Störung des Sozialverhaltens

Störungen des Sozialverhaltens sind durch ein sich wiederholendes und anhaltendes Muster dissozialen, aggressiven und aufsässigen Verhaltens charakterisiert. Dieses Verhalten übersteigt mit seinen gröberen Verletzungen die altersentsprechenden sozialen Erwartungen. Es ist also schwerwiegender als gewöhnlicher kindischer Unfug oder jugendliche Aufmüpfigkeit. Das anhaltende Verhaltensmuster muss mindestens sechs Monate oder länger bestanden haben. Störungen des Sozialverhaltens können auch bei anderen psychiatrischen Krankheiten auftreten, in diesen Fällen ist die zugrunde liegende Diagnose zu verwenden. Beispiele für Verhaltensweisen, welche diese Diagnose begründen, umfassen ein extremes Maß an Streiten oder Tyrannisieren, Grausamkeit gegenüber anderen Personen oder Tieren, erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum, Feuerlegen, Stehlen, häufiges Lügen, Schulschwänzen oder Weglaufen von zu Hause, ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche und Ungehorsam. Jedes dieser Beispiele ist bei erheblicher Ausprägung ausreichend für die Diagnose, nicht aber nur isolierte dissoziale Handlungen. Störungen des Sozialverhaltens zeigen eine hohe Stabilität und sind therapeutisch nur schwer zu beeinflussen. Damit treten vor allem präventive Maßnahmen in den Vordergrund. Ergebnisse von 2 Mannheimer Längsschnittstudien (Kurpfalzerhebung 8 – 25 Jahre, n = 399; Mannheimer Risikokinderstudie 0 – 11 Jahre, n = 362). Störungen des Sozialverhaltens entstanden in der Adoleszenz vor allem aus Hyperkinetischen Störungen bei entsprechenden familiären Belastungen. Auch frühe Störungen des Sozialverhaltens sind wesentlich mit psychosozialen Risikofaktoren assoziiert. Insbesondere bei Jungen waren psychische Störungen des Vaters und Broken Home Erfahrungen der Mutter gute Prädiktoren. Daneben lassen sich teilweise spezifische Symptommuster bis in die früheste Kindheit zurückverfolgen. Die Qualität der Eltern-Kind-Interaktion ist dabei eine wesentliche vermittelnde Variable zwischen Risikofaktor und Verhalten des Kindes. Sie wird ihrerseits deutlich durch das Problemverhalten des Kindes beeinflusst.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur