Sexuelle Funktionsstörungen

Sexualität ist ein zentraler Aspekt des Menschseins während des gesamten Lebens. Sexualität beinhaltet das Geschlecht, die Geschlechtsidentität, und die Geschlechtsrollen, die sexuelle Orientierung, Erotik, Spaß und Freude, Intimität und Fortpflanzung.

Sexualität wird erfahren und ausgedrückt durch Gedanken, Phantasien, Wünsche und Begierden, Glauben und Einstellungen, Werte, Verhaltensweisen, Praktiken, Rollen und Beziehungen.

Während Sexualität alle diese Dimensionen einschließen kann, werden diese nicht immer empfunden oder ausgedrückt. Sexualität wird beeinflusst durch eine Wechselwirkung zwischen biologischen, psychologischen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen, ethischen, gesetzlichen, historischen, religiösen und spirituellen Faktoren.

In der Wissenschaft besteht im Themenbereich der Sexualität und besonders bei den sexuellen Funktionsstörungen ein besonderes Spannungsfeld: Fast jeder Kongress und ein großer Teil der Studien zum Thema sexuelle Störungen wird von der Pharmaindustrie mitfinanaziert. Fast alle namhaften Autoren auf dem Gebiet werden entsprechend gesponsert. Dementsprechend sind die Publikationen in diesem Gebiet besonders kritisch zu hinterfragen.

Sexuelle Gesundheit 

Sexuelle Gesundheit ist ein Zustand des körperlichen, emotionalen, geistigen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf Sexualität, nicht nur ein Fehlen von Krankheit oder Funktionsstörungen. Sexuelle Gesundheit erfordert einen positiven und respektvollen Umgang mit Sexualität und sexuellen Beziehungen und die Möglichkeit lustvolle und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, frei von Zwang, Gewalt oder Diskriminierung. 

Um Sexuelle Gesundheit zu erreichen und aufrecht zu erhalten müssen die sexuellen Rechte von anderen Menschen respektiert, geschützt und erfüllt werden. 

Sexuelle Rechte

Sexuelle Rechte beinhalten die Menscherechte, die auch in den meisten (leider nicht allen) Ländern in nationalen Gesetzen, in internationalen Menschenrechtsdokumenten und anderen Leitlinien festgelegt sind. 

Sie beinhalten:

  • Zugang zum höchsten erreichbaren Standard von sexueller Gesundheit, einschließlich Zugang zu sexuellen und Fortpflanzungsmedizinischen Gesundheitsdienstleistungen
  • Freien Zugang zu Informationen über Sexualität
  • Sexualerziehung
  • Respekt für die körperliche Integrität
  • Freie Partnerwahl
  • Freie Entscheidung sexuell aktiv zu sein oder nicht
  • Sexuelle Beziehungen nur im gegenseitigen Einvernehmen
  • Heirat nur im gegenseitigen Einvernehmen
  • Freie Entscheidung ob und wann Kinder gewünscht werden
  • Freiheit, ein sicheres, lustvolles und befriedigendes Sexualleben zu führen

Die verantwortungsvolle Ausübung eigener Menschenrechte und sexueller Rechte erfordert, dass die Rechte aller anderen Menschen respektiert werden.

Wann spricht man von sexuellen Funktionsstörungen?

Wann von einer sexuellen Funktionsstörung gesprochen wird, ist einem kulturellen und gesellschaftlichem Wandel unterzogen. Individuelle Ansprüche an eine erfüllte Sexualität hängen auch von Erwartungen ab, wie sie in modernen Massenmedien geweckt werden.

Sexuelle Funktionsstörungen werden nach heutiger Auffassung überwiegend in Relation zu den Bedürfnissen des Einzelnen gesehen. Vieles was in früheren Zeiten noch als Paraphilie galt, gilt gemeinhin heute als Bestandteil der Normalität und ist dennoch für den Einzelnen noch belastend.

Die Bewertung der individuellen Paarbeziehung hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich geändert, sie ist für viele kein selbstverständliches natürliches Lebensziel mehr.

Sexualstörungen lassen sich in Funktionsstörungen, Paraphilien und Identitätsstörungen einteilen. Obwohl häufiger Gegenstand des Interesses in den Medien, spielen Paraphilien und Identitätsstörungen nur bei einer Minderheit von Menschen eine Rolle. 

Funktionsstörungen meinen vor allem:

  • Lustlosigkeit (Libidomangel)
  • Erektions- und Lubrikationsstörungen sowie
  • Orgasmus und Ejakulationsstörungen.

Häufigkeit und Risikofaktoren

Sexueller Dysfunktionen haben eine sehr hohe Prävalenz in der Bevölkerung. Je nach genauer Definition und Art der Studie beläuft sich diese auf bis zu etwa 40% der Frauen und 30% der Männer.

Bei der Frau nehmen sexuelle Probleme mit Ausnahme von Lubrikationsstörungen mit dem Alter ab, beim Mann nehmen sie zu, insbesondere Erektionsschwierigkeiten und fehlendes sexuelles Interesse. Überhaupt scheint es eine zunehmende Tendenz dazu zu geben, dass Männer über fehlendes sexuelles Interesse klagen.

Auch Übergewicht reduziert nicht nur die allgemeine körperliche Fitness, auch die Häufigkeit einer Impotenz oder erektilen Dysfunktion nimmt mit dem Übergewicht zu. Bei Gewichtsreduktion und körperlichem Training bessert sich auch die sexuelle Fitness, die Erektionsstörungen gehen zurück. JAMA. 2004;291:2978-2984.

Allerdings zeigen Studien sehr eindeutig, dass niedriges Selbstwertgefühl, ein negatives Selbstbild, Stimmungslabilität, und eine Neigung sich Sorgen zu machen oder Angst sehr häufig mit der Angabe eines wenig befriedigenden Sexuallebens oder dem entsprechenden subjektiven Empfinden einhergehen. Bei Angst und schlechter Stimmung lässt auch das sexuelle Verlangen nach. Bei einer Umfrage berichteten die Hälfte aller depressiven Frauen je über eine verminderte Libido, Schwierigkeiten ein feuchte Scheide zubekommen, und auch beim Sexualkontakt erheblich verminderte sexuelle Gefühle. Hinzukommt, dass auch die in der Behandlung eingesetzten Antidepressiva teilweise in einem hohen Prozentsatz die Libido vermindern und auch andere Sexualstörungen begünstigen können.

Problem bei Frauen% mit diesem Problem
Mangelndes sexuelles Interesse21
Unfähigkeit einen Orgasmus zu erleben16
Probleme mit der Lubrikation 16
Kein Spaß am Sex15
Schmerzen beim Verkehr10
Mindestens ein Problem39
Problem bei Männern 
Vorzeitige Ejakulation14
Erektionsschwierigkeiten 10
Kein Interesse an Sex9
Unfähigkeit einen Orgasmus zu erleben7
Kein Spaß am Sex6
Mindestens ein Problem28
27500 weltweit befragte Menschen zwischen 40 und 80 Jahren (Nicolosi et al. 2004).

Ursachen sexueller Funktionsstörungen

Ursachen sind oft vielschichtig

Sexuelle Funktionsstörungen können viele Ursachen haben. Oft mischen sich organische und psychologische Faktoren. Es ist selten, dass nur ein Aspekt schuld ist.

Auch wenn oft die Psyche entscheidenden Anteil an der Entstehung Funktionsstörungen hat, sollte besonders bei älteren Betroffenen bedacht werden, dass sexuelle Funktionsstörungen auch ein Hinweis auf eine körperliche Krankheit sein können. Sexuelle Funktionsstörungen können ein Hinweis auf eine Arteriosklerose sein und einem Herzinfarkt um ein paar Jahre vorausgehen (Chawla 2004). Umgekehrt bessern sich sexuelle Funktionsstörungen oft mit Besserung vaskulärer Risikofaktoren. Auch wenn Übergewichtige an Gewicht abnehmen, bessert sich häufig die sexuelle Funktionsstörung (Esposito et al. 2004). 

Bekannte organische Ursachen schließen eine psychogene Mitbeteiligung nicht aus. Hat es einmal nicht funktioniert, aus welchem Grund auch immer, ist besonders bei unter Erfolgsdruck stehenden Männern die Angst vor erneutem Versagen häufig der entscheidende Grund für das weitere Versagen.

Die durch die Eltern oder die Kultur /Religion vermittelten Werte können das aktuelle Sexualverhalten beeinträchtigen. („Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“). Wird z.B. Geschlechtsverkehr als unmoralisch angesehen, ist es weniger wahrscheinlich, dass Sexualität genossen werden kann. Wurden frühere sexuelle Aktivitäten als beängstigend oder demütigend erlebt, wird das spätere lustvolle Erleben von Sexualität erschwert.

Unzureichende Kenntnis des eigenen Körpers z.B. durch fehlende Masturbationserfahrungen können zu Unsicherheiten führen, die das Sexualverhalten beeinträchtigen. Auch die Angst von Schwangerschaft oder einer Geschlechtskrankheit behindert oft eine befriedigende Sexualität.

  • Die Fixierung auf alleinige organische Ursachen verschlimmert das Problem oft.
  • Ebenso kann aber natürlich eine Fixierung (auch durch den Therapeuten) auf alleine psychologische Hintergründe unter Ablehnung von einfachen Hilfsmitteln und praktischer sexologischer Beratung zu einer Chronifizierung beitragen.

Medikamente als Ursache

Eine Vielzahl von Medikamenten und Genussmitteln/Drogen beeinflussen das Sexualerleben. Dies gilt unter anderem für viele Psychopharmaka, Antiepileptika, Blutdruckmedikamente und Schmerzmittel. Medikamente die den Prolaktinspiegel beeinflussen aber auch Alpha1-adrenerge Antagonisten können zu verschiedenen Sexualstörungen führen. So sind beispielsweise unter verschiedenen atypischen Neuroleptika auch retrograde oder ausbleibende Ejakulationen berichtet, manche Antidepressiva verlängern die Zeit bis zur Ejakulation, andere können zu verringerter, wieder andere auch zu vermehrter sexueller Lust führen. Auch dramatische Symptome wie ein Priapismus (z.B. unter Clozapin, Olanzapin, Trazodon,..) sind als Nebenwirkung von Medikamenten möglich. An den Anfang einer Sexualanamnese gehört deshalb auch eine Medikamentenanamnese. 

Behandlung von Erektionsstörungen und Impotenz

Die Diagnose einer Impotenz wird bei Männern seit Einführung von Viagra 2-3x häufiger gestellt, was sicherlich in erster Linie nicht mit einer objektiven Zunahme, sondern mit der größeren Bereitschaft Hilfe zu suchen zu erklären ist. Auch sind in den letzten Jahrzehnten generell die Ansprüche an das eigene Sexualleben gestiegen (Kaye et al. 2002).

Entsprechend der Vielzahl der möglichen Ursachen sollte die Behandlung ausgerichtet sein.

  • Ursächliche Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, neurologische Erkrankungen,.. sollten zunächst behandelt bzw. optimal eingestellt werden.
  • Ein normales Körpergewicht sollte angestrebt werden.
  • Eine genaue Überprüfung regelmäßig eingenommener Medikamente sollte erfolgen. Medikamente, die die Potenz beeinträchtigen können (z.B. Blutdruckmedikamente, Psychopharmaka,.. siehe hier) können eventuell abgesetzt oder durch andere Medikamente ersetzt werden. Dies sollte unbedingt in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt erfolgen.
  • Zigaretten und Alkohol sollten vermieden werden, insbesondere in den Stunden vor dem Geschlechtsverkehr.

Aufklärung und Beratung

Bevor ggf. mit Medikamenten behandelt wird, sollte immer eine ausführliche Aufklärung über Ursachen und Umgang mit Erektionsstörungen erfolgen. Neben den bereits oben genannten Empfehlungen zu Körpergewicht, Risikofaktoren und Medikamenten sollte hierbei auch die sehr häufig vorhandene psychische Komponente erörtert werden.

Manchmal kann in diesen Fällen schon die Aufklärung darüber, dass die Erektionsstörung nicht körperlich bedingt ist, innere Blockaden und damit das Problem lösen. Oft spielen „Versagensängste“ eine wichtige Rolle, hierbei bedarf es manchmal einer Psychotherapie oder Verhaltenstherapie, um den „Kreislauf der Angst“ zu durchbrechen.

Testosteron gegen Erektionsstörungen?

Ein Testosteronmangel kann sowohl die Lust auf Sex verringern (verminderte Libido), als auch die Potenz beeinträchtigen. Eine Testosteron-Ersatztherapie (TRT) kann dem entgegenwirken. Leichte Erektionsstörungen können hierdurch oft erfolgreich behandelt werden (Rizk et al. 2018).

Eine solche Testosteronersatztherapie ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn tatsächlich ein nachgewiesener Testosteronmangel besteht. Das fehlende Testosteron wird dann in Form von Gels, Pflastern oder Depotspritzen zugeführt.

Die Behandlung hat jedoch durchaus auch Risiken. Insbesondere kann sich unter der Testosteronsubstitution das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenembolien erhöhen (Harvard Medical School 2020). Vermutungen, dass die Ersatztherapie Prostatakrebs verursachen könnte, bestätigten sich hingegen in aktuelleren Studien nicht (Santella et al. 2019).

Wenn eine leichte Erektionsstörung das einzige Symptom eines Testosteronmangels ist, dann kann es unter Umständen (nach Abwägung des individuellen Risikoprofils) sinnvoller sein, zunächst eine Therapie mit Sildenafil (Viagra) oder ähnlichen Wirkstoffen zu versuchen, bevor man eine TRT erwägt.

Phosphodiesterase-Hemmer (Viagra und weitere)

Phosphodiesterase-Hemmer wie Sildenafil (Viagra) und Tadalafil (Cialis) sorgen für eine gesteigerte Blutzufuhr zum Penis und dadurch für eine stärkere und länger anhaltende Erektion. Die Medikamente sind verschreibungspflichtig und werden von den gesetzlichen Krankenversicherungen (und auch von den meisten privaten Krankenversicherungen) nicht übernommen. Inzwischen sind diverse Generika-Präparate auf dem Markt, die oft wesentlich günstiger sind als die Originale. Von Internetbestellungen abseits zugelassener Onlineapotheken ist dringen abzuraten.

Die verschiedenen Präparate haben eine unterschiedliche Wirkdauer (Tadalafil wirkt deutlich länger als Sildenafil) und zum Teil auch unterschiedliche Neben- und Wechselwirkungen. Gefährlich ist insbesondere eine Einnahme zusammen mit Nitroglyzerin-Präparaten („Nitro-Spray“ bei Angina pectoris), die zu einem lebensgefährlichen schnellen Abfall des Blutdrucks führen kann. Eine ärztliche Beratung ist vor der ersten Anwendung dieser Potenzmittel unbedingt notwendig.

Nebenwirkungsprofil von Sildenafil (Viagra) in Studien:

Unerwünschtes EreignisHäufigkeit in %
Kopfschmerzen15,8
Gesichtsrötung10,5
Verdauungsstörung6,5
Verstopfte Nase4,6
Atemwegsinfektion4,2
Erkältungssymptomatik3,3
Harnwegsinfekt3,1
Sehstörungen2,7
Durchfall2,6
Schwindel2,2
Nach: J.U.; Stief, C. G.; Truss, M C.; Becker, A J.; Kuczyk, Sexuelle Funktionsstörungen: Pharmakologische Therapiemöglichkeiten der Erektionsstörung Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 8 vom 25.02.00, Seite A-457

Schwellkörperinjektionstherapie (Skat)

Der Patient lernt, sich mit einer Nadel ein Medikament in den Schwellkörper zu spritzen, was im Schwellkörper zu einer Entspannung der Muskelzellen führt. Auf diese Weise erweitern sich die Arterien, und das Blut kann rasch einströmen. Gleichzeitig wird der venöse Rückstrom des Blutes gedrosselt, und es entsteht eine Erektion.

Bei diesem Verfahren muss der Arzt erst in der Praxis mehrfach testen, welche Dosis der einzelne Patient benötigt. Im Gegensatz zu den natürlich ablaufenden Vorgängen findet nach der Spritze eine Erektion unabhängig von einer sexuellen Stimulation statt. Sie bleibt auch nach dem Samenerguss erhalten. Üblicherweise hält die Erektion nicht länger als eine Stunde nach Injektion an. Falls sie nach 4 Stunden immer noch vorhanden ist (sog. Priapismus / Dauererektion), muss unbedingt sofort ärztlicher Rat eingeholt werden, da sonst der Schwellkörper für immer geschädigt werden kann.

Nicht durchgeführt werden darf diese Therapie bei Herzrhythmusstörungen und KHK (also meist keine Alternative wenn Viagra nicht eingenommen werden kann), dekompensierter Herzinsuffizienz, dekompensierter pulmonale Insuffizienz, Gerinnungsstörungen, Prostataadenomen, dekompensierter Niereninsuffizienz, Leberschaden, Glaukom, manifesten Suchterkrankungen, Geschlechtskrankheiten und bei potentiellem Priapismusrisiko (Sichelzellanämie, Polyzythaemie, Leukämie).

Mechanische Erektionshilfen

So genannte „Penispumpen“ sorgen durch ein Vakuum für einen gesteigerten Blutfluss in den Penis. Sie werden direkt vor dem Geschlechtsverkehr angewendet, ggf. kann nach der Anwendung zusätzlich ein Penisring angelegt werden, der den Abfuss des Blutes verhindert.

Auch diese Therapiemöglichkeit sollten Sie unbedingt erst mit Ihrem Arzt besprechen! Vakuumpumpen von dubiosen Anbietern aus dem Internet können ernsthafte Verletzungen am Penis und dauerhafte Schäden verursachen.

Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch einer Penispumpe kann es zu Taubheitsgefühlen und Wundheit des Penis kommen. Einige Anwender haben Schwierigkeiten, nach der Anwendung der Pumpe zum Orgasmus zu kommen oder es kommt zu ausbleibender oder retrograder Ejakulation (Cleveland Clinic 2020).

Die einfachste und zugleich weitestgehend nebenwirkungsfreie mechanische Erektionshilfe ist ein warmer Waschlappen, der vor dem geplanten Sex um den Penis gelegt wird. Manchmal kann bereits hierdurch die Durchblutung des Penis und damit die Erektion verbessert werden.

Penisimplantate sollten nur dann implantiert werden, wenn eine irreversible komplette Impotenz besteht, bei der alle anderen Behandlungsmöglichkeiten versagt haben. Angewendet werden halbstarre, biegsame und aufblasbare Prothesen, die in den Schwellkörper (Corpus cavernosum) eingeführt werden.

Die natürlichen Schwellkörper des Penis werden bei der Implantation in der Regel soweit geschädigt, dass die natürliche Erektionsfähigkeit damit dauerhaft zerstört ist. Bei richtiger Indikation und Anwendung besteht bei Patienten mit solchen Implantaten eine hohe Zufriedenheit mit dem Therapieerfolg (Mulcahy 2016).

25 Tipps für ein besseres Sexualleben

  1. Halten Sie sich körperlich fit.
  2. Planen Sie Ihre sexuellen Aktivitäten zu Zeiten, an denen Sie ausgeruht sind, Sie und Ihr Partner wirklich Zeit haben.
  3. Sorgen Sie dafür, dass Sie ungestört sind. Die Schwiegermutter oder die Kinder, die ohne anzuklopfen ins Schlafzimmer treten können, machen jeden sexuellen Kontakt unmöglich. Überlegen Sie ob sie das Telefon für diese Zeit ausstecken oder abschalten. 
  4. Lernen Sie Ihre sexuellen Wünsche zu formulieren, sagen Sie Ihrem Partner was Ihnen gefällt oder zeigen Sie es ihm einfach, in dem Sie seine Hand führen. 
  5. Erogene Zonen gibt es nicht nur an den Genitalien, überall an Ihrem Körper lauern noch unbekannte Punkte der Lust.
  6. Versuchen Sie konsequent auch allgemein zärtlicher zu Ihrem Partner zu sein, Sie sensibilisieren dadurch Ihre sensiblen Wahrnehmungen, 
  7. Ein schön vorbereitetes Abendessen (am besten gemeinsam vorbereitet), Ihre Lieblingsmusik, attraktive Wäsche,… machen Sie sich Gedanken wie Sie sich selbst attraktiver fühlen, was Ihrem Partner gefällt, wie sie zeitig signalisieren können, dass Sie heute Lust haben. 
  8. Experimentieren Sie mit verschiedenen Positionen, suchen sie sich die bequemste Position aus, nutzen Sie Kissen…Experimentieren Sie mit Ihren Phantasien und den Phantasien Ihres Partners, scheuen Sie sich nicht auch einen Vibrator oder andere Hilfsmittel zur Stimulation in Ihr Sexualleben zu integrieren. 
  9. Sexuelle Phantasien sind die Grundlage für ausgelebte sexuelle Bedürfnisse, wenn Sie Ihre Phantasien schuldgefühlshaft erleben, sollten Sie Ihre Einstellung zur Sexualität überprüfen.
  10. Bei sexuellen Funktionsstörungen gibt es keinen unbeteiligten Partner, man kann sie immer dann am besten behandeln, wenn beide mithelfen.
  11. Partnerkonflikte gibt es in jeder Beziehung, lernen Sie darüber zu sprechen und die Konflikte zu lösen ohne sich gegenseitig zu kränken.
  12. Gefühle, die nichts mit Sexualität zu tun haben, stören oft die Sexualität. Angst, Wut, Ärger .. auf den Partner sind schlecht mit erfüllter Sexualität vereinbar.
  13. Erektionsprobleme haben manchmal mit Ängsten zu tun, die Erwartungen der Partnerin sind meisten nicht so sehr auf die „Leistung“ ausgerichtet wie dies befürchtet wird. Wenn Erektionsprobleme wegen Ängsten ganz im Vordergrund stehen, ist oft eine Zeit der Zärtlichkeit ohne eigentliche sexuelle Kontakte gefolgt von „Empfindungsfokussierung“ ohne Koitus sinnvoll, um die Ängste und den Erfolgsdruck zu reduzieren. Dies nützt aber nur, wenn es zwischen den Partnern gut besprochen ist. 
  14. Nutzen Sie Gleitcremen (besonders, wenn Schmerzen auf eine mangelnde Lubrikation zurück zu führen sind), Partnermassage, Massageöle, Musik, wenn Sie es mögen, zünden Sie eine Kerze an, ..schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre.
  15. Meiden Sie Extremtemperaturen.
  16. Nutzen Sie die Selbstbefriedigung, wenn Sie Lust dazu haben. Dies reduziert Ängste, und macht ausgeglichener. Masturbationserfahrungen sind eine gute Möglichkeit den eigenen Körper kennen zu lernen. Sie können auch die sexuelle Reaktionsbereitschaft verbessern. Es ist immer noch nicht in den letzten Winkel gedrungen: Masturbation schadet nicht , weder in der Kindheit noch bei verheirateten Erwachsenen. Auch die Vermutung, dass häufige Ejakulationen Prostatakrebs begünstigen könnten, ist falsch. Eher das Gegenteil ist der Fall.
  17. Tabakgenuss vermeiden- Zigaretten machen impotent, reduzieren die Lust und machen Mundgeruch und Luftnot beim Verkehr.
  18. Schränken Sie Ihren Alkoholkonsum ein, verschieben Sie Ihre sexuellen Aktivitäten auf einen Zeitpunkt von mindestens 2 Stunden nach dem letzten Alkoholgenuss.
  19. Sex wie jede andere körperliche Aktivität funktioniert mit vollem Bauch schlechter, halten Sie zeitlichen Abstand zu den großen Mahlzeiten.
  20. Wenn Sie über 50 sind, Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck… haben, lassen Sie sich ärztlich untersuchen und lassen Sie sich vor Nutzung von Medikamenten wie Viagra ausführlich ärztlich beraten. Dies gilt in besonderem Maße, wenn Sie unter einer Angina pectoris (Druckgefühl auf der Brust) leiden und Medikamente nehmen müssen oder wenn Ihr Bluthochdruck schlecht einstellbar ist. 
  21. Wer unter Schmerzen leidet, sollte eventuell 30 min vor der sexuellen Aktivität ein Schmerzmittel nehmen. Ähnlich wenn Sie unter Asthma leiden, Nutzen Sie im Zweifel vor dem Verkehr Ihr Spray. Sprechen Sie mit Ihrem Partner, manchmal ist es sinnvoller wenn der kranke Partner die passivere Position einnimmt.
  22. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Medikamente, die ursächlich für Ihre Sexualstörung sein könnten, nicht durch andere ersetzt werden können.
  23. Wenn Sie unter einer Depression oder einer Angsterkrankung leiden, begeben Sie sich in Behandlung, meistens nimmt die sexuelle Lust zu, wenn die psychische Störung besser ist. 
  24. Scheuen Sie sich nicht, wenn Sie Problem mit Ihrem Sexualleben haben, sich beraten zu lassen, wenn es nötig ist, sollten Sie sich auch auf eine Psychotherapie einlassen.
  25. Nutzen Sie Selbsthilferatgeber.

Sexuelle Funktionsstörungen bei chronisch Kranken

Sexualität und chronische Krankheiten werden ein zunehmend wichtigeres Thema. Impotenz und Lustlosigkeit sind kein Schicksaal mehr, das zwangsläufig bei einer chronischen Krankheit dazu gehört. Die zunehmende Emanzipation von chronisch Kranken stärkt deren Selbstwertgefühl, trägt darüber zu einem vermehrten sexuellen Verlangen bei.

Wenngleich die bessere Akzeptanz einer Krankheit an sich bereits das Sexualleben verbessern kann, so ist doch bei vielen körperlichen Erkrankungen eine organische Sexualstörung Teil der Symptomatik der Grunderkrankung. Zunehmend werden Studien durchgeführt, die den Nutzen von auch sonst üblichen Sexualtherapeutika auch bei chronisch Kranken belegen. Beispiel: 5-10% der Männer mit Diabetes Typ 1 leiden unter Potenzstörungen, in einer Studie mit 188 Patienten zeigte Sidenafil (Viagra) bei dieser Patientengruppe unabhängig von der Schwere der Potenzstörung einen guten Effekt. Interessant ist, dass hier auch ein deutlicher Effekt eines Placebos vorhanden war. Über eine verbesserte Erektion berichteten 66,6 % unter Sidenafil und immerhin 28,6% unter Placebo, erfolgreiche Versuche eines Geschlechtsverkehrs berichteten mit Sidenafil 63% unter Placebo 33%.

Nebenwirkungen waren meist leicht bis mäßig: Kopfschmerzen 20% unter Viagra und. 8% unter Placebo, Flushing 18% unter Viagra und 3% unter Placebo und Verdauungsstörungen 8% unter Viagra und 1% unter Placebo.

Ähnliches gilt auch für andere chronische Krankheiten wie Multiple Sklerose, ,Polyneuropathien, Schmerzkrankheiten, Verletzungen des Rückenmarks, Nierenversagen und Dialyse, Herzkreislaufkrankheiten, aber auch für psychische Störungen.

Es sollte dabei allerdings nicht nur auf die Wirkung von Medikamenten vertraut werden. Bekanntermaßen kann beispielsweise Viagra durchaus auch ernsthafte und manchmal auch tödliche Nebenwirkungen haben. Informieren Sie sich über die Auswirkungen Ihrer speziellen Erkrankung, Ihrer Medikamente und Ihres Alters auf die Sexualität.

Auch wenn Sie eine chronische Krankheit haben, bedenken Sie, dass auch andere Gründe für die Funktionsstörung wichtig sein können. Monotone sexuellen Beziehungen, Überlastung durch berufliches Engagement oder allgemeine Überbeanspruchung kann ebenso die Lust zum Erliegen bringen wie zu reichliches Essen und Trinken, Rauchen und allgemein nachlassende körperliche Fitness oder hohes Alter. Erfüllte Sexualität ist von vielen Faktoren abhängig. Wenn Probleme auftreten, ist es oft sinnvoll, sich zunächst um die nahe liegenden allgemein gültigen Bedingungen zu kümmern. Siehe oben unter 25 Tipps für ein besseres Sexualleben.

Sexualität im Alter

Bei einer Befragung von 3000 US- Bürgern zwischen 57 und 85 Jahren bezeichneten sich 73% der 57 -64 jährigen als sexuell aktiv, bei den 65-74jährigen waren es noch 53%, bei den 76-85jährigen noch 26%.

Die Hälfte der befragten Alten gab an mindestens ein sexuelles Problem zu haben.

Bei den Frauen war dies bei 43% mangelndes Verlangen, bei 39% mangelnde vaginale Lubrikation und bei 34% eine Anorgasmie.

Bei den Männern bestand bei 37% eine erektile Dysfunktion, 14% der Männer setzten Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel ein um ihre Sexualfunktion zu verbessern.

Ältere Menschen, die sich krank fühlten, waren seltener sexuell aktiv. Ganze 38% der Männer und 22% der Frauen hatten seit ihrem 50. Lebensjahr mit ihrem Arzt über sexuelle Schwierigkeiten gesprochen (N Engl J Med 2007;357:762-74.).

Hormonelle Störungen in den Wechseljahren können bei Männern und Frauen das sexuelle Erleben beeinträchtigen, insbesondere kann der Abfall des Testosteronspiegels bei beiden Geschlechtern zu einer Minderung des sexuellen Lust führen.

Sexuelle Funktionsstörungen in der Partnerschaft und Ehe

Verheiratete Frauen und Männer berichten signifikant seltener über sexuelle Probleme als unverheiratete Personen. Je höher der Ausbildungsstand ist, desto seltener werden sexuelle Probleme angegeben.

Die Tatsache, dass Stress, Müdigkeit und Partnerschaftsprobleme zu einem vorübergehenden Nachlassen der sexuellen Lust in einer festen Partnerschaft führen, ist nach Ansicht vieler Autoren nicht als Krankheit, sondern als normale und gesunde Reaktion zu verstehen.

Sexuelle Bedürfnisse werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Am Beginn einer sexuellen Erfahrung muss nicht unbedingt das Ziel oder ein sexuelles Bedürfnis an sich stehen. Die Motivation sich auf eine sexuelle Handlung einzulassen ist komplex, sie schließt besonders bei Frauen eine zunehmende emotionale Nähe mit dem Partner ebenso ein, wie ein allgemein verbessertes Wohlbefinden, und ein in der Situation verbessertes Selbstwertgefühl durch das Gefühl attraktiv, weiblich/männlich zu sein, begehrt, respektiert und geliebt zu werden. Auch die Abnahme von Gefühlen der Angst oder der Schuldgefühle über ein nicht Befriedigen der Wünsche des Partners kann die Bereitschaft zu einer sexuellen Handlung fördern.

Oft liegt Sexualstörungen – sowohl männlichen als auch der weiblichen – eine Störung der Paarbeziehung zugrunde. Die Wünsche und Vorstellungen über eine befriedigende Sexualität sind individuell sehr unterschiedlich: „Von sieben Mal im Leben bis zu sieben Mal am Tag kommt alles vor.“

Partnerschaften bestehen oft zwischen Menschen mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen und Wünschen, die in der Phase der ersten Verliebtheit jedoch nicht wahrgenommen werden. Ursache vieler sexueller Probleme in Partnerschaften ist die mangelnde Kommunikation darüber.

Nach einer Online Umfrage, an der 13483 Männer und Frauen jeden Alterns teilnahmen, hatten 17% im Zeitraum der letzten vier Wochen überhaupt keinen Sex mit ihrem Partner. Die absolute Mehrheit der Paare hat maximal einmal Sex pro Woche (bzw. vier mal in vier Wochen) (Umfrage von theratalk.de).

In der Partnerschaft ist die Häufigkeit überwiegend bei ungleich verteilter Lust ein Problem. Die Vorstellung, dass bei Frauen die Libido per se geringer sei als bei Männern, lässt sich längst nicht mehr aufrechterhalten. Inzwischen ist das Geschlechterverhältnis hier ausgeglichen, es klagen ungefähr ebenso viele Frauen wie Männer über die Lustlosigkeit ihres Partners.

Die Qualität einer Partnerschaft hängt unter anderem von den eingesetzten Strategien zur Konfliktlösung ab. Konstruktive Strategien sind wesentliche Ingredienzien gelungener und zufriedenstellender Partnerschaften, destruktive hingegen finden sich bei unglücklichen Paaren ebenso wie bei Patienten mit verschiedenen psychiatrischen Symptomen.

Wesentlich ist auch eine gelungene nonverbale Kommunikation mit Berührungen, Zärtlichkeiten und positiven Gesten. In Ehekrisen führen gegenseitige Kritik und Beschuldigungen oft zu einer negativen Eskalation. Wenn ein Paar solche Prozesse nicht unterbrechen kann, ist die Beziehung in Gefahr.

Machtkämpfe zwischen den Partnern haben selten einen Gewinner. Meist verliert das Paar als ganzes, dennoch scheinen die Bemühungen darauf gerichtet, dass einer auf Kosten des anderen einen Zugewinn haben möge. In der Sexualität erzeugt dies Misstrauen, oft erfolgt ein Entzug als Rache, also Lustlosigkeit als Protest. Im Gegenzug entsteht Druck, der dann zu noch mehr Verweigerung im Dienste der Selbstbehauptung führen muss.

Das Paar befindet sich in einer dauerhaften Stresssituation. Verhaltenstherapeutische Ehetherapie versucht solche negativen Eskalationen zu unterbrechen und wieder eine positive Gemeinsamkeit herzustellen. Nach Klärung der speziellen Problematik (Diagnostik) wird dabei in der Regel zunächst versucht mit Mitteln wie vereinbarten „Verwöhntagen“, Komplimenten, Aufmerksamkeiten und ähnlichem eine positive Atmosphäre zu schaffen. Es folgt dann ein Kommunikationstraining (Sprecherrolle, Zuhörfertigkeiten). Zusätzlich werden Problemlösetraining und kognitive Interventionen eingesetzt.

(Umgang mit Partnerkonflikten bei Panikpatienten, Alkoholikern, Rheumatikern und Gesunden. Reinhard Eher, Psychiat. Prax. 2000; 27: Nr. 4, S. 190-195.)

Sexuelle Störungen in den Wechseljahren

Die Wechseljahre können auch sexuelle Funktionsstörungen bedingen, aber nicht immer sind es nur die Hormone.

Beschwerden in diesem Lebensabschnitt einer Frau können mit den Veränderungen im Hormonhaushalt zusammenhängen, müssen es aber nicht. Andere in dieser Lebensphase auftretende Probleme können ihrerseits zu sexuellen und psychosomatischen Beschwerden führen und bedürfen der Behandlung. Sexuelle und psychosomatische Beschwerden sind nicht unbedingt typisch für Wechseljahrsbeschwerden, sondern haben oft ihre Ursache in den Problemen des oder mit dem „Älterwerden“ und sind entsprechend einzustufen und zu behandeln.

Hormone sind keine Allheilmittel. Sie ersetzen bei entsprechenden Beschwerden keine psychiatrische, psychotherapeutische oder sexualtherapeutische Behandlung. Bei der Frau ist die Lubrikationsfähigkeit der Scheide von einem Östrogenminimum abhängig. Hormone könne also für Frauen eine große Hilfe sein. Nicht nur, weil sie die Scheidenbefeuchtung verbessern können, sondern auch, da sie viele Befindlichkeitsstörungen bessern können.

Die Hormonbehandlung in den Wechseljahren hat allerdings auch Risiken, die deren Nutzen übersteigen können. Insbesondere sehen Studie ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.

Begriffe der Sexualmedizin

  • Vaginismus: Scheidenkrampf; starke Empfindlichkeit des Scheideneingangs gegenüber Berührung od. Einführen des Fingers, des Penis beim Koitus od. des Spekulums; reflektorisch-muskulärer Abwehrvorgang mit Kontraktion des M. bulbo-cavernosus u. des M. levator ani sowie Innenrotation der Oberschenkel. Die Ursachen sind fast stets psychogen. Therapie: (Paar-)Beratung, evtl. Psychotherapie, unterstützend körperliche Übungen (z.B. Einführen von Dilatatoren).
  • Sexuelle Aktivität: Beinhaltet Geschlechtsverkehr, Zärtlichkeiten, Vorspiel und Masturbation (Selbstbefriedigung).
  • Samenerguss: Ist definiert als der Ausstoß von Samen aus dem Penis (oder die Empfindung dessen).
  • Sexuelle Stimulation: Beinhaltet Situationen wie Liebesspiele mit der Partnerin, Betrachten erotischer Bilder usw.
  • Orgasmus: Höhepunkt u. (meist) Befriedigung sexueller Erregung, i.d.R. beim Geschlechtsverkehr od. bei der Masturbation: es handelt sich um unwillkürliche Muskelkontraktionen insbesondere im Genitalbereich, aber auch im übrigen Körper; daneben Steigerung der Herzfrequenz, Blutdruckanstieg, Zunahme von Atemfrequenz u. -tiefe sowie versch. ausgeprägte Bewusstseinsveränderungen, bei Männern gefolgt von einer Refraktärperiode mit geringer sexueller Erregungsempfindlichkeit. Beim männl. Geschlecht sind Orgasmen mit Eintritt der Geschlechtsreife generell von einer Ejakulation begleitet; beim weibl. Geschlecht wird z.T. eine Sekretion paraurethraler Drüsen beobachtet (s. Gräfenberg-Zone).
  • Anorgasmie: Bezeichnung für eine sexuelle Funktionsstörung mit Fehlen des Orgasmus beim Geschlechtsverkehr od. bei der Masturbation; Formen: 1. primäre A.: besteht seit jeher u. immer; 2. sekundäre (situative) A.: besteht nur in best. Situationen bzw. mit best. Partnern. Orgasmusstörungen sind bei Männern sehr selten, bei Frauen etwas häufiger, haben aber in den letzten Jahren abgenommen. Manche Frauen können bei nicht-koitaler Klitorisreizung einen Orgasmus erleben, nicht aber beim Koitus ohne manuelle Stimulation der Klitoris. Bei den meisten dieser Frauen stellt dies eine normale Variation der Sexualreaktion dar und rechtfertig deshalb nicht die Diagnose des gehemmten Orgasmus. Bei einem Teil dieser Frauen wäre der Orgasmus ohne manuelle Klitorisreizung möglich, bei ihnen kann nach genauer sexueller Anamnese und Behandlungsversuch die Diagnose gestellt werden. Von einem gehemmten Orgasmus des Mannes spricht man wenn Störungen der Ejakulation vorwiegend beim Koitus auftreten, bei anderer Stimulation (Masturbation) kommt es zum Orgasmus. Es wird dann unterschieden zwischen Ejaculatio retarda und Ejaculatio deficiens.
  • Libidostörung: Ungenaue Bez. für Störung des sexuellen Appetenzverhaltens, die sich als sexuelle Funktionsstörung od. fehlendes sexuelles Interesse (s. Alibidinie) äußert; Vorkommen.: meist i.R. psychischer Störungen, z.B. Konfliktreaktion, neurot. Entwicklung, Persönlichkeitsstörung, psychosomat. Erkr., nicht-org. Psychose od. bei Depressionen.
  • Erektion: Durch den Erektionsreflex ausgelöstes Anschwellen u. Aufrichten von Penis bzw. Klitoris; Verlauf in vier Phasen: 1. Tumeszenz: Anschwellen durch Relaxation der Schwellkörpermuskulatur u. Steigerung des Blutzuflusses; 2. Erektion: Aufrichten durch Anstieg des intrakavernösen Drucks bis auf systol. Blutdruckwerte u. Drosselung des Blutabflusses; 3. Rigidität: Steifwerden durch zusätzliche Kontraktion des M. ischiocavernosus (Druckwerte im Corpus cavernosum bis 1000mmHg); 4. Detumeszenz: Erschlaffung durch erhöhten Sympathikotonus, der zur Kontraktion der glatten Muskulatur der Sinusoide u. Arteriolen u. zum Blutabfluss nach Öffnung der venösen Gefäße führt.
  • Erektionsstörung: Erectio deficiens; synonym erektile Dysfunktion, erektile Impotenz; fehlende Erektion des Penis bei sexueller Erregung; unterschieden werden primäre (immer schon vorhandene) u. sekundäre (spontan u. situativ auftretende) Erektionsstörungen; während vorübergehende in der Regel psychisch bedingt sind, ist die längerfristig bestehende E. meist organischen Ursprungs. Am häufigsten liegt aber eine Mischform vor.
  • Impotentia coeundi: Unter Impotentia coeundi versteht man die Unfähigkeit den Beischlaf auszuüben. Dazu gehört das Unvermögen eine Erektion, d. h. die zum Beischlaf ausreichende und genügend lang anhaltende Versteifung des Gliedes zu erreichen. Man spricht von erektiler Impotenz. Die relative Impotenz ist eine gelegentliche Unfähigkeit zum Beischlaf wegen einer Abneigung gegen bestimmte Umstände der sexuellen Begegnung oder eine Abneigung gegenüber einem bestimmten Sexualpartner.
  • Ejakulatorische Impotenz: Bezeichnet das Unvermögen einen Samenerguss zu erzielen oder das Unvermögen den Zeitpunkt des Orgasmus zu kontrollieren. Der vorzeitige Samenerguss (Ejakulatio praecox) ist häufiger als der verzögerte Erguss (Ejakulatio retardata). Von einer Ejaculatio praecox spricht man, wenn es schon nach minimaler sexueller Stimulation (bevor die Person es wünscht) zum Samenerguss kommt. Gemeint ist in der Regel: vor, bei oder kurz nach der Vereinigung. Es handelt sich dabei um eine subjektiven Bewertung, die abhängig von der gewünschten Dauer der sexuellen Stimulation im Kontakt mit der Partnerin/dem Partner bis zum Samenerguss ist. Meist wird dies nur beim sexuellen Kontakt mit einer anderen Person ein Problem, da der Mann den Zeitpunkt des Samenergusses oder des Orgasmus bei der Masturbation in der Regel gut oder doch zu eigenen Zufriedenheit steuern kann. Da das sympathische Nervensystem sowohl an Angst als auch an der Ejakulation beteiligt ist, vermuten die Sexualtherapeuten, dass die Versuche, die Ejakulation zurückzuhalten, Angst auslösen, die wiederum das Problem verschlimmert. Die Kontrolle über den Zeitpunkt des Orgasmus und damit auch der Ejakulation ist bis zu einem gewissen Grad auch in Zusammenarbeit mit der Partnerin und ggf. mit Unterstützung eines Sexualtherapeuten erlernbar. Zunächst wird bei der Sexualtherapie immer versucht den Druck von beiden Partnern zu nehmen. Erfolgsdruck ist der Feind jeden gesunden Sexuallebens. In so genannten Senusitätsübungen sollen sich die Partner entspannt zunächst für Tage oder Wochen nur am ganzen Körper liebkosen. Erst später werden die Genitalien einbezogen. Am häufigsten angewendet wird dann die Squeeze Technik (kurz vor dem Orgasmus wird der Penis von der Partnerin mit 3 Fingern oberhalb und unterhalb der Kranzfurche gequetscht), dies wird in der Regel mehrfach angewendet. Diese Übung wird dann mit der Start/Stoptechnik ergänzt. Die Übungen werden in den Therapiesitzungen besprochen, der Therapeut bespricht mit den Paaren detailliert Hausaufgaben und bespricht in der nächsten Sitzung den Erfolg und die Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben. Auch bei dieser mechanischen Methode werden gute Erfolge berichtet.
  • Ejaculatio deficiens bezeichnet das Ausbleiben eines sichtbaren Samenergusses, z.B. bei der retrograden Ejakulation trotz Orgasmus. Gründe für eine Ejaculatio deficiens können Krankheiten oder Medikamente sein aber auch psychische Gründe, wie die Befürchtung, ein Samenerguss sei „rückenmarkserweichend“ oder „kräftezehrend“.
  • Impotentia generandi: Fehlt die Fähigkeit zur Fortpflanzung, so spricht man von Sterilität oder Impotentia generandi. Die Impotentia generandi ist von der Impotentia coeundi prinzipiell unabhängig zu betrachten, kann aber dennoch mit ihr zugleich auftreten.
  • Impotentia satisfactionis, Impotentia concupiscentiae: Die Impotentia satisfactionis bezeichnet einen Samenerguss ohne begleitenden Orgasmus. Ursache sind meist psychische Störungen. Auch die Impotentia concupiscentiae gehört zu den psychischen Störungen. Hier fehlt jeglicher Drang bzw. jegliche Lust zur sexuellen Betätigung. Ursächlich sind z. B. negative frühkindliche Erfahrungen im Zusammenhang mit eigenen oder fremden, als beängstigend empfundenen, sexuellen Erlebnissen. Auch eine extrem sexualfeindliche Erziehung im Elternhaus, der Schule oder der Kirche kann als Ursache in Frage kommen.
  • Lubrikationsstörung: ungenügende Transsudation der Gleitsubstanz durch das Vaginalepithel während der sexuellen Erregungsphase, entsprechend umgekehrt bei der Hypersekretion ein zuviel der Gleitsubstanz.
  • Sexueller Reaktionszyklus: Veränderungen bei Geschlechtsverkehr u. Masturbation, die als Abfolge von Phasen eines Zyklus beschrieben werden; Frauen u. Männer durchlaufen trotz grundsätzlicher Gleichartigkeit des phasenhaften Ablaufs den sexuellen Reaktionszyklus im Geschlechtsverkehr nicht notwendig synchron; viele sexuelle Funktionsstörungen können daher als Defizite im Umgang mit diesen physiol. Unterschieden interpretiert werden. Trotz rel. Konstanz des physiol. Prozesses variiert die Erlebnisqualität u. die erreichte Befriedigung intra- u. interindividuell in Abhängigkeit von psych. Faktoren erheblich.
  • Algopareunie: Schmerzen beim Koitus; Ursache psychogen bzw. funktionell (z.B. beim Vaginismus), oder organisch (z.B. infolge von Narben, Verwachsungen, Entzündungen, Lubrikationsstörungen, trophischen Störungen im Genitalbereich).
  • Spermatorrhoe: Samenausfluss aus der Harnröhre ohne sexuelle Erregung infolge Insuffizienz des Ductus ejaculatorius, besonders bei Stuhlgang u. Urinieren (Defäkations-, Miktionssyndrom);
  • Glans: Eichel; das etwas verdickte Ende des Penis u. der Klitoris.
  • Hegarstäbe oder Dilatoren: Werden in der mechanischen Behandlung des Vaginismus eingesetzt. Es handelt sich um eine Desensibilisierungstechnik. Die Frau lernt immer dicker werdende Stäbe in die Vagina einzuführen und sie dort zu lassen. So soll die reflexartige Muskelverkrampfung abgebaut werden. Im Verlauf wird dann der Partner an der Übung beteiligt
  • Teasing: Spiel mit der Erregung; wird in der Behandlung von Erregungsstörungen eingesetzt, der passive Partner wird durch Streicheln erregt; das Streicheln wird dann unterbrochen, bis sich die Erregung wieder abbaut; dann geht’s wieder von vorn los… Es soll eine bessere Kontrolle über die eigene Erregung erlernt werden.
  • Squeeze-Technik: Es wird davon ausgegangen, dass Männer die unter einem vorzeitigen Samenerguss (Ejakulatio praecox) leiden eine unzureichende Kontrolle über den Orgasmusreflex erlernt haben. Durch eine spezielle Übung soll diese Kontrolle erlernt werden. Der Mann gibt der Frau ‚kurz davor‘ ein Zeichen; sie drückt dann sein Glied für mindestens 20 Sekunden zusammen; die Erektion lässt darunter etwas nach, anschließend setzt sie die Stimulation fort. Männer sollen damit lernen die Ejakulation selbst besser zu kontrollieren.
  • Prostata: Vorsteherdrüse trägt zu über 50% zur Samenflüssigkeit bei. Ihre Größe nimmt mit dem Alter zu, hormonelle Einflüsse sind dabei entscheidend. Bei Eunuchen gibt es keine Prostatahypertrophie. Theoretisch wäre die Kastration eine Behandlungsmethode, die die Prostata schrumpfen ließe. Mit 60 Jahren hat die Hälfte und mit 80 Jahren 80% aller Männer eine Prostatahypertrophie. Die Behandlung der Prostatahypertrophie hat keine sicheren Effekt auf die Sexualfunktion, abgesehen von retrograder Ejakulation nach der Operation, mit entsprechender Abnahme der Samenflüssigkeit..
  • Hypersexualität: Medizinischer Oberbegriff für gesteigertes sexuelles Verlangen als eigenständiges Problem.
  • Satyriasis: Medizinischer Oberbegriff für gesteigertes sexuelles Verlangen als eigenständiges Problem bei Männern. Die Entsprechung zur Nymphomanie bei Männern, abgeleitet von Satyrn, dem altgriechischen Fruchtbarkeitsdämon.
  • Don- Juanismus: Ähnliche Bedeutung wie Satyriasis. Betonung mehr auf Verführung und Promiskuität. Abgeleitet von Don Juan Tenorio im Drama des spanischen Dichters Tirso de Molina (1630). Auch später bei Molière, Mozart, E.T.A. Hoffman, Max Frisch.
  • Nymphomanie: Medizinischer Oberbegriff für gesteigertes sexuelles Verlangen als eigenständiges Problem bei Frauen. In der Regel mit promiskem Sexualverhalten. Abgeleitet von den Nymphen, sinnenfrohen altgriechischen Naturgöttinnen. Wird heute nicht mehr als gravierender Normverstoß betrachtet und bereitet wohl den meisten Betroffenen keine großen moralischen Bedenken mehr.
  • Promiskuität: Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern.
  • Sexsucht: Eher unklarer Begriff, meint zwanghaften Konsum von Sex und Pornodarstellungen.