Schlaf-Apnoe-Syndrom

Es handelt sich um nächtliche Atemregulationsstörungen, an denen im mittleren Alter 4% aller Männer und 2% aller Frauen leiden. Das Ersterkrankungsalter liegt meist in der zweiten Lebenshälfte. Männer, oft mit beträchtlichem Übergewicht, sind häufiger betroffen als Frauen. Neben Übergewicht und männlichem Geschlecht ist das Alter, die Menopause, dunkle Hautfarbe, Alkoholgenuss und Rauchen ein Risikofaktor. Hinweisend sind neben Schnarchen, vom Bettpartner beobachtete Atemstillstände, Übergewicht, Bluthochdruck, Schläfrigkeit am Tag, familiäre Vorgeschichte, das Empfinden eines nicht erholsamen Schlafes.

Definition des Schlafapnoesyndroms.

A) Mindestens fünf Apnoen oder Hypopnoen pro Stunde Schlaf und
B) Schläfrigkeit am Tag
oder
C) Mindestens zwei der folgenden Symptome:
Müdigkeit am Tag
Wiederholtes Aufwachen in der Nacht
Nächtliches Erstickungsgefühl (Choking)
Kein erholsamer Schlaf
Konzentrationsstörungen

Als obstruktives Schlafapnoesyndrom bezeichnet man dabei wiederholte nächtliche Atemstörungen durch einen Verschluss der oberen Atemwege (Pharynxkollaps), die meistens auf anatomische Gegebenheiten wie zum Beispiel Übergewicht oder Retrognathie (Rückverlagerung des Unterkiefers) zurückzuführen sind. Aktuelle Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass auch eine instabile Atemregulation als Auslöser in Frage kommt. Die wichtigsten Symptome sind neben erhöhter Tagesmüdigkeit und zwanghaften Einschlafattacken das laute Schnarchen nachts, das aber plötzlich von einer Atempause gefolgt, die wiederum von einem fast „explosionsartigen“ Schnarchton begleitet wird, mit dem alles von vorne beginnt. Verantwortlich für die Tagesmüdigkeit sind hauptsächlich die häufigen kurzfristigen Weckreaktionen (Arousals), die das Schlafmuster stören. Das laute Schnarchen ist vor allem eine Zumutung für die anderen, die Atempause eine Gefahr für den Betroffenen (und oft eine Schreck-Minute für den Partner, der „an das Schlimmste denkt“). Solche immer wieder auftretenden Atem-Stops können zu regelrechten Erstickungsanfällen und einer damit durch das Gehirn notfallmäßig ausgelösten „Weckreaktion“ führen. Die Folgen sind langfristig potenziell gefährlich: Der Patient findet zum einen keinen erholsamen Tiefschlaf und erreicht immer nur oberflächliche Schlafstadien. Die Diagnosesicherung erfolgt durch Polysomnographie im Schlaflabor. Obstuktive Schlafapnoe ist ein Risikofaktor für Schlaganfälle, Bluthochdruck oder dekompensierte Herzinsuffizienz aber auch axonale sensorische Polyneuropathien. Betroffene haben insbesondere unbehandelt ein erhöhtes Unfallrisiko. Die Behandlung erfolgt mit CPAP (continuous positive airway pressure, kontinuierliche Atmung bzw. Beatmung gegen erhöhten Druck), wenn diese nicht vertragen wird oder in leichten Fällen mit Kieferorthesen, die eine Vorverlagerung des Unterkiefers bewirken, Gewichtsverlust ist meistens ebenfalls wirksam und in Einzelfällen sind chirurgische Eingriffe indiziert. Alkohol und Schlaftabletten verschlechtern die Schlafapnoe über eine Entspannung der Pharynxmuskulatur. Mit Besserung der Schlafapnoe unter Behandlung bessert sich auch die Polyneuropathie, auch die anderen Krankheitsrisiken gehen zurück. Unter Behandlung schwindet die Tagesmüdigkeit, das Unfallrisiko geht zurück.

Grad der Behinderung nach Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertengesetz vom November 1996″,
  • Ohne Notwendigkeit einer Beatmungstherapie (nCPAP, BiPAP) 0-10 GdB
  • Mit einer Notwendigkeit einer Beatmungstherapie (nCPAP, BiPAP) 20 GdB
  • Bei nicht durchführbarer Therapie/Beatmungstherapie wenigstens 50 GdB
Ein obstruktives oder gemischtförmiges Schlaf-Apnoe-Syndrom mit Notwendigkeit einer kontinuierlichen nasalen Überdruckbeatmung bedingt einen GdB von 20. Ein höherer GdB kommt u.a. nur in Betracht, wenn eine nasale Überdruckbeatmung nicht durchführbar ist. Dabei kommt es für die Beurteilung der Therapieverträglichkeit nicht darauf an, ob der Betroffene aus seiner Sicht meint, die Maske nicht tragen zu können. Entscheidend ist die objektive Therapierbarkeit. Psychische Abnormitäten, wie Zwangs- oder Angstneurosen, können ggf. Berücksichtigung finden. Hier ist aber zu zu fordern, dass sich der Betroffene wegen der behaupteten psychischen Probleme beim Tragen der Atemmaske in psychiatrische Behandlung begeben hat. LSG NRW – L 6 SB 93/02 – Urteil vom 13.07.2004

 

Quellen / Literatur:

Hypersomnie Kleine-Levin Syndrom, Narkolepsie,

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  2. Siehe auch Fachverband Schlafapnoe
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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur