Tabu

auch taboo, In Tonga ein Wort für unverletzlich, in Polynesien und anderen Südpazifischen Inseln ein Wort für etwas, das nicht erwähnt werden darf, das heilig, unverletzlich ist. Bezeichnung für ein in Naturvölkern allgemein respektiertes Verbot. Tabutraditionen spielen im religiösen und sozialen Leben jeder Gesellschaft und Kultur eine Rolle. Ein Tabu bedeutet in der Regel, dass nicht nur ein bestimmtes Verhalten vermieden werden muss, es darf auch nicht darüber geredet werden. Tabu ist ein allgemeiner Begriff für alle jene verbotenen Themen, Bereiche oder Dinge, über die man nicht spricht bzw. die man nicht tut, deren Verbot nicht unbedingt rational begründbar sein muss, historisch bestehen meist sinnvolle Begründungen, die aber inzwischen überkommen sein können. Tabus äußern sich in Verboten und Einschränkungen, die einer Gemeinschaft auferlegt werden. Nahrungsmittel, religiöse Werte, politische Themen, Gesprächsthemen oder manchmal sogar Worte (z.B. im Bereich der Sexualität, Religion, Ethnologie) allgemein, diverse abergläubische Vorstellungen beispielsweise bezüglich schwangerer Frauen, bestimmte Berufe oder Bevölkerungsgruppen etc. „Im Tabu wird nicht ein Unmenschliches geächtet, sondern ein Menschliches Unmenschlich gemacht“. Tabus können sehr sinnvoll sein (z.B. Inzestverbot) oder unsinnig (Redeverbot über bestimmte Themen). In Tabus sind oft Anknüpfungspunkt für Witze und Schimpfwörter. Tabubruch soll Schuldgefühle und Angst vor gesellschaftlicher Ächtung erzeugen. Beim Tabubruch werden abstrakte, moralische oder religiöse Verbote unterschiedlicher Autoritäten missachtet, es kommt zu Grenzüberschreitungen bezüglich gesellschaftlicher Regeln. Tabus können einen sinnvollen Schutz darstellen, können aber auch sehr hinderlich für eine persönliche oder gesellschaftliche Entwicklung sein.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur