Double-Bind (Doppelbindungstheorie)

In nicht ganz glücklicher deutscher Übersetzung auch Doppelbindungstheorie. Von Bateson ursprünglich als eine der Ursachen der Schizophrenie vermutete Kommunikations- und Beziehungsstörung in lebenswichtigen (abhängigen) Beziehungen, die unbedingte Loyalität fordern. Die beteiligten Personen senden inhaltlich nicht in Kongruenz zu bringende (oder sich widersprechende) verbal und averbale Botschaften aus. Verbale oder explizite Mitteilungen und nichtverbale oder implizite Mitteilungen stimmen nicht überein. Eine Unterscheidung, was richtig oder falsch ist, ist in dieser Kommunikation unmöglich, es handelt sich um paradoxe („inkongruente)“ Botschaften. Jede Reaktion auf die widersprüchliche Botschaft ist damit auch falsch. Dabei gibt es ein Verbot einer Metakommunikation über dieses Phänomen, die Doppeldeutigkeit oder Paradoxie darf im System oder in der Familie nicht diskutiert werden, ähnlich der „Gehirnwäsche“ in totalitären Systemen. Man ging davon aus, dass der Kranke mit dieser Kommunikationsstörung Schwierigkeiten hat, eigene Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen, von denen anderer zu unterscheiden und Schwierigkeiten eigene Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen anderen mitzuteilen. Das Konzept ging zu Beginn davon aus, dass diese widersprüchlichen Botschaften die Ursache der Schizophrenie seien. Dies hat sich als falsch herausgestellt, und war eine für alle Betroffenen schädliche Schuldzusprechung. Mütter waren nach dieser Theorie die Täter, die die Schizophrenie ihrer Kinder verursachten. Später wurde eine Zirkularität angenommen, double-bind erzeugt double-bind. Paradoxe Botschaften sind nicht spezifisch für die Kommunikation in den Familien schizophrener Patienten. Sicher ist aber, dass eine paradoxe Kommunikation im Sinne eines „double-bind“ in allen Beziehungen die Kommunikation erschwert, die Effektivität der Gruppe oder Familie vermindert und psychisch labile Menschen destabilisieren kann. Daher kann es, auch wenn das ursprüngliche äthiologische Konzept falsch war, sinnvoll sein, double-bind oder paradoxe Kommunikation in Familien zu erkennen und in einer Behandlung zu modifizieren.

 

Quellen / Literatur:

Bateson G, Jackson D, Haley J, Weakland JH (1962) A note on the double-bind. Family Process 2: 154–161

G. Bateson, D. D. Jackson, J. Haley und J. H. Weakland, Towards a Theory of Schizophrenia, Behavioral Science, vol. I : 251-264, 1956.<

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur