Schlafkrankheit

Nahezu unbemerkt hat sich die Schlafkrankheit in den letzten drei Jahrzehnten im Inneren des afrikanischen Kontinents epidemisch ausgebreitet. Obwohl in den 60er-Jahren fast besiegt, hat der Erreger heute nach Schätzungen der WHO wieder etwa 300,000- 500 000 Menschen pro Jahr in Zentral- und Westafrika infiziert. Sie gehen einem sicheren und qualvollen Tod entgegen, wenn sie nicht rechtzeitig fachgerecht behandelt werden. Die Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis) ist ausschließlich in den Ländern Schwarzafrikas verbreitet. Durch den Stich infizierter Tsetsefliegen (genus Glossina) wird sie auf den Menschen übertragen. Die Erkrankung tritt in Afrika nur zwischen dem 14.nördlichen und dem 29.südlichen Breitengrad auf, da die Tsetsefliegen in anderen klimatischen Bedingungen nicht gedeihen. Touristen bringen allerdings manchmal die Krankheit mit. Die Erreger (Trypanosoma brucei gambiense für die westafrikanische und Trypanosoma brucei rhodesiense für die ostafrikanische Form) breiten sich zunächst im hämolymphatischen System aus und befallen nach einer variablen Zeit von einigen Wochen bis Monaten das Zentralnervensystem. Das haemolymphatische Stadium tritt 1-3 Wochen nach dem Biss der Fliege auf, es bilden sich nicht eiternde gerötete Knoten (Trypanome) an der Bissstelle. Es kommt zu einer Vergrößerung der Milz, der Lymphknoten, Herzkreislaufstörungen und wechselnden Temperaturen sowie Hautausschlägen. Auch in diesen Stadium kann schon zu Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Müdigkeit, generalisierten Schmerzen und Missempfindungen kommen. Wenn nach einigen Wochen bis Monaten das Zentralnervensystem befallen wird, führen die Erreger dort zu einer chronischen Enzephalitis mit schleichender Wesensveränderung und vielfältigen neurologischen Symptomen, deren vorherrschendes klinisches Zeichen eine auffällige Apathie und Schläfrigkeit darstellt, auch extrapyramidale Bewegungsstörungen treten auf. Im Endstadium kommt es zu einer demyelinisierenden Enzephalitis mit Demenz, Bewusstseinsstörung und Kachexie sowie schließlich dem Tod. Eine einmal etablierte Infektion verläuft immer tödlich, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. . Im Zentrum der Behandlung steht auch heute noch Melarsoprol, ein hoch toxisches Arsenpräparat, dessen Applikation schmerzhaft und gefährlich ist. Vier bis zwölf Prozent aller Patienten, die mit Melarsoprol behandelt werden müssen, überleben die Therapie nicht. Außerdem mehren sich aus einigen Zentren Berichte eines primären Therapieversagens durch das Auftreten Melarsoprol-resistenter Trypanosomenstämme. Eflornithin ein wesentlich besser wirksamer und verträglicher Wirkstoff kommt erst jetzt auf den Markt, obwohl schon 1980 dessen Wirksamkeit gesichert werden konnte. Grund ist, dass die Industrie damit in Afrika nicht genügend Geld verdienen konnte. (Quelle deutsches Ärzteblatt). Eine Impfung gibt es bisher nicht. Die Bekämpfung der Tsetsefliegen ist die wirksamste Vorbeugung. Die Kernspintomographie kann hilfreich in der Unterscheidung zwischen der Enzephalitis durch den Erreger und der Arsenenzephalopathie durch die Behandlung sein.

 

Quellen / Literatur:

NEUROLOGY 2006;66:1094–1096

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur