Hirntumorverdacht – wann ist eine dringliche Untersuchung sinnvoll?

Nicht immer hat die frühzeitige Entdeckung eines Hirntumors positive Konsequenzen für den Patienten. Ein niedrigmaligner Tumor wird oft nur überwacht. Bei den bösartigen Tumoren ist trotz der Fortschritte der Radiochirurgie und der Chemotherapie meist nur eine vergleichsweise geringe Verlängerung der Überlebenszeit möglich. Bei manchen Tumoren kann aber die frühzeitige Entdeckung auch weitere Schäden verhüten. Insbesondere auch die gutartigen Tumore können Druckschädigungen an Hirnteilen verursachen, die bei zeitiger Entdeckung vermeidbar wären. Das Interesse von Patienten, wie auch Behandlern ist groß, entsprechende Anhaltspunkte zu haben, wann dringlich eine Diagnostik indiziert ist. Die Tabelle gibt Anhaltspunkte:

Hirntumor- Leitlinien, wann sollte bei Verdacht dringend untersucht werden?
Subakute progressive neurologische Symptome, die sich über Tage oder Wochen entwickeln
(z.B.: Lähmung oder Schwäche einer Körperseite oder Extremität, Sensibilitätsstörung einer Körperseite oder Extremität, Sprech- oder Sprachstörung, Ataxie)
Erstmals aufgetretener epileptischer Anfall mit einem oder mehreren der folgenden Charakteristika:
– fokaler Anfall
– längeres postiktales fokales Defizit (Lähmung, Sensibilitätsstörung (>1 Stunde)
– Status epileptikus
– begleitendes interiktales fokales Defizit
Patienten mit der Kombination von Kopfschmerz, Erbrechen und Papillenödem
Hirnnervenlähmung (z.B.: Diplopie, Sehverlust, einschließlich Gesichtsfeldverlust, einseitige Ertaubung)
Überlegenswert auch bei Patienten mit nicht-migränösen Kopfschmerzen, die mindestens einen Monat vorhanden sind und in den letzten Monaten begonnen haben, wenn diese Begleitsymptome haben, die auf Hirndruck hinweisen; wie morgens von den Kopfschmerzen aufgeweckt werden, Erbrechen (besonders morgens), Schwindel
A J Larner; Referral guidelines for suspected central nervous system or brain tumours J Neurol Neurosurg Psychiatry 2006;77:1305–1306 [Extract] [Full text] [PDF]

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur