Ejakulatio praecox

vorzeitiger Samenerguss. Von einer Ejaculatio praecox spricht man, wenn es schon nach minimaler sexueller Stimulation (bevor die Person es wünscht), zum Samenerguss kommt, gemeint ist in der Regel: vor, bei oder kurz nach der Vereinigung. Es handelt sich dabei also um eine subjektiven Bewertung, die abhängig von der gewünschten Dauer bis zum Samenerguss ist. Meist wird dies nur beim sexuellen Kontakt mit einer anderen Person ein Problem, da der Mann den Zeitpunkt des Samenergusses oder des Orgasmus bei der Masturbation in der Regel gut oder doch zu eigenen Zufriedenheit steuern kann. Vor einer Ejaculatio praecox betroffen sind nach unterschiedlichen Untersuchungen 4-28% der Männer. Da das sympathische Nervensystem sowohl an Angst als auch an der Ejakulation beteiligt ist, vermuten die Sexualtherapeuten, dass die Versuche, die Ejakulation zurückzuhalten, Angst auslösen, die wiederum das Problem verschlimmert. Waldinger und seine Koautoren nehmen an, dass die Ejakulatio praecox ein neurobiologisches Phänomen ist, das durch eine verminderte zentrale serotonerge Neurotransmission, 5-HT2C Rezeptorhyposensitivität und//oder 5-HT1A Hypersensitivität bedingt ist. Im Gegensatz zu älteren Theorien gehen diese Autoren davon aus, dass es sich nicht um eine erworbene Störung oder ein erlerntes Verhalten handelt, sondern um eine Normvariante der normalen biologischen Variabilität der unterschiedlichen Zeitdauer bis es zu einem Samenerguss in der Scheide kommt. Sie vermuten auch erbliche Einflüsse. Seltener ist der verzögerte Erguss, Ejakulatio retardata. Von einer retrograden Ejakulation spricht man, wenn die Entleerung der Samenflüssigkeit in die Harnblase erfolgt, z.B: manchmal nach Prostataoperation oder bei allgemein mangelnden Verschluss des Blasenhalses, der Orgasmus ist dabei in der Regel nicht beeinträchtigt. Als Ejaculatio deficiens bezeichnet man das Ausbleiben eines sichtbaren Samenergusses z.B. bei der retrograden Ejakulation trotz Orgasmus. Bei der Ejakulatio praecox gelten bestimmte Antidepressiva als Mittel der Wahl. Siehe auch die amerikanischen Leitlinien, daneben werden teilweise Lokalanästhetikasalben empfohlen. Letztere mindern allerdings auch das Empfinden an der Glans Penis. Da das sympathische Nervensystem sowohl an Angst als auch an der Ejakulation beteiligt ist, vermuten die Sexualtherapeuten, dass die Versuche, die Ejakulation zurückzuhalten, Angst auslösen, die wiederum das Problem verschlimmert. Die Kontrolle über den Zeitpunkt des Orgasmus und damit auch der Ejakulation ist bis zu einem gewissen Grad auch in Zusammenarbeit mit der Partnerin und ggf. mit Unterstützung eines Sexualtherapeuten auch erlernbar. Zunächst wird bei der Sexualtherapie immer versucht den Druck von beiden Partnern zu nehmen. Erfolgsdruck ist der Feind jeden gesunden Sexuallebens. In so genannten Senusitätsübungen sollen sich die Partner entspannt zunächst für Tage oder Wochen nur am ganzen Körper liebkosen. Erst später werden die Genitalien einbezogen. Am häufigsten angewendet wird dann die Squeeze Technik (kurz vor dem Orgasmus wird der Penis von der Partnerin mit 3 Fingern oberhalb und unterhalb der Kranzfurche gequetscht), dies wird in der Regel mehrfach angewendet. Diese Übung wird dann mit der Start/Stoptechnik ergänzt. Die Übungen werden in den Therapiesitzungen besprochen, der Therapeut bespricht mit den Paaren detailliert Hausaufgaben und bespricht in der nächsten Sitzung den Erfolg und die Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben. Auch bei dieser mechanischen Methode werden gute Erfolge berichtet.

Ejakulatio praecox wie die Nebenwirkung einer Medikamentengruppe für andere Menschen nützlich sein kann.
Viele Antidepressiva können die sexuelle Lust vermindern und verzögern gleichzeitig die Ejakulation. Eine Metaanalyse von 79 Studien (3034 Männern) die zwischen 1943 und 2003 veröffentlicht wurden ging der Frage nach wie effektiv Antidepressiva in der Behandlung der Ejakulatio praecox sind. Die Wirkung wurde mit der Stoppuhr im Vergleich zu Plazebo oder anderen Techniken gemessen. Gemessen wurde dabei die Zunahme der Zeit bis zur intravaginalen Ejakulation (=IELT oder Zeit bis zum Samenerguss in der Scheide). Interessanterweise unterscheiden sich die verschiedenen Antidepressiva hinsichtlich ihrer Wirkung. In der Regel war die täglich Einnahme der Antidepressiva einer bedarfsweisen Einnahme weit überlegen. Paroxetin war deutlich wirksamer als die anderen SSRIs. Insgesamt ist aber die Wirkung von Paroxetin, Clomipramin, Sertralin und Fluoxetin vergleichbar. Antidepressiva sollten immer vom Arzt verschrieben werden. Es sollte vorher immer eine individuelle Abschätzung der Risiken und eine individuelle Aufklärung über den Umgang damit erfolgen.
nach Waldinger MD, Zwinderman AH, Schweitzer DH, Olivier B. Relevance of methodological design for the interpretation of efficacy of drug treatment of premature ejaculation: a systematic review and meta-analysis.Int J Impot Res. 2004 Aug;16(4):369-81. Review. PMID: 14961051 [PubMed – indexed for MEDLINE]

 

Quellen / Literatur:

Leitlinie der American Urolgical Association: Premature Ejaculation (2004), Amanda J Moreland and Eugene H Makela Selective Serotonin-Reuptake Inhibitors in the Treatment of Premature Ejaculation Ann Pharmacother 2005;39:1296-1301. DOI 10.1345/aph.1E069 Abstract] [Full Text] [PDF]

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur