Sick Building Syndrom (SBS)

In den Massenmedien immer wieder interessant, weiterhin aber sehr umstritten in seiner Existenz. Am wahrscheinlichsten handelt es sich um induzierte Somatoforme Funktionsstörungen. Der Begriff Sick Building Syndrom (SBS) geht davon aus, dass krankmachende Bedingungen eines Gebäudes existieren, die ein definiertes Syndrom bei den Menschen erzeugen können, die sich darin aufhalten. Das Syndrom bezieht sich somit auf die Gesundheit und das Wohlbefinden in bestimmten Gebäuden und wird eher mit Büro- als mit Wohngebäuden in Verbindung gebracht. Die krankmachenden Bedingungen wurden zusammenfassend von der Environmental Protection Agency dargestellt und entsprechen in dieser Form dem Trend der vorherrschenden Meinungen: Es sind: – eine inadäquate Ventilation im Gebäude, z.B. ein zu hoher Umluftanteil, – emittierte chemische Schadstoffe im Gebäude, z.B. leicht flüchtige organische Stoffe, – Kontaminationen mit Einflüssen von außerhalb des Gebäudes, z.B. Lärm, Abgase, – biologische Kontaminationen im Gebäude, z.B. über das Ventilationssystem, sowie – Interaktionen von inadäquater Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Beleuchtung im Gebäude. sind. Tabakrauch, Schwebstaub, Staubniederschlag, anorganische Gase, wie Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Stickstoffdioxid und nur unwesentlich Schwefeldioxid, eine Vielzahl flüchtiger organischer Verbindungen, Biozide sowie Schädlingsbekämpfungsmittel), biologische (z. B. Bakterien, Schimmelpilze), personengebundene und psychosoziale Faktoren (z. B. weibliches Geschlecht, Allergien, familiäre atopische Disposition, Aufwachsen in einer städtischen Umgebung, Tabakrauch-Exposition in der Kindheit, Leben im städtischen Bereich, neue Anstriche im Wohnumfeld, psychischer Stress am Arbeitsplatz) werden angeschuldigt. Möglicherweise spielen teilweise Krankheitserreger eine Rolle, die über die Klimaanlage oder Lüftungsschächte verbreitet werden eine Rolle. Jedenfalls scheint sich eine Installation von ultravioletten keimtötenden Lampen im Lüftungssystem positiv auszuwirken. Zusammenfassend werden von Mølhave und von Levine folgende Symptome beim SBS hervorgehoben: – sensorische Reizungen der Augen, der Nase und des Rachens als trockene, stechende, heftige Reizungsempfindungen und mit veränderter Stimme, – Hautreizungen als Rötungen der Haut, auch stechend und juckend sowie mit trockener Haut, – geistige Ermüdung, reduziertes Gedächtnis, Lethargie, Schwindel, geminderte Konzentration, Kopfschmerz, Beschwerden, die als neurotoxisch verursachte Symptome angesehen werden, – unspezifische Überreaktionen wie laufende Nase, tränende Augen, asthmoide Reaktionen, respiratorische Veränderungen, – unangenehme Geruchs- und Geschmacksempfindungen oder veränderte Empfindlichkeit in diesem Bereich. Das Syndrom wird mit Bürogebäuden in großen Städten, mit darin existierenden psychosozialen Bedingungen der Arbeit sowie mit psychodynamischen Bedingungen der im Gebäude Beschäftigten in Verbindung gebracht. Man nimmt an, dass die Symptome keineswegs bei allen Beschäftigten in den Räumen und auch nicht in übereinstimmender Form oder in gleicher Ausprägung auftreten. Das Syndrom ist also unspezifisch im Auftreten. Bei extremer Betonung der psychodynamischen Seite des Phänomens wird sogar von Massenhysterie beim SBS gesprochen. Vor Diagnosenstellung einer SBS-assoziierten Symptomatik müssen grundsätzlich alle somatischen, psychologischen, psychosomatischen und psychiatrischen Funktionsstörungen und Erkrankungen ausgeschlossen werden. Darüber hinaus sind der Gebrauch von Medikamenten sowie Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum zu berücksichtigen.

 

Quellen / Literatur:

Dick Menzies, Julia Popa, James A Hanley, Thomas Rand, Donald K Milton, Effect of ultraviolet germicidal lights installed in office ventilation systems on workers‘ health and wellbeing: double-blind multiple crossover trial Lancet 2003; 362: 1785-91 Summary] [Full Text] [PDF Herr, C; Otterbach, I; Nowak, D; Hornberg, C; Eikmann, T; Wiesmüller, Klinische Umweltmedizin Dtsch Arztebl Int 2008; 105(30): 523-31 DOI: 10.3238/arztebl.2008.0523

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur