Denken und Sprache

Der Brockhaus definiert Denken so: „Denken ist die Fähigkeit des Menschen, die Umwelt nicht nur unmittelbar wahrzunehmen, sondern sie, einschließlich vergangener und zukünftiger Änderungen, innerseelisch zu repräsentieren. Dies geschieht durch Vorstellungen, Zeichen (Wörter, Schriftzeichen, Gesten…), Begriffe, Urteile, logische Schlüsse, auch Akte des Meines. Im weitesten Sinne bezeichnet Denken eine seelische Tätigkeit, deren Objekte durch innerseelische Repräsentationen gegeben sind. In diesem Sinne gehört auch Erinnern, Phantasie und Traum zum Denken. Jeder Denkprozess ist eingebettet in die Assoziationen und Bezugssysteme des Denkenden, die teils befruchtend als neue Gesichtspunkte, teils störend als Abschweifungen auftreten können. Denken gründet sich im Allgemeinen auf Erfahrung, die durch Denkprozesse verarbeitet wird. Daher ist Denken die Grundlage des gezielten Handelns, der Planung, der wissenschaftlichen Arbeit, überhaupt der Zivilisation und der Technik.“ Denken und Sprache sind Vehikel zur Aneignung von Welt und zur Teilhabe an Welt. Denken ist untrennbar mit Sprache verbunden: Was ich nicht denke, kann ich nicht sprachlich ausdrücken, und was ich nicht sprachlich ausdrücken kann, kann ich kaum denken. Mit Hilfe des Denkens kann der Mensch zeitliche Erlebnisse endzeitlichen, sich damit über die Aktualität und Flüchtigkeit erheben und somit Welt ordnen. Über die Sprache vollzieht sich dabei die Fixierung von Welt im Wahrnehmen und Erleben; außerdem gelingt über die Sprache die Distanzierung zur Welt, die wiederum Voraussetzung für das Verfügen über Welt ist. Sprache ist zudem Vehikel für die Entfaltung der Innerlichkeit des Erlebens. Und Sprache ist das wichtigste Werkzeug des Menschen, um Kultur zu schaffen. Denken ist ein Prozess, der eine enorme Koordination der Aktivitäten verschiedener Hirngebiete entspricht. Denken beinhaltet eine Verifizierung der mentalen Modellvorstellungen der Realität und der erlebten Realität. Denken verändert den Denker. Unter schlussfolgerndem Denken versteht man den Prozess, mit dem Menschen logische Argumente bewerten und entwickeln. Bei diesem deduktiven Schließen werden aus den Prämissen eines Arguments mit Gewissheit auf Konklusionen geschlossen, wobei sog. Schlussregeln vorschreiben, wann eine Konklusion aus einer Reihe von Prämissen folgt.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur