Postherpetische Neuralgie

Schmerzen nach einer Gürtelrose. Der Begriff postherpetische Neuralgie wird unterschiedlich verwendet, was auch die zum Teil unterschiedlichen Zahlen zur Häufigkeit erklärt. Streng genommen meinen Neuralgien nur die einschießenden kurz dauernden Schmerzen (Sekunden bis wenige Minuten). Der Begriff der postherpetischen Neuralgie wird aber auch für alle Schmerzen verwendet, die nach Abklingen des Hautausschlages weiter bestehen oder neu auftreten. Manchmal werden zeitliche Kriterien eingesetzt, wie dass der Begriff postherpetische Neuralgie nur für Schmerzen verwendet wird, die mehr als 30 Tage nach Auftreten des Hautausschlages noch vorhanden sind oder 3-6 Monate nach der akuten Episode noch vorhanden sind.

Häufigkeit der postherpetischen Neuralgie: Zum Zeitpunkt der Abheilung der Hauterscheinungen klagen in Bevölkerungsstudien noch ungefähr 8-20% der unbehandelten Patienten über Schmerzen, einen Monat später 9-15% nach 3 Monaten 3–7% und nach einem Jahr 2-5% der Patienten aller Altersgruppen. In den prospektiven Studien zu Aciclovir wurden in den Plazebogruppen eine höhere Inzidenz angegeben. Dort wurden Häufigkeiten bis zu 50–60% nach einem Monat angegeben, In einer Aciclovirstudie wurde beispielsweise bei über 60 jährigen eine Häufigkeit von 61% nach einem Monat angegeben, die nach 6 Monaten auf 13% sank. Möglicherweise handelt es sich in den Studien um andere Patientenpopulationen. Sehr selten können diese Schmerzen auch lebenslang bestehen. Eine postherpetische Neuralgie tritt auch besonders häufig bei Frauen auf, Alleineleben zum Zeitpunkt des Auftretens der Gürtelrose und psychischer Distress begünstigt ebenfalls die postherpetische Neuralgie. Je älter der Patient und umso schwerer der ursprüngliche Hautausschlag bzw. je ausgeprägter die Narben, umso größer das sensible Defizit umso wahrscheinlicher ist die postherpetische Neuralgie. Auch Patienten mit einem Zoster ophthalmikus haben ein erhöhtes Risiko für eine Neuralgie. Patienten mit heftigen Prodromalsymptomen und besonders heftigen Schmerzen während der akuten Gürtelrose haben ebenfalls ein höheres Risiko. Die Häufigkeit der postherpetischen Neuralgie wird in der Literatur unterschiedlich angegeben. Bis zu 15% der unbehandelten Patienten haben einen Monat nach Abheilen der Bläschen noch Schmerzen, 1/4 von diesen oder 4% aller Gürtelrosepatienten haben nach einem Jahr noch Schmerzen. European Journal of Pain, 1999, 3(4), 335-342, Clinical Journal of Pain. 2002 18(6):350-354 Bandolier Jul-99

Am besten gesichert in der Behandlung der Schmerzen sind Trizyklische Antidepressiva, diese können im hohen Alter aber kontraindiziert sein. Sie werden in 25mg Schritten eingeschlichen und aufdosiert bis Schmerzfreiheit oder min 150mg. Alternativ kommen bei den plötzlich einschießenden kurzdauernden Schmerzen Antiepileptika (Gabapentin, Pregabalin, Carbamazepin, Topiramat,…) in Betracht. Auch hier wird nach Wirkung und Verträglichkeit die Dosis bis zur Maximaldosierung gesteigert. Um die Wirksamkeit zu beurteilen müssen die Antidepressiva und Antiepileptika mindestens 2 Wochen bei ausreichender Dosierung eingenommen worden sein. Bei manchen Patienten helfen auch hochdosierte retardierte Morphinpräparate. Lokal wirksam ist Lidocain-Creme oder Pflaster oder 0,025-0,075% Capsaicincreme 3-4mal/Tag für 4-6 Wochen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass Capsaicincreme zu Beginn zu einer Reizung und mehr Schmerzen führt und erst dann die Linderung mit der Zeit eintritt.

In Bevölkerungsstudien war ein großer Teil der Patienten, die durch die neuropathischen oder neuralgischen Schmerzen nach einer Gürtelrose schwer beeinträchtigt war, bezüglich der wirksamen Medikamente wie Amitriptylin, Carbamazepin, Gabapentin oder Pregabalin unterdosiert. In manchen Studien nahm nicht einmal die Hälfte ein als wirksam erwiesenes Medikament. Viele nahmen periphere wirksame Schmerzmittel für die es keine Studien gibt, die eine Wirksamkeit nachweisen. Age Ageing, 2006; 35(2): 132 – 137. [Abstract], J Pain. 2005;6(6):356-63.

 

Quellen / Literatur:

Ausführlicher unter Herpes Zoster dort auch Literaturangaben

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur