Akathisie

Der Begriff wurde von dem tschechischen Neuropsychiater und Professor für Neuropathologie Ladislav Hakovec 1901 geprägt. Das subjektive innere Gefühl der Beunruhigung wird von objektiven Zeichen der Erregung wie Umherlaufen oder der Unfähigkeit ruhig zu sitzen begleitet. Ein weit verbreitetes und früh einsetzendes extrapyramidales Symptom, das mit der Anwendung von Standardantipsychotika in Verbindung gebracht wird. Neben Antipsychotika können auch andere Medikamente eine Aktathisie auslösen. Besonders Metoclopramid, Prochlorperazin, Antidepressiva wie Trizyklika und SSRIs, Kalziumkanalblocker wie Cinnarizin, Flunarizin, Diltiazem können ebenfalls eine quälende Akathisie auslösen, die oft nicht erkannt wird.

Es handelt sich um eine extrapyramidale Bewegungsstörung im Sinne einer Sitz-, Geh- und Stehunruhe. Im Gegensatz zur Agitiertheit ist eher der untere Teil und weniger der obere Teil des Rumpfes betroffen. Bei der akuten Akathisie handelt es sich dabei um ein sehr unangenehmes Gefühl eines Bewegungsdrangs ohne dass bei Bewegung eine wesentliche Erleichterung auftritt. Eine Akathisie tritt meist 5-60 Tage nach Beginn einer Neuroleptika- (Antipsychotika-) Einnahme auf. Typisch ist ein Schaukeln und Wippen von einem Fuß auf den Anderen im Sitzen, die Betroffenen sind meist kaum in der Lage zu stehen ohne umherzugehen., die Beine sind auch im Liegen in Bewegung. Eine weitere Variante ist die Pseudoakathisie hierbei handelt es sich um eine motorische Manifestation der Akathisie ohne das subjektive Unruhegefühl, diese Pseudoakathisie tritt meist bei älteren Patienten nach langjähriger Antipsychotikaeinnahme auf, sie ist häufig mit Dyskinesien vergesellschaftet. Chronische Akathisien haben keinen zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Einnahme oder der Dosiserhöhung von Antipsychotika und können auch bei Absetzen dieser Medikamente auftreten. Manche Autoren nehmen an, dass es sich um eine Entwicklung handelt, bei der zunächst akute Akathisien , dann Pseudoakathisien und schließlich chronische Akathisien auftreten.

Üblicherweise wird versucht, die Dosis des Medikamentes das auslösend ist zu reduzieren oder  das Medikament zu wechseln, wenn diese Nebenwirkung auftritt. Falls dies nicht möglich ist, werden Betablocker wie Propranolol oder Benzodiazepine eingesetzt. Anticholinergika sind möglicherweise ebenfalls wirksam. Mirtazapin kann möglicherweise ebenfalls Akathisien vermindern, kann aber ein Restless Legs Syndrom auslösen, das damit verwechselt werden kann.  Systematische Ablenkung unterstützt von Verhaltenstherapie für diese Symptom kann ebenfalls lindernd sein. Akathisie ist subjektiv stark belastend. Sie erzeugt oft Angst, reduziert die Aufmerksamkeit und ist subjektiv sehr belastende. Ein Problem zu Beginn der Behandlung kann sein, dass die Akathisie mit Ängsten verwechselt wird und dies zu einer Höherdosierung der Medikation führt, was wiederum die Unruhe verstärkt. Sogar Aggressivität und Gewalt als Folge der Akathisie ist berichtet worden.  Eine Akathisie kann die Mitarbeit bei einer medikamentösen Behandlung erheblich beeinträchtigen. Das Erkennen eine Akathisie und deren Behandlung verbessert die Adhärenz  in der Behandlung.

Antipsychotika der 2. Generation oder sogenannte Atypika verursachen seltener eine Aktathisie aber sie kommt auch unter Olanzapin, Clozapin und Co vor.  Patienten mit bipolaren Störungen entwickeln häufiger eine Akathisie als Patienten mit einer Schizophrenie. In einer Studie betrug die NNTH- (numbers needed to harm) 7 für Haloperidol bei Patienten mit einer Schizophrenie, verglichen mit 17 für Aripiprazol, 19 für Olanzapin, 17 für Quetiapin, und 35 für Ziprasidon. Bei Manien war die NNTH für eine Akathisie was 4 für Haloperidol und 9 für Aripiprazol.


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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

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