Morbus Crohn

Chronische entzündliche Erkrankung bevorzugt des unteren Dünndarms, aber auch des gesamten Gastrointestinaltraktes. Die Inzidenz beträtgt etwa 6,7 (1,6-14,6) Neuerkrankungsfälle pro 100 000/Jahr und die Prävalenz liegt bei 140 (10-199) Erkrankte pro 100 000 in westlichen Ländern, insgesamt gibt es in Europa etwa 690 000 Erkrankte. Die Erkrankung kann in jedem Alter beginnen, fängt am häufigsten im Alter von 16-30 Jahren an. Neuerkrankungen sind damit relativ selten, so dass ein einzelner Arzt nur selten eine Neuerkrankung diagnostiziert. Symptome zu Beginn sind meist häufige Durchfälle, Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme und Müdigkeit. Neben einer Vorgeschichte mit diesen Symptomen erfolgt die Diagnose dann durch eine endoskopische Untersuchung, histopathologische Gewebsuntersuchungen, und Röntgenuntersuchungen. Differentialdiagnose des M Crohn: Infektiöse Darmerkrankungen: Yersinien, Tuberkulose, atypische Mycobacterien. Andere Entzündungen: Diverticulitis, Colitis ulcerosa (mit oft blutigen Durchfällen), Mikroskopische Colitis mit bei Schmerzmitteleinnahme mit wässrigen Durchfällen, Behçet’sche Erkrankung. Sarkoidose, Zöliakie, Abführmittelmissbrauch, selten Krebserkrankungen, Reizdarmsyndrom , Pankreatitis.

Es handelt sich um autoimmunologisch bedingten entzündlichen Darmerkrankungen, die mit Vaskulitiden auch anderer Organe vergesellschaftet sein können. Eine Barrierestörung gegenüber Darmbakterien durch fehlende endogene Mukosaantibiotika, so genannte Defensine, scheint eine Rolle zu spielen. Möglicherweise ergibt sich daraus langfristig ein Therapieansatz. Eine auslösende Rolle könnte eine Infektion mit dem Mycobacterium paratuberculosis spielen. Dieses Bakterium ist potenziell mit der Kuhmilch von befallenen Rindern übertragbar, aber auch in der Umwelt sehr stabil. Es wurde gehäuft in von Morbus Crohn befallenem Gewebe gefunden. Der vom Bakterium freigesetzte Zucker Mannose soll Makrophagen dabei behindern Coli-Bakterien zu eliminieren. Diese sollen sich dann sogar in den Makrophagen weiter vermehren können. Möglicherweise soll das Bakterium auch als Trigger auf das Antikörperprotein ASCA wirken. (Gastroenterology Volume 133, Issue 5, Pages 1487-1498 (November 2007) Früher als psychosomatische Erkrankung angesehen.

Für den Morbus Crohn sind einige neurologische Begleiterkrankungen wie die funikuläre Spinalerkrankung, Sehnervenschädigungen, Polyneuropathien, zerebrale Blutungen und Ischämien mit zerebraler Vaskulitis als Ursache zerebraler Ischämien beschrieben worden. Die zerebrale Angiographie bei den Ischämien ergab in allen Fällen jeweils multiple Kalibersprünge der mittleren und großen intrakraniellen Gefäße im Sinne einer zerebralen Vaskulitis bei negativer Vaskulitisserologie. Die jeweilige Symptomatik bildete sich unter einer Immunsuppression zurück.

Operative Eingriffe sind dank moderner Therapiemethoden wesentlich seltener als früher erforderlich. Üblicherweise wird die akute Darmerkrankung bisher mit Kortison behandelt. Die Langzeitbehandlung mit Kortison hat die bekannten erheblichen Nebenwirkungen und die Wirksamkeit lässt bei manchen Patienten im Verlauf nach, die Wirksamkeit im akuten Schub ist gesichert, in der Vorbeugung zweifelhaft. Anitibiotika sind nur gegen die septischen Komplikationen wirksam. Immunsuppressive Behandlungen senken den Kortisonbedarf und bedingen soweit bisher beurteilbar einen besseren Verlauf. Azathioprin, Mercaptopurin, oder Methotrexat werden daher seit längerem eingesetzt um Kortison einzusparen oder bei fehlendem Ansprechen auf Kortison den Verlauf zu verbessern. Eine Metaanalyse schätzt, dass Azathioprin die Wahrscheinlichkeit in Remission zu bleiben gegenüber Plazebo verdoppelt. (Aliment Pharmacol Ther 2008;27(1):11-8). Etwa 3/4 der Patienten vertragen Azathioprin, Nebenwirkungen sind Myelosuppression, Hepatitis, und Pancreatitis; Übelkeit, Erbrechen, und grippeartige Symptome. Despite these side effects, thiopurines are tolerated by 75% of patients. Die Entzündung beim M Crohn wird durch den das Zytokin Tumour necrosis factor {alpha} (TNF{alpha}) vermittelt, die therapeutischen Antikörper Infliximab, Adalimumab, Natalizumab, Certolizumab blockieren diese Entzündungsreaktion. Eine frühzeitige Behandlung mit Infliximab (5 mg/kg Körpergewicht) in Kombination mit Azathioprin ist möglicherweise effektiver. (Lancet 2008; 371: 660–67). Ähnlich wie unter Kortison steigt unter den Behandlungen mit biologischen Antikörpern das Infektionsrisiko bis zur Sepsis auf etwa das Doppelte an. Ob durch die biologischen Therapieformen wie Infliximab der natürliche Verlauf chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen langfristig günstiger beeinflusst werden kann, ist noch nicht bewiesen. In Studien werden auch andere Antikörper wie Natalizumab, Adalimumab und Certolizumab eingesetzt. Wer von diesen teueren neuen Medikamenten, die auch bei Rheuma und MS eingesetzt werden, profitiert ist noch nicht sicher beurteilbar. Sepsis, TBC, Optikusneuritis, Infusionsreaktionen und Krebserkrankungen gelten als Kontraindikationen für die biologischen Antikörperbehandlungen. Man geht aber davon aus, dass die biologischen Antikörperbehandlungen die Prognose dieser Erkrankung wesentlich verbessern.

 

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur