Pusher-Syndrom

Einige Patienten, die nach einem Schlaganfall eine Hemiparese erlitten haben, drücken sich aktiv mit den nichtgelähmten Extremitäten zur paretischen Seite, so dass sie das Gleichgewicht verlieren und zu dieser Seite fallen. Dem Versuch, die schräge Körperhaltung passiv durch Aufrichten des Körpers zu korrigieren, wird massiver Widerstand entgegengesetzt, meist wird der Körper um etwa 20° zur ipsiläsionalen Seite geneigt. Dieses aktive Drücken der Patienten führte zur Bezeichnung des Störungsbildes als sog. „Pusher-Syndrom“. Die Angaben zum schweren contraversiven Pushing bei akuten Schlaganfällen mit Hemiparese schwanken von 10%- 55 %. Neuere Untersuchungen zur Ursache dieser Symptomatik ergaben, dass Pusher-Patienten ihren Körper dann als „aufrecht“ orientiert empfinden, wenn er objektiv zur nichtgelähmten Seite gekippt ist. Es handelt sich um eine Störung der posturalen Orientierung. Demgegenüber werden visuelle und vestibuläre Informationen über die Orientierung der visuellen Welt normal verarbeitet. Dem pathologischen Drücken von Pusher-Patienten liegt also eine selektiv gestörte Wahrnehmung der Körperorientierung in Relation zur Gravitation zugrunde. Dies zeigt, dass unser Gehirn zur Bestimmung und Kontrolle unserer Körperposition im Raum neben dem bekannten visuell-vestibulären System zur Orientierungswahrnehmung der visuellen Welt offensichtlich ein weiteres, hiervon unabhängiges gravizeptives System benutzt.

 

Quellen / Literatur:

Leif Johannsen et al., “Pusher syndrome” following cortical lesions that spare the thalamus, J Neurol (2006) 253 : 455–463

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur