Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse |
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Glossar Psychiatrie / Psychosomatik / Psychotherapie / Neurologie / Neuropsychologie |
Koordination
An der Koordination, die das Zusammenspiel der
verschiedenen Leistungen des Bewegungsapparates abstimmt, sind weite Bereiche
des Nervensystems beteiligt. Vielfältig sind daher die Störungsmöglichkeiten
der Koordination, wobei neben Großhirn und peripheren Nerven vor allem das
Kleinhirn, extrapyramidale, auch Rückenmarksbahnen und das Gleichgewichtsorgan
beteiligt sind. Neugeborene, wenn man ihnen eine Rassel in die Hand gibt:
Unabsichtlich schlagen sie sich damit auf den Kopf. Ihr unkoordiniertes
Strampeln sieht aus wie das Zappeln eines auf den Rücken gedrehten Käfers. Der
Grund: Sie haben ihre Extremitäten noch nicht unter Kontrolle. Erst Jahre
später und ist bepackt mit der Hälfte der Neuronen des gesamten ZNS. Menschen,
deren Kleinhirn durch einen Unfall, Schlaganfall oder Tumor geschädigt wurde,
verlieren die Fähigkeit zur abgestimmten Bewegung: Ihre Sprache wird
verschwommen, sie torkeln wie Betrunkene und sind kaum in der Lage zu
gezielten Manövern, wie etwa einen Schlüssel ins Schloss zu stecken. Stimmen
Vorhersage und Realität nicht überein, geht aber auch beim Gesunden etwas
schief: Wenn wir z. B. gedacht haben, die Milch-Packung sei voll, stimmt die
Vorhersage nicht weil sie leer ist, fliegt uns durch das schnelle, gezielte
Bewegungsmusters die Packung mit der Milch um die Ohren. Für jede noch so
kleine Bewegung müssen unzählige Muskeln aktiviert werden, deren
Kraftentwicklung exakt aufeinander abzustimmen ist. So können wir z. B. eine
Milch-Packung mit genau dem richtigen Maß an Muskelkraft hochheben, ohne etwas
zu verschütten. Das gelingt aber nur, weil unser Kleinhirn eine exakte
Vorhersage des Bewegungsmusters entwirft, noch bevor der motorische Befehl an
die Muskulatur geht. ,,Das Kleinhirn ist unser eigenes ,Virtual
Reality’-Zentrum, d a s Simulationen unserer Bewegungen entwirft". (New
Scientist 1999; 2185: 42-45). Es nimmt ein Zehntel unseres Schädelinnenraums
ein. Das Kleinhirn trifft seine Vorhersage und gibt seine Kommandos an
die Muskeln, bevor es eine sensorische Rückmeldung von der Hand erhält. Wäre
es allein auf das sensorische Feedback angewiesen, könnten wir uns nämlich nur
sehr langsam bewegen. Die sensorische Rückmeldung sorgt dann allerdings dafür,
dass das antizipierte Bewegungsmodell laufend korrigiert und aktualisiert
wird. Wahrscheinlich, entwirft das Kleinhirn seine Prognosen aus den
zahlreichen Bewegungsmodulen, die während der körperlichen Entwicklung nach
und nach erlernt wurden. Es besitzt ein jeweils aktuelles Bild der
Körperposition und antizipiert die nächste Position mit Hilfe der vorhandenen
Schablonen für jedes mögliche Bewegungsmuster. Diese Schablonen reichen vom
Eislaufen oder Schwimmen bis zum Schreiben mit Stift oder zum Autofahren.
Manche dieser Module, etwa das Ballspielen, können relativ flexibel auf
verschiedene Bewegungsabläufe angewendet werden, während andere, wie
Fahrradfahren, Schwimmen oder Skifahren, hockspezialisiert und
nicht-überlappend sind. Möglicherweise lernt ein Kind deshalb solche
spezifischen Fähigkeiten leichter als ein Erwachsener, weil es noch über
genügend ,,leere" Module verfügt. In wie weit allerdings das Kleinhirn ein
Gedächtnis für Bewegungsabläufe hat ist weiter strittig. (Siehe Seidler et al.
(Scinece p. 2043; und Hazeltine, Ivry ebenda)Nach dieser neuen Untersuchung
sind Bewegungsschablonen nicht im Kleinhirn gespeichert, werden dort aber
modifiziert bei der Ausführung) Einmal gefüllt, werden diese
Spezialschablonen dann offenbar vor dem ,,überschreiben" geschützt und nie
wieder verlernt. Warum man sich selbst nicht kitzeln kann: Um Bewegung und
Realität in Einklang zu bringen, braucht das Kleinhirn natürlich schon die
sensorische Rückmeldung. Doch mit einem einfachen Feedback ist es nicht getan:
Das Hirn muss zwischen Sensationen, die vom eigenen Körper ausgehen, und von
außen kommenden unterscheiden können. ,,Wir dürfen unsere eigene Berührung
ignorieren, aber nicht die fremde. Es könnte ja eine giftige Spinne sein, die
unsere Beine hinaufkriecht", Deshalb werden selbstgenerierte Sensationen
schwächer wahrgenommen als externe Stimuli. Dies, zusammen mit der Fähigkeit,
die Konsequenzen unserer Bewegungen zu antizipieren, erklärt, warum wir uns
selbst nicht kitzeln können. Bei Schizophrenen ist diese
Unterscheidungsfähigkeit des Gehirns offenbar gestört. Eigene Bewegungen und
Gedanken werden nicht als selbstgeneriert erkannt, sondern fälschlich als
externe Ereignisse interpretiert. Daher müssten Schizophrene sich selbst
kitzeln können, was experimentell in dieser Arbeit tatsächlich so
war. (Fortschr. Neurol. Psychiat. 68,2000) Die Prüfung der Koordination siehe
Finger- Nase-Versuch. spinale Ataxie: infolge Schädigung sensibler Bahnen im
Rückenmark gelangen Informationen über Stellung der Gelenke und Spannung der
Muskulatur nicht mehr zur entsprechenden Zentrale des Gehirns. Wegen dieses
Informationsmangels werden Bewegungen nicht mehr steuerbar. |
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Insbesondere dem ICD 10, dem DSM IV, AMDP- Manual, Leitlinien der Fachgesellschaften, Lehrbuch VT von J.Mragraf, Lehrbuch der analytischen Therapie von Thomä und Kächele, Lexika wie dem Pschyrembel, verschiedene Neurologie- und Psychiatrielehrbücher, Literatur aus dem Web, außerdem einer Vielzahl von Fachartikeln aktueller Zeitschriften der letzten 10 Jahre.Möglicherweise sind nicht alle (insbesondere kleinere) Zitate kenntlich gemacht. Durch Verwendung verschiedener Quellen konnte eine Mischung aus den unterschiedlichen Zitate nicht immer vermieden werden. Soweit möglich wird dies angezeigt. Falls sich jemand falsch oder in zu großem Umfang zitiert findet- bitte eine E-Mail schicken. Bitte beachten Sie: Diese Webseite ersetzt keine medizinische Diagnosestellung oder Behandlung. Es wird hier versucht einen Überblick über den derzeitigen Stand der medizinischen Forschung auch für interessierte Laien zu geben, dies ist nicht immer aktuell möglich. 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