Heiterkeitsstörung, generalisierte (GHKS)

Symptome der generalisierten Heiterkeitsstörung nach ICD 10/Q-Version II b
Mindestens drei der im folgenden genannten Symptome müssen gleichzeitig nachweisbar sein:
· Psychische Symptome
Ausgeglichene Stimmungslage selbst angesichts von belastenden und schwerwiegenden Umständen
Gefühle des Getröstetseins, ohne dass die betreffende Person Trost von anderen erfährt
Inadäquat erscheinende Haltung von Vertrauen angesichts der Erfahrung des Abgründigen menschlicher Existenz
· Verhaltenssymptome
Inadäquat erscheinende Gelassenheit angesichts von traurigen oder anderweitig belastenden Ereignissen
Relativer Mangel an Anspannung unter alltäglichen Belastungen
Auffälliger Mangel an optimistischem Fortschrittsglauben
Motorik kann im Vergleich zum Durchschnitt eher verlangsamt sein (nicht obligat)
· Körperliche Symptome
Häufiges, unter Umständen kaum sichtbares Lächeln

Eine Auswahl mehr oder weniger
häufiger Diagnosen in % der Bevölkerung
Asthma 4,40%
Neurodermitis 3,00%
Allergie 25%
Eisenmangel 10%
Hochdruck 20%
chronischen Nierenerkrankung 10%
Diabetes 10%
Harnsäurespiegel über 7mg/dl (Männer) 18%
Cholesterin über 200mg% (Männer) 80%
Rheumatoide Arthritis 1%
Osteoporose 10%
Arthrose 28%
Morbus Scheuermann 30%
Rückenschmerzen 60%
Spondylarthropathien 1%
Ermüdungserscheinungen 31%
Fibromyalgie 3%
Hämorrhoiden 50%
Harninkontinenz 40%
Stuhlikontinenz 10%
Helicobacter pylori Infektion 45%
Epstein-Barr-Virus Antikörper 95%
Herpesvirus HSV-1 Infekt 85%
Herpesvirus HSV-2 Infekt 25%
IgG Borrelientiter 7%
erektile Dysfunktion (%Männer) 19%
Reflux 40%
Angststörung 25%
Schielen 5%
Legasthenie 3%
Stottern (Erwachsene) 1%
ADHS 3%
Persönlichkeitsstörungen 8%
Depression 20%
Reizdarm 12%
Migräne 10%
Spannungskopfschmerzen 30%
Hämochromatose 0,50%
Fettleber 30%
Fettsucht 30%
Gallensteine 15%
Alkoholismus 2%
chronische Schlafstörung 10%
COPD 10%
M. Parkinson 1,80%
Epilepsie 1%
Schizophrenie 1%
koronare Herzkrankheit bei Rentnern 22%
Gesamt 1000,70%
Häufigkeitsangabe nach der ersten Google-
Seite die bei Eingabe der Diagnose eine
Aussage zur Prävalenz machte
Suche am 17.11.06

„Gesunde sind Menschen, die nicht wissen, dass sie krank sind“ .Als Reaktion auf die Tendenz neue Krankheiten, wie das Sick Building Syndrom, Bournout,…. zu erfinden, hat sich jemand die Mühe gemacht, eine angenehme Krankheitsalternative für Menschen zu entwickeln, die unbedingt eine Diagnose zum Nachweis ihrer Behinderung brauchen: Die generalisierte Heiterkeitsstörung (GHKS) ist eine oft erst spät erkannte seelische Erkrankung, für die eine Gleichförmigkeit des seelischen Erlebens angesichts von Umständen charakteristisch ist, wie sie normalerweise Anlass von depressiver Verstimmung, Verzweiflung, großer Angst, von Selbstanklagen oder gegen andere gerichtete Aggression sind. In der Kölner Kohortenstudie (Leskamp u. Schole 1995) wurde eine Inzidenz von 2% der Bevölkerung ermittelt; in der holländischen Studie von Verschooren et al. (1998), die die städtischen Bezirke von Nijmwegen mit ländlichen Bezirken vergleicht, liegt die Inzidenzrate mit 2,3% bzw. 2,8% in einer vergleichbaren Größenordnung. Dagegen kommen Parker und Parker in ihrer bereits 1993 durchgeführten epidemiologischen Untersuchung der Bewohner von Ealing, eines Londoner Wohnvororts, nur zu einer Rate von 0,9%; allerdings stützen sich die Autoren noch nicht auf die heutige moderne Definition der Erkrankung gemäß ICD; deshalb ist diese Studie mit Zurückhaltung zu betrachten. Wenn es Ihnen also so richtig gut gehen sollte, und sie dennoch eine Diagnose einer psychischen Störung brauchen, bietet sich hier eine sinnvolle Alternative für deren Diagnose es auch keiner teueren apparativen Untersuchung bedarf, ein gelegentliches lautes Lachen könnte dann die beste Medizin sein. Nach: Die generalisierte Heiterkeitsstörung Diagnose – Differentialdiagnose – Therapie, Ulrich Streeck, Forum Psychoanal (2000) 16:116–122 Für Betroffene, die diese Frage mit ja beantworten: Schauen Sie neidisch auf andere, die zum Therapeuten gehen dürfen? und die auch mal traurig sein wollen, gibt es jetzt die Anleitung: Depressiv in wenigen Schritten, Ein Teil der Betroffenen leidet möglicherweise noch zusätzlich am Motivations-Defizit-Syndrom (sehenswerter Filmbericht bei youtube)„MoDeD“. Nach einer Australischen Studie soll es jeder 5. in der Bevölkerung sein. Die Diagnose wird meist übersehen, trotz der hohen Häufung der Störung besonders in den Großstädten der entwickelten Länder. Ähnlich wie bei anderen Mode Diagnosen erfolgt die Selbstdiagnose mittels eines Fragebogens (Bestimmung mittels „motivation rating scale“). Experten können die Diagnose dann durch eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) durch allgemein verminderten Hirnstoffwechsel nachweisen. Wohl ausgehend davon, dass regelmäßige Kiffer auch Motivations-Defizite aufweisen, haben Forscher jetzt einen Cannaboid-Antagonisten entwickelt, der kurz vor der Zulassung steht. Das Medikament soll unter dem Namen Indolebant auf den Markt kommen. Dieser soll auch bei Menschen ohne Cannabismissbrauch eine hohe Arbeitsmotivation erzeugen. Als Nebenwirkung wird Arbeitssucht befürchtet, Harz-IV-Empfänger könnten dann durch besondere Leistungen leicht Gehälter erreichen, die den Chef der Deutschen Bank neidisch werden lassen. Es wird aber auch ein Missbrauch durch die Arbeitgeber befürchtet, die das neue Medikament in das Kantinenessen mischen könnten. Ärzte in Kliniken, die schon jetzt oft 70-80 Stunden in der Woche arbeiten, könnten bei Missbrauch der Droge leicht dazu verführt werden, ganzjährig auf Schlaf und Freizeit zu verzichten. Chefärzte, die die Droge nicht einnehmen hätten dann Schwierigkeiten ihre Gehälter zu rechtfertigen. Da die Hälfte deutscher Ärztestellen in den Kliniken dann überflüssig würde, befürchtet man in England, bereits eine Überfremdung in den Kliniken, während Ryan Air schon über regelmäßige Sonderflüge für pendelnde Ärzte nachdenkt. Ray Moynihan, Scientists find new disease: motivational deficiency disorder, BMJ 2006;332:745 (1 April), doi:10.1136/bmj.332.7544.745-a Die Beschreibung wird wegen der zunehmenden Bedeutung von „MoDeD“ und der ungerechtfertigen zunehmenden Bedeutungslosigkeit von Aprilscherzen auch über den ersten April hinaus im Glossar bleiben. Solche Aprilscherze haben einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Ernsthafte Experten sehen ein zunehmendes Problem für die allgemeine Gesundheit durch immer neue Definitionen von Krankheiten, die überwiegend den Zweck verfolgen Profit zu machen, und Sorgen um die allgemeine Gesundheit hintan stellen. Nicht nur die Pharmaindustrie auch Ärzteverbände, Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen sowie Anwälte haben nicht selten ein eigennütziges Interesse an der Definition neuer Krankheiten. Es wurde hierfür 1992 von Lynn Payer der Begriff des Disease Mongering geprägt- den man etwa mit Krankheitsverkauf übersetzen könnte. Gefahr besteht dabei nicht zuletzt auch durch Selbstdiagnosen via Internet. Wenn man nur die willkürlich zusammengestellte Liste in der nebenstehenden Tabelle berücksichtigt. müsste bereits jeder Durchschnittsbürger 10 Diagnosen haben.

 

Quellen / Literatur:

Ray Moynihan, Scientists find new disease: motivational deficiency disorder, BMJ 2006;332:745 (1 April), doi:10.1136/bmj.332.7544.745-a Richard Smith, In search of „non-disease“, BMJ 2002; 324: 883-885. [Full text] [PDF, Ray Moynihan, Iona Heath, David Henry, and Peter C Gøtzsche, Selling sickness: the pharmaceutical industry and disease mongering • Commentary: Medicalisation of risk factors, BMJ 2002; 324: 886-891. [Full text] [PDF, Graham Hart and Kaye Wellings, Sexual behaviour and its medicalisation: in sickness and in health BMJ 2002; 324: 896-900. [Full text] [PDF] Duncan Double The limits of psychiatryBMJ 2002; 324: 900-904. [Full text] [PDF],David Clark Between hope and acceptance: the medicalisation of dying BMJ 2002; 324: 905-907.Full text] [PDF]When is a disease a „non-disease“? [Full text Ray Moynihan and Richard Smith Too much medicine? BMJ 2002; 324: 859-860.[Full text] [PDF] Luc Bonneux, Wim Van Damme An iatrogenic pandemic of panic, BMJ 2006;332:786-788, doi:10.1136/bmj.332.7544.786 Full text] [PDF] Bob Burton and Andy Rowell Disease Mongering CMD Created 10/30/2004 – 09:01 bei http://www.prwatch.org Klaus Neftel «Disease mongering» und Skrabaneks «scepticemia», Schweiz Med Forum 2006;6:1021–1022

Prof. Dr. Jürgen Windeler, Disease Mongering –Bedeutung für die Versorgung

A Collection of Articles onDisease Mongering in PLoS Medicine

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur