Hüftprotektoren

Bereits 1959 wurde in den USA der erste Hüftprotektor patentiert, erst in den letzten Jahren hat sich deren Nutzung allmählich durchgesetzt. Der Nutzen ist aber weiter Gegenstand der Diskussion. Das Wirkprinzip besteht darin, dass die Hüftprotektoren beim seitlichen Sturz die Aufprallwucht auf den Schenkelhals verringern. Aufprallkräfte sollen dabei teilweise absorbiert und zum Teil anders (mehr auf die umgebenden Weichteile) verteilen. Beidseitige anatomisch geformten Schalen aus energieabsorbierendem Kunststoff werden in einer Fixationshose getragen. Die Hosen sind waschbar. Kosten ca. 40-100 Euro. Die kritische Aufprallwucht wird bei älteren Frauen bei 3100 +/- 1200 N gesehen. Externe Hüftprotektoren scheinen gebrechliche alte Menschen vor Oberschenkelhalsbrüchen zu schützen. In Studien mit Hüftprotektoren wird das Hüftfrakturrisiko um etwa 40% gesenkt. Die Akzeptanz ist jedoch nach Bericht des at wie auch ausländischer Berichte noch schlecht. Schulungen verbessern die Akzeptanz. Kosten um 80 Euro werden nur im Einzelfall von der Kasse übernommen. arznei-telegramm 2003; 34: 22 BMJ 2003;326:76 In einer Metaanalyse 2003 (JAMA 2003; 289: 1957–1962) waren externe Hüftprotektoren allerdings nicht effektiv. Nach durchschnittlich 69,6 Wochen traten in der Interventionsgruppe 18 Hüftfrakturen auf, in der Kontrollgruppe waren es 20. Der Unterschied war nicht signifikant. Viele Stürze ereigneten außerhalb der Tragezeiten. So stürzten vier Patienten nachts, spät abends oder früh morgens. Eine systematische Metaananalyse der Cochrane Collaboration (2002), sieht Hinweise auf eine Wirksamkeit bei älteren Menschen, die in einem Pflegeheim wohnen und ein erhöhtes Sturzrisiko sowie ein erhöhtes Risiko für Schenkelhalsbrüche haben. Manche Studien sehen sogar eine generelle Kosteneffektivität für alle Pflegeheimbewohner über 80 Jahre. Bei den über 80 jährigen, die zu hause leben, sollen die Hüftprotektoren die Angst vor Stürzen mindern, in einzelnen Studien wurde sogar von einer Kosteneffektivität bei Frauen ab dem 65. Lebensjahr gesprochen, diese Kosteneffektivität gilt nach diesen Daten auch für Männer zwischen 65 und 84 Jahren, allerdings empfanden die Männer die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch das Tragen des Hüftprotektors so gravierend, dass insgesamt kein Gewinn an Lebensqualität resultierte. Etwa 40 alten Menschen müssen nach einer finnischen Studie einen Hüftprotektor tragen, damit eine Schenkelhals oder Beckenfraktur verhindert wird. Eine andere Studie teilte 1042 Alten- und Pflegeheimbewohner nach dem Zufallsprinzip in solche ein, die rechtsseitig und solche, die linksseitig einen Hüftprotektor trugen (Beobachtungszeit 676 Personenjahre. Die Frakturrate war auf der geschützten Seite genauso groß, wie auf der ungeschützten Seite- bei vergleichsweise hoher Compliance von 74%. (JAMA. 2007;298(4):413-422) Sicher kann man Einzelergebnisse nicht auf alle Arten von Hüftprotektoren generalisieren. Allerdings steht für alle bisher der Beweis eines Nutzens aus. Eine neue Metaanalyse der bisherigen Studien bezweifelt den Nutzen, der sich aus den ersten vorläufigen Studien abzuzeichnen schien. Für zu hause lebende Patienten wird kein Nutzen gesehen, für Heimbewohner nur ein fraglicher Nutzen. Derzeit ist also sicherlich niemand ein Vorwurf zu machen, der für seine zu pflegenden Angehörigen keinen Hüftprotektor besorgt hat.

 

Quellen / Literatur:

EK Stokes, A Bourke, F Monaghan, C Scully, Hip Protectors – A Survey of Practice in Ireland IMJ 2005 Volume 98 No. 1Full text [Pdf] (SAFEHIP; a-t 1999; Nr. 5: 51-3 und 2000; 31: 106) Kannus P. et. al. Prevention of the hip fracture in elderly people with use of a hip protector. N Engl J Med 2000;343:1506-13 Martyn J Parker, William J Gillespie, Lesley D Gillespie Effectiveness of hip protectors for preventing hip fractures in elderly people: systematic review, BMJ 2006;332:571-574, doi:10.1136/bmj.38753.375324.7C (published 2 March 2006) [Abstract] [Full text] [PDF] D. Kiel et al., Efficacy of a Hip Protector to Prevent Hip Fracture in Nursing Home Residents, JAMA. 2007;298(4):413-422

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur