Konfabulationen

(wörtlich Fabeln oder Geschichten erzählen) Patienten mit schweren Gedächtnisstörungen sind sich dieser Gedächtnisstörungen oft nicht bewusst. Werden sie befragt, berichten sie oft lebhaft und nicht selten völlig unplausibel, Erfundenes oder mit den Fragen nicht zusammenhängendes ohne sich dessen bewusst zu sein. Es handelt sich also um keine bewussten Lügen, sondern um unwillentliche Äußerungen unwahrer Wissens- und Gedächtnisinhalte. Erinnerungslücken werden mit Einfällen ausgefüllt, die vom Patienten selbst für Erinnerungen gehalten werden. Dabei können vom Patienten immer wieder andere Inhalte für dieselbe Erinnerungslücke angeboten werden. (Dieser letzte Punkt ist wichtig zur Unterscheidung gegenüber pseudologischem Fabulieren.). Verschiedene Hirnschädigungen können ursächlich sein, Wernickeenzphalopathie (oft mit der Folge eines amnestischen Syndroms oder Korsakow-Syndroms), Demenz, Hirnblutungen, Schlaganfälle, Entzündungen oder Tumore… Die Schädigungen betreffen meist die Amygdala und den basalen Stirnlappen. Es gibt verschiedene Theorien zum Entstehen von Konfabulationen. Eine der Theorien stützt sich auf die „Temporalität“ gemeint ist, dass die Patienten einen gestörten Sinn für Chronologie haben und zwar die Ereignisse, die sie erzählen erinnern, sie aber zeitlich nicht in den Kontext einordnen können und auch die Bedeutung im Zeitbezug nicht einschätzen können. Aktivierte Erinnerungsspuren werden nicht auf den Zusammenhang überprüft und obwohl nicht passend, nicht unterdrückt. Entsprechend kommt es zu Fehlattributionen und Fehldeutungen von Ereignissen oder deren Bezug zur aktuellen Realität. In einem ähnlichen Modell wird davon ausgegangen, dass die Patienten die verschiedenen Quellen ihrer Erinnerungen nicht mehr unterscheiden können, beispielsweise auch zwischen realen Erinnerungen und Phantasien nicht mehr unterscheiden können. Konfabulationen betreffen aber auch weit zurückliegende Gedächtnisinhalte, die lange vor der Hirnschädigung erworben wurden. Es gibt deshalb eine Theorie, dass es sich um eine Störung des Abrufs von Gedächtnisinhalten handelt. Durch Suggestivfragen, häufige Konjunktivfragen etc. können auch Menschen in Stressituationen nicht zutreffende Erinnerungen bilden, diese sollte man allerdings nicht als Konfabulationen bezeichnen, wenngleich auch hier der Fall eintreten kann, dass die Betroffenen, das was sie berichten, dann für wahr halten. Hier ist der Begriff des False memory Syndrom besser geeignet.

 

Quellen / Literatur:

Siehe auch unter Amnesie, Fugue, Gedächtnisstörungen, Gedächtnis, Korsakoff-Syndrom, Demenz

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur