Creutzfeldt-Jakob-Krankeit ( CJD)

siehe auch unter Prionen. Deutsche Daten aus Göttingen: Seit 1993 bis 10/2002 wurden mehr als 1200 Patienten klinisch untersucht, bei 450 Patienten konnte neuropathologisch eine Diagnose gestellt werden. Die Inzidenz der sporadischen CJD in Deutschland liegt im Bereich von 1 Fall (0.7 – 1.38) pro Million der Bevölkerung pro Jahr. Verdachtsfälle der vCJD (neue Variante durch BSE) wurden in Deutschland bislang nicht bestätigt. Die genetische Veranlagung ist sowohl für die sporadische (lange bekannte 1/1000 000 auftretende) wie auch für die neue erworbene Form (seit BSE) bedeutsam. 10% – 15% der Fälle sind möglicherweise direkt vererbt (familiäre Form). Es gibt einen verbreiteten Polymorphismus für das menschliche Prionprotein, dabei ist an Position 129 entweder Methionin oder Valin. Bei Weißen sind ungefähr 38% homozygot für das häufigere Methioninallel, 51% sind heterozygot und 11% sind homozygot für Valin. Die große Mehrheit der Betroffenen Patienten mit der sporadischen Form sind homozygot für diesen Polymorphismus, die meisten Fälle bei denen die Erkrankung durch Hyphysenhormone (oder Hornhauttransplantationen, Stereotaxie..Inkubation 2-30 Jahre) im Rahmen einer ärztlichen Behandlung übertragen wurde sind ebenfalls Homozygote, besonders solche aus der Valingruppe. Der schützende Effekt der Heterzygotie zeigt sich auch bei anderen Prionenerkrankungen. Nicht jede Verletzung mit Prionenverseuchtem Material anderer Tierarten führt zur Übertragung, experimentell ist dies sogar relativ schwierig. Innerhalb der selben Spezies ist die Übertragung einfacher, der Verlauf dann auch schneller, die Inkubationszeit verkürzt. Die experimentelle Übertragung gelingt mit Hirn- Rückenmarks-, Augen-, Lungen-, Leber-, Nieren-, Milz-, und Lymphknotengewebe, zeitweise auch im terminalen Ileum. (Bei Primaten nachgewiesen, Whitley, R. J., et al.). Bei der neuen Form scheint fast nur Hirn- Rückenmarks- Riechnervenfasern und Tonsillen, Zahnfleisch und Augengewebe sowie zeitweise auch das terminalen Ileum infektiös zu sein. Ob eine Übertragung bei zahnärztlichen oder HNO- Untersuchungen oder Behandlungen möglich ist, ist nicht bekannt. Iatrogene Creutzfeldt–Jakob Erkrankungen sind bisher hauptsächlich durch Wachstumshormon von Leichenhypophysen und Dura mater von Leichen aufgetreten. (23 Jahre war bis 1985 Dura mater und 36 Jahre Wachstumshormon so gewonnen worden). Wie andere erworbene CJ Erkrankungen ist auch eine iatrogene Übertragung der bovinen Variante möglich. Insgesamt sind bisher 405 dieser Fälle bekannt, sie wurden vor 1985 erworben, am häufigsten traten sie in den 90er Jahren auf und haben seit dem an jährlicher Inzidenz abgenommen. Eine Übertragung durch chirurgische Eingriffe ist bisher nicht berichtet, eine Übertragung durch Bluttransfusionen und chirurgische Eingriffe scheint aber für bestimmte Formen möglich. (NEUROLOGY 2006;67:389–393). Bei Transfusionen werden deshalb die Leukozyten aus dem Blut entfernt, da sie meisten Prionen enthalten. Man nennt diese Verfahren Leukodepletion. Prionen können aber auch im Plasma enthalten sein. Im Tierversuch ist inzwischen ein Verfahren getestet, das über das Harz L13 Prionen aus dem Plasma herausfiltert. (Lancet 2006; 368: 2190-2191). Insgesamt sind bisher 405 dieser Fälle bekannt, sie wurden vor 1985 erworben, am häufigsten traten sie in den 90er Jahren auf und haben seit dem an jährlicher Inzidenz abgenommen. Eine Übertragung durch chirurgische Eingriffe ist bisher nicht berichtet, eine Übertragung durch Bluttransfusionen und chirurgische Eingriffe scheint aber für bestimmte Formen möglich. (NEUROLOGY 2006;67:389–393). Eine Übertragung durch Stuhlgang, Speichel, Urin oder andere Ausscheidungen ist bisher nicht nachgewiesen. Die sporadische Variante zeigt sich in einer rasch fortschreitenden Demenz, meist mit Myoklonien. Beginn meist zwischen dem 45. und 75 Lebensjahr, am häufigsten zwischen 60 und 65 unter 30 ist die Erkrankung extrem selten. Bereits innerhalb von Wochen tritt ein akinetischer Mutismus auf, der Tod oft schon nach 2-3 Monaten. 70% sterben nach weniger als 6 Monaten. Bis 1989 wurden Rinderhirne als Bindemittel in Hamburgern und Würsten verarbeitet. Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankeit ( im Zusammenhang mit BSE bei Rindern) entspricht bezüglich der Symptome der natürlich vorkommenden Erkrankung Creutzfeldt – Jakob – Erkrankung Allerdings sind im Gegensatz zur CJD von dieser Krankheit bisher besonders jüngere Menschen betroffen. Der Alterdurchschnitt liegt hier bei 29 Jahren. Seit dem ersten Todesfall 1995 bis Ende 2005, sind in England 153 Menschen an dieser neuen Variante des vCJD verstorben. (http://www.cjd.ed.ac.uk). 18 Fälle gab es in Frankreich und 12 im Rest der Welt. Die meisten starben 2000 mit 28 Todesfällen, die Inzidenz geht eher zurück. Die Inzidenz ist vergleichsweise gering, verglichen mit der Anzahl von Menschen, die kontaminiertes Rindfleisch gegessen haben. Übertragungen durch Bluttransfusionen wurden berichtet. Diese Erkrankung ist durch Prionen (Eiweiße) übertragbar. Hitze von 100° C, Chemikalien und vielen Desinfektionsmitteln widerstehen sie. Sogar im Boden können sie Jahre überdauern. Es handelt sich bei den Prionen (PrPSc) um Eiweiße, die möglicherweise durch Genmutationen oder Infektion aus den körpereigenen Eiweißen (PrPC) gebildet werden. Das Gen, welches die Information für dieses Prion-Protein trägt, liegt auf dem Chromosom 20. Der Zusatz „Sc“ steht für Scrapie- spezifisch, der von „C“ für zellulär, also für körpereigen. Die Prionen (PrPSc) unterscheiden sich von den natürlichen Eiweißen durch eine teilweise andere Abfolge von Aminosäuren. Dadurch besitzen sie eine andere Faltung und damit eine abweichende räumliche Struktur. Über die Funktion der Prionen und den Mechanismus ihrer Infektiosiät ist bisher wenig bekannt. Es werden mehrere Theorien diskutiert. Die neue Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden, wie z.B. Schlafstörungen. Nach und nach treten außerdem psychische Symptome auf, wie z.B. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. 9 von 10 Patienten wurden zuerst psychiatrisch vorgestellt. Bei einem Patienten soll die Erkrankung mit einem Verlust des Riechvermögens und des Geschmackssinns begonnen haben, die Prionen wurden auch in den Olfaktorischen Fasern nachgewiesen. Zusätzlich kommt es zu einem Gedächtnisverlust sowie zu neuropsychologischen Symptomen, wie Aphasie, also die Unfähigkeit sprechen zu können, oder Alexie, also die Unfähigkeit zu lesen. Die Erkrankung schreitet dann schnell voran und führt zu vielfältigen Symptomen wie: Lähmungen, Tremor, Chorea, Ataxie, Myoklonien, epileptische Anfälle und am Ende völlige Verblödung. Die Inkubationszeit beträgt vermutlich mehrere Jahre.

Diagnostische Kriterien für die sporadische CJD
Die definitive Diagnose CJD kann derzeit nur durch Untersuchung des Hirngewebes erfolgen, und zwar durch eine neuropathologische Untersuchung einschließlich des Nachweises von PrPSc durch – immunhistochemische Darstellung mit spezifischen Antikörpern oder – durch Nachweis des PrPSc im Westernblot.
Die Diagnose wahrscheinliche CJD wird gestellt, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: Progressive Demenz und mindestens zwei der folgenden vier Veränderungen
– Myoklonien
– Visuelle oder zerebellare Veränderungen
– Pyramidale oder extrapyramidale Dysfunktion
– Akinetischer Mutismus und typische EEG-Veränderungen (periodische scharfe Wellen) unabhängig von der Dauer der klinischen Erkrankung und/oder Protein-14-3-3-Nachweis im Liquor bei einer klinischen Krankheitsdauer bis zum Tode von unter 2 Jahren.
Die Diagnose mögliche CJD wird gestellt, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind. Progressive Demenz und atypisches oder nicht vorhandenes EEG und Verlauf unter 2 Jahren und mindestens 2 der folgenden vier klinischen Charakteristika: Myoklonie, visuelle oder zerebellare Störung, pyramidale/extrapyramidale Dysfunktion, akinetischer Mutismus.

 

Quellen / Literatur:

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur