Glut1 – Mangel

1991 wurden von De Vivo 2 Kinder mit Epilepsie, allgemeiner Entwicklungsverzögerung und erworbener Mikrozephalie beschrieben. Bei der Untersuchung dieser Kinder fand sich ein erniedrigter Liquorzucker bei normalem Blutzucker. Glut1ist ein Glukosetransporter, es handelt sich um ein Protein das Bestandteil der plasmatischen Membran ist und aus 492 Aminosäuren besteht mit einem Molekulargewicht von 45 oder 55 kDa – je nach Glykosierung. Glut1 befindet sich hauptsächlich an der Bluthirnschranke und ist dort verantwortlich für den Glukosetransport durch die Astrozytenmembran ins Gehirn. Glut1 transportiert nicht nur Glukose sondern auch Glaktose und bestimmte Glykopeptide, Wasser.. Glut1- Mangel tritt überwiegend erblich auf (SLC2A1 Mangel, autosomal dominant). Erkrankungszeichen nehmen von Generation zu Generation zu, die Erkrankung tritt dann auch früher auf (Antizipation). Typischerweise findet sich bei den meist mit einer Epilepsie zunächst auffälligen Kindern eine Verminderung des Liquorzuckers. Im PET- Bild mit Fluorodeoxiglukose zeigt sich eine diffuse Stoffwechselminderung in der Hirnrinde und im Thalamus mit relativer Stoffwechselsteigerung in den Basalganglien. Das Kernspinbild zeigt eine normale Hirnsubstanz. In der Genanalyse zeigt sich dann die Mutation des Gens SLC2A1. Typische Krankheitszeichen des Glut1- Mangels sind eine Epilepsie bei Kleinkindern, eine erworbene Mikrozephalie (kleiner Schädel), Dysarthrie, Spastik, Ataxie, geistige Retardierung. Barbiturate und Koffein verschlimmern das Leiden, weshalb die Epilepsie nicht mit Primidon behandelt werden sollte. Bei klinischer Verschlechterung von Kindern die mit Primidon behandelt werden, sollte umgekehrt an Glut1- Mangel gedacht werden. Eine ketogene Diät ist wirksam und verbessert den Verlauf. Auch Alphaliponsäure soll den Glukosetransport verbessern. Bei einer Epilepsie im Kindesalter ohne erkennbare Ursache kann eine Lumbalpunktion die Verdachtsdiagnose eines Glut1 – Mangel als Ursache ausschließen. Wegen des guten Ansprechens auf Behandlung kann man so bei dem seltenen Syndrom den Kindern den geistigen Abbau ersparen.

 

Quellen / Literatur:

[J.M. Pascual et al., REV NEUROL 2004; 38: 860-4], De Vivo DC, Trifiletti RR, Jacobson RI et al. (1991) Defective Glukose transport across the bloodbrain barrier as a cause of persistent hypoglycorrhachia, seizures, and developmental delay. NEJM 325: 703-709

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur