Determiniertheit

Prinzip der psychischen Determiniertheit in der Psychoanalyse: Der Sinn dieses Prinzips ist, dass in der uns umgebenden physischen Natur auch in der Psyche nichts zufällig oder aufs Geratewohl geschieht. Jedes psychische Geschehen wird durch die Vergangenheit determiniert. Wenn Geschehnisse in unserem psychischen Leben zufällig und mit dem, was voranging, nicht verknüpft zu sein scheinen, so ist das eben nur scheinbar der Fall. In Wirklichkeit ist bei psychischen Phänomenen ein solches Fehlen kausalen Zusammenhangs genauso unmöglich wie bei physischen. Diskontinuität in diesem Sinne existiert im psychischen Leben nach der Psychoanalyse nicht. Es ist eine häufige Erfahrung im täglichen Leben, dass man etwas vergisst oder verlegt. Die übliche Meinung über ein solches Vorkommnis ist, dass es „Zufall“ war, dass es „halt geschah“. Solcher „Zufälle“ sind nach Auffassung der Psychoanalyse keineswegs zufällig sind, wie sie dem üblichen Urteil erscheinen. Es lässt sich nach analytischer Auffassung zeigen, dass jeder solcher „Zufälle“ durch einen Wunsch oder eine Absicht der betreffenden Person verursacht wurde. Eine Sichtweise, die so sie wörtlich angewendet wird, schicksalhaftes und den wirklichen Zufall negiert, Schuldgefühle, die das Verfahren abbauen soll auch begünstigt. Die Tatsache, dass so viel von dem, was sich in unserer Psyche abspielt, unbewusst ist, d.h. uns selbst unbekannt, wird als Grund für die scheinbaren Diskontinuitäten in unserem psychischen Leben gesehen.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur