Konstitutionstypologie nach Kretschmer

Als erstes stellte Kretschmer ein systematisches Konstitutionsschema, welches drei grundlegende Körperbautypen beinhaltet, auf. Der asthenische oder leptosome Körperbau, der durch eine zarte, gerade Gestalt und saft- und blutarme Haut gekennzeichnet ist. Im Gegensatz dazu ist der athletische Typ kräftig und muskulös. Auch die Haut und das Skelett sind kräftiger entwickelt. Der dritte Typus ist der pyknische Körperbau. Dieser ist durch seine rundliche Umfangsentwicklung gekennzeichnet und neigt zum Fettansatz. Alle von diesen stark abweichenden Typen werden unter dem vierten, dem dysplastischen Typ zusammengefasst. Anhand dieses Einteilungssystems untersuchte Kretschmer nun manisch-depressive und schizophrene Patienten. Er stellte eine Affinität zwischen dem manisch-depressiven Irresein und dem pyknischen Körperbau fest und ähnliche Zusammenhänge zwischen den asthenischen, athletischen und bestimmten dysplastischen Körperbauformen und der Schizophrenie. Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse benennt er den zyklothymen, den schizothymen und den viskösen Charakter. Allerdings gab es trotz seiner Beiträge zur Konstitutionspsychologie berechtigte Kritik an dieser Arbeit. So beachtete er z. B. nicht die Altersunterschiede zwischen Manisch-Depressiven und Schizophrenen. Denn wie man allgemein beobachten kann, nehmen die meisten Menschen mit zunehmendem Alter automatisch zu und ähneln somit eher dem pyknischen Körperbau. Hierbei muss beachtet werden, dass das manisch-depressive Irresein meist später im Leben auftritt als die Schizophrenie.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur