Flugangst

Flugängste sind in der Bevölkerung weit verbreitet; die Grenzen zwischen normaler und krankheitswertiger Flugangst sind daher fließend. Hilfe suchen vor allem Menschen, bei denen durch das Vermeidungsverhalten erhebliche Einbußen im beruflichen Bereich oder der Lebensqualität auftreten. 

In Deutschland starten täglich mehrere tausend Linien- und Charterflüge. 50% aller Passagiere verspüren Angst, nur 40% fühlen sich an Bord wirklich wohl. 

Auf 100 Millionen Flugkilometer sterben statistisch etwa 0,03 Menschen. Auf 100 Millionen Bahnkilometer sterben statistisch 0,1 Menschen.

Im Rahmen des Concorde Absturzes wurden die Zahlen eines Artikel von Andrew Weir im New Scientist in allen Nachrichtenmagazinen veröffentlicht. Er hält die Länge des Fluges für belanglos, da unfallträchtige Phasen des Fluges alleine Start und Landung (70% aller Unfälle) seien.

Die Risiken treten bei jedem Flug nur einmal auf, wie lange der Fug dauert ist für die Flugsicherheit unerheblich. Dies unter der Überschrift, für das Individuum zählt die Reise, nicht ihre Länge oder Dauer. 

Bei der Überwindung der Flugangst bietet das Training mit einem Langstreckenflug Vorteile. Im Gegensatz zur Annahme der Geängstigten, lässt die Angst während des Fluges langsam nach. Bei richtiger Vorbereitung und entsprechendem gedanklichem Umgang damit hilft es zu verstehen, dass sich jeder an das Fliegen gewöhnen kann. 

Flugangst

Fliegen oder Fahren: Was ist gefährlicher?

Pro Million Flüge sterben 0,55 Menschen = pro 100 Millionen Flüge 55

Pro Million Motorradfahrten 1,0 Menschen = pro 100 Millionen Fahrten 100

Pro Million Autofahrten sterben 0,045 Menschen = pro 100 Millionen Fahrten 4,5

Pro Million Bahnfahrten sterben 0,027 Menschen = pro 100 Millionen Fahrten 2,7

Leicht vergessen wird bei diesen Rechnungen allerdings, dass bei Autounfällen eine sehr hohe Anzahl von Schwerverletzten entsteht die in diese Statistiken nicht eingehen. Bei etwa 7000 Toten im Straßenverkehr pro Jahr ist mit etwa 200 000 Schwerverletzten zusätzlich zu rechnen. Werden auch diese berücksichtigt, gibt es kaum Zweifel, daß unabhängig  von der Art der Rechnung Fliegen weiter eines der sichersten Transportmittel ist.  Seit den fünfziger Jahren ist die Unfallrate von 70 auf 3 Abstürze pro Million Flüge 1980 gefallen. Seit dem ist keine wesentliche Veränderung mehr eingetreten.

Die Zahl der Absturzopfer steigt langsamer als die Zahl der Flüge, sie nimmt aber insgesamt zu. In den 90er Jahren starben bei 480 Crashes fast 12000 Menschen. Im letzten Jahrzehnt nahm die Zahl der Flüge und die Zahl der Reisenden um jeweils ein Drittel zu die Zahl der Toten dagegen „nur“ um 13%.  Ob Befürchtungen, dass die Zahl der Unfälle zunehmen wird, weil im Zuge des Wettbewerbs und Kostendrucks mehr gespart wird, zutreffen wird bleibt abzuwarten. Auch wenn, besonders bei Chartermaschinen in der Urlaubszeit, die übermüdeten Piloten zunehmen, handelt es sich dabei um ein Phänomen dem wir leider auch auf jeder Autobahn ausgeliefert sind.

Auch ein übermüdeter „Brummi- Fahrer“ stellt, eine Gefährdung für andere dar, auch ihm sind wir ausgeliefert. Das sich ausgeliefert fühlen, ist wesentlicher Teil der Flugangst.  Vergessen wird oft, daß wir grundsätzlich immer anderen ausgeliefert sind. Bei Piloten sind wir immerhin Profis ausgeliefert, bei manchem Drängler und Raser auf der Autobahn fallen einem kaum Wörter ein um sein „Verantwortungsgefühl“ und seine „Professionalität“, ohne ein Schimpfwort zu benutzen auszudrücken.

Flugangst ist oft „Angst vor der Angst“

Dass die Befürchtungen meist unbegründet sind ist den meisten Panikpassagieren klar. Dies beruhigt sie meist nicht. Die Phobiker- Laufbahn beginnt meist mit spontan auftretenden Angstgefühlen. Bekommt man diese nicht in den Griff, nistet sich die Angst ein, wird an die Atmosphäre im Flugzeug gekoppelt und von ihr ausgelöst. Hinzu kommt die Angst vor der Angst: Nur ein kleiner Teil der „Flugphobiker“ fürchtet sich wirklich vor dem Absturz. Die meisten befürchten sich mit ihrer Panik zu blamieren.

Gefürchtet wird auch das „Beifahrersyndrom“, das Gefühl der Technik und Piloten hilflos ausgeliefert zu sein, nicht anhalten oder aussteigen können.  Die Flugangst unterscheidet sich dabei nicht von anderen agoraphoben Ängsten, wie sie im Bus, in der Bahn oder im Kaufhaus oder Theater auftreten.

Therapie

Die Behandlung der Flugangst ist ähnlich der Behandlung sonstiger Phobien. Das Expositionstraining gestaltet sich allerdings wegen der Kosten und des Zeitaufwandes schwieriger und ist keine Kassenleistung. In leichteren Fällen führt allerdings eine entsprechende Beratung und Vorbereitung auch ohne teueren Wochenendkurs zum Erfolg. 

Flugangst gilt als sehr gut behandelbar, insbesondere kommen Angstbewältigungsverfahren wie sie die Verhaltenstherapie entwickelte zur Anwendung. Die systematische Desensibilisierung ist dabei besonders für die spezifische oder einfache Flugphobie geeignet, Exposition nach dem Reaktionsmanagementmodell bei Patienten indiziert, deren Flugangst Ausdruck von Panikattacken ist.

Beruhigungsmittel bei Flugangst

Beruhigungsmittel sind nur für Menschen die sehr selten fliegen als Lösung geeignet. Es besteht sonst die Gefahr einer Gewöhnung, der Glaube ohne Tablette nicht mehr fliegen zu können kann einem erfolgreichen Umgang mit der Angst im Wege sein. Alkohol ist ein vom Nebenwirkungsspektrum her miserables Beruhigungsmittel. Er kann sogar das Gegenteil bewirken und die Panik verstärken. Koffein steigert die körperliche Erregung und kann so auch Angstsymptome verstärken.  

Entspannung zur Vermeidung von Flugangst

Stressfrei anreisen reduziert die Wahrscheinlichkeit von Panik.

Entspannung vor Besteigen des Flugzeuges reduziert die Angstbereitschaft.

Bei Start und Landung hilft Ablenkung durch Musik, Lesen, Reden, Mitreisende beobachten.

Wenn die Panik beginnt, versuchen sie progressive Muskelrelaxation,

Stopp-Methode um irrationale Phantasien zu unterbrechen: Ein einfaches Gummiband ums Handgelenk schnippen lassen, sobald ein negativer Gedanke aufkommt. Negative Gedanken durch angenehme Phantasien zu ersetzen versuchen.

Wer es alleine nicht schafft: Wochenendkurse gegen Flugangst werden von verschiedenen Agenturen angeboten, kosten allerdings oft mehrer hundert Euro.

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