Liebeswahn

(siehe auch unter Stalking !)
Die Paranoia erotica, (Erotomanie De-Clérambault-Syndrom) der Liebeswahn, ist eine seltene wahnhafte Störung, die oft auch sekundär mit anderen psychischen Erkrankungen auftritt, insbesondere einer paranoiden Psychose oder einer Manie. De Clérambault beschrieb in Fallbeschreibungen zwischen 1916 und 1923 fünf Fälle von Erotomanie. Die unerschütterliche Wahnvorstellung, von einer anderen Person geliebt zu war für ihn das entscheidende diagnostische Kriterium. Er ging davon aus, dass das Objekt des Liebeswahn immer von höherem Sozialstatus sei, was auch heute noch oft zutrifft, aber sicherlich kein entscheidendes Kriterium ist. Dennoch spielen bekannte Menschen als Opfer immer eine Rolle, z.B.: John Lennon, Ronald Reagan. De Clérambault unterschied zwischen der «Erotomanie pure » als eigenständige paranoide Entwicklung und der «Erotomanie symptomatique» im Rahmen einer paranoiden Schizophrenie. Die Erotomanie pure wird heute auch als «De Clérambault-Syndrom» bezeichnet. De Clérambault teilte die Entwicklung in 3 Stadien ein. Nach einem Stadium des Stolzes in dem voller Hoffnung und Optimismus um das Opfer geworben wird, komme das Stadium des Kummers, im Sinne der enttäuschten Liebe, und anschließend das Stadium des Grolls, indem der Erotomane seine Ansprüche auf gefährliche Weise durchzusetzen versuche. Es herrscht dabei immer die Einbildung vor, von einer anderen Person geliebt zu werden. Opfer sind oft bisher nicht in Beziehung zu den Tätern getreten oder sind flüchtige Bekannte. Vorgesetzte, Ärzte, Stars aber auch einfach Zufallsbekanntschaften sind die Opfer. Die Wahnhaften lassen sich meist durch nichts abweisen. Im Gegensatz zum sonstigen Stalking sind die Täter meist weiblich, Gewalttätigkeit ist aber auch hier bei Männern häufiger. Ein „NEIN“ vom Opfer wird nicht akzeptiert. Einige von ihnen deuten diese Ablehnung gar als Aufforderung dahin, sich lediglich noch mehr Mühe zu geben, damit ihr Liebeswerben erhört wird. Manchmal endet das Stalking, weil der Stalker ein neues Liebesobjekt (einen neuen Partner, eine neue Partnerin) findet. Nach einer Untersuchung beendet nur in 1% die strafrechtliche Verurteilung das Stalking. Nach dem DSM IV — handelt es sich beim Liebeswahn um einen Subtypus der Wahnhaften Störung (DSM-IV: 297.1). Dieser Subtypus gilt, wenn das zentrale Wahnthema darin besteht, dass eine andere Person den Betroffenen liebt. Der Wahn bezieht sich meist eher auf eine idealisierte romantische Liebe und seelische Verbundenheit als auf sexuelle Anziehung. Die Person, von der dies mit Überzeugung angenommen wird, ist gewöhnlich von höhergestelltem Status (z.B. eine berühmte Person oder ein Vorgesetzter), es kann aber auch ein vollkommen Fremder sein. Bemühungen, mit dem Wahnobjekt in Kontakt zu kommen (durch Telefonanrufe, Briefe, Geschenke, Besuche oder sogar durch Überwachung und Nachschleichen) sind häufig, obwohl die Person gelegentlich ihren Wahn geheim hält. In klinischen Stichproben sind die meisten Personen mit diesem Subtyp Frauen; die meisten Personen mit diesem Subtyp in forensischen Stichproben sind Männer.

 

Quellen / Literatur:

www.liebeswahn.de www.antistalking.com www.stalkingvictims.com www.frauennotruf.de www.stalkingforum.de www.akuthilfe.de/stalkingartikel.html www.zdf.de/ratgeber/praxis/nakos/index.html www.stalkingforschung.de

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur