paranormal belief

Unter ´paranormal belief´ werden Einstellungen zu einem breiten Spektrum von Inhalten zusammengefasst: paranormale Erfahrungen, nicht anerkannte Deutepraktiken, okkulte Praktiken, sowie spezielle Glaubensinhalte. Entsprechende Einstellungen sind, wie viele Umfrageergebnisse belegen, in der Bevölkerung weit verbreitet. Eine Assoziation mit Persönlichkeitsstörungen ist auf diesem Hintergrund nicht sehr nahe liegend. In der Beschreibung der schizotypischen Persönlichkeit (DSM III, DSM IV) tauchen jedoch genau solche Einstellungen als ein Störungsmerkmal auf. In entsprechenden Fragebögen findet man dann auch typische ´paranormal belief´ Fragen vermischt mit weiteren Fragen, die auf ein gestörtes Erleben verweisen. Eine Studie, an der knapp 400 gesunde Erwachsene teilnahmen, hatte das Ziel, einen Fragebogen zur Erfassung von ´paranormal belief´ zu entwickeln und den Zusammenhang dieser Skala mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen und einigen Schizotypiemerkmalen aufzuklären. Drei Skalen zu Erfassung ausgewählter Schizotypiemerkmale (schizotypal personality, magical ideation, perceptual aberration), für die ein Zusammenhang mit ´paranormal belief´ erwartet werden konnte, korrelierten hoch untereinander (zwischen r = .60 und r = .73). Dennoch bildeten sie in einer über alle Skalen berechnete Hauptkomponentenanalyse keinen eigenen Faktor. Vielmehr luden alle drei Skalen mit unterschiedlichen Gewichtungen auf einem Neurotizismusfaktor und einem ´paranormal belief´-Faktor, wobei sie auch noch substantielle Eigenanteile aufwiesen. Zwei weitere Studien bestätigten die relative Eigenständigkeit des Einstellungskonstrukts ´paranormal belief´. Bei ´paranormal belief´ handelt es sich um ein sehr homogenes Konstrukt, das deutlich weniger eng an die schizotypische Persönlichkeitsstörung gebunden ist, als es die Definition des Störungsbildes erwarten lässt. Die weite Verbreitung dieses Einstellungsmusters unterstreicht die Notwendigkeit, spezifischere und stärker am Erleben zentrierte Indikatoren für die schizotypische Persönlichkeitsstörung herauszuarbeiten.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur