Ritual

von lateinisch „ritus“, für religiöser Brauch, quasi automatisierte oft sehr komplexe Handlungen für vorgegebene Anlässe (Hochzeiten, Begräbnisse, Jahresfeiertage, Einschulung..). Spielen in Religionsgemeinschaften eine große Rolle und definieren dort oft genau eine Liturgie, und oft sogar genau das Privatleben. Solche Rituale können Sicherheit geben, Ordnung garantieren, den Umgang miteinander erleichtern, aber oft auch stark einengen. Rituale sind aber auch Erleichterungen im täglichen Leben, Feste und soziale Zusammenkünfte werden dadurch strukturiert, Entscheidungen im alltäglichen Leben werden durch einfachere Trampelpfade ersetzt. Besonders dort wo Rituale nicht wandlungsfähig und offen für Erneuerungen sind, besteht die Gefahr der zu großen Einengung und Kontrolle. Neben dem Aspekt der Kontrolle geben sie auch viel Struktur. Sowohl Individuen als auch verschiedenste Gruppen geben sich durch Rituale auch Identität. Auch im persönlichen Leben nicht religiöser Menschen spielen Rituale eine große Rolle, Rituale für das Einschlafen, erleichtern beispielsweise das Einschlafen, Familienrituale für gemeinsame Mahlzeiten fördern den Zusammenhalt…. Bei psychischen Störungen können Rituale (und damit auch an Struktur) ebenso auslösend wie schützend sein, je nachdem ob sie für das Individuum zu starr sind, oder eben in zu geringem Ausmaß vorhanden sind.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur