Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse |
Glossar:
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z |
Glossar Psychiatrie / Psychosomatik / Psychotherapie / Neurologie / Neuropsychologie |
Delirium oder Delir
Ein Delirium ist eine akute zeitweise und in der Regel reversible psychische Störung (im Gegensatz zu einer Demenz, die sich schleichend und progredient entwickelt) mit signifikanter Verschlechterung verschiedener psychischer Funktionen. Stark vereinfacht könnte man ein Delirium auch einen akuten Verwirrtheitszustand nennen. Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Veränderung kognitiver Funktionen, mit akutem Beginn und Fluktuieren der Symptomatik. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus gehören in 90 % zu den auffallendsten Symptomen. Reversibel sind die Symptome wenn die zentrale Funktionsstörung nicht auch zu strukturellen Läsionen im ZNS geführt hat. Wichtig ist die akute sofortige Unterscheidung von einer Demenz. Letztere Unterscheidung ist insofern oft nicht einfach, als 22% bis 89% der stationär aufgenommenen Dementen zusätzlich ein Delirium haben. Fick DM, Agostini JV, Inouye SK. Bei Aufnahme ins Krankenhaus haben 14 bis 24% der über 65 jährigen ein Delir, die Zahlenangaben zum während des Krankenhausaufenthaltes erworbenen Delirium bei Älteren schwanken zwischen 6-56%. In 15-53% der Älteren tritt ein solcher Verwirrtheitszustand nach einer Operation auf, bei 70-87% der älteren Intensivstationspatienten ist ein Delirium vorhanden. Bis zu 83% aller Menschen müssen einen solchen Zustand im Sterben erleben. Ein Delirium wird mit den nachlassenden geistigen Fähigkeiten im Alter wahrscheinlicher. Umgekehrt wird ein Delirium aber besonders häufig bei jüngeren Menschen übersehen, dies geschieht besonders dann, wenn die Krankenhauseinweisung nicht von den ambulant behandelnden Ärzten erfolgt oder bei den Betroffenen eine psychische Störung vorbekannt ist. ( Swigart et al. Psychosomatics 2008 49:104-108).Ein Delirium vergrößert die Sterblichkeit bei und nach Krankenhausaufenthalten nach verschiedenen Studien erheblich. Zeitige Diagnose und Behandlung verbessern die Prognose deutlich. Arch Intern Med. 2005;165:1657-1662., The British Journal of Psychiatry 1982 140: 149-153 JAMA, April 14, 2004; 291(14): 1753 - 1762. The Annals of Pharmacotherapy: 2006. 40,/11, 1966-1973 Arch Intern Med. 2007;167(15):1629-1634. JAMA. 2008;300(24):2898-2910 Nach den amerikanischen Leitilinien (APA) sollte unterschieden werden zwischen:
Delire zeigen oft lebensbedrohliche Situationen an. In den USA geht man davon aus, dass Delire für die Hälfte aller Krankenhaustage bei älteren Patienten verantwortlich sind. Ein Delirium tritt als Komplikation jedes 5. Krankenhausaufenthaltes bei über 65 jährigen auf, in den USA geht man von Kosten von $2,500 pro Patient und ungefähr $6.9 Milliarden Dollar Kosten pro Jahr für die Versicherung Medicare alleine für die Kosten im Krankenhaus aus. Hinzukommen daraus folgende Heimkosten, Rehakosten und die anschließende Versorgung zu hause. (N Engl J Med 2006;354:1157-65). Delirien können bei Personen ohne vorbestehende intellektuelle Einbußen auftreten, häufiger liegt jedoch bereits eine Erkrankung oder Vorschädigung des Gehirns vor. Ein Delirium ist gewöhnlich ein akutes, nicht ein unmerklich beginnendes Syndrom. Ein Delirium ist eine Störung der Erkennung und initialen Verarbeitung von Information, die Demenz ist gekennzeichnet durch Beeinträchtigung von Erinnerung und Erkennung. Delire sind häufig die ersten und nicht ganz selten auch die einzigen Zeichen einer schweren körperlichen Erkrankung. Bei hochgefährdeten Patienten kann eine Delirium durch eine Kleinigkeit, wie eine einzige Schlaftablette ausgelöst werden. Bei weniger gefährdeten Patienten entwickelt sich ein Delirium meist nur als Komplikation verschiedener gleichzeitig auftretender Stressfaktoren wie beispielsweise Narkose, großer operativer Eingriff und zusätzliche Psychopharmakagabe. Entsprechend muss in der Regel nach verschiedenen Ursachen gesucht werden. (s.u.) Insbesondere anticholinerge Medikamenten können Delirien auslösen, bei Menschen mit einem Delirium ist die anticholinerge Aktivität im Serum erhöht, Cholinesterasehemmer scheinen auch bei Delirien, die nicht durch Medikamente verursacht wurden eine gewisse Besserung zu bewirken. Aus diesen Gründen nimmt man an, dass ein cholinerges Defizit an den Neuronen im Gehirn bei der Entstehung von Delirien eine Rolle spielt. Auch ein Dopaminüberschuss kann auslösend sein- was erklärt warum Neuroleptika wirksam in der Behandlung sind.
Meist wird zwischen der hyperaktiven und hypoaktiven Form des Deliriums unterschieden, Mischformen oder der Übergang von einer Form in die andere ist aber häufig. Die Patienten mit einem hyperaktiven Delirium haben meistens eine Hyperarousal und können sehr empfindlich auf ihre unmittelbare Umgebung reagieren. Sie können in diesem Rahmen schnell verbal und körperlich bedrohend und aggressiv werden. Sie sind oft unruhig, zupfen häufig an der Kleidung und zeigen eine Weglauftendenz. Die Patienten die an einer hypoaktiven (oder stillen) Form des Deliriums leiden sind vorzugsweise passiv und zeigen ansonsten alle o.g. Symptome des Deliriums. Die hypoaktive Form ist die häufigste Form des Delirs, was der Grund ist, warum ein Delirium häufig übersehen wird. Die Betroffenen berichten ihre Halluzinationen nicht, da sie oft still dasitzen oder liegen fällt die Desorientierung erst durch Befragen auf. Beim Hypoaktiven Delir finden sich auch wenig vegetative Zeichen Die Diagnose wird durch eine Erhebung des Psychischen Befundes ergänzt durch eine Fremdanamnese gestellt. Insbesondere wird dabei Bewusstsein, Orientierung, Auffassung, Konzentration, Gedächtnis und Merkfähigkeit untersucht, es wird aktiv nach Wahrnehmungsstörungen (beispielsweise Wahn, Ich-Störungen, Halluzinationen) gesucht, die Aufmerksamkeit geprüft. Der psychische Befund erlaubt dann die Differenzierung zwischen Demenz, Depression oder Delirium, die erhebliche Konsequenzen hat. Da fast jeder 3. alte Mensch, der ins Krankenhaus kommt ein Delirium entwickelt sollte die psychiatrische Untersuchung zu den Eingangsuntersuchungen dazugehören, wie das Routinelabor. Das Delirium ist von körperlicher Erregung begleitet, die bei einer Demenz meist nicht vorhanden ist. Delirpatienten befinden sich länger in stationärer Behandlung, die sich zudem komplikationsreicher gestaltet, und müssen häufiger danach in ein Seniorenheim umsiedeln. Die Erhebung des psychischen Befundes ist entscheidend zur Diagnose eines Deliriums. Je früher diagnostiziert wird, umso besser die Prognose. Oft sind an der Entstehung mehrere Ursachen beteiligt. Demenz ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung eines Delirs, 25% - 75% der Patienten mit einem Delirium haben eine Demenz, Durch eine Demenz verfünfacht sich das Risiko ein Delirium zu bekommen. Besonders hohe Risiken für ein Delirium bestehen bei allen schweren körperlichen Erkrankungen, psychischen Störungen in der Vorgeschichte, Männer mehr als Frauen, abnormale Serumnatriumspiegel, Schwerhörigkeit, Sehstörungen. Umweltfaktoren die ein Delirium begünstigen sind Umzug, Reisen, fehlen einer Uhr im Zimmern, Fehlen der Lesebrille. Krankheiten die häufig einem Delirium vorausgehen: Erkrankungen des zentralen Nervensystems: Schädelhirntraumen, epileptische Anfälle, postiktale Dämmerzustände, Hypertensive Enzephalopathie, Gefäßerkrankungen, degenerative Erkrankungen. Stoffwechselstörungen: Leber- oder Nierenversagen, Anaemie, Hypoglycämie, niedriger Vitamin B1 oder B12 Spiegel, Lerner V, Kanevsky M. Hormonstörungen, Flüssigkeits- und Elektrolytstörungen, Störungen des Säure/Basenhaushalts, Harnwegsinfekt oder Harnverhaltung. Herzlungenerkrankungen. Schock, Verschiedene Vergiftungen, Entzug, Infektionen (z.B. Akute Meningitis, Enzephalitis, Pneumonien, Sepsis, Fieber, Toxine) Tumore, Polytrauma, Lawlor PG, Bruera ED. schwere Traumen, hohes Fieber, postoperativ nach großen Operationen. Drogen die ein Delirium auslösen können sind z.B.: Alkohol, Amphetamine, Kokain, Halluzinogene, Inhalantien, Opioide, Phenzyklidin (PCP), Sedativa, Hypnotika,.. Bei der Differentialdiagnose eines Delirs müssen u. a. auch Medikamentennebenwirkungen bedacht werden Besonders bei mehr als 6 Medikamenten besteht ein hohes Risiko eines Delirs. Bei 40% aller Delire spielen Medikamente eine ursächliche Rolle. Fast jede Medikametengruppe kann Delirien auslösen, am häufigsten ist dies bei Medikamenten mit anticholinergen Nebenwirkungen, Beruhigungsmitten und Narkosemitteln. Berichtet sind Delire insbesondere unter: . Anaesthetika, Analgetika, Antiasthmatika, Antibiotika (z.B Penicilline,Cephalosporine, Sulfonamide, Isoniazid, Gyrase−Hemmer..), Antidiabetika, Antiepileptika, Antihistaminika, Benzodiazepine, Blutdruckmittel, Herzmedikamente (z.B. Digitalis−Präparate, Diuretika), Lungenmedikamente (wie Oxitropiumbromid, Ipratropiumbromid ) Parkinsonmedikamente, Corticosteroide, Koh YI, Choi IS, Shin IS, Hong SN, Kim YK, Sim MK. Magendarmmittel, Muskelrelaxantien, Immunsuppressiva, Lithium, Virustatika, alle Medikamente die anticholinerge Nebenwirkungen haben (für den Laien erkennbar z.B. an Mundtrockenheit wie z.B. Atropin, Scopolamin, Ipratropium, anticholinerge Parkinsonmedikamente (wie Biperiden, bzw. Akineton-retard ®, Artane ®, Parkopan ®, Sormodren ®, Tremarit ®) trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Urologika ( wie Oxybutinin, Propiverin, Tolterodin, Trospiumchlorid), Gifte die ein Delirium auslösen können: Cholinesterasehemmer, Organophosphate, Insektizide, CO, CO2, Lösungsmittel, Kleber, Benzindämpfe... Besonders häufig sind Delirien bei Menschen, die vor einer stationären Aufnahme mit Benzodiazepinen behandelt wurden. Neben der Korrektur von Stoffwechselentgleisungen ist daher die Anamnese hinsichtlich des Benzodiazepingebrauchs eine wichtiger Frühindikator. Arch Intern Med. 2007;167(15):1629-1634. Nach operativen Eingriffen kommt es bei 5 bis 15% der Patienten zu einem Delir, welches eine ernste und potentiell tödliche Komplikation darstellt. Das Zusammenwirken verschiedener anticholinerger Medikamente scheint besonders bedeutsam zu sein. Benoit H. Mulsant, MD et al.2003; Bei zusätzlich bestehenden Risikofaktoren wie hohem Alter, medikamentöser Mehrfachtherapie, somatischen und psychiatrischen Störungen findet sich eine noch wesentlich höhere Inzidenz. Bei Operationen am offenen Herzen und orthopädischen Eingriffen sind über die Hälfte der Patienten betroffen. Strittig aber nicht unwahrscheinlich ist, dass eine fremde Umgebung bei Demenzkranken und insbesondere ein Intensivstationsaufenthalt generell ein Delirium zumindest begünstigen kann. Das Delirium beeinträchtigt die postoperative Mobilisierung und Rekonvaleszenz der Patienten und führt zur Verlängerung des stationären Aufenthalts. Die Gefahr einer dementiellen Entwicklung als Spätfolge des Delirium bei älteren Patienten wird in der Literatur diskutiert. Zu den Maßnahmen der Prophylaxe zählen die Behandlung von metabolischen Entgleisungen, Ausgleich von Elektrolytstörungen und Therapie von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Verhaltensmaßnahmen, die die Orientierung des Patienten nach der Operation erleichtern, haben eine günstige Wirkung. (Galinat,Eriksson M, Samuelsson E, Gustafson Y, Aberg T, Engstrom KG. Besonders gefährdet sind ältere Menschen über 65 m>f, Menschen mit prämorbiden kognitiven Störungen, Demenz, Depression, immobile Menschen, Menschen die in ihrem Seh- und Hörvermögen beeinträchtigt sind, Flüssigkeitsmangel, Mangelernährung, Behandlung mit vielen Psychopharmaka, schwerer körperlicher Krankheit, Stoffwechselstörungen, Schlaganfällen, Hypoxie, Schock, Fiber oder Unterkühlung, Suchtkranke aber auch allgemein Menschen nach großen Operationen oder Traumen oder beispielsweise mit HIV- Infektion aber auch andere schwere Infektionen. Cochrane Database Syst Rev. 2001;1:CD000395. Die Dauer ist meist Stunden bis 10 oder 12 Tage, selten auch 2 Monate. Bei älteren Menschen ist die Dauer meist länger. Man unterscheidet je nach Stadium ein Prä- oder Volldelir. Das Delirium ist eine komplexe Störung, die bei älteren Menschen mit einer hohen Morbidität und Mortalität einhergeht. Frühere retrospektive Studien haben gezeigt, dass das Delirium bei älteren Menschen auf dem Notfall häufig nicht erkannt wird. Vorboten sind manchmal Schlaflosigkeit, Zittern und Angst. Die Symptome wechseln häufig stark, sogar innerhalb von Minuten und verschlechtern sich gegen Abend. Innerhalb kurzer Zeit kann ein Patient völlig gegensätzliche Emotionen zeigen. Das Denken wird ungeordnet, die Sprache ist verwaschen und schnell, geht mit Neologismen, aphasischen Symptomen oder chaotischem Sprachmuster einher. Schlafmuster und Essgewohnheiten sind meist komplett gestört. Die Aufmerksamkeit ist schwer beeinträchtigt Manche Patienten werden ruhig oder apathisch, andere agitiert und hyperaktiv. Es geht meist mit einer Störung des Bewusstseins, des Kurzzeitgedächtnisses, Desorientiertheit, und Sprach- oder Sprechstörungen einher. Wahrnehmungsstörungen, sind häufig insbesondere illusionäre Verkennungen und Halluzinationen, dabei insbesondere visuelle Halluzinationen, (im Volksmund deshalb weiße Mäuse sehen), akustische, sensible (»haptische«) u. andere Halluzinationen kommen ebenfalls vor, wahnhafte Verkennung der Umgebung, Fehlinterpretationen von Handlungen oder der Umgebung sind häufig. Ein Delirium beinhaltet häufig eine stark erhöhte Suggestibilität, manchmal treten unruhige Nestelbewegungen auf. Schlafstörungen und emotionale Störungen sind die Regel, hyperaktive (agitierte) und hypoaktive (lethargische) Zustände kommen häufig vor. Angst Depression, Reizbarkeit, Wut, Euphorie und Apathie kommen auch im Wechsel oder isoliert vor. Jeder Patient mit einem Delirium sollte psychiatrisch, neurologisch und internistisch untersucht werden. Ein Delirium bedarf immer einer Behandlung, kann im Zweifel immer lebensgefährlich sein, neben psychiatrischer Behandlung ist eine sorgfältige organische Diagnostik und Überwachung erforderlich. Labor, Überprüfung der bisher eingenommenen Medikamente, EEG und Röntgenuntersuchungen sind oft notwendig, nicht selten ist auch eine Intensivstation erforderlich. Manchmal ist eine spezielle Behandlung nach der Ursache möglich, z.B. Physostigmin bei anticholinergem Delir. Überwachung der Vitalfunktionen, Flüssigkeits- und Elektrolytenzufuhr sind neben der symptomatischen Therapie notwendig. Oft besteht im Anschluss eine Erinnerungslücke für ein Delir, ältere Menschen erholen sich nicht immer vollständig. Ein delirantes Zustandsbild kann eine Demenz überlagern oder sich zu einer Demenz weiterentwickeln. Das EEG zeigt meist eine diffuse Verlangsamung mit Auftreten von Delta und Thetaaktivität, die zum Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung parallel geht. Für eine endgültige Diagnose müssen leichte oder schwere Symptome in jedem der folgenden Bereiche vorliegen:
Fremdbeurteilung von Delirien nach der Confusion Assessment Method (Inouye SK., Desai MM, Bogardus ST Jr, Williams CS, Vitagliano G, Inouye SK. Ely EW, Margolin R, Francis J, May L, Truman B, Dittus R, Speroff T, Gautam S, Bernard GR, Inouye SK.)
Ein Delirium kann sich plötzlich, bzw. im Verlauf von Stunden entwickeln. Oft gibt es aber besonders bei den alten Patienten tage- oder wochenlange Vorboten. Differenzialdiagnose: Besonders leicht werden die hypoaktiven oder lethargischen Delire übersehen. Je älter die Patienten sind und umso mehr sie schwer körperlich krank sind um so mehr stehen die hypoaktiven Delire im Vordergrund. Verwechslungen mit schweren Depressionen sind besonders bei diesen hypoaktiven Formen möglich. Bis zu 40% der Delirien sollen nach Literaturangaben mit Depressionen verwechselt werden. Kognitive Defizite sind bei depressiven Patienten in der Regel nur leicht. Eine Störung des Bewusstseins der gröbere kognitive Defizite gehören nicht zu den Symptomen einer Depression. Menschen mit Depressionen sind manchmal auch wahnhaft, dann handelt es sich meist um einen Schuld- oder Versündigungs-, Verarmungswahn. Bei deliranten Patienten tauchen eher schnell wechselnde unspezifische Wahninhalte und Verfolgungsideen auf. Der Affekt wechselt im Delirium häufig.Menschen mit Depressionen haben häufig eine entsprechende Vorgeschichte, die depressiven Gefühle sind anhalternder als bei dem Delir. Manien kann man mit einem hyperaktiven Delirium verwechseln auch hier besteht eine Verminderte Aufmerksamkeit, Agitation, rasche Fluktuationen und psychotische Symptome. Es gibt aber bei Manien fast immer eine entsprechende Vorgeschichte, die auf eine bipolare Störung hinweist, das EEG ist bei Manien normal. Auch delirante Patienten können suizidal werden. Ein Delirium ist von einer Demenz zu unterscheiden. In der Regel hilft bereits die Anamnese. Es gibt keine akute Demenz, diese entwickelt sich immer über Monate und Jahre. Bewusstseinsstörungen gehören nicht zu einer Demenz. Schwierig wird eine Unterscheidung dadurch, dass Demenz oder leichte kognitive Störungen ein Risikofaktor für die Entwicklung eines deliranten Zustandes sind, ein delirantes Zustandsbild kann eine Demenz überlagern . Umgekehrt kann sich ein Delirium zu einer Demenz weiterentwickeln. Ein EEG hilft insbesondere ein Delirium von einer Demenz, einem non-convulsiven Status epilepticus zu diagnostizieren oder eine focale intracranielle Läsion als Ursache der Verwirrtheit auszuschließen. Kernspintomograhien sind bei deliranten Patienten kooperationsbedingt kaum möglich und nur sehr selten indiziert. Ein CCT sollte fokalen neurologischen Symptomen, Verwirrtheit nach einem Schädeltrauma oder Sturz, oder bei Hirndrucksymptomen durchgeführt werden. Lumbalpunktionen sind nur bei V.a. Meningitis sinnvoll. Vorbeugend sollten Patienten frühzeitig mobilisiert werden, nicht pharmakologische Maßnahmen sollten nach Möglichkeit die Notwendigkeit und Dosis von Psychopharmaka vermindern. Schlafmangel sollte bei kranken alten Menschen vermieden werden, Kommunikationshindernisse müssen zeitig beseitigt werden (Brille, Hörgerät,..) Flüssigkeitsmangel muss frühzeitig ausgeglichen werden. Nach Ops sollte mit Sauerstoffgabe nicht gespart werden, zeitig die Elektrolytbalance hergestellt werden, Schmerzen ausreichend behandelt werden, zeitige Ernährung, und in Gang bringen der Magendarm und Blasenfunktion gelten ebenfalls als wichtig. Menschliche Zuwendung und Familienbesuche helfen ebenfalls Delire abzuwenden und zu bessern. In der Behandlung steht die Suche nach der Ursache mit an erster Stelle. Medikamentös: im Zweifel wird Thiamin zur Vorbeugung der Wernickeenzephalopathie verabreicht. Haloperidol ist am besten untersucht The Annals of Pharmacotherapy: 2006. 40,/11, 1966-1973. Pipamperon ist bei älteren Patienten eine Alternative, Benzodiazepine werden nur beim Entzugs- Delirium eingesetzt. Clomethiazol setzt eine gute Überwachung von Kreislauf und Lungefunktion voraus. Nichtpharmakologische Interventionen beim Delir:
Medikamentöse Behandlung
Prognose Ein Delirium verschlechtert die Prognose der Grunderkrankung, besonders schlecht ist die Prognose, wenn ein Delirium lange anhält.. Häufige Folgen sind Längere Dauer des Krankenhausaufenthaltes, erhöhte Mortalität auch nach der Akutsymptomatik, Einweisungen ins Pflegeheim. Nicht selten bestehen subsydromale Symptome noch längere Zeit weiter, ein Übergang in eine Demenz ist möglich. Die Mehrheit der Patienten mit einem akuten Verwirrtheitszustand oder Delir leidet an an einer systemischen Ursache wie Austrocknung, Sepsis oder Medikamentennebenwirkungen. Eine zerebrale Computertomographie oder Kernspintomographie zeigt bei diesen Patienten nur selten Auffälligkeiten. Diese sind am ehesten zu erwarten, wenn sich bei der klinischen Untersuchung neurologische Herd- oder Seitenzeichen finden. Fehlen solche Hinweise und ist der Patient fiebernd, oder ausgetrocknet und hat eine vorbestehende Demenz, kann mit der Bildgebung auch zugewartet werden, oder diese kann mit sehr geringem Risiko unterlassen werden. (Acta Neurol Scand 2008: 118: 245–250). Quellen / Literatur:
|
Glossar:
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z |
Wichtiger Hinweis: Sämtliche Äußerungen auf diesen Seiten erfolgen unter Ausschluss jeglicher Haftung für möglicherweise unzutreffende Angaben tatsächlicher oder rechtlicher Art. Ansprüche irgendwelcher Art können aus eventuell unzutreffenden Angaben nicht hergeleitet werden. Selbstverständlich erheben die Aussagen keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit, es wird daneben eine Vielzahl vollkommen anderer Erfahrungen und Auffassungen geben. Ich distanziere mich ausdrücklich von den Inhalten der Webseiten und Internetressourcen, auf die ich mit meinen Links verweise. Die Haftung für Inhalte der verlinkten Seiten wird ausdrücklich ausgeschlossen. Bitte lesen sie auch den Beipackzettel der Homepage, dieser beinhaltet das Impressum, weiteres auch im Vorwort. Das Glossar wurde unter Verwendung von Fachliteratur erstellt. Insbesondere dem ICD 10, dem DSM IV, AMDP- Manual, Leitlinien der Fachgesellschaften, Lehrbuch VT von J.Mragraf, Lehrbuch der analytischen Therapie von Thomä und Kächele, Lexika wie dem Pschyrembel, verschiedene Neurologie- und Psychiatrielehrbücher, Literatur aus dem Web, außerdem einer Vielzahl von Fachartikeln aktueller Zeitschriften der letzten 10 Jahre.Möglicherweise sind nicht alle (insbesondere kleinere) Zitate kenntlich gemacht. Durch Verwendung verschiedener Quellen konnte eine Mischung aus den unterschiedlichen Zitate nicht immer vermieden werden. Soweit möglich wird dies angezeigt. Falls sich jemand falsch oder in zu großem Umfang zitiert findet- bitte eine E-Mail schicken. Bitte beachten Sie: Diese Webseite ersetzt keine medizinische Diagnosestellung oder Behandlung. Es wird hier versucht einen Überblick über den derzeitigen Stand der medizinischen Forschung auch für interessierte Laien zu geben, dies ist nicht immer aktuell möglich. Es ist auch nicht möglich, dass ein Arzt immer auf dem aktuellsten Stand der medizinischen Forschung in allen Bereichen seines Faches ist. Es ist immer möglich, dass die medizinische Forschung hier noch als wirksam und ungefährlich dargestellte Behandlungsmaßnahmen inzwischen als gefährlich oder unwirksam erwiesen hat. Lesen Sie bei Medikamenten immer den Beipackzettel und fragen Sie bei Unklarheiten Ihren behandelnden Arzt. Medikamentöse Behandlungen auch mit freiverkäuflichen Medikamenten bedürfen ärztlicher Aufsicht und Anleitung. Dies gilt auch für alle anderen Behandlungsverfahren. Die hier angebotenen Informationen können nicht immer für jeden verständlich sein. Um Mitteilung, wo dies nicht der Fall ist, bin ich dankbar. Fragen Sie hierzu immer Ihren behandelnden Arzt. Dieser weiß in der Regel über die hier dargestellten Sachverhalte gut Bescheid und kann Ihren individuellen Fall und Ihre Beschwerden besser einordnen- was für einen bestimmten Patienten nützlich ist, kann einem anderen schaden. Selbstverständlich gibt es zu den meisten Themen unterschiedliche Auffassungen. Soweit möglich wird hier dargestellt, woher die Informationen stammen. In den meisten Fällen mit einem entsprechenden Link (da diese oft ohne Ankündigung geändert werden, sind diese leider nicht immer aktuell zu halten). Leider ist die zitierte Literatur nicht immer kostenfrei zugänglich. Die Beschränkung auf kostenfrei zugängliche Literatur würde manches sehr oberflächlich lassen. In der Regel versuche ich mich in der Darstellung an deutschen oder internationalen Leitlinien der Fachgesellschaften und Metaanalysen der Literatur zu orientieren. Auch dies ist nicht überall möglich. Zum einen gibt es nicht überall solche Leitlinien, zum anderen werden diese mir nicht immer sofort bekannt. Manche Leitlinien sind lange nicht aktualisiert worden und von neuerer Literatur überholt, bzw, ergänzungsbedürftig. Wenn möglich sind im Text Links zu solchen Leitlinien eingebaut. Auch Leitlinien sind nur Orientierungen, sie schließen nicht aus, dass generell oder im Einzelfall Fehler enthalten sind oder diese im Einzelfall nicht anwendbar sind. Ziel der Darstellung ist hier definitiv nicht, mich als Experten für irgendeines der in der Homepage dargestellten Krankheitsbilder auszuweisen. Ich gehe davon aus, dass alle vergleichbaren Fachärzte für Neurologie, Psychotherapeutische Medizin und Psychiatrie ihre Patienten sorgfältig und genau so gut wie ich behandeln. Sollten Sie über eine Suchmaschine direkt auf diese Seite gekommen sein, werden Sie gebeten auch die Hauptseite aufzusuchen. Dort finden Sie einen Link zu den zuständigen Ärztekammern. Jeder Nutzer ist für die Verwendung der hier gewonnenen Informationen selbst verantwortlich, es handelt sich definitiv um keine Anleitung zur Selbstbehandlung. Es wird keinerlei Haftung weder für die hier angebotenen Informationen noch für die in den Links angebotenen Informationen übernommen. Sollten Sie Links finden, die nicht (oder nicht mehr) seriös sind, teilen Sie mir dies bitte mit, damit ich diese löschen kann. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des Autors kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Alle Angebote sind freibleibend und unverbindlich. Der Autor behält es sich ausdrücklich vor, Teile der Seiten oder das gesamte Angebot ohne gesonderte Ankündigung zu verändern, zu ergänzen, zu löschen oder die Veröffentlichung zeitweise oder endgültig einzustellen. Veränderungen erfolgen dabei ständig in Anpassung an neue Literatur oder weil sich meine Auffassung zu einem Thema aus anderen Gründen geändert hat. Dieser Haftungsausschluss ist als Teil des Internetangebotes zu betrachten, von dem aus auf diese Seite verwiesen wurde. Sofern Teile oder einzelne Formulierungen dieses Textes der geltenden Rechtslage nicht, nicht mehr oder nicht vollständig entsprechen sollten, bleiben die übrigen Teile des Dokumentes in ihrem Inhalt und ihrer Gültigkeit davon unberührt. Sollte sich jemand durch die Homepage in irgendeiner Form beleidigt, benachteiligt oder in sonst einer Form geschädigt fühlen, bitte ich um eine persönliche Kontaktaufnahme per E-Mail oder telefonisch bzw. per Post. Bitte nennen Sie bei Mitteilungen Ihren vollständigen Namen und Ihre Adresse. Bei Mitteilungen von Kollegen bitte auch Tatsache, dass sie Kollege sind, sowie die Fachbezeichnung. Anonyme Mitteilungen sind in der Regel nicht willkommen. Karl C. Mayer