Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse |
Glossar:
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z |
Glossar Psychiatrie / Psychosomatik / Psychotherapie / Neurologie / Neuropsychologie |
Selbstverletzungsverhalten
![]() Die Ursachen sind vielfältig, neben Traumen spielen Suchtmittel (vor allem Alkohol), Depressionen, familiäre Auseinandersetzungen und Selbstwertprobleme des Jugendalters eine Rolle. In machen Jugendlichen- Subkulturen sind Selbstverletzungen besonders häufig, eine quasi Ansteckung über die Identifikation mit anderen Betroffenen spielt dabei unzweifelhaft eine Rolle. Selbstverletzungen stellen eine Art verborgener Epidemie besonders unter jugendlichen und jungen Frauen dar, die nur selten zum Arztbesuch oder gar zur psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung führt- obwohl es sich um ein ernstes Symptom mit Hinweisen auf schwererwiegende psychische Störungen handelt. 11% der Jugendlichen im Alter von ca. 14 Jahren fügen sich 1-3x/Jahr Verletzungen zu; mehr als 4% tun dies sogar 4x/Jahr. Mädchen sind doppelt so häufig betroffen wie Jungen. Befragt wurden 5500 13-15 jährige Schüler von Förder-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien im Rhein-Neckar-Kreis zwischen 9/2004 und 1/2005(Prof. Franz Resch "Heidelberger Schulstudie", Pressekonferenz zum 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik & Psychotherapie in Heidelberg17.03.2005) Nach einer britischen Studie an 6020 Schülern zwischen 15 und 16 Jahren hatten sich 6.9% im vergangen Jahr absichtlich selbst verletzt. Nur in 12.6% der Fälle kam es zu einer Konsultation eines Arztes oder eines Krankenhauses. Bei den jungendliche Frauen waren es 11.2% bei den jugendlichen Männern 3.2%; damit ist selbstverletzendes Verhalten bei Mädchen fast 4x häufiger als bei Jungen. Eine Studie an über 3000 amerikanischen Collegestudenten fand eine Lebenszeitinzidenz 17.0%, 75% davon mehrfach. 36% der Befragten kannten jemand der ein selbstverletzendes Verhalten zeigte. Nur 3.29% gaben an, mit einem Arzt über ihr Verhalten gesprochen zu haben. Auch hier waren junge Frauen, bisexuelle und Männer die sich ihrer sexuellen Orientierung nicht sicher waren häufiger betroffen. Emotionaler oder sexueller Missbrauch stellte auch nach dieser Befragung einen Risikofaktor dar. Häufig bestand gleichzeitig eine Essstörung. (PEDIATRICS Vol. 117 No. 6 June 2006, pp. 1939-1948) Selbstverletzungsverhalten bei Freunden und Familienmitgliedern war teilweise ansteckend. Drogenmissbrauch, Depression, Angst, Impulsivität und geringes Selbstvertrauen waren ebenfalls Risikofaktoren. Selbstverletzungsverhalten kommt auch bei Tieren vor, so soll es bei 1-2% der Hengste und Wallache ohne organische Ursache beobachtbar sein, bei Affen sind von Harlow und Harlow 1962 Beiß- und Reißbewegungen am eigenen Körper beschrieben worden, Hühnern ein neurotisches Federrupfen. Selbstverletzungsverhalten bezeichnet die wiederholte selbst zugefügte, direkte, körperliche Verletzung ohne suizidale Absicht. Dennoch gilt, dass bei den meisten Patienten mit Selbstverletzungen eine ausgeprägte Suizidalität bzw. häufige ernsthafte Suizidgefährdung besteht. Nach einer aktuellen Übersicht gibt es eine Wiederholungsrate von 15% im ersten Jahr. Es gibt, die Zahlen zum Suizid liegen zwischen 0.5% und 2% nach einem Jahr und über 5% nach 9 Jahren. Menschen mit Selbstverletzungsverhalten haben danach ein um den Faktor 100 erhöhtes Suizidrisiko gegenüber der Durchschnittsbevölkerung. Man geht davon aus, dass etwa einem Viertel aller Suizide Selbstverletzungsverhalten im letzten Jahr vorausging. Selbstverletzungsverhalten gilt damit als einer der wesentlichen Risikofaktoren für Suizid. Suizide sind in dieser Personengruppe dennoch nicht so häufig, dass in Studien der verhütete Suizid ein Maßstab für den Therapieerfolg geworden wäre. Maßstab ist hier die Verhinderung weiteren Selbstverletzungsverhalten. Ein besonders hohes Suizidrisiko nach selbst verletzendem Verhalten besteht bei höherem Alter, männlichem Geschlecht, vorausgegangener psychiatrischer Behandlung oder diagnostizierter psychischer Störung, sozialer Isolation, häufigen Selbstverletzungen, dem Verstecken der Selbstverletzung zum Zeitpunkt der Selbstverletzung, medizinisch schwere Selbstverletzung, eindeutige suizidale Absicht bei der Selbstverletzung, Drogen- oder Alkoholmissbrauch, Hoffnungslosigkeit, schlechter körperlicher Gesundheit. Schützend wirkt soziale Eingebundenheit, familiäre Eingebundenheit, Religiosität, Lithium bei bipolaren Störungen, Optimismus. Das selbst verletzende Verhalten führt an sich nicht direkt zur Selbsttötung, dient eher selbsterhaltend der Beruhigung und Spannungslösung, dennoch muss immer auch mit ernsthaft suizidalen Handlungen gerechnet werden. Selbstverletzende Handlungen sind ein gravierendes Problem in der Psychiatrie und Psychotherapie des Jugendalters. Bei einer Prävalenz von knapp einem Prozent der Bevölkerung findet sich Automutilation in einigen Patientengruppen gehäuft – beispielsweise bei Essstörungen in mehr als 25 Prozent. Vor allem Mädchen und junge Frauen (etwa 5:1) sind betroffen. Bei fast der Hälfte der Betroffenen hält diese Verhaltensstörung über 5 Jahre an, bei jedem 6. über 10 Jahre. Auch die Familie weiß bei mehr als der Hälfte der Betroffenen nichts von den Selbstverletzungen. Die meisten Betroffenen gehen von einer Suchtkomponente ihres Verhaltens aus. Ähnliche Mechanismen wie bei Suchterkrankungen sind zumindest wahrscheinlich, Selbstverletzungen sind ansteckend. Die Bedeutsamkeit traumatischer Lebenserfahrungen im Sinne der Entwicklung eines dissoziativen Symptomkomplexes wird immer wieder hervorgehoben. Ein psychischer Gewinn kann auch in der Erlangung von Mitgefühl, Aufmerksamkeit, sexuellem Lustgewinn, Befriedigung von Rachegelüsten oder Bewunderung und Anerkennung bestehen. (Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 40 vom 06.10.2006, Seite A-2627) Die Störung der Impulskontrolle geht mit Veränderungen im Serotoninstoffwechsel einher. Intrapsychisch stellt die Selbstverletzung eine Form der Affektregulation dar. Repetitive selbst verletzende Handlungen können einem suchtartigen Mechanismus gehorchen. Mittelalterliche Flagellantenprozession, die Sitte bei Ureinwohnern Neuguineas, dass sich die Stammesmitglieder beim Tod eines nahe stehenden Menschen ein Fingerglied abschneiden, belegen, Selbstverletzungen keine Erfindung unserer modernen Zeit sind. Vor allem in Buß- und Trauerritualen spielten sie in vielen Kulturen immer eine Rolle, aber auch als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe (z.B.: Piercing) . Selbstverletzungen nehmen zu, seit den 70er-Jahren werden leichtere Formen oberflächlicher Hautverletzungen bei jugendlichen Patienten immer häufiger beobachtet. Solche Verletzungen werden „deliberate self-harm“ (DSH) und „self-mutilation“ (SM) genannt. Die entscheidende Phase der tatsächlichen Umsetzung in die Gewebeschädigung wird häufig von Amnesie und Analgesie begleitet. Ähnlich wie auch die Büßer im Mittelalter wohl kaum Schmerz empfunden haben. Der Schnitt wird gesetzt. Während das Blut rinnt, fühlt der Patient ein Gefühl der Erleichterung und des Wohlbefindens. Er erlebt ein kurzes personales Erwachen. Das Spannungsgefühl erscheint momentan wie gelöscht. Zunehmend bauen sich jedoch negative Gefühle des Ekels, der Scham und der Schuld wieder auf. Angst vor entstellenden Narben und vor dem negativen Echo der Umgebung, unterbrechen das erleichternde Gefühl. Der Circulus vitiosus wird somit erneut aufgeladen. Typischerweise findet man ein sich intensivierendes Spannungsgefühl unmittelbar vor dem Akt der Selbstverletzung und eine Erleichterung und Zufriedenheit während der selbstverletzenden Handlung. Es besteht keine unmittelbare suizidale Intention und das Syndrom repetitiver Automutilation ist auch nicht Ausdruck eines Wahnsyndroms, eines halluzinatorischen Impulses, einer transsexuellen Idee oder schweren geistigen Retardierung. Brodsky et al. 1995 haben 60 Patientinnen der New Yorker Hospital - Payne Whitney Psychiatric Clinic interviewt, die 1992 aufgenommen wurden und die Diagnose Borderline Persönlichkeitsstörung hatten untersucht. 30 Patientinnen machten Angaben zu Selbstverletzendem Verhalten, 57% davon gaben an zwischen 1 und 10 mal in ihren Leben Selbstverletzungsepisoden gehabt zu haben, 43 % hatten zwischen 11 und 500 Episoden erlebt. (Brodsky, Am.J.Psychiatry, 1995 (152 : 1788 -1792)) Von den 240 befragten Frauen mit Selbstverletzendem Verhalten in der Studie von Favazza und Conterio (Favazza, Armando R. Acta. Psychiatr.Scand., 1989 (79 : 283 - 289)stereotype Selbstverletzungen wurden folgende Zahlen zur Häufigkeit gemacht: Die Hälfte gab an, sich über 50mal verletzt zu haben, 23% zwischen 25 und 50mal, nur 2% hatten sich nur einmal selber verletzt. Favazza & Conterio schätzten die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung auf 14 - 750 Personen/100 000 Einwohner, die sich selbst verletzen , in der Altersgruppe zwischen 15 und 35 Jahren jedoch auf 1800/100 000 Einwohner. Bei einer weiteren Definition von Selbstverletzung (psychotische und schizophrene Erscheinungsformen sind mit inbegriffen) betrüge die Inzidenz laut Walsh und Rosen (Rosen, Paul M & Walsh, Barent D : Patterns of contagion in Self - Mutilation Epidemics in : Am.J.Psychiatry 1989 (146 : 656 - 658) zwischen 14 und 600 Fällen pro 100000 Einwohner pro Jahr in den angloamerikanischen Ländern. Lacey und Evans beschreiben ein multiimpulsives Störungsmuster, das die statistischen Zusammenhänge mit Drogenabusus, Promiskuität, Essstörungen und anderen impulshaften Störungen, die mit vorübergehenden Kontrollverlusten einhergehen, betont. Innerhalb solcher multiimpulsiven Störungsmuster können Symptomverschiebungen stattfinden, wobei die therapeutische Betreuung eines Anteils der Störungen zu einem Ausagieren in anderen Bereichen führen kann. Am häufigsten kommt die Diagnose Borderline - Persönlichkeitsstörung gemeinsam mit Selbstverletzendem Verhalten vor, gefolgt von Eßstörungen, Störungen durch psychotrope Substanzen, sowie der Antisozialen Persönlichkeitsstörung, der Neurotischen Persönlichkeitsstörung und der Multiplen Persönlichkeitsstörung. Taiminen et al. beobachteten, dass Selbstbeschädigungen (im Original : "Deliberate - Self - Harm") in geschlossenen psychiatrischen Jugendstationen durch Ansteckung auch bei vorher nicht betroffenen Jugendlichen ausgelöst werden konnte. Sie sagen, dass der Großteil der auf diese Art angesteckten Selbstverletzungen als Kleingruppen – Ritus verstanden werden könne, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl herzustellen. Modellvorstellungen zu den Funktionen von SVV (modifiziert nach Salbach-Andrae et al., Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 55 (3), 2007, 185–193)
Bei der Boderline Persönlichkeitsstörung (BPS)
treten selbst-, seltener auch fremdschädigende Impulshandlungen in
zeitlichem Zusammenhang mit internalen und externalen Stressoren auf
. Diese Stressoren induzieren nach kasuistischen Beobachtungen von
Leibenluft et al.eine gereizte, dysphorische Verstimmung, die in ein
unerträgliches Spannungsgefühl einmündet. Die Impulshandlung führt
zu einer prompten Spannungslinderung und meist auch zu einer
Stimmungshebung. Die entlastende Funktion von Impulshandlungen
leistet im Sinne der negativen Verstärkung einer erheblichen
Chronifizierungstendenz Vorschub. Während Impulshandlungen zunächst
fast immer im Zusammenhang mit gravierenden Belastungssituationen
auftreten, werden sie im Verlauf zu einer sich generalisierenden
Antwort auf schon niedrigschwellige Stressoren. Selbstschädigendes
Verhalten tritt aber bei der BPS nicht nur im Zusammenhang mit
Affekterregungen auf, sondern auch mit einer quälenden inneren Leere
und Langeweile. Wie auch in den entsprechenden diagnostischen
Kriterien des DSM-IV ausgeführt, erleben Patienten mit BPS nämlich
typischerweise zwei aversive emotionale Verfassungen, die einer
emotionalen Übererregung, eines Überarousals und die von emotionaler
Leere und Langweile, also eines Unterarousals. Die Auswahl der Selbstverletzungshandlung ergibt sich entweder durch zufällige situative Bedingungen (z. B. herumliegende Glasscherben) oder sie hat sich in der Vergangenheit im Dienst der Spannungslösung und Affektbewältigung bereits bewährt. Selbstverletzungen können nach manchen Hypothesen Folge einer Hyperaktivität des Zentralen Stress-sensitiven Neuroendokrinen Systems und vermehrter Kortisolsekretion sein. .Im Tierversuch treten Selbstverletzungen vor allem dann auf, wenn die "Kinderstube" von Unberechenbarkeit und emotionalem Mangel geprägt war. Die Selbstverletzungen könnten damit in manchen Fällen erfolgreiche Einen besonderen Aspekt stellen Selbstverletzungen zur Vortäuschung politisch oder fremdenfeindlich motivierter Straftaten dar. Ziel ist hierbei zum eigenen Vorteilsgewinn (Appellfunktion). Bekannt sind auch Selbstverletzungen zur Belastung von Polizeibeamten, von Aufsichtspersonal und von Lehrern, zur Verschleierung von Suizidversuchen und zur Verdeckung eines eigenen Fehlverhaltens (zum Beispiel Einbruch oder Unterschlagung) (15). Als strafrechtliche Konsequenzen kommen die Vortäuschung einer Straftat (§ 145 Strafgesetzbuch) und bei Angabe einer konkreten Person falsche Verdächtigung (§ 164) oder Verleumdung (§ 187) in Betracht. Genaue Angaben über die Häufigkeit derartiger Selbstverletzungen zur Erlangung eines rechtlichen Vorteils liegen nicht vor. Im Jahr 2004 wurden laut Statistik des Bundeskriminalamtes 13 696 Fälle von „Vortäuschung einer Straftat“ erfasst. Beispiele sind das Einritzen von Hakenkreuzsymbolen oder SS-Runen in die Haut. Coping-Strategien für die Selbstregulation von Hyperarousal und/oder dissoziativen Zuständen sein um die anders nicht kontrollierbare Stressreaktion unter Kontrolle zu bringen. Favazza & Conterio haben die von ihnen untersuchten Frauen nach ihren Gefühlen nach der selbstverletzenden Handlung gefragt, dabei gab die Mehrheit an, dass es ihnen sofort nach der Selbstverletzung besser ginge, nach ein paar Stunden gaben schon 48 % an, dass es ihnen schlechter als vorher ginge, nach einigen Tagen berichteten nur noch 18 %, dass es ihnen besser als vorher ginge.
Vor allem bei einigen angeboren oder erworbenen Erkrankungen des Gehirns tritt die so genannte stereotype Automutilation auf. Lesch - Nyhan - Syndrom, das Cornelia de Lange - Syndrom, das Rett - Syndrom, Familiäre Dysautonomie, das Gilles - de - la - Tourette -Syndrome, verschiedene Chromosomenanomalien, chronische Enzephalitis, Neurosyphilis und Hirnschädigungen durch Drogen und andere schädigende Substanzen. Beim Lesch - Nyhan - Syndrom, z.B. sind die Selbstverstümmelungen sehr spezifisch : die Patienten (diese Krankheit wurde bisher nur bei Männern beobachtet) beißen sich repetitiv und anfallsartig in Zunge, Lippen und Fingerkuppen. Versteckte Scham www.versteckte-scham.de/ Privates Austausch- und Informationsforum für SVV-ler und deren Angehörige und Freunde. Grundlage der Psychotherapie ist, eine sichere tragfähige Beziehung herzustellen. Zunächst ist es in der Behandlung selbstverletzenden Verhaltens bei Borderlinepatienten ein vordringliches Ziel, mit dem Patienten typische Stressoren zu identifizieren, die immer wieder in Affektentgleisungen hineinführen. Im Weiteren wäre der Gefährdung durch Zustände der Unteraktivierung und Dissoziation entgegenzuwirken. Schon bei der Gestaltung der Therapiesitzungen kann auf ein ausreichendes Reizangebot in Form eines aktiven, erlebnisorientierten Therapiestils geachtet werden. Der Einsatz von Entspannungstechniken ist wenig Erfolg versprechend, dagegen ist körperliche Aktivität, u. a. in Form von Bewegungs- und Sporttherapie indiziert; insbesondere drängenden autoaggressiven Impulsen sind intensive Körpererfahrungen entgegenzusetzen. Auch Selbstachtsamkeitsübungen können helfen, Unteraktivierung durch eine bessere Wahrnehmung internaler Reize zu kompensieren. Neben solchen, auf direkte Verhaltensänderung abzielenden Interventionen, hat die Arbeit am biografischen Bedingungsgefüge gewöhnlich Entlastung zur Folge, da bedrohliche Stressoren mit ihrem lebensgeschichtlichen Kontext verknüpft werden können und die Unangemessenheit affektiver Extremreaktionen in gegenwärtigen Situationen verständlich wird. Schließlich kann die therapeutische Beziehung als Reizschutz dienen, in der der Patient/die Patientin nicht mehr hilflos internalen Stressoren in Form von Gedächtnisinhalten ausgesetzt ist, sondern sie in einer vertrauensvollen Beziehung ordnen und bewältigen kann. Nach S.C Herpertz et al. Impulskontrolle und Affektregulation bei Persönlichkeitsstörungen, Warum hören junge Erwachsene mit den
Selbstverletzungen auf, Aussagen der Betroffenen: Patienten mit
einer Vorgeschichte von Selbstverletzungen berichten, dass sie
während der Zeit der Selbstverletzungen nur eine unzureichende
Kontrolle über ihr Leben hatten, dies entweder durch
Alkoholmissbrauch, unbehandelte Depressionen oder bei Jugendlichen
eine Verunsicherung über die Beziehungen innerhalb der Familie.
Ausschlaggebend in der Familiensituation waren undurchschaubare
Beziehungen, ein Gefühl von Machtlosigkeit oder Hilflosigkeit, ein
mangelnder Respekt vor der Einzigartigkeit der Person oder nicht
gehört zu werden, bzw. unwichtig innerhalb der Familie zu sein.
Alkohol scheint bei manchen Jugendlichen der Einstieg in den
Teufelskreis der Selbstverletzungen zu sein. Stationäre Behandlungen
waren Hilfestellungen in soweit sie halfen, die ursächlichen
Erkrankungen zu identifizieren, zu einer Behandlung des
Alkoholprobleme oder der Depression führten. Julia Sinclair and
Judith Green BMJ 2005
Ungefähr 6% der Menschen mit Selbstverletzungen die stationär behandelt werden, werden im darauffolgenden Jahr wieder wegen Selbstverletzungen stationär behandelt. Am häufigsten treten die Selbstverletzungen dabei in den ersten 3 Monaten nach Entlassung auf. Mit zunehmendem Alter lassen Selbstverletzungen in der Regel nach. (doi:10.1136/bmj.a2278
BMJ 2008;337;a2278)
B. A. Arnow, S. Hart, C.
Scott, R. Dea, L. O'Connell, and C. B. Taylor Childhood Sexual Abuse,
Psychological Distress, and Medical Use Among Women Psychosom Med,
November 1, 1999; 61(6): 762 - 770.
[Abstract]
[Full
Text] [PDF]
|
Glossar:
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z |
Wichtiger Hinweis: Sämtliche Äußerungen auf diesen Seiten erfolgen unter Ausschluss jeglicher Haftung für möglicherweise unzutreffende Angaben tatsächlicher oder rechtlicher Art. Ansprüche irgendwelcher Art können aus eventuell unzutreffenden Angaben nicht hergeleitet werden. Selbstverständlich erheben die Aussagen keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit, es wird daneben eine Vielzahl vollkommen anderer Erfahrungen und Auffassungen geben. Ich distanziere mich ausdrücklich von den Inhalten der Webseiten und Internetressourcen, auf die ich mit meinen Links verweise. Die Haftung für Inhalte der verlinkten Seiten wird ausdrücklich ausgeschlossen. Bitte lesen sie auch den Beipackzettel der Homepage, dieser beinhaltet das Impressum, weiteres auch im Vorwort. Das Glossar wurde unter Verwendung von Fachliteratur erstellt. Insbesondere dem ICD 10, dem DSM IV, AMDP- Manual, Leitlinien der Fachgesellschaften, Lehrbuch VT von J.Mragraf, Lehrbuch der analytischen Therapie von Thomä und Kächele, Lexika wie dem Pschyrembel, verschiedene Neurologie- und Psychiatrielehrbücher, Literatur aus dem Web, außerdem einer Vielzahl von Fachartikeln aktueller Zeitschriften der letzten 10 Jahre.Möglicherweise sind nicht alle (insbesondere kleinere) Zitate kenntlich gemacht. Durch Verwendung verschiedener Quellen konnte eine Mischung aus den unterschiedlichen Zitate nicht immer vermieden werden. Soweit möglich wird dies angezeigt. Falls sich jemand falsch oder in zu großem Umfang zitiert findet- bitte eine E-Mail schicken. Bitte beachten Sie: Diese Webseite ersetzt keine medizinische Diagnosestellung oder Behandlung. Es wird hier versucht einen Überblick über den derzeitigen Stand der medizinischen Forschung auch für interessierte Laien zu geben, dies ist nicht immer aktuell möglich. Es ist auch nicht möglich, dass ein Arzt immer auf dem aktuellsten Stand der medizinischen Forschung in allen Bereichen seines Faches ist. Es ist immer möglich, dass die medizinische Forschung hier noch als wirksam und ungefährlich dargestellte Behandlungsmaßnahmen inzwischen als gefährlich oder unwirksam erwiesen hat. Lesen Sie bei Medikamenten immer den Beipackzettel und fragen Sie bei Unklarheiten Ihren behandelnden Arzt. Medikamentöse Behandlungen auch mit freiverkäuflichen Medikamenten bedürfen ärztlicher Aufsicht und Anleitung. Dies gilt auch für alle anderen Behandlungsverfahren. Die hier angebotenen Informationen können nicht immer für jeden verständlich sein. Um Mitteilung, wo dies nicht der Fall ist, bin ich dankbar. Fragen Sie hierzu immer Ihren behandelnden Arzt. Dieser weiß in der Regel über die hier dargestellten Sachverhalte gut Bescheid und kann Ihren individuellen Fall und Ihre Beschwerden besser einordnen- was für einen bestimmten Patienten nützlich ist, kann einem anderen schaden. Selbstverständlich gibt es zu den meisten Themen unterschiedliche Auffassungen. Soweit möglich wird hier dargestellt, woher die Informationen stammen. In den meisten Fällen mit einem entsprechenden Link (da diese oft ohne Ankündigung geändert werden, sind diese leider nicht immer aktuell zu halten). Leider ist die zitierte Literatur nicht immer kostenfrei zugänglich. Die Beschränkung auf kostenfrei zugängliche Literatur würde manches sehr oberflächlich lassen. In der Regel versuche ich mich in der Darstellung an deutschen oder internationalen Leitlinien der Fachgesellschaften und Metaanalysen der Literatur zu orientieren. Auch dies ist nicht überall möglich. Zum einen gibt es nicht überall solche Leitlinien, zum anderen werden diese mir nicht immer sofort bekannt. Manche Leitlinien sind lange nicht aktualisiert worden und von neuerer Literatur überholt, bzw, ergänzungsbedürftig. Wenn möglich sind im Text Links zu solchen Leitlinien eingebaut. Auch Leitlinien sind nur Orientierungen, sie schließen nicht aus, dass generell oder im Einzelfall Fehler enthalten sind oder diese im Einzelfall nicht anwendbar sind. Ziel der Darstellung ist hier definitiv nicht, mich als Experten für irgendeines der in der Homepage dargestellten Krankheitsbilder auszuweisen. Ich gehe davon aus, dass alle vergleichbaren Fachärzte für Neurologie, Psychotherapeutische Medizin und Psychiatrie ihre Patienten sorgfältig und genau so gut wie ich behandeln. Sollten Sie über eine Suchmaschine direkt auf diese Seite gekommen sein, werden Sie gebeten auch die Hauptseite aufzusuchen. Dort finden Sie einen Link zu den zuständigen Ärztekammern. Jeder Nutzer ist für die Verwendung der hier gewonnenen Informationen selbst verantwortlich, es handelt sich definitiv um keine Anleitung zur Selbstbehandlung. Es wird keinerlei Haftung weder für die hier angebotenen Informationen noch für die in den Links angebotenen Informationen übernommen. Sollten Sie Links finden, die nicht (oder nicht mehr) seriös sind, teilen Sie mir dies bitte mit, damit ich diese löschen kann. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des Autors kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Alle Angebote sind freibleibend und unverbindlich. Der Autor behält es sich ausdrücklich vor, Teile der Seiten oder das gesamte Angebot ohne gesonderte Ankündigung zu verändern, zu ergänzen, zu löschen oder die Veröffentlichung zeitweise oder endgültig einzustellen. Veränderungen erfolgen dabei ständig in Anpassung an neue Literatur oder weil sich meine Auffassung zu einem Thema aus anderen Gründen geändert hat. Dieser Haftungsausschluss ist als Teil des Internetangebotes zu betrachten, von dem aus auf diese Seite verwiesen wurde. Sofern Teile oder einzelne Formulierungen dieses Textes der geltenden Rechtslage nicht, nicht mehr oder nicht vollständig entsprechen sollten, bleiben die übrigen Teile des Dokumentes in ihrem Inhalt und ihrer Gültigkeit davon unberührt. Sollte sich jemand durch die Homepage in irgendeiner Form beleidigt, benachteiligt oder in sonst einer Form geschädigt fühlen, bitte ich um eine persönliche Kontaktaufnahme per E-Mail oder telefonisch bzw. per Post. Bitte nennen Sie bei Mitteilungen Ihren vollständigen Namen und Ihre Adresse. Bei Mitteilungen von Kollegen bitte auch Tatsache, dass sie Kollege sind, sowie die Fachbezeichnung. Anonyme Mitteilungen sind in der Regel nicht willkommen. Karl C. Mayer