Metastasen im Gehirn und im Wirbelkanal

Metastasen sind Tochtergeschwülste eines Tumors in einem anderen Organsystem.

Hirnmetastasen sind die häufigsten Hirntumore, sie treten 4x häufiger auf, als primäre Hirntumore. Jeder 4. Krebspatient entwickelt Hirnmetastasen. Von allen Hirnmetastasen kommen 40–50% aus der Lunge, 15–25% treten im Rahmen von Brustkrebs auf, 5–20% durch Melanome (schwarzer Hautkrebs), und 5–10% sind Absiedlungen eines Nierentumors. In 80% sind sie in einer der Hirnhälften lokalisiert, in 15% im Kleinhirn zu 5% im Hirnstamm. Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerz, neurologische Ausfallserscheinungen (Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sprachstörungen, Sehstörungen…). Am häufigsten werden sie entdeckt wenn epileptische Anfälle auftreten (40–50% der Patienten) bei ,15–25% führen die neurologischen Ausfallserscheinungen zur Diagnose. Bis zu 65% der Patienten haben bei Diagnosestellung neuopsychologische Auffälligkeiten. Strahlentherapie ist die häufigste Behandlung. Nebenwirkungen der Bestrahlung sind Haarausfall, Müdigkeit, Rötungen und Entzündungen der Kopfhaut, und darauf folgende Verfärbung der Haut. Nach etwa 14 Monaten tritt bei einen kleinen Teil der Patienten (2-5%) eine fortschreitende Demenz, Ataxie und Urininkontinenz so ähnlich wie beim Normaldruckhydrozephalus ein. Vermutlich hat ein größerer Teil der Patienten leichtere kognitive Defizite als Folge der Bestrahlung. Bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen wird teilweise vorbeugend eine Bestrahlung des Gehirns durchgeführt, was nach Studienlage die Überlebenszeit etwas verbessert. Besonders jungen Patienten, bei denen die Erkrankung am Primärtumor lange her ist, und die sonst keine Zeichen eines Rezidivs des Primärtumors zeigen profitieren von einer chirurgischen Entfernung einer einzelnen Metastase vor der Bestrahlung. Zunehmend häufiger wird die stereotaktische Bestrahlung, Linearbeschleuniger- oder Gammaknife- Behandlung eingesetzt. Letztere Methode ist auch einsetzbar, wenn bereits mehrere Hirnmetastasen vorliegen. Soweit dies bisher beurteilbar ist, haben diese neuen Behandlungsmethoden Vorteile für den Patienten. Die Abwägung ob durch die Behandlung tatsächlich eine Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden kann ist im Einzelfall weiter schwierig, die Studien dazu sind letztlich noch nicht ausreichend vorhanden.

Metastasen im Wirbelkanal mit Kompression des Rückenmarks – frühzeitige Erkennen erspart eine schwere Behinderung

Die Diagnose ist oft schwierig und erfolgt auch häufig verspätet. Rückenschmerzen sind allgemein in der Bevölkerung häufig, so dass der Schmerz alleine nicht unbedingt hinweisend ist. Bei fast einem Viertel der Wirbelsäulenmetastasen ist die ursächliche Krebserkrankung bei Diagnosestellung nicht bekannt. Die meisten Patienten mit Wirbelsäulenmetastasen haben bereits 3 oder mehr Monate Rückenschmerzen, bevor die Diagnose gestellt wird. Bei fast der Hälfte der Patienten wird die Diagnose erst gestellt, wenn sie nicht mehr gehfähig sind, was die Behandlungs- Prognose sehr verschlechtert.

Bei Krebspatienten sollte bei akuten Rückenschmerzen unabhängig von der Lokalistaion von der HWS bis zum Steiß vor allem dann an Metastasen gedacht werden, wenn der Schmerz zunehmend ist, bei Belastung zunimmt, nachts zu Schlafstörungen führt, ein lokaler Druckschmerz besteht. Immer hinweisen sind neurologische Ausfälle wie radikuläre Schmerzen, Spastik, Probleme beim Gehen, Sensibilitätsstörungen, Blasen- Mastdarmstörungen. Allerspätestens beim Auftreten neurologischer Komplikationen sollte möglichst sofort eine kernspintomographische Untersuchung der Wirbelsäule erfolgen und eine Einweisung in ein spezialisiertes Zentrum eingeleitet werden, um eine Querschnittssymptomatik zu verhindern. Umgekehrt ist bei beschwerdefreien Krebspatienten in der Regel keine Kernspintomographie der Wirbelsäule zum Ausschluss von Metastasen erforderlich.

Für einen sicheren Transport ohne Wirbelsäulenbelastung ist zu sorgen. Akute erfolgt meist eine Kortisonmedikation und Thromboseprophylaxe. Je nach Situation und Primärtumor erfolgt dann eine Versorgung mit Orthesen, eine operative Behandlung, Strahlentherapie etc. Die Art des operativen Eingriffs hängt von der Art und Lokalisation der Metastase ab, manchmal wird der Wirbelkörper mit einem speziellen Zement aufgefüllt. Bei einem kompletten Querschnitt, der mehr als 24 Stunden besteht, verspricht die Operation meist keine Besserung des Querschnitts mehr. Je frühzeitiger diagnostiziert und behandelt wird umso wahrscheinlicher kann ein Querschnitt verhindert oder verzögert werden. Operiert wird in der Regel nur, wenn die Lebenserwartung mehr als 3 Monate beträgt.

 

Quellen / Literatur:

Siehe auch unter Meningeosis karzinomatosa Evert C A Kaal, Charles G J H Niël, Charles J Vecht Therapeutic management of brain metastasis Lancet Neurol 2005; 4: 289–98 B D White, et al., NICE GUIDELINES Diagnosis and management of patients at risk of or with metastatic spinal cord compression. Summary in BMJ 2008;337:a2538 doi:10.1136/bmj.a2538

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur