Interozeption (verhaltenstherapeutische Psychosomatik)

Interozeption ist ein Begriff, der unter anderem in der verhaltenstherapeutischen Psychosomatik verwendet wird.

Die Wahrnehmung von Vorgängen aus dem Körperinnern wird als Interozeption bezeichnet, wobei unter diesem Begriff zwei verschiedene Wahrnehmungsformen zusammengefaßt werden, nämlich die Propriozeption und die Viszerozeption Körpersignale, welche im Rahmen der Propriozeption wahrgenommen werden, stammen vorwiegend aus dem Bereich der Haut und aus dem Bewegungsapparat (Muskeln, Sehnen und Gelenke). Bei der Viszerozeption haben die wahrgenommenen Körpersignale dagegen ihren Ursprung in den inneren Organen (lateinisch: viscera = Eingeweide). Die Viszerozeption wird zumeist als Interozeption im engeren Sinne verstanden und wurde bisher vor allem am kardiovaskulären, aber auch am respiratorischen sowie am gastrointestinalen Organsystem näher untersucht.Bei der Interozeption handelt es sich um ein mehrdimensionales Konstrukt. Eine gute Wahrnehmungsfähigkeit bezogen auf einen bestimmten Körperbereich (z.B. die Wahrnehmung der Herzfrequenz) muß nicht notwendigerweise mit einer ähnlich ausgeprägten Fähigkeit bezogen auf einen anderen Bereich des Körpers (z.B. die Blutzuckerwahrnehmung) einhergehen. Es erscheint somit wenig sinnvoll, einer Person ganz allgemein eine gute oder schlechte Fähigkeit zur Interozeption und Symptomwahrnehmung zu bescheinigen, sondern dies sollte immer nur bezogen auf einen bestimmten Wahrnehmungsbereich geschehen. Darüber hinaus sollte berücksichtigt werden, daß bei der Interozeption generell immer nur Zustandsänderungen wahrgenommen werden und nicht das absolute Niveau eines physiologischen Zustandes.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur