Pyramidenbahn

oder tractus cortikospinalis, beidseitig angelegte motorische Nervenbahnen im zentralen Nervensystem zu den im Hals-, Brust- und Lendenteil des Rückenmarks befindlichen motorischen Zellen. Fasern der Pryamidenbahn haben ihren Ursprung in den Pyramidenzellen (und einzelnen Betz-Riesenzellen) der Area 4 und 6 der Großhirnrinde, der primär-motorischen Rinde. Die Pryamidenbahn zieht durch die Capsula interna (innere Kapsel), Pedunculi cerebri (oder Crura cerebri =Großhirnschenkel) und Pons (Brücke) zur Medulla oblongata (verlängertes Mark), dort kreuzt der größte Teil (80%) der Pryamidenbahnfasern zur Gegenseite und verläuft dann im seitlichen Rückenmark dem Tractus corticospinalis lateralis, ein kleinerer Teil bleibt auf der Ursprungsseite im Tractus corticospinalis medialis. Die Pyramidenbahn endet an den motorischen Interneuronen in der grauen Substanz des Rückenmarks, die zwischen die peripheren Nerven und die Pyramidenbahnfasern geschaltet sind. Eine Schädigung der Pyramidenbahn beispielsweise bei einem Schlaganfall oder einer Multiplen Sklerose bewirkt spastische Lähmung, bei der im Gegensatz zur peripheren Lähmung der Muskeltonus erhöht ist, und die Muskulatur nicht atrophiert, aber die Feinmotorik immer erheblich beeinträchtigt ist. Ist der Ort der Schädigung im Gehirn oberhalb der Pyramidenkreuzung kommt es zu einer spastischen Lähmung der Gegenseitigen Muskulatur, ist die Schädigung unterhalb der Pyramidenkreuzung im Verlängerten Mark oder im seitlichen Rückenmark kommt es zu einer spastischen Lähmung der Muskulatur auf der Seite der Schädigung. Bei einer Schädigung der Pryamidenbahn, fällt die Hemmung von bestimmten Hirnstamm- und Rückenmarksreflexen weg, es lassen sich dann „Pyramidenbahnzeichen“ oder pathologische Reflexe (z.B. Babinski- Zeichen) auslösen. Die normalerweise auslösbaren Muskeleigenreflexe sind bei Pyramidenbahläsionen gesteigert auslösbar, die Bauchhautreflexe (Fremdreflexe) erloschen. Im Gegensatz dazu sind bei Lähmungen auf Grund einer Schädigung des peripheren Nervensystems schlaffe Lähmungen mit abgeschwächten oder erloschenen Muskeleigenreflexen (Areflexie) zu erwarten, bei der peripheren Lähmung kommt es auch zu einer Muskelatrophie. Der EMG- Befund ist bei einer Schädigung der Pyramidenbahn mit zentraler Lähmung normal, bei einer peripheren Lähmung zeigt sich Denervierungsaktivität oder pathologische Spontanaktivität. Schädigungen der Pyramidenbahnen sind immer Schädigungen im Zentralen Nervenssystem, die daraus resultierenden Lähmungen bezeichnet man auch als zentrale Lähmungen.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur