanz, dort sah er eine Röntgenbild eines Knies, wo immer er danach hinsah, sah er Gesichter, Lichtsschalter, Möbel.. mit den Formen und Farben eines Knieröntgenbildes Das dauerte wiederum einige Minuten. Eine Krankenschwester die vorbeiging sah er dann im linken Gesichtsfeld immer wieder vorbeilaufen. Später sah er einen Patienten ein Eis essen, daraufhin sah er auch beim Anblick anderer Patienten und des Personals der Ambulanz, dass diese am Eisessen waren. Es schien nicht emotional betroffen, war außer diesen Halluzinationen nicht verwirrt. .Die Wahrnehmungsstörung kommt nach schwerer Schädigung der hinteren Hirnbereiche (Okzipitalregion) meist der nicht dominanten Hirnhälfte vor, zuweilen bei Migränepatienten, nach plötzlichem Visusverlust, nach Schlaganfall, sowie in Verbindung mit den Psychodrogen Mescalin, LSD und Ecstasy. Funktional Kernspintomographien lassen vermuten, dass der Ursprung in parietalen cortikalen Projektionsbahnen zur Okzipitalen Rinde liegt. Es handelt sich möglicherweise um ein Phänomen das auf epileptische Entladungen im Sinne eines visuellen Anfalls zurückgeht. Auch verschiedene Arzneimittel werden verdächtigt, Palinopsie auszulösen: Antidepressiva wie Maprotilin (LUDIOMILu.a.), Nefazodon (NEFADAR) und Trazodon (THOMBRAN) das Neuroleptikum Risperidon (RISPERDAL) und das Antikrebsmittel Interleukin 2 (PROLEUKIN). Auftreten nach Dosissteigerung bzw. Verschwinden nach Absetzen sprechen für einen Zusammenhang mit der Medikation. Zum Teil bestanden Risikofaktoren wie Hirninfarkt im hinteren Hirnbereich oder es wurden gleichzeitig Trazodon und Risperidon eingenommen.

 

Quellen / Literatur:

arznei – telegramm 2001; Jg. 32, Nr. 1. Eine Behandlung mit Antiepileptika bringt das Phänomen manchmal zum Verschwinden. Meadows JC, Munro SSF. Palinopsia. J Neurol Neurosurg Psychiatr 1977; 40: 5-8. Norton JW, Corbett JJ. Visual perceptual abnormalities: hallucinations and illusions. Semin Neurol 2000; 20: 111-21. ]Hayashi R, Shimizu S, Watanabe R, Katsumata Y, Mimura M. Palinopsia and perilesional hyperperfusion following subcortical hemorrhage. Acta Neurol Scand 2002; 105: 228-31. Cummings JL, Syndulko K, Goldberg Z, Treiman DM. Palinopsia reconsidered. Neurology 1982; 32: 444-47.Philip E M Smith, Pushkar Shah, Jan Sharpe, Anna Todd, Andrew P Goringe Palinopsia Lancet 2003; 361: 1098

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur