Hirsutismus

männlicher Haarwuchs bei Frauen. Das Wachstum der Barthaare oder der Haare am Körper wird von Androgenen (männlichen Sexualhormonen) gesteuert. Mit der Pubertät werden die Haarfollikel größer und die Haare länger und dunkler, damit besser sichtbar. Für das Wachsen von Haaren im Gesicht sind höhere Androgenkonzentrationen erforderlich, als für das Wachstum der Achselhaare oder der Schamhaare. Das Wachstum der Barthaare ist in hohem Maße von der Androgenkonzentration abhängig. Neben der erhöhten Androgenkonzentration kann auch eine erhöhte Sensitivität der Haarfollikel auf die Androgenwirkung zu vermehrten Haarwachstum führen – dies ist der Grund, warum der Hirsutismus oft nicht parallel zur Androgenkonzentration im Serum ist. Der Spiegel an freiem Testosteron kann erhöht sein, bei noch normalem Gesamttestosteronspiegel, betroffene Frauen haben dann meist eine niedrigen Spiegel an Sexualhormon bindendem Globulin. Auch bei hoher Androgenkonzentration kann es bei Frauen manchmal nur zur Seborrhoe, Akne oder Glatzenbildung kommen. Polycystische Ovar-Syndrom (PCOS) und andere endokrine Erkrankungen sowie androgene Medikamente können auslösend sein. Hirsutismus wird von der Hypertrichose unterschieden. Unter einer Hypertrichose versteht man einen allgemein vermehrten Haarwuchs durch entsprechende Veranlagung oder als Medikamentennebenwirkung (Kortisonpräparate, Phenytoin, Minoxidil, oder Cyclosporin). Die Hypertrichose ist generalisiert und im Gegensatz zum Hirsutismus nicht mit einem typisch männlichen Verteilungstyp versehen (das Haupthaar wird mehr bei der Hypertrichose, beim Hirsutismus kommt es eher zur Glatzenbildung). Erhöhte Androgenspiegel spielen nur eine geringen Rolle bei der Hypertrichose, können diese aber verschlimmern.

Hirsutismus betrifft mindestens jede 20. Frau. Das luteinisierende Hormone LH ist der Hauptverantwortliche für die Vermännlichung und damit auch für den Haarwuchs. Der starke Haarwuchs auch Hirsutismus genannt, wird daher auf wirksam durch bestimmte Antikontrazeptiva (Pille) bekämpft. Die Wirksamkeit hängt dabei vom Gehalt an Ethinylöstradiol (20-35 μg) und der Art des Progesterons ab. Pillen die Progesterone mit antiandrogenen Eigenschaften enthalten (wie Dianette und Yasmin) sind daher wirksam gegen den verstärkten Haarwuchs, während diejenigen, die Levonorgestrel und Norethisteron mit einer mehr androgenen Wirkung enthalten möglicherweise sogar den Haarwuchs weiter fördern. Antiandrogene Wirkungen hat das Diuretikum Spironolacton. Wirksam sind auch Medikamente die man in der Diabetesbehandlung einsetzt wie Metformin, Thiazolidinedione wie Glitazone, Antiandrogene wie Finasterid das sonst bei Männern mit Prostataleiden oder zur Glatzenbekämpfung eingesetzt wird. Olympia Koulouri, Gerard S Conway Management of hirsutism BMJ 2009;338:b847 doi:10.1136/bmj.b847

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur