authentisches selbsteinbringendes Kommunikationsverhalten

Einfühlsames und authentisches/ selbsteinbringendes Kommunikationsverhalten hat positive Effekte auf die zwischenmenschliche Beziehung und fördert persönliches Wachstum in Beratung und Psychotherapie. Die personzentrierte Theorie postuliert dies auch für pädagogische Prozesse. Empirische Nachweise liegen vor für entsprechend geratetes Lehrerverhalten z.B. bei Aspy & Roebuck und bei Tausch & Tausch. Praxiskonzepte, etwa von Gordon, finden weite Verbreitung. – Lässt sich aber eine Wirksamkeit auch bei einzelnen Interaktionsakten, bei denen Jugendlichen Grenzen gesetzt werden, und in einem quasi-experimentellen Setting nachweisen? – 277 Schüler, 13-15 Jahre alt der Klassen 7 und 8 von Haupt-, Realschulen und Gymnasien erhielten je 4 Comics mit typischen Verbotssituationen, in denen Erwachsene Grenzen setzen. Für die pädagogische Interaktionsstrategie der Erwachsenen gab es die 4 Versionen 1. empathisch und selbsteinbringend, 2. Fragen-stellen und selbsteinbringend, 3. empathisch und unpersönlich-normvertretend, 4. Fragen-stellend und unpersönlich-normvertretend, die mit den 4 Verbotssituationen alternierend kombiniert wurden. Die Schüler rateten zu jedem Comic ihr Erleben der Pädagogenperson und ihre Bereitschaft zur Verbotseinhaltung. – Es zeigen sich sehr-signifikante Effekte der personzentrierten Interaktion sowohl auf das Schülererleben als auch auf die Bereitschaft, die Grenzen einzuhalten. Diese Effekte gehen jedoch ausschließlich und hoch-signifikant auf die weiblichen Jugendlichen zurück, für die männlichen Jugendlichen finden sich keine Unterschiede. – Die Ergebnisse verweisen auf eine erziehungspraktisch sehr relevante Begrenztheit des Konzeptes und werfen Fragen auf, etwa ob für männliche Jugendliche personzentriertes Pädagogenverhalten in Verbotssituationen irrelevant ist oder ob sie es z.B. schlicht nicht wahrnehmen.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur