Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse

 

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Depression Seite 12

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Suizidalität - Ist Selbstmord das Produkt einer freien Entscheidung?

Die allermeisten Menschen haben währende ihres Lebens ein sehr geringes Suizidrisiko, wenn schwere psychische Störungen auftreten oder gravierende Lebensereignisse die vorhandenen persönlichen Ressourcen gravierend überschreiten, kann sich dies allerdings bei vielen Menschen schnell ändern. Alle 47 Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch durch Suizid, alle 40 Sekunden stirbt weltweit ein Mensch durch Suizid, alle 4 Minuten macht ein Mensch in Deutschland einen Suizidversuch, mehr als 10.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr durch Suizid. Weltweit geht man von 877 000 Menschenleben jährlich aus die durch Suizid enden (Zahlen für 2002, JAMA 294(16), 26 October 2005, p 20642074, WHO 2005). Die Suizidrate variiert von 10/100,000 und Jahr in Ägypten zu 35/100,000 und Jahr im Baltikum. Int J Burns Trauma. 2012; 2(2): 93104 Für Deutschland geht man von über 100 000 Suizidversuchen pro Jahr aus. (Fiedler 2007) Die Selbsttötungsrate steigt von Lebensjahrzehnt zu Lebensjahrzehnt an, bei Männern stärker als bei Frauen, diese Statistik hat sich seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts jedenfalls nicht erkennbar verändert. In Kriegszeiten nehmen die Selbsttörungsraten der Männer ab, während die Suizide von Frauen eher zunehmen. (Vergl. R. Weisbrodt Der Selbstmord 1937, Seite 105, Karger Basel). Weisbrodt erklärte dies damals damit, dass Frauen in Kriegszeiten gezwungen seien die Gewohnheiten der Männer anzunehmen, zu arbeiten, und dann auch andere schlechte Gewohnheiten wie Alkoholtrinken und Rauchen annehmen würden. Verheiratet sein schützt relativ vor dem Suizid, je mehr Kinder in der Ehe umso geringer das Risiko. Scheidungen erhöhen das Suizidrisiko. Weltweit sterben damit mehr Menschen durch Suizid als durch Gewalttaten oder kriegerische Auseinandersetzungen. Die absichtliche und freiwillige Beendigung des eigenen Lebens durch eine selbstschädigende Handlung bezeichnet man als Suizid oder auch als Selbstmord. Der moralisch wertende Begriff des Selbstmords wird in der medizinischen Literatur nicht verwendet.  Als Suizidversuch wird eine solche selbstschädigende Handlung unter Einsatz des eigenen Lebens mit (manchmal ambivalentem) Todeswunsch bezeichnet, wenn sie überlebt wird. Im antiken Griechenland und den Anfängen Roms verurteilte man Verbrecher dazu, sich das Leben zu nehmen. In der europäischen Antike wurden Suizide überwiegend ohne Wertung berichtet. (Vera Mall 2003) Japanische Samurai besaßen bis 1873 das Privileg, sich durch Suizid für ihr Fehlverhalten selbst bestrafen zu dürfen und so der Demütigung durch Feinde zu entgehen. Suizide habe auch immer Angst verbreitet, bei manchen ostafrikanischen Stämmen ist es heute noch Brauch Bäume an denen sich jemand erhängt hat, zu fällen und zu verbrennen. Witwenverbrennung im Hinduismus sind erst in neuerer Zeit verboten worden.

Alle monotheistischen Religionen wie Islam, Judentum und Christentum verbieten den Suizid, im Alten Testament werden allerdings Suizide ohne Wertung berichtet, auch Judas hat sich wegen seines Verrats erhängt. Die christliche Kirche verhängte im  5. Jahrhundert ein Suizidverbot, als Strafe drohten die Exkommunikation und die Verweigerung einer kirchlichen Bestattung. Bis ins 20. Jahrhundert hinein lehnten beide Konfessionen eine kirchliche Bestattung nach einem Suizid in der Regel ab.Die Betroffenen wurden außerhalb der Friedhofsmauern beigesetzt. Man ging davon aus, dass der Suizid eine Folge der Besessenheit durch den Teufel sei.  Suizid war eine Todsünde und sollte zu ewigen Höllenqualen führen, ähnlich Mord. Durch Suizid gestorbene Christen werden heute in der Regel kirchlich bestattet. Auch in den Kirchen hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass die meisten Suizide Folge einer psychischen Störung und großer Not der Betroffenen sind. Allerdings kann bei Katholiken wenn der Eindruck enstanden ist, dass doch eine '"freie Entscheidung zum Selbstmord" vorgelegen hat, die Entscheidung schwierig sein, im Zweifelsfall entscheidet der Bischof. Nach den Statistiken schützt die Religionszugehörigkeit möglicherweise auch partiell vor dem Suizid. Int. J. Epidemiol.

Seit dem Mittelalter wurde der Suizid bzw. der Selbsttötungsversuch in Europa unter Strafe gestellt. Erst nach 1820 begann man in Europa Suizide mehr unter medizinischen Aspekten als Folge psychischer Störungen bzw. psychischer Folgen hirnorganischer Erkrankungen zu sehen. Etwa 70 Jahre später wurden auch soziologische Theorien zu den Ursachen von Suiziden publiziert.  Erst in Folge der Französischen Revolution wurde der Straftatbestand des Suizidversuchs in europäischen Gesellschaften nach und nach aufgegeben, zuletzt in Großbritannien im Jahre 1961.

Suizidalität meint alle Denk- und Verhaltensweisen, die durch Gedanken, Handeln oder Unterlassen den eigenen Tod anstreben oder als mögliche Konsequenz in Kauf nehmen. Suizidalität ist bei allen Menschen möglich. Nach Umfragen hat bis zur Hälfte aller Menschen schon einmal an Suizid gedacht. Am häufigsten ist sie in psychosozialen Krisensituationen und bei schweren psychischen Störungen verschiedener Art (Depressionen, bipolare Störungen, schizophrene Psychosen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen). Besonders wenn mehrere psychische Störungen zusammenkommen, ist das Risiko hoch. Die meisten Suizidenten haben bei genauerer Betrachtung eine psychische Störung in der Vorgeschichte, maximal 1/3 befindet sich deshalb aktuell in Behandlung. Die Motive für einen Suizidversuch sind meist in Partner- oder Familienkonflikten zu finden, gesundheitliche oder berufliche Probleme sind selten Anlass für einen Suizid. Neben einer Aggression gegen sich selbst (Autoaggression) spielen dabei häufig auch Fremdaggression, aber auch appellative und manchmal auch altruistische Motive eine Rolle. Suizidalität ist meist kein Ausdruck einer freien Wahlmöglichkeit sondern einer Einengung der Sichtweise in einer Art Tunnelblick. Dabei wird nur noch die augenblickliche Not oder Befindensstörung gesehen. Andere Möglichkeiten, die das  Leben bietet sind aus dem Blickfeld verschwunden. Als Suizidversuch  (Selbstbeschädigungsversuch) bezeichnet man ein Verhalten, das in selbstmörderischer Absicht mit nichttödlichem Ausgang erfolgt. Dazu zählen auch Handlungen, die unterbrochen wurden, bevor eine tatsächliche Schädigung eintrat. Suizid-Gesten sind Handlungen, die keine ernsthafte Lebensgefahr nach sich ziehen. Suiziddrohungen umfassen alle verbalen Äußerungen oder Handlungen, die selbstschädigendes Verhalten ankündigen. Suizid-Ideen (Absichten) sind Gedanken an suizidale Handlungen. Gemeinschaftliche Suizide kommen am häufigsten in Sekten vor, Verabredungen zum Suizid kommen aber auch in Internetforen oder psychiatrischen Kliniken vor. Immerhin jeder 50. Mann und jede 25. Frau unternehmen im Laufe ihres Lebens einen Suizidversuch. Bronisch T, Wittchen HU 1994. 

Laut WHO   sterben jährlich fast 1 Mio. Menschen durch Selbsttötung, oder ein Suizidtoter alle 40 Sekunden. , Die durchschnittliche Selbstmordrate beträgt weltweit etwa 14,5-16 pro 100.000 Einwohner, wobei die Zahlen in den Industrieländern niedriger und in Entwicklungsländern höher liegen. Mehr als 30% aller weltweiten Suizide passiert in China, dort vorzugsweise auf dem Land (Lancet 2002; 359: 83540).  3,6% aller Todesfälle weltweit werden durch Suizid verursacht. Suizid ist die 10. häufigste Todesursache weltweit. Viele Suizide weltweit werden nicht berichtet und nicht gezählt, im dörflichen Milieu Indiens gilt Suizid als Verbrechen, nach Schätzungen werden dort weniger als 10% der Suizide korrekt diagnostiziert. Auch in den meisten islamischen Ländern gilt Suizid als Verbrechen, was die Wahrscheinlichkeit einer korrekten Diagnose auch dort massiv vermindert. Auch bei uns muss man damit rechnen, dass es eine große Dunkelziffer gibt. Die Gründe sind vielfältig, unklare Unfälle, Rücksicht des die Leichenschau ausführenden Arztes auf die möglichen Nachteile für die Familie etc. spielen eine wesentliche Rolle. Während bei uns erheblich mehr Männer als Frauen durch Suizid sterben, ist das Verhältnis in Asien umgekehrt, dies gilt auch bei indischen Einwanderern in Großbritannien.  Ureinwohner in Amerika, oder Australien haben bedingt durch die soziale Not und vermehrte Alkoholabhängigkeit eine höhere Suizidrate als die dortige Weiße Bevölkerung.  Schwarze und Spanisch sprachige Amerikaner haben eine niedrigere Suizidrate als Weiße, hier spielen kulturelle Faktoren eine Rolle.  Die Ernsthaftigkeit der Methode sagt nichts über die Tatsache aus, wie "gut überlegt" der Suizidversuch gewesen ist. Bei 40% der Suizide finden sich vorausgegangene Selbstverletzungen. Bei eine Nachuntersuchung von Menschen die den Sprung vor die Londoner Untergrundzüge überlebt hatte, zeigte, dass nur etwa 10% der Betroffenen sich später mit einer anderen Methode das Leben nahmen.  Ein verhinderter Suizid ist daher in den weitaus meisten Fällen ein auch dauerhaft gerettetes Menschenleben.  Im Jahr 2005 starben in Deutschland 10.260 Menschen durch Suizid, 7.523 Männer und 2.737 Frauen. In der Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen ist der Freitod nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache. Das Suizidrisiko nimmt aber mit steigendem Lebensalter zu und ist bei den über 85-Jährigen am höchsten. Da im Alter andere Todesursachen zunehmen, steht hier der Suizid in der Rangfolge der Todesfälle aber weiter hinten. Von den Männern über 90 Jahre sterben mehr als 90 pro 100.000 durch Selbsttötung gegenüber knapp 20 pro 100.000 bei den 30-Jährigen Männern. Männer sind generell etwa zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Frauen. In den östlichen Bundesländern sterben etwa 28 von 100.000 Männern am Suizid, in den westlichen Bundesländern sind es 18,6 von 100.000.  Man geht davon aus, dass eine adäquate Behandlung psychischer Störungen weltweit die Suzidrate um mehr als 20% senken würde. Nach der Studienlage liegt bei 70100% der Suizidenten eine psychische Störung vor, die ausschlaggebend für den Suizid war. Der Umkehrschluss gilt allerdings nicht: Die meisten Menschen, die an psychischen Störungen leiden, machen keinen Suizidversuch und suizidieren sich nicht.  ( Welttag-Suizidpraevention)  Siehe auch Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Datenreport 2006 Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland,  Linda Ganzini et al., Prevalence of depression and anxiety in patients requesting physicians aid in dying: cross sectional survey, BMJ 2008;337:a1682 Siehe auch BMC Psychiatry 2012, 12:105

 

Wenn Sie an Selbstmord denken:

Was der Arzt oder Therapeut im Gespräch klärt:

 

  • Suizidalität ist meistens kein Ausdruck von Freiheit und Wahlmöglichkeit, sondern Ausdruck eines "Tunnelblicks", einer Einengung der Sichtweise durch objektive wie subjektive Not, durch psychische wie körperliche Krankheiten. Andere Seiten des Lebens können in dieser Situation nicht mehr gesehen werden.
  • Suizidalität ist bei allen Menschen möglich.
  • Suizidalität sollte immer ein Grund sein eine Stationäre Aufnahme zu erwägen.
  • Sowohl vorbeugend als auch in der Situation lässt sich das Suizidrisiko senken, in dem man Gegenstände, die zur Ausführung geeignet sind aus dem Haus verbannt; - die Waffe im Haus vergrößert das Suizidrisiko.
  • Der Verdacht auf Suizidalität ist der späteste Zeitpunkt einen Facharzt hinzuzuziehen, dies gilt auch wenn der Patient in psychotherapeutischer Behandlung ist.
  • Niemand kann für einen anderen ganz die Verantwortung übernehmen. Man kann letztlich niemanden davon abhalten, sich das Leben zu nehmen.
  • Man kann niemand den ganzen Tag beaufsichtigen.
  • Jede Depression wird besser, sofern man sie überlebt.
  • Suizidalität sollte von Patienten, Angehörigen und Ärzten angesprochen werden.
  • Mehr als 80 % der Kranken, die an "endogenen Depressionen leiden", denken an Suizid, auch bei anderen chronischen psychischen wie körperlichen Erkrankungen ist das Suizidrisiko erhöht. 15% aller Menschen mit Depressionen manchen einen Suizidversuch, die Hälfte aller Suizide werden durch Depressionen verursacht.
  • Für Menschen unter 40 Jahren ist der Suizid nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache.
  • Nach Suizidalität muss man fragen (auch wenn es schwer fällt). Es gibt keine typische Verstimmung die darauf hinweist. Verzweiflung, Gereiztheit, Aggressivität kann ebenso vorkommen, wie plötzliche Bescheidenheit, großzügiges Verschenken, Abgeklärtheit und Ruhe.
  • Es gibt oft viele Hinweise aber keine sichere Methode Suizidalität zeitig zu erkennen und Suizide zu verhindern.

 

Risiko-Kriterien für Suizidalität

Einsamkeit, soziale Isolation,

Suizide in der Familienanamnese, (Nachahmereffekt, Erblichkeit, Misshandlungen, Missbrauch, besonders bei Aggressionsproblemen und sonstigen Impulsdruchbrüchen)

hohes Alter (besonders bei Männern), Depression nach Partnerverlust

Schizophrenie, Bipolare Erkrankungen, schizoaffektive Störungen,  und andere Psychosen,  Dysmorphophobie

Persönlichkeitsstörungen insbesondere bei hoher narzisstische Kränkbarkeit

Zwänge,

Abusus (Alkohol, Drogen),  zwischen 19 und 63 Prozent aller Suizidopfer litten nach Untersuchungen an Störungen durch den Konsum psychotroper Substanzen.

Akute Krisen und Verlusterlebnisse wie Scheidung, Inhaftierung, Verlusterlebnisse, Traumatisierung Arbeitslosigkeit, Schulden,

Das akute Suizidrisiko steigt

direkt nach einer (psychiatrischen) Klinikentlassung oder Entlassung aus dem Gefängnis.

am Beginn einer medikamentösen antidepressiven Behandlung besonders mit antriebssteigernden Medikamenten

Suizidversuche in der Anamnese, die volkstümliche Meinung, wer es ankündigt tut es nicht, oder viele Versuche würden deutlich machen, dass es nicht ernst sei ist nachweislich falsch, je mehr Versuche in der Vorgeschichte umso höher das Risiko. (statistisch Risiko 7-22% über die Jahre) Siehe auch  Kirsi Suominen, et al.  [Abstract] [Full Text]  

bei Suiziddrohungen oder Suizidalität im Jugendalter ist das Risiko eines Suizids auch im jungen Erwachsenalter deutlich erhöht. Die soziale Prognose ist dann auch allgemein deutlich schlechter. American Journal of Psychiatry 2006 163: 1226-1232. [Abstract] [Full Text] [PDF]

akute, angekündigte Suizidalität, fehlende Distanzierung von Suizidideen im Gespräch oder nach einem Suizidversuch

nicht nachfühlbare Schenkungen, überraschende Beschäftigungen mit Erbschaftsangelegenheiten

wahnhafte Einengung, Wahnsymptomatik

ausgeprägte Agitiertheit, starke Schuldgefühle, 

mangelndes Hilfesuchverhalten bei erkennbarer Hilflosigkeit,

plötzliche scheinbare Abgeklärtheit und Ruhe nach einer Depression

impulshafte Suizidgedanken oder Handlungsimpulse, Hyperimpulsivität, 

körperliche Erkrankungen,

chronische Schmerzen, fast jeder 3. Schmerzpatient berichtet in Studien über Suizidgedanken. Dies hängt nicht von der Schwere der Schmerzen, sondern von der Depressivität und der Neigung zu katastrophisirenden Gedanken und einem katastrophisirenden Umgang mit der Schmerzkrankheit ab. Entsprechend sollten diese Elemente der Schmerzkrankheit auch medikamentös wie psychotherapeutisch behandelt werden. . Robert R Edwards, Michael T Smith, Ian Kudel, Jennifer Haythornthwaite  :Pain-related catastrophizing as a risk factor for suicidal ideation in chronic pain Pain.2006 Dec 15;126(1-3):272-9.

akute schwere soziale Probleme (Schulden, Wohnung, Verlust Arbeitsplatz)

Ordnen der Papiere, Anfertigen eines Testaments, Verschenken von Wertgegenständen oft mit entsprechenden Andeutungen, bedeutungsvolle Verabschiedung von Menschen

Presseberichterstattung über Suizide (besonders bei "Idolen")

Vorhandensein von Waffen in der Wohnung

Bei Jugendlichen begünstigen Aggressivität und Impulsivität Suizidversuche.  Ein schlechter ausgeprägtes und zur Generalisierung neigendes biographisches Gedächtnis schränkt die Copingmöglichkeiten ein und begünstigt ebenfalls Suizide bei Jugendlichen. Current Opinion in Psychiatry 2008, 22:16 DOI:10.1097/YCO.0b013e3283155508

Häufige Umzüge der Eltern begünstigen bei Kindern und Jugendlichen Suizide. Arch Gen Psychiatry. 2009;66(6):628-632 ABSTRACT

Zahlen zum Suizid in Deutschland 1996:

Gesamt

12225

Männer

8728= 21,8/100 000

Frauen

3497= 8,3/100 000

Anteil an allen Todesursachen

Männer

2,1%

Frauen

0,7%

Verhältnis Suizid zu Suizidversuch

Frauen

1:15

Männer

1:5

Wiederholer in ersten Jahr

6%

Suizidversuche Arbeitslose

348/100 000

Suizidversuche Berufstätige

83/100 000

Suizidversuche Stadt zu Landbev.

70:30

Suizidversuche Männer

122/100 000

Suizidversuche Frauen

147/100 00.

Schizophrenie Suizide

13%

Depression Suizide

je nach Schwere 4-15%

im Verlauf ihres Lebens suizidiert sich

alte Bundesländer jeder 71. Mann jede 149. Frau

neue Bundesländer 51. Mann bzw. jede 117. Frau.

Vergleich der Suizidhäufigkeit 19511955 versus 19921996

bei Männern um 16 % und bei den Frauen um 33 % zurückgegangen

Rückgang in den alten Bundesländern zwischen  1978 und 1998  

von 22,2  auf 13,6   Selbstmorde je 100 000 Einwohner

in den neuen Ländern zwischen 1990 und 1998

von 24,4 auf 16,6 Selbstmorde je 100 000 Einwohner

jeder zweite Suizid einer Frau wird von einer Frau über 60 Jahre begangen

Rauschmittelabhängige

insgesamt 5- bis 50mal höheres Risiko

 

Die Entwicklung der Zahlen ist eher rückläufig

 

 

 

 

Todesursachen nach Statistisches Bundesamt Deutschland

 - Auszug Beispiele-     
 

 

 

 

 

 

1997

1998

1999

2000

2005

2007

2009

2010

Häufigste Todesursachen

 

 

 

 

Krankheiten des Kreislaufsystems

 415 892

 411 404

 406 122

 395 043

 

 

 

352.689

Krebs

210 090

212 748

210 837

210 738

 

 

 

225.141

Unfälle (alle)

22 482

19 673

19 715

20 328

 

 

 

 

Selbstbeschädigung (Suizid)

12 265

11 644

11 157

11 065

10.260

9.402

9.616

10.021

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

  • Eine psychische Erkrankung erhöht das Risiko suizidaler Handlungen deutlich. Patienten mit wiederholten Suizidversuchen befinden oder befanden sich meist in psychiatrischer Behandlung. Besonders gefährdet sind Personen in den ersten Monaten nach der Entlassung aus einer psychiatrischen Klinik. Genetische Faktoren spielen bei Suiziden ebenfalls eine Rolle, dies belegen Zwillingsstudien, ob dies allerdings spezifisch mit dem Suizid zusammenhängt, oder das Risiko durch die psychische Erkrankung bedingt ist, lässt sich aus den Studien nicht sicher ableiten. Roy A, Segal NL, Centerwall BS, Robinette CD. Suicide in twins. Arch Gen Psychiatry 1991; 48: 29-32 Schulsinger F, Kety SS, Rosenthal D, Wender PH. A family study of suicide. In: Schou M, Strömgren E, eds. Origin, prevention and treatment of affective disorder. London: Academic Press, 1979:277-287.
  •  Bei Jüngeren werden überwiegend "Persönlichkeitsstörungen" und "Neurosen" diagnostiziert, obwohl einige Autoren auch Psychosen, insbesondere Schizophrenien, für bedeutsam erachten. Patienten mit Selbstverletzungen im Rahmen einer Borderlinestörung in der Vorgeschichte haben ein 4-fach erhöhtes Suizidrisiko. Familiäre Probleme spielen als Risikofaktor eine erhebliche Rolle, die Schichtzugehörigkeit (mit Ausnahme eines größeren Risikos bei schlechterer Schulbildung) und das Einkommen sind weniger bedeutsam. Nach einer neueren dänischen Studie waren allerdings nur 30% der Jugendlichen die einen Suizid oder Suizidversuch begangen haben eindeutig vorher einer Risikogruppe zuzuordnen (waren zuvor mindestens einmal in psychiatrischer Behandlung oder hatten Eltern mit schwererer psychiatrischer Erkrankung, bzw. haben ein Elternteil früh durch Tod verloren. Prävention muss sich deshalb immer an die ganze Bevölkerung wenden. Nach  Esben Agerbo, Merete Nordentoft, and Preben Bo Mortensen Familial, psychiatric, and socioeconomic risk factors for suicide in young people: nested case-control study BMJ 2002; 325: 74.Abstract] [Full text] [PDF]   Kirsi Suominen, Erkki Isometsä, Jaana Suokas, Jari Haukka, Kalle Achte, and Jouko Lönnqvist Completed Suicide After a Suicide Attempt: A 37-Year Follow-Up Study Am J Psychiatry 2004 161: 562-563. [Abstract] [Full Text] Encephale. 2008 Oct;34(5):452-8. Epub 2008 Feb 20

Nach den vorliegenden epidemiologischen Befunden gilt für folgende Gruppen ein besonders erhöhtes Suizidrisiko:

  • Menschen, die an einer psychischen Störung leiden, haben ein erhöhtes Suizidrisiko. Die meisten Menschen, die an eine psychischen Störung leiden, tun sich aber nichts an.  Auch bei Menschen mit psychischen Störungen spielen oft andere Faktoren mit eine Rolle. Bei schwereren psychischen Störungen ist das Suizidrisiko besonders kurz vor einem geplanten Psychiatrieaufenthalt und kurz nach einem solchen Aufenthalt erhöht. Arch Gen Psychiatry. 2005;62:427-432
  • Depressive: Die Untergruppe der affektiven Psychosen weist insgesamt das höchste Suizidrisiko auf. Die Suizidrate liegt je nach beurteiltem Schweregrad der depressiven Symptomatik zwischen 4% bei allen depressiven Syndromen und 14-15% bei depressiven Patienten, die wegen dieser Erkrankung stationär behandelt wurden.
  • Bei Patienten mit Schizophrenieerkrankungen werden Suizidraten von bis zu 13% geschätzt, neuere Untersuchungen gehen von einem 4,9%igen Risiko aus. Am höchsten ist das Risiko zu Beginn der Erkrankung. Probleme sich mit der Krankheit abzufinden spielen dabei eine Rolle. Oft ist die allgemeine Beeinträchtigung durch die Erkrankung und die Vereinsamung ursächlich. Nicht selten wird die Suizidhandlung aber von "Stimmen" befohlen.  Arch Gen Psychiatry. 2005;62:247-253
  • Alkoholiker: Die Suizidrate beträgt etwa 2% bei unbehandelten und bis zu 3,4% bei behandelten Alkoholikern. Das Risiko einer Suizidhandlung scheint im mittleren Lebensalter höher zu sein als in jüngeren Jahren. 25% aller Menschen, die sich das Leben nehmen sind zum Zeitpunkt ihres Todes betrunken.
  • Angststörungen erhöhen das Suizidrisiko auf das 2.5-3 fache. Dies ist besonders bei Komorbidität mit Depressionen und Sucht zu beachten. Arch Gen Psychiatry. 2005;62:1249-1257
  • ältere Menschen, die an verschiedenen Krankheiten und Beschwerden leiden: Schmerzen, Epilepsie, Urininkontinenz, Herzinsuffizienz, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, psychische Störungen. (Arch Intern Med. 2004;164:1179-1184)

  

Suizide gehen meist auf einsame Entscheidungen einsamer Menschen zurück, manchmal sind es aber auch Kurzschlusshandlungen. Auch Familienangehörige, Freunde und Kollegen Suizidaler sind oftmals sehr belastet. Ein Suizidversuch oder gar der Suizid eines Angehörigen können zu langfristigen und tief greifenden Beeinträchtigungen führen. Jeder Suizid betrifft im Durchschnitt fünf weitere nahe stehende Personen, die selbst häufig Beratung oder therapeutische Hilfe benötigen. Suizidale Menschen lösen im Gegenüber oft unangenehme Gefühle aus: Aggressionen, Hilflosigkeit, Genötigt sein, Schuldgefühle, Gefühle von Inkompetenz u.v.a.m. In diesen Gefühlen teilen die Patienten unbewusst etwas über ihr Innenleben mit.  Für Suizidale ist die Aufnahme einer therapeutischen Beziehung meistens hochambivalent. Diese Ambivalenz erschwert gerade den Beginn der Behandlung. Sie drückt sich oft z.B. in aggressivem, anmaßendem Verhalten, in Entwertungen des Therapeuten oder in nicht eingehaltenen Terminen aus. Eine psychiatrische, psychotherapeutische und insbesondere eine stationäre Behandlung können als kaum aushaltbare Kränkung erlebt werden. Die innere Dynamik, die zur Suizidalität führt, widersetzt sich gleichsam ihrer Behandlung. Aus Informationsbroschüre: Psychotherapie der Suizidalität (444 KB, pdf) Uni Hamburg  Beziehungen schützen vor Suiziden. Der Aufbau tragender (therapeutischer wie persönlicher) Beziehungen ist die wertvollste Suizidprophylaxe.

Suizide im Kindes- und Jugendalter werden aber nach den Unfällen als zweithäufigste Todesursache angesehen. Während Suizidhandlungen und Suizide bei Kindern unter zwölf Jahren wesentlich seltener vorkommen (etwa 1,5 Suizide auf 100 000) werden für Jugendliche bis zu 20 Jahren Häufigkeiten bis zu 18 Suizide auf 100 000 angegeben. Das Verhältnis von Suizidversuchen zu vollendetem Suizid beträgt etwa 40:1. Suizide werden von männlichen Jugendlichen doppelt so häufig wie von weiblichen begangen, während bei Suizidversuchen ein umgekehrtes Geschlechterverhältnis von etwa 1: 3 9 besteht. Das Pubertätsalter mit seinen immanenten Verunsicherungen, Identitäts- und Autoritätskonflikten im Spannungsfeld zwischen Abhängigkeit und Autonomiebestrebungen, seinen sexuellen Reifungsprozessen, seinen Problemen bei der Selbstfindung und -akzeptanz, der sozialen Anpassung und der Zukunftsplanung ist besonders prädisponiert für das Entstehen von Suizidgedanken, -impulsen und -handlungen. Während die Ursachen häufig eine längere Vorgeschichte aufweisen, ist der Auslöser oft geringfügig.

Nach einer neueren Untersuchung haben fast drei Millionen amerikanische Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren im Jahr 2000an Selbstmord gedacht. Nur ein Drittel war in irgendeiner Behandlung. Mädchen waren doppelt so häufig betroffen.

Warnhinweise für eine erhöhte Suizidgefährdung bei Jugendlichen nach den neuseeländischen Leitlinien

Veränderungen im Verhalten

Veränderungen der Stimmung

Veränderungen  in Gewohnheiten

Beschäftigung mit dem Tod

Gespräche über Suizid

Stress

Scheinbare Ruhe und abrupte Besserung einer Depression

 

 

 

Suizidrisiko bei Jugendlichen nach Vorgeschichte der Eltern  und eigener psychischer Erkrankung in Prozent des Suizidrisikos dieser Gruppe

 

Risikofaktor

Attributable risk (95% CI)

Vater:

 

  Suizid

1.1 (0.0 to 2.0)

  stationäre Behandlung wegen einer schweren psychischen Störung

3.9 (1.3 to 6.4)

Mutter:

 

  Suizid

1.4 (0.0 to 2.4)

 stationäre Behandlung wegen einer schweren psychischen Störung

6.4 (3.5 to 9.3)

Eigene stationäre Behandlung wegen einer schweren psychischen Störung

15 (12 to 17)

Nach Familial, psychiatric, and socioeconomic risk factors for suicide in young people: nested case-control study
Esben Agerbo, Merete Nordentoft, and Preben Bo Mortensen BMJ 2002; 325: 74.Abstract] [Abridged text] [Abridged PDF] [Full text] [PDF]  

Das Suzidrisiko von Kindern und Jugendlichen nimmt in den letzten 10 Jahren ab. Grund ist am ehesten die großzügigere Verordnung von Antidepressiva bei dieser Altersgruppe. Youth Suicide Risk and Preventive Interventions: A Review of the Past 10 Years M. S. GOULD et al 2003, Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry 2003; 42(4):386-405

 Suizidrisiko im Alter

 

Suizid- Methoden

1854-58

1904-08

1931

2004

Erhängen

64,9

57,6

40,1

62,1

Ertrinken

20,8

19,2

10,5

1,8

Erschießen

7,7

12,4

9,1

3,4

Schnitt und Stichverletzung

2,6

2,0

1,5

4,8

Sturz aus der Höhe

0,6

1,9

3,2

10,3

Vergiftung

1,4

4,4

4,0

14,0

Gas

0

0

26,7

0,4

Überfahren lassen

0,4

2,2

4,5

2,9

andere

1,6

0,3

0,4

0,3

Prof. Dr. med. Erich Müller,  Einblicke und Erklärungsansätze zum Suizid in Kriminaltechnik und -Wissenschaft März 2007

 

 

Fragen, die bei Suizidalität immer gestellt werden müssen

 

Gegenwärtig sind vielfältige Forschungsbemühungen im Gange um besser klären zu können, wie bei suizidalen Patienten und bei Patienten nach einem Suizidversuch das Risiko für einen erneuten Suizidversuch am besten zu quantifizieren ist. Neben der Art des Suizidversuchs und der erfragbaren Motivationslage spielen dabei die vorhandenen psychischen Störungen und dabei vor allem auch die Persönlichkeitsstörungen eine Rolle.

Medikamentöse Behandlung bei Suizidalität - die öffentliche Verunsicherung ist ein typisches Beispiel von Voreiligkeit gewesen, auch Entschuldigungen oder Richtigstellungen wird man lange warten. Eine Chronologie der Studien. Zitat: "Eine Nichtbehandlung einer Depression ist der größte Risikofaktor für Suizid. Eine unsachlich und einseitig geführte Diskussion darf nicht dazu führen, dass Depressiven die oftmals lebensrettende Behandlung mit Antidepressiva vorenthalten wird". Menschen, die sich später suizidieren suchen häufig ärztliche Hilfe, sie werden (zu) selten antidepressiv behandelt. Isacsson G, Boethius G, Bergman U. Mehr als die Hälfte der Patienten in einer Studie hatten in den letzten 90 Tagen vor ihrem Suizid einen Arzt aufgesucht, von diesen hatten nur die Hälfte ein Antidepressivum verordnet bekommen. Isacsson G, Bergman U, Rich CL.Besonders unter Jugendlichen ist Suizid eine der häufigsten Todesursachen, zwar sterben pro Jahr weniger als 1% der Jugendlichen an Suizid, aber 19% der Teenager zwischen 15 und 19 Jahren denken an Selbstmord, und fast 9% machen einen Suizidversuch. Logischerweise ist die Suizidrate unter Jugendlichen, die sich wegen einer Depression in Behandlung befinden höher als beim Durchschnitt der Jugendlichen. Nach Studien machen etwa  35-50% der Jugendlichen, die sich wegen einer Depression in Behandlung befinden irgendwann einen Suizidversuch. Im Verlauf von 10 Jahren sterben 2-8% dieser Jugendlichen durch Suizid. Die Auswertung der vorhandenen Daten zu Medikamenten und Suizid ist schwierig, da Suizid, Suizidversuch, Suizidgedanken, oder Suizidabsicht in Medikamenten- Studien immer eine untergeordnete Rolle spielt. Die meisten Studien sind darüber hinaus kurz (4-12 Wochen) und enden damit mit der einsetzende Wirkung der Antidepressiva. Der mögliche Profit in der Langzeitbehandlung im Hinblick auf Suizidalität ist damit per se nicht erkennbar. Die unterschiedlichen Arten von Suizidversuchen, die unterschiedlichen Definitionen von Suizidalität und die unterschiedliche Erhebung der Suizidalität (vom Patienten spontan berichtet vs erfragt) macht es darüber hinaus noch schwieriger zu guten Daten zu kommen. Die sehr gefährlichen Suizidversuche werden meist von Männern begangen, hier findet sich nachweislich ein Defizit im Serotonintransmitter- System des Gehirns. Suizidversuche mit geringem Risiko zu sterben, werden eher von Frauen aus Beziehungskonflikten heraus begangen, hier findet sich kein Defizit im Serotonintransmitter- System des Gehirns.  Menschlicher Kontakt und eine stabile therapeutische Beziehung ist generell sicherlich bei suizidalen Menschen zunächst eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass überhaupt eine Behandlung möglich wird. Auch Psychopharmaka haben allerdings hier ebenfalls einen wichtigen Stellenwert. Dass die Biochemie bei der Entstehung der Suizidalität eine Rolle spielt zeigt sich auch umgekehrt, so können beispielsweise bestimmte Antibiotika (Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin, Ofloxacin oder Norfloxacin) Suizidalität auslösen. Ob bestimmte Antidepressiva schneller als andere Suizidalität vermindern ist nicht sicher geklärt. Antriebssteigernde Antidepressiva sollen in der Anfangszeit der Behandlung das Risiko erhöhen, da der antriebssteigernde Effekt vor dem eigentlichen antidepressiven Effekt eintritt und der Antriebsschub für die Ausführung einer Suizidhandlung genutzt werden kann, die in der depressiven Antriebsarmut nicht möglich gewesen wäre. Gesicherte Daten liegen dazu allerdings nicht vor. Viele neuere Daten sprechen auch eher gegen diese Annahme. Dennoch die Diskussion wird insbesondere seit Einführung der Serotonin Reuptake Hemmer immer wieder neu emotional (zu Lasten des Patientenvertrauens in die Behandlung) mit großem Presseecho geführt. Der letzte Sternartikel mit Verweis auf das Arzneitelegramm wurde mir in die Praxis insgesamt 6-mal von Patienten in Sorge mitgebracht. Eine jetzt im JAMA veröffentlichte Studie (mit den Daten von 159 810 Patienten die Antidepressiva einnehmen) bestätigt noch einmal, was Psychiater schon immer wussten: Unabhängig von der Art des Antidepressivums ist bei Menschen, die ein Antidepressivum verschrieben bekommen in den ersten 9 Tagen der Behandlung das Suizidrisiko erhöht. Dies liegt nach der Studie und dem in der Zeitschrift veröffentlichten Kommentar weniger am Antidepressivum als an der Klientel, die es verordnet bekommt. Beweist mit, dass diese Patienten eine Behandlung benötigen. In den 90 Tagen danach ist keine erhöhte Suizidalität nachweisbar. Dass Antidepressiva erst nach 10 Tagen bis 3 Wochen wirken und gerade in der Zeit in der sie noch nicht wirken häufig Nebenwirkungen haben ist schon seit Einführung vor 50 Jahren bekannt, in dieser ersten Zeit bedarf es deshalb einer besonderen Aufklärung und Betreuung der Patienten.  JAMA. 2004;292:338-343. Ob auch diese Studie deutschen Zeitschriften eine Notiz wert ist, bleibt abzuwartenIn einer Studie, die die Auswirkungen der zunehmenden Verordnung  von Antidepressiva auf die Suizide von Jugendlichen untersuchte, zeigte sich, dass mit einer Zunahme der Verordnung von AD in den USA um 1% die Suizidrate von Jugendlichen um 0,23 Suizide/100 000 Jugendliche zurückging. Diese inverse Beziehung bestand nicht für trizyklische Antidepressiva. Im Gegensatz zu den positiven Ergebnissen der Studien mit SSRI gibt es anscheinend für trizyklische Antidepressiva weniger Nutzen in der Suizidprophylaxe.  Die Autoren der Studie vermuten, dass die bessere Behandlungscompliance wegen der geringeren Nebenwirkungen hier ein wesentlicher Faktor ist. Darüber hinaus sind SSRI ganz einfach weniger toxisch und damit weniger gefährlich, wenn sie in einer Überdosis eingenommen werden.  Mark Olfson,et al 2003, Zu bedenken ist dabei, dass die häufigste Suizidversuchsmethode,  die Vergiftung mit Medikamenten ist. Hegerl et al 2003.    Besonderer Aufmerksamkeit in der Behandlung von Depressionen bedürfen Jugendliche, die bereits primär Suizidgedanken haben (muss bereits beim Erstkontakt erfragt werden, die über Konflikte in der Familie berichten und die einen Alkohol- und/oder Drogenmissbrauch betreiben.  Der zusätzliche Einsatz von Benzodiazepinen zu Beginn der Behandlung scheint der Suizidaliät nicht entgegen zu wirken. (Am J Psychiatry 2009; 166:418426) Besonders junge Männer die sich im Jungendlichen Alter oder als junge Erwachsenen suizidieren waren  bereits mit 8 Jahren oder im Grundschulalter psychisch auffällig. Hier sollte nachgefragt werden. (Arch Gen Psychiatry. 2009;66(4):398-406) Nach der FDA- Warnung vom Oktober 2003 gingen in den USA- und vermutlich auch bei uns nicht nur bei Jugendlichen sondern auch bei Erwachsenen die Diagnosen depressiver Störungen deutlich zurück. Diese nicht gewünschte Wirkung dieser Warnung dürfte nicht nur bei Jugendlichen wie in den obigen Abbildungen dargestellt zu einer erneuten Zunahme auch von Suiziden führen. (Arch Gen Psychiatry. 2009;66(6):633-639 ABSTRACT)

 

Suizidversuche und Antidepressiva- eine große Studie an amerikanischen Veteranen

Medikament

N

Suizidversuche

pro 100 000

Odds-Ratio

95% CI

p

kein Antidepressivum

59432

199

335

 

 

 

SSRI Montherapie

82828

102

123

0,37

0,29-0,47

<0,0001

Non SSRI Monotherapie

27548

76

276

0,83

0,64-1,08

0,16

Trizyklika Monotherapie (TZA)

4099

4

98

0,29

0,11-0,78

0,006

Studie an 226866 amerikanischen Veteranen, die 2003 oder 2004 die Diagnose Depression erhielten, mit mindestens 6 Monate Nachbeobachtung. Keine Vorgeschichte einer Depression in den beiden vorausgehenden Jahren. SSRI haben nach dieser Studie eindrücklich das Risiko eines Suizidversuchs bei diesen Veteranen vermindert. Eine ähnliche Wirkung trat bei TZA auf.  Am J Psychiatry 164:1044-1049, July 2007

Auch WHO 2003 Daten belegen einen allgemeinen Rückgang der Suizide bei jungen Menschen seit Einführung der SSRI vor 14 Jahren für den es keine andere Erklärung gibt, als die Tatsache, dass durch diese besser verträglichen Antidepressiva die Medikamentöse Behandlung der Depression erheblich zugenommen hat, was auch eine Vielzahl anderer Daten belegt.  In der Presse weit verbreitete Warnungen vor der Verordnung von SSRI- Antidepressiva, die auch von manch alternativmedizinsicherer Seite dankbar aufgenommen wurden, hat ihre Wirkung gezeigt. Die Verordnung von SSRI an Jugendliche ging deutlich zurück. Eine Studie belegt, dass die entsprechenden Verschreibungen in den USA und Holland nach den Warnungen durch die FDA um 22% zurückgingen. Mit dem Rückgang der Verordnungen von SSRI stieg in Holland die Selbstmordrate unter Jugendlichen um 49% zwischen 2003 und 2005, umgekehrt proportional zur Verordnung von SSRI. In den USA stieg die Selbstmordrate unter Jugendlichen um 14% zwischen 2003 und 2004, was der höchste Anstieg in einem 2 Jahreszeitraum für die Selbstmordrate unter Jugendlichen ist, seit Beginn der Datenerhebung durch die Centers for Disease Control 1979. Robert D. Gibbons et al., Early Evidence on the Effects of Regulators Suicidality Warnings on SSRI Prescriptions and Suicide in Children and Adolescents ,Am J Psychiatry 164:1356-1363, September 2007 doi: 10.1176/appi.ajp.2007.07030454 Im Gegensatz zu den SSRI fehlt auch für Trizyklika der Nachweis eines Nutzens in der Behandlung jugendlicher Depressionen. Ähnlich wie bei anderen medikamentösen Behandlungen gibt es leider zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Depressionen eine unzureichende Zahl qualitativ guter Studien. Dies gilt auch für die Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen. Vermehrte Forschungsanstrengungen, nach Möglichkeit auch unabhängig von der Industrie sind hier dringlich erforderlich. Hinzu kommt, dass nach neueren Veröffentlichungen die Daten die veröffentlicht werden mehr als angenommen selektiert werden.  Insbesondere für Paroxetin bestehen danach Bedenken bezüglich der Behandlung von Jugendlichen. Nur für Fluoxetin lässt  die genauere Datenanalyse der unveröffentlichten Studien vermuten, dass die Vorteile das Risiko einer SSRI-Behandlung  Jugendlichen eindeutig überwiegen. Inzwischen hat sich nach Warnungen im letzten Jahr auch das National Institute of Mental Health (NIMH) der USA nach Analyse der Daten wieder positiv zur Behandlung der Depression von Kindern und Jugendlichen mit SSRI geäußert, rät aber zur Verlaufskontrolle unter besonderer Berücksichtigung der zu Beginn der Behandlung agitierten Kinder. Eine neue Untersuchung (Gregory E. Simon et al., 2006) der Daten von 65103 Patienten mit 82285 Episoden antidepressiver Behandlung zwischen dem 1.1.1992, und 30.6.2003 aus amerikanischen Krankenversicherungsdaten erbrachte in den ersten 6 Monaten nach Verschreibung der Antidepressiva 31 Suizidtote (40 pro 100000 Behandlungsepisoden) und 76 schwere Suizidversuche (93 pro100000), das Risiko der Suizidversuche war 314 pro 100000 bei Kindern und Jugendlichen, verglichen mit 78 pro 100000 bei Erwachsene. Das Suizidrisiko war nicht signifikant höher im Monat nach Beginn der Medikation, als in den Monaten danach. Das Suizidrisiko war aber am höchsten in den Monaten vor die Antidepressive Behandlung begonnen wurde und nahm nach Verordnung stetig ab.  Nur die alten Antidepressiva hatten im Vergleich mit den 10 neueren Antidepressiva ein erhöhtes Suizidrisiko direkt nach Beginn der Behandlung. Das Risiko des Suizids am Beginn einer antidepressiven Behandlung wurde von den Untersuchern mit 1/3000 berechnet, das Risiko des Suizidversuchs mit 1/1000. Diese Daten deuten also darauf hin, dass Antidepressiva das Suizidrisiko vermindern, insbesondere die neueren und die SSRI.  Es darf abgewartet werden, ob diese Entwarnung auch die deutsche Presse ebenso erreicht, wie zuvor die Warnungen im letzten Jahr.  Auch eine andere Metaanalyse amerikanischer Daten bei Kindern und Jugendlichen sieht im Ergebnis, dass die Verordnung von SSRI die Suizidhäufigkeit bei den 5-14 Jahre alten Kindern um 81% reduziert hat.  Die Daten von 38 812 743 Kindern zwischen 514 Jahren wurden dabei für den Zeitraum zwischen 19961998 ausgewertet. In diesem 3 Jahreszeitraum gab es 933 Suzide (0.8/ 100,000/ Jahr). Dort in den USA wo am wenigsten SSRI verordnet wurden (niedrigste Dezile = Zehntel), war die Suizidhäufigkeit bis zu 1,7 pro 100000, im obersten Dezil der SSRI Verordnung war die Suizidrate 0,7/100000. Bei depressiven Kindern und Jugendlichen auf die Verordnung von SSRI aus Angst vor Suziden zu verzichten wäre also vermutlich kontraproduktiv und würde die Suizidrate erheblich erhöhen. Die bedeutet selbstverständlich nicht, dass nicht in jedem Einzelfall auch bei Verordnung eines SSRI wie auch bei Depressionen im Allgemeinen auf Suizidalität zu achten ist. Antidepressiva machen Menschen in der Regel ausgeglichener, kontaktfreundlicher und friedlicher. In sehr seltenen Fällen kann aber besonders bei den antriebssteigernden Antidepressiva auch das Gegenteil eintreten. Es kann zu Unruhe, Reizbarkeit, Abstumpfung und Aggressivität kommen. Eine Übersicht bietet Healy D, Herxheimer A, Menkes DB (2006) Antidepressants and Violence: Problems at the Interface of Medicine and Law. PLoS Med 3(9): e372 doi:10.1371/journal.pmed.0030372  Suizidalität kann bei vielen anderen Medikamenten auch ein Problem sein. Untersucht ist es bei den wenigsten Medikamenten. Eine Warnung der FDA macht auf das Risiko bei Medikamenten bei Epilepsie aufmerksam, die nicht psychiatrische Patienten, die solche Medikamente bekommen überwiegend betrifft, sondern Patienten mit Epilepsie. Unter den 11 angeschuldigten Medikamenten befinden sich: Carbamazepin, Felbamat, Gabapentin, Lamotrigin, Levetiracetam, Oxcarbazepin, Pregabalin, Tiagabin, Topiramat, Valproat und Zonisamid.  Nach einer neuen Studie ist davon auszugehen, dass Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine oder Schlafmittel bei älteren Menschen das Suizidrisiko deutlich auf das 4-fache erhöhen. BMC Geriatrics 2009, 9:20 Auch die schwedischen Autoren dieser großen Fallkontrollstudie (N= 210 703 über 65 jährige) gehen im Übrigen davon aus, dass Antidepressiva bei Erwachsenen das Suizidrisiko vermindern und auch Antipsychotika nicht mit einem Suizidrisiko vergesellschaftet sind.

Eine neue (2012) Reanalyse aller (auch nicht publizierter) Studien mit Beobachtungszeit von 6 Wochen für die Antidepressiva Fluoxetin und Venlafaxin fand im Behandlungssverlauf ab Beginn der Behandlung eine eindeutige Abnahme von Suizidgedanken und Suizidversuchen bei Erwachsenen und geriatrischen Patienten. Mit Besserung der depressiven Symptome durch die Medikamente besserte sich kontinuierlich auch die Suizidalität der Patienten. In die Studie eingegangen sind die Daten von 9185 Patienten mit 53260 Personenwochen Beobachtung. (Arch Gen Psychiatry. 2012;69(6):580-587. doi:10.1001/archgenpsychiatry.2011.2048) Bei den Jugendlichen kam es in dem 6 Wochenzeitraum zwar zu keiner Abnahme der Suizidalität, aber auch zu keiner Zunahme. Antidepressiva wirken bei Jugendlichen insgesamt etwas langsamer und unzuverlässiger als bei Erwachsenen.

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 Zahlen zu einer Kontroverse

Medikament/Studie

  Suizidgedanken,

 Suizidversuche

 

Medikament

Placebo

Risiko-Verhältnis

Medikament

Placebo

Risiko-Verhältnis

Paroxetin/329

6/93

1/88

5,9

5/93

0/88

-

Paroxetin/377

7/181

4/95

0.9

1/181

4/95

0.9

Paroxetin/701

1/104

1/102

1,0

1/104

1/102

1,0

 

 

 

 

 

 

 

Fluoxetin/HCCJ

0/21

1/19

-

0/21

1/19

-

Fluoxetin/HCJE

3/109

4/110

0,8

0/109

2/110

-

Fluoxetin/X065

2/48

2/48

1,0

2/48

0/48

-

FDA Daten zu Suizidalität und SSRI  bei Kindern und Jugendlichen

Bei den FDA Daten wurden die Pharmafirmen gebeten, alle möglicherweise suizidalen Verhaltensweisen oder Gedanken aus den Studien zu berichten. Es handelte sich um eine sehr weite Definition von Suizidalität. Durchgeführte Suizide gab es in den Studien nicht.  Das Risiko-Verhältnis vergleicht dabei den Prozentsatz der Patienten, die das Medikament nehmen und das abgefragte "Ereignis" haben mit dem Prozentsatz der Patienten, die Placebo nehmen und das abgefragte "Ereignis" haben. Ein erhöhtes Risiko ergab sich dabei hauptsächlich in einer Paroxetinstudie, wobei die anderen Studien mit Paroxetin ein solches Risiko nicht fanden. Alle Fluoxetin Studien fanden keinen Unterschied in Suizid assoziiertem Verhalten zwischen Fluoxetin und Placebo.

 

Generell werden für suizidale Menschen sedierende Antidepressiva in kleinen Packungsgrößen bevorzugt, auch um die Patienten häufiger zu sehen. Allerdings ist mit zu berücksichtigen, dass gerade die meisten sedierenden Antidepressiva ein besonders hohes Risiko bei Überdosierung in suizidaler Absicht haben. Nicht selten werden bei Suizidalität auch Medikamente gesammelt. Es ist also zweifelhaft, ob nicht beispielsweise SSRI gerade für diese Patienten besser geeignet sind. Es ist eindeutig, dass TZA Vergiftungen ein sehr vielfach höheres Risiko haben tödlich zu sein, und auch hauptsächlich verantwortlich sind für die Todesfälle durch Antidepressiva. Dies beweisen auch forensisch- pathologische Studien mit sehr eindrücklichen Zahlen (bis zu 100fach erhöhtes Risiko der TZA als Ursache einer tödlichen Vergiftung gegenüber SSRI, trotz inzwischen seltenerem Gebrauch. (Daten aus Wien im Nervenarzt veröffentlicht und Daten aus GB im BMJ veröffentlicht)  Zum Suizidrisiko von trizyklischen Antidepressiva (TZA) muss allerdings einschränkend gesagt werden, dass manche freiverkäuflichen Mischanalgetika, die bei Suiziden auch tatsächlich häufig eingesetzt werden, ein höheres Risiko haben als TZA. Generell scheint nach neueren Daten eindeutig, dass der Rückgang von Suiziden mit der häufigeren Verordnung von Antidepressiva zusammenhängt. Insbesondere scheint die Einführung der SSRI mit besserer Verträglichkeit und Steuerbarkeit dazu geführt zu haben, dass Hausärzte häufiger Antidepressiva verordnen. Diese häufigere Behandlung von depressiven Störungen scheint wesentlich Absinken der Suizidraten zu bedingen. Rihmer Z.  , Wayne D Hall,[Full text] Die Mehrzahl aller Autoren ist sich einig, dass generell das Risiko mit wenig toxischen Antidepressiva geringer ist.  Molcho A, Stanley M.Kasper S, Schindler S, Neumeister A.,  Auch eine Sedierung mit Benzodiazepinen kann möglicherweise Suizidalität verstärken. Besonders bei Borderline-Patienten sollen sie häufiger eine paradoxe Wirkung mit Aggressivität und Suizidalität haben. Auch Psychotherapien können manchmal suizidale Patienten überfordern und dadurch das Risiko erhöhen. Suizidversuche sind am häufigsten im Monat vor Beginn der antidepressiven Behandlung, die Wahrscheinlichkeit eines Suizidversuchs geht erst langsam mit Besserung der Depression zurück. Im ersten Monat der Behandlung ist möglicherweise das Suizidrisiko durch antriebssteigernde Antidepressiva - zu denen auch die SSRI gehören erhöht- dies gilt vermutlich für alle Altersgruppen im selben Maße. Im Zweifel muss bei Beginn der Behandlung der Patient öfters einbestellt werden, ggf müssen antriebssteigernde Medikamente im ersten Monat mit sedierenden Medikamenten kombiniert werden. Zitat: "Wird durch unsensible Berichterstattung mit Verunsicherung der Patienten und Ärzte eine Verschiebung der Verschreibungen hin zu den TZA bewirkt, so dürfte dies insgesamt das suizidalitätsbezogene Risiko für die Patienten erhöhen." (Nervenarzt 2007 · 78:714)

 

Trotz seiner eher geringen therapeutischen Breite ist Lithium bisher das Medikament, für das am besten eine vorbeugende Wirkung bei suizidalem Verhalten gesichert ist. Es wird dabei sogar von einer spezifisch antisuizidalen Wirkung ausgegangen, die die Suizidversuche auf bis zu einem Zehntel und die Suizide auf ein Drittel reduzieren soll. Nach einer Übersicht gehen Suizidversuche bei manisch depressiven Erkrankungen unter Lithium um den Faktor 6-15 zurück, vollendete Suizide um den Faktor 3-17. Es handelt sich dabei um sehr eindrückliche Zahlen, die dafür sprechen, wenn keine Kontraindikationen vorliegen Lithium den Vorzug zu geben. Valproat ist bei dieser Indikation deutlich unterlegen. Neuere Daten lassen vermuten, dass Lithium auch bei majoren Depressionen prophylaktisch wirksam ist, bei wiederkehrender Suizidalität wäre es hier eine gute Alternative zur Prophylaxe mit Antidepressiva. Da Lithium auch eine Wirkung in der Augmentation (Wirksteigerung der Antidepressiva) der antidepressiven Behandlung hat, sollte gerade wenn besonders an ein Suizidrisiko zu denken ist, Lithium auch in der Depressionsbehandlung einen Stellenwert haben. Die Behandlung mit Lithium hat allerdings nicht unerhebliche andere Risiken und bedarf sorgfältiger Aufklärung des Patienten und der Überwachung durch den Facharzt.  Zumindest für Clozapin gilt nach Studien, dass es ebenfalls die Suizidalität von an einer Schizophrenie erkrankten vermindern soll, ob dies auch für andere atypische Neuroleptika zutrifft ist nicht bekannt. (

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Psychotherapie bei Suizidalität als Alternative zu Antidepressiva.

Bei der Diskussion um die mögliche Auslösung von Suizidalität durch Antidepressiva wird häufig die Psychotherapie als Alternative eben wegen dieses Risikos genannt. Häufig übersehen wird dabei, dass Suizidalität als Nebenwirkung der Psychotherapie ebenfalls denkbar ist. Bisher fehlen hierzu ausreichend aussagekräftige Studien mit einer genügenden Anzahl von Probanden. Eine neuere Studie untersuchte aber den Therapieverlauf von 88 Jugendlichen mit Depressionen, die bei Aufnahme der Behandlung nicht suizidal waren über den Verlauf einer 12-16 wöchigen Psychotherapie auf Suizidalität.  Bei 12.5% (11 von 88 Patienten) trat im Behandlungsverlauf Suizidalität auf. Daten ob es hier Unterschiede zwischen den psychotherapeutischen Verfahren gibt liegen nicht vor. Insgesamt ist das Problem der unter Behandlung auftretenden Suizidalität bei Psychotherapie bisher schlecht untersucht. Eine britische Studie verglich bei 208 Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Depression die nicht auf eine Kurzintervention angesprochen haben die Behandlung mit SSRI gegenüber einer Kombination von SSRI und kognitiver Verhaltenstherapie. 103 Jugendliche erhielten einen SSRI und psychiatrische Routinebehandlung; 105 erhielten einen SSRI und psychiatrische Routinebehandlung und kognitive Verhaltenstherapie. Nach 12 und 28 Wochen ergab sich kein Unterschied in der Ansprechrate der Depression oder der Suizidalität ob nun nur psychiatrisch mit dem Schwerpunkt medikamentöser Behandlung oder auch psychotherapeutisch behandelt wurde. Auch die Suizidalität und die Selbstverletzungen nahmen in beiden Gruppen ähnlich ab. Die zusätzliche Psychotherapie hatte in dieser Studie keinen nachweisbaren zusätzlichen Nutzen erbracht. (Jeffrey A. Bridge,  et al.; Emergent Suicidality in a Clinical Psychotherapy Trial for Adolescent Depression Am J Psychiatry 2005; 162:21732175), A. Levin Suicidality Self-Reports May Be Key Component of Depression Evaluation Psychiatr News, November 18, 2005; 40(22): 13 - 13.  siehe auch Herbert Hendin, Ann Pollinger Haas, John T. Maltsberger, Bethany Koestner, and Katalin Szanto, Problems in Psychotherapy With Suicidal Patients ,Am J Psychiatry 2006 163: 67-72, Ian Goodyer, Bernadka Dubicka, Paul Wilkinson, Raphael Kelvin, Chris Roberts, Sarah Byford, Siobhan Breen, Claire Ford, Barbara Barrett, Alison Leech, Justine Rothwell, Lydia White, and Richard Harrington Selective serotonin reuptake inhibitors (SSRIs) and routine specialist care with and without cognitive behaviour therapy in adolescents with major depression: randomised controlled trial BMJ, Jun 2007; doi:10.1136/bmj.39224.494340.55 Abstract Full text PDF


 

Hilfe statt Sensation ist gefragt

Dass Suizid ansteckend ist, ist seit Jahrhunderten bekannt. Experten versuchen durch Regeln für die Medien Lehren daraus zu ziehen. 

Zwar sind Suizide in den letzten 10 Jahren rückläufig, jeder einzelne ist aber einer zuviel. Mit über 12000 Toten gibt es fast doppelt so viele Opfer durch Suizid wie im Straßenverkehr. Das Verhältnis von Suizidversuchen zu vollendetem Suizid beträgt etwa 40:1. Nicht selten sind bleibende Behinderungen die Folge. Die Dunkelziffer dürfte erheblich sein. Nicht jeder Suizid kann verhindert werden, vielen der Betroffenen kann aber auch dauerhaft durch eine psychiatrische Behandlung geholfen werden. Eine wesentliche Rolle in der Entstehung wird den Medien zugeschrieben. Goethes Liebesdrama Werther war damals in Europa so "In" wie es manche Werbekampange heute noch sein möchte. Kleidung "à la Werther" - blauer Rock mit gelber Weste -, wurde bei den jugendlichen Elegants jener Zeit ein Zeichen der Identifikation mit Werther. Schon kurz nach der Veröffentlichung von Goethes Liebesdrama gab es eine Welle von Suizidversuchen und auch Suiziden. Schon damals wurde über die Verantwortung Goethes für die Wirkung seines Romans diskutiert: Zu dem schwerwiegendere Vorwurf - für die Welle von Selbstmorden verantwortlich zu sein, soll der Schriftsteller geschwiegen haben. Der Nachahmereffekt nach Pressemitteilungen über Selbstmörder wurde fortan Werther- Effekt benannt.  Nach Suiziden in der personellen Umgebung wie auch nach Suiziden berühmter Stars sind nicht selten solche Nachahmer berichtet. Es sind aber nicht nur die Suizide der Stars die ansteckend sind. Sensationsberichterstattung kann aus jedem Suizidenten einen solchen Star zu Nachahmung machen. Goethes Niveau ist dabei weder gefragt noch erforderlich. Die hohe publizistische Ausschlachtung von dramatischen Suiziden besonders bei Jugendlichen ist immer wieder Ursache für kurzfristiges epidemisches Auftreten. Die Presse macht damit Selbstmord zur ansteckenden Krankheit. Nachdem beispielsweise 1998 ein Lokalsender in Hongkong über einen ungewöhnlichen Suizid einer 35 jährigen berichtet hatte, fand die bis dahin wenig bekannte und selten angewendete Methode rasche Verbreitung. Seither wird die genannte Methode bei jedem 5. Suizid in Hongkong angewendet und hat sich bereits auf die Nachbarländer Macao und Taiwan ausgebreitet. Umgekehrt zeigt Zurückhaltung in den Medien nachweislich Erfolge.  Eine vom Österreichischen Verein für Suizidprävention initiierte zurückhaltende Berichterstattung in den Medien ab 1987 reduzierte die Zahl einer bestimmten Suizidmethode um mehr als 70 % und diese blieb seitdem auf niedrigem Niveau.

Auch das Internet kann einen solchen Werther- Effekt haben.  Internetforen in denen Suizidmethoden und Tipps ausgetauscht werden sind gut besucht, werden allerdings meist nicht zur überwiegend zur Vorbereitung eines Suizids, sondern zur Kommunikation der Betroffenen genutzt. Da die meisten Nutzer von sich aus sonst keine professionelle Hilfe suchen, überwiegt vermutlich der Nutzen der Foren den Schaden. Viele Suizid- Foren bieten gerade denen die Möglichkeit gegenseitiger Hilfe und Stützung, die sonst nicht in der Lage oder gewillt sind Hilfe zu suchen.  Der Austausch vermindert das Einsamkeitsgefühl und erleichtert möglicherweise auch im realen Leben das dem Suizidgedanken zugrunde liegende Problem und die Suizidgedanken an sich im nahe stehenden Menschen anzusprechen. Menschen, denen in Internetforen geholfen wird, sind vermutlich um ein Vielfaches zahlreicher als diejenigen, denen womöglich geschadet wurde - verhinderte Selbstmorde lassen sich weniger gut zählen und machen keine Schlagzeilen. Laienauffassungen in solchen Foren können  aber insbesondere für labile Pubertierende ein großes Risiko darstellen.  Verabredungen zum Suizid sind aus solchen Foren berichtet, spielen aber vermutlich nur eine geringe Rolle. Verbote dürften für die Presse und das Internet wenig nützen. Ein Bewusstsein dafür, dass wer die unten genannten Spielregeln bricht mit dem Leben anderer Menschen spielt, sollte aber zu Veränderungen führen. Spielregeln helfen hier auch seriöse Berichterstattung von einer Berichterstattung zu unterscheiden, die billigend in Kauf nimmt für weitere Selbsttötungen verantwortlich zu sein. Am Beispiel der Wiener U-Bahn Suizide ist eindeutig belegt, dass verantwortliche Berichterstattung das Risiko der Suizide eindeutig vermindert. Social science & medicine ISSN 0277-9536 1994, vol. 38, no 3 (23 ref.), pp. 453-457  Pub med Leitlinien für die Medienberichterstattung in Österreich haben dort die Suizidrate um 33-40% vermindert. Pub med

Man kann den Zugang zu Suizidmitteln erschweren, indem Abgase im Haushalt und am Kfz entgiftet werden, Waffengesetze verschärft werden, Brücken mit Schutzvorrichtungen versehen werden, und weniger toxische Medikamente verschrieben werden. Die Auswirkungen sind jedoch meist zeitlich begrenzt und reduzieren die Suizidraten nur solange, bis die Betroffenen zu neuen Methoden übergehen. Nach überwiegender Meinung besteht die beste sekundäre Suizidprävention darin, suizidale Tendenzen zu erkennen und psychiatrische Grunderkrankungen zu behandeln. Vor allem im Alter sollte zunächst der Hausarzt im Zentrum suizidpräventiver Maßnahmen stehen (Wächtler [1984]). Er kann am ehesten in Krisen suizidpräventiv eingreifen, da er einen engen Bezug zur sozialen Umwelt des Patienten hat. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Allgemeinärzte suizidale Tendenzen bisher nur unzureichend erkennen. Nach einem Suizidversuch benötigen Patienten eine spezielle Motivation und Führung. Der Kontakt mit dem Patienten sollte möglichst früh aufgenommen werden, auch wenn er noch nicht voll ansprechbar ist; er darf nicht abreißen und muss auch vom Therapeuten initiiert werden. Die meisten Studien zu therapeutischen Maßnahmen zeigen, dass die Aktivität des Therapeuten einen großen Einfluss auf den Therapieerfolg hat. Wird eine strukturierte Nachsorge von einem Therapeuten erbracht, dann ist sie effektiver als bei einem Therapeutenwechsel, selbst wenn die Behandlung weniger lang andauert (Möller u.a. [1994]).Aus Kapitel 5.16 Suizid [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998] www.gbe-bund.de).
 

·         Baume P, Cantor CH, Rolfe A. Cybersuicide: the role of interactive suicide notes on the internet. Crisis 1997; 18: 73-79[Medline].


 

 

Fragen die helfen, das Suizidrisiko einzuschätzen

·         Was für Gedanken geht Ihnen durch den Kopf, wenn sie sich so bedrückt fühlen?

Nach J. Stovall, F.J. Domino. Approaching the Suicidal Patient, Am Fam Physician 2003;68:1814-8. www.aafp.org/afp.

Ernstnehmen, sich nicht überschätzen, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Häufige Reaktionen von nahen Angehörigen auf einen Suizid

bei Suizidalität brauchen Angehörige auch Unterstützung, dies gilt besonders auch nach einem vollendeten Suizid.

In der Behandlung wird in der Regel die Beziehung zum Verstorbenen bearbeitet. Der Schmerz muss als vorübergehender Begleiter akzeptiert werden. Der Verlust muss ebenso thematisiert werden wie Ärger und Wut gegenüber dem Verstorbenen wie auch dessen Freunden oder anderen Familienmitgliedern, Ärzten.. Eigene Schuldgefühle müssen in der Behandlung angesprochen werden um zu einer neuen Formulierung für die zukünftige Beziehung zu dem Verstorbenen zu gelangen.

Deutsche Empfehlungen der  Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention e.V. (DGS) -an die Presse
 

·         Suizide sind keine TOP-News für die  Titelseite, besondere Suizidmethoden sind keine Schlagzeile

 

Kompetente Adressen zum Thema Suizid

·         Kompetenznetz ''Depression'' (München)

 

 

 

 

Wenn Sie über Telefon Hilfe brauchen

 Polizei

 110 (Österreich 133, Schweiz 17/117)

 Feuerwehr

 112

 Rettungsdienst/Krankentransport

 1 92 22

 Deutsche Rettungsflugwacht

 0711 - 70 10 70

 Rettungsdienst Heidelberg

 06221/19222

Ärztlicher Bereitschaftsdienst in Heidelberg- wenn die Praxen geschlossen haben

06221/19292

Neu Bundeseinheitlich

116 117

 Vergiftungen

 0551 / 19 240
  www.giz-nord.de

oder

Giftnotruf Berlin  

 Reiseruf

 ADAC: 0180 - 5 10 11 12

 Telefonseelsorge

 0800 - 111 01 11

0800 - 111 02 22

Telefonseelsorge Rhein-Neckar, Postfach 102732, 69068 Heidelberg

06221/184040, Fax 181683

Was Sie bei einem Notfall immer sagen Sollten

 

 

 

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Man kann sich darüber streiten, ob es wie bei anderen Krankheiten Sinn macht, über berühmte Menschen zu berichten, die sich suizidiert haben. Der Suizid Hemingway´s bietet sich in sofern etwas an, als in diesem Fall eine enorme Menge an bekannten Risikofaktoren bestand.  Ernest Hemingway hat sich am 2.7. 1961 suizidiert. Exzesse, Gewalt, Tod und fehlende Happy Ends finden sich in zahlreichen seiner Werke. Man geht davon aus, dass er an einer manisch depressiven Erkrankung (bipolaren affektiven Störung) litt. Hinzu kam ein massiver Alkoholmissbrauch. Ab den 1940ern und vermehrt ab Ende der 1950er soll er Stimmen gehört haben und sich vom FBI verfolgt geglaubt haben, übergewichtig gewesen sein und einen hohen Blutdruck gehabt haben, in dieser Zeit soll er auch schon eine Leberzirrhose gehabt haben. Dem Suizid vorausgegangen waren Behandlungsversuche der Depression mit Elektrokrampftherapie über 2 Monate. In seiner Familie gab es zahlreiche Suizide über Generationen einschließlich seines Vaters- auch noch nach seinem Tod (zuletzt seine Enkelin 1996). Sein Vater hatte sich, wie der Nobelpreisträger selbst, ebenfalls erschossen. In seinem Fall kam daher eine große Vielzahl von Risikofaktoren zusammen. Er hatte auf die damalige psychiatrische Behandlung nicht angesprochen.

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Medikamente sollte man in der Regel nicht im Internet bestellen. Neben oft unzureichender Qualität, fehlt vorallem die Indikationsstellung und die korrekte Aufklärung, von Haftungsfragen bei gravierenden Nebenwirkungen abgesehen. 

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Es ist auch nicht möglich, dass ein Arzt immer auf dem aktuellsten Stand der medizinischen Forschung in allen Bereichen seines Faches ist.  Es ist immer möglich, dass die medizinische Forschung hier noch als wirksam und ungefährlich dargestellte Behandlungsmaßnahmen inzwischen als gefährlich oder unwirksam erwiesen hat. Lesen Sie bei Medikamenten immer den Beipackzettel und fragen Sie bei Unklarheiten Ihren behandelnden Arzt. Medikamentöse Behandlungen auch mit freiverkäuflichen Medikamenten bedürfen ärztlicher Aufsicht und Anleitung. Dies gilt auch für alle anderen Behandlungsverfahren. Die hier angebotenen Informationen können nicht immer für jeden verständlich sein. Um Mitteilung wo dies nicht der Fall ist bin ich dankbar. Fragen Sie hierzu immer Ihren behandelnden Arzt. Dieser weiß in der Regel über die hier dargestellten Sachverhalte gut Bescheid und kann Ihren individuellen Fall und Ihre Beschwerden besser einordnen- was für einen bestimmten Patienten nützlich ist, kann einem anderen schaden.  Selbstverständlich gibt es zu den meisten Themen unterschiedliche Auffassungen. Soweit möglich wird hier dargestellt woher die Informationen stammen. In den meisten Fällen mit einem entsprechenden Link (da diese oft ohne Ankündigung geändert werden, sind diese leider nicht immer aktuell zu halten).. Leider ist die zitierte Literatur nicht immer kostenfrei zugänglich. Die Beschränkung auf kostenfrei zugängliche Literatur würde manches sehr oberflächlich lassen. In der Regel versuche ich mich in der Darstellung an deutschen oder internationalen Leitlinien der Fachgesellschaften und Metaanalysen der Literatur zu orientieren. Auch dies ist nicht überall möglich. Zum einen gibt es nicht überall solche Leitlinien, zum anderen werden diese mir nicht immer sofort bekannt. Manche Leitlinien sind lange nicht aktualisiert worden und von neuerer Literatur überholt, bzw, ergänzungsbedürftig.  Wenn möglich sind im Text Links zu solchen Leitlinien eingebaut. Auch Leitlinien sind nur Orientierungen, sie schließen nicht aus, dass generell oder im Einzelfall Fehler enthalten sind oder diese im Einzelfall nicht anwendbar sind. Ziel der Darstellung ist hier definitiv nicht, mich als Experten für irgendeines der in der Homepage dargestellten Krankheitsbilder auszuweisen. Ich gehe davon aus, dass alle vergleichbaren Fachärzte für Neurologie, Psychotherapeutische Medizin und Psychiatrie ihre Patienten sorgfältig und genau so gut wie ich behandeln. Sollten Sie über eine Suchmaschine direkt auf diese Seite gekommen sein, werden Sie gebeten auch die Hauptseite aufzusuchen. Dort finden Sie einen Link zu den zuständigen Ärztekammern. Bitte lesen sie auch den Beipackzettel der Homepage und das Vorwort. Jeder Nutzer ist für die Verwendung der hier gewonnenen Informationen selbst verantwortlich, es handelt sich definitiv um keine Anleitung zur Selbstbehandlung. Es wird keinerlei Haftung weder für die hier angebotenen Informationen noch für die in den Links angebotenen Informationen übernommen. Sollten Sie Links finden, die nicht (oder nicht mehr) seriös sind, teilen Sie mir dies bitte mit, damit ich diese löschen kann. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. 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