Erregungszustände

Ausnahmezustände oder aggressive Durchbrüche bei Fehleinschätzung der Situation auf Grundlage psychotischen Erlebens, schwerwiegenden Konflikten, oder beispielsweise einer schweren Kränkung etc.. Ursächlich können auch hirnorganische Schädigungen oder internistische Erkrankungen sein. Meist besteht entweder eine schwere psychische Störung wie eine Schizophrenie, eine schwere agitierte Depression oder eine Manie, eine Persönlichkeitsstörung oder eine Minderbegabung. Alkohol- und Medikamentenwirkungen können die Hemmschwelle sinken lassen, Entzugserscheinungen können zu extremer Reizbarkeit führen. Oft ist eine Zusammenwirken mehrerer Auslöser und eine spezielle Vorgeschichte entscheidend. Im Umgang mit der Situation steht zunächst die eigenen Sicherheit und die Deeskalation und Reizabschirmung im Vordergrund. Die Herausnahme aus der auslösenden Situation kann ausreichend sein. Die Behandlung richtet sich auch nach der Ursache. Die Ursache oder Auslösung lässt sich in der Akutsituation allerdings nicht immer klären. Eine mangelnde Kooperationsbereitschaft ist bereits per definitionem vorhanden. Zuschauer wie Angehörige sind in Extremsituationen oft ebenfalls schwer einschätzbar. Angst kann eine Identifizierung mit dem Angreifer begünstigen, Panik kann sich ausbreiten und Zuschauer können so zur Eskalation beitragen. Abschirmung ist ein wesentliches Element. Nicht provozieren lassen und die Vermeidung jeder Provokation sind hilfreiche Grundprinzipien. Ruhe bewahren, Ablenkung, Angebote von Essen oder Trinken, Wahrung der Distanz, Vermeidung von Diskussionen, Vermeidung des Vieraugenkontaktes durch anwesende Dritte sind die schwierigen Angebote zur Beruhigung der Situation. Nicht jeder Erregungszustand fällt in das Aufgabengebiet eines Psychiaters. Hausärzte, Eltern, Polizei, Angehörigen, Freunde sind oft in solchen Situationen gefordert, das Gespräch steht im Vordergrund. Manchmal ist allerdings auch eine entsprechende medikamentöse Behandlung erforderlich. (Je nach Situation Benzodiazepine oder Neuroleptika (oft sind die konventionellen Neuroleptika wie Haloperidol oder Levomepromazin in der extremen Akutsituation überlegen, im Entzug auch Clomethiazol oder Levomethadon). Im Zweifel ist auch im Interesse des Betroffenen die Klinikeinweisung erforderlich.

 

Quellen / Literatur:

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur