Globus-Gefühl

Globus oder Klosgefühl oder Globus hystericus bezeichnet ein Gefühl als ob ein Fremdkörper im Hals steckt, mit häufig einem Engegefühl, einem Reiz sich zu räuspern (was es bei häufiger Anwendung verschlimmert). Typischerweise haben die Patienten ein Gefühl als ob ein Brocken, ein Haar oder ein Krümel im Hals stecken geblieben ist, manchmal so weit gehend, dass sie den Eindruck haben, alles ziehe sich zusammen oder sie könnten keine Luft mehr bekommen oder nicht mehr schlucken. Einzelne Patienten trauen sich wegen des Globusgefühls nicht mehr feste Nahrung zu sich zu nehmen.

Definition: Während 12 Wochen innerhalb eines Jahres (diese 12 Wochen müssen nicht aufeinander folgend sein) Auftreten von – chronischem oder vorübergehendem Auftreten eines Kloses oder Fremdkörpergefühls in der Kehle; – Auftreten der Wahrnehmung zwischen den Mahlzeiten; – Keine Dysphagie oder Odynophagie; – Ausschluss von gastroösophagealem Reflux, Achalasie oder anderen Motilitätsstörungen mit einer strukturellen Grundlage (z.B. Sklerodermie der Speiseröhre).

Das Symptom wird als funktionell oder psychosomatisch bezeichnet, wenn sich (was meist der Fall ist) nach entsprechender Ausschlussdiagnostik keine organische Erklärung findet. Viele körperlichen Ursachen werden oft angeschuldigt: zu dicke oder entzündete Mandeln, Sinusitis, meist leichte degenerative Halswirbelsäulenveränderungen. Ein wirklicher Zusammenhang zu diesen vermuteten körperlichen Ursachen besteht in der Regel nicht. Fast jeder 2. hat ab und zu ein Globusgefühl. Die Dreimonatsprävalenz wird mit bis zu 6% angegeben. Bei Frauen soll es etwas häufiger vorkommen, möglicherweise suchen sie aber nur häufiger einen Arzt auf. Eine Hals-Nasen-Ohrenärztliche Untersuchung des Kehlkopfes sollte zum Ausschluss immer erfolgen. Je nach Studie bis zu einem Viertel der Patienten leidet an einem gastroösophagealen Reflux, von diesen sollen bis zu 60% auf Protonenpumpenhemmer ansprechen. Tritt keine Wirkung ein sollte der Protonenpumpenhemmer wieder abgesetzt werden. trockene oropharyngeale Schleimhäute, chronische Bronchitis, Achalasie, Oesophageale Spasmen, und andere unspezifische oesophageale Bewegungsstörungen können ebenfalls mitverursachend sein. Druckmessungen im Pharynx haben keinen erhöhten Druck bei Patienten mit Globusgefühl feststellen können, auch radiologische Untersuchungen des Schluckaktes bei typischen Betroffenen zeigten in einigen Untersuchungen Normalbefunde, andere haben bei einer Gruppe von Betroffenen einen erhöhten Druck in der oberen Speiseröhre gesehen. (Arch Intern Med. 1998;158:1365-1373., World J Gastroenterol 2002 October 15;8(5):952-955, ) Massivste degenerative Veränderungen an der Halswirbelsäule können in Ausnahmefällen verantwortlich sein. Viele Patienten mit organischen Veränderungen im Rachen oder der oberen Speiseröhre haben kein Globusgefühl, umgekehrt haben viele Patieten mit Globusgefühl keine nachweisbaren organischen Veränderungen im Rachen oder der oberen Speiseröhre. Den Streit, ob im einzelnen Fall beispielsweise ein Reflux oder eine Osteochondrose ursächlich ist, wird man nicht lösen können. Sicher ist, dass es wenig Sinn macht Protonenpumpenhemmer weiter zu verordnen, wenn sie beim einzelnen Patienten nicht helfen. In einem solchen Fall sollte man dann auch den Zusammenhang zwischen Reflux und Globusgefühl in Frage stellen und eine psychiatrische/psychosomatische Diagnostik betreiben. Insgesamt findet sich aber bei den meisten Patienten keine wirklich schlüssige organische Ursache. Irritation durch tatsächliche kurzfristige Reizzustände können aber auslösend sein, die vermehrte Konzentration auf das ängstigende Symptom, führt dazu, dass häufiger Symptome wahrgenommen werden. Eine (häufig auch iatrogene) Fixierung auf eine körperliche Ursache verstärkt aber die Ängste in Bezug auf das Symptom und damit auch das Symptom. Andere Ängste und depressive Symptome sind bei den Patienten häufig. Eine psychiatrische Diagnostik ist indiziert.

Die meisten Patienten bessern sich nach entsprechender Aufklärung, letztere ist oft nur deshalb erforderlich, weil zuvor durch Missverständnisse oder falsche Zuordnung bei ärztlichen Untersuchungen Ängste vor einer schweren Erkrankung entstanden sind. Nicht selten hält die Angst vor einer gefährlichen Ursache die Symptomatik aufrecht. Verstärktes Konzentrieren auf das Symptom verschlimmert die vorhandenen muskulären Verspannungen, häufiges Räuspern verstärkt den Reiz am Kehlkopf. ‚Die Angst sich zu verschlucken kann zu ernsthaften Problemen beim Essen führen. Selten ist wegen des Ausmaßes der Beeinträchtigung neben einer Aufklärung auch eine Psychotherapie oder eine antidepressive Behandlung erforderlich. Globus oder Klosgefühle kommen gehäuft bei Angststörungen und Somatisierungsstörungen vor. Früher wurden sie als Konversionssymptome angesehen.

 

Quellen / Literatur:

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur