Brown-Séquard Syndrom

1849 erstmals vom englischen Neurologen Charles Edouard Brown-Sequard (1817-1896) beschriebene, halbseitige seitliche Rückenmarksläsion mit der Folge einer assymetrischen Lähmung durch Schädigung des Tractus corticospinalis lateralis und einer Minderung des Schmerz- und Temperaturempfindens auf der Gegenseite (dissoziierte Empfindungsstörung) durch Unterbrechung des Tractus spinothalamicus lateralis. Auf der Seite der Läsion ist die Oberflächensensibilität, das Vibrationsempfinden und der Lagesinn oft beeinträchtigt, durch Schädigung der Hinterstränge (Fasziculus gracilis und cuneatus). Die dissoziierte Empfindungsstörung ist meist 2 bis 3 Etagen unterhalb der Läsion beginnend nach kaudal durchgängig. Bei cervikalen Schädigungen kann ein Horner Syndrom durch Schädigung der absteigenden ipsilateralen sympathischen Nervenfasern des cervicalen Rückenmarks vorhanden sein. Blasen- Mastdarmstörungen (meist gering ausgeprägt) kommen ebenfallls vor. Die Ursachen können vielfältig sein. Tumore und Metastasen im Rückenmark oder im Spinalkanal, schwere Bandscheibenvorfälle bei engem Spinalkanal, Traumen, Stichverletzungen, Op-Folgen, Folge einer Strahlentherapie, idiopathische Rückenmarksherniation (Neurosurgery. 36(5):1028-1033, 1995), Zysten, Durchblutungsstörungen, Blutungen, Infektionen wie Meningitis (Hirnhautentzündung), Empyeme, Herpes zoster (Gürtelrose), Herpes simplex, Myelitis (Rückenmarksentzündung), Tuberkulose, Syphilis. Das Syndrom kommt auch bei MS vor. Das Syndrom tritt meist inkomplett auf. Kompressionen verschiedenster Ursache sind häufiger als DBS oder Entzündungen die Ursache und bedürfen chirurgischer Behandlung. Bei akuten Traumen, z.B. Unfällen oder Schusswunden beginnt die Symptomatik akut und wird selten übersehen. Bei Tumoren, Metastasen, Durchblutungstörungen oder Entzündungen kann der Beginn langsamer sein, die Symptomatik ist dann oft inkomplett. Im Zweifel handelt es sich um einen Notfall der sofortiger stationärer Abklärung bedarf. MRT, CT-Myelographie und Lumbalpunktion sind die häufigsten erforderlichen diagnostischen Schritte, die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Oft sind zu Beginn um die Schwellung zu reduzieren hochdosierte Kortikoide sinnvoll. Siehe auch unter Spinalis anterior Syndrom. Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose oft gut. Über 90% der Patienten, die akut Blasen- Mastdarmstörungen hatten, werden bei rechtzeitiger Behandlung wieder kontinent. Auch die Gehfähigkeit bessert sich bei rechtzeitiger Behandlung meist (90%), die Dauer bis zur Restitution kann bis zu 2 Jahren betragen. Krankengymnastik und Rehabilitationsprogramme haben im Verlauf einen hohen Stellenwert.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur