Hitzschlag

Versagen der Wärmeregulierung des Körpers durch mangelhafte Möglichkeiten Wärme abzugeben und/oder übermäßige Produktion von Körperwärme besonders bei erhöhten Außentemperaturen. Es kommt zu einem Wärmestau im Körper. Meist wird erst ab einer Rektaltemperatur von >40,5 °C von einem Hitzschlag gesprochen. Normalerweise schwitzen wir pro Tag 300–500 ml Flüssigkeit mit dazugehörigen Salzen (3 g Kochsalz/l) durch die Haut aus. Diese tägliche Schweißabsonderungsmenge steigt bei erhöhter Umgebungstemperatur und schon bei leichter Arbeit schnell an. Schon bei 29 °C Umgebungstemperatur und leichter Arbeit kann die Schweißmenge auf 2–4 l ansteigen, bei Arbeit in den Tropen könne es sogar 8–10 l/ Schweiß/Tag werden. Bei entsprechender Belastung durch Hitze und körperlicher Betätigung muss deshalb auf eine entsprechende Flüssigkeits- und Salzaufnahme geachtet werden.

Anstrengender Sport, schwere körperliche Arbeit, alte Menschen und Kinder bei hohen Temperaturen erhöhen die Gefahren. Eine besonders hohe Gefährdung besteht bei Hitzewellen auch allgemein für bettlägerige Menschen. Voraus geht meist ein Zustand mit diffusem Schwindel, Krankheitsgefühl, beinahe Ohnmachten. Problematisch ist ein stark übertriebener Wasserkonsum ohne ausreichende Salzzufuhr, der zur Hyponatriämie führen kann. Das vermehrte Schwitzen führt nicht nur zu einem Verlust von Flüssigkeit sondern auch von Salz. Ernsthafte Probleme beginnen, wenn die Schweißproduktion führ die Kühlung nicht mehr ausreichend ist. Der Wärmestau im Körper kann nicht mehr kompensiert werden. Es kann zu Angst, Verwirrung, Hautrötung, niedrigem Blutdruck, geringer Urinproduktion, erhöhter Körpertemperatur, beschleunigtem Puls, Erbrechen, Appetitverlust, Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen, trockener Haut, Herzrhythmusstörungen, Leberversagen, massiv erhöhter Körpertemperatur, Lungenödem, Nierenversagen, Schock, Hyperventilation, und schließlich zu neurologischen Symptomen mit Ataxie, Koma, Verwirrtheit, Reizbarkeit, epileptischen Anfällen, Rhabdomyolyse (mit dem Risiko des Nierenversagens) kommen. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall. Zunächst sollte die Hitzequelle beseitigt werden und die Patienten in eine kühle Umgebung gebracht werden. Übliche Erste Hilfe- Maßnahmen müssen nach Bedarf ergriffen werden, z.B. bei Schockgefahr Beine hochlagern, im Zweifel stabile Seitenlage in kühler Umgebung. Der Notarzt sollte gerufen werden. Vorbeugend sollte auf eine übertriebene körperliche Betätigung bei Hitze verzichtet werden.

Bei Krankheit oder nach Verletzungen sollte man eine besondere Hitzeempfindlichkeit berücksichtigen. Ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen, psychischen Störungen und sozialer Isolation sind besonders gefährdet. Menschen die Drogen oder Medikamente einnehmen sind ebenfalls besonders gefährdet. Nicht die Sonneneinwirkung sondern die Hitze und die mangelnde Wärmeabfuhr sind entscheidend. Menschenmassen beispielsweise bei Massenveranstaltungen vergrößern das Risiko. Medikamente, die die Gefahr des Hitzschlags vergrößern: Abführmittel, Alkohol, Alphaandrenerge Medikamente (z.B. für die Prostata), Amphetamine, Anticholinergika, Antihistaminika, Benzodiazepine, Betablocker, Kalziumkanalblocker, Kokain, Diuretika, Neuroleptika, Phenothiazine, Trizyklische Antidepressiva, Schilddrüsenhormone.

Medikamente, die den Salz/Wasserhaushalt beeinflussen:
Diuretika, insbesondere Schleifendiuretika, NSAR, auch ASS in Dosen über 500 mg/Tag, COX-2-Inhibitoren, ACE-Hemmer Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, Bestimmte Antibiotika (Fachinformationen beachten) Bestimmte für die antiretrovirale HIV-Kombinationstherapie eingesetzte Virostatika (vor allem Indinavir)
Medikamente, die den Wärmehaushalt beeinflussen
Neuroleptika und Serotoninagonisten, Trizyklische Antidepressiva, H1-Antihistaminika der ersten Generation, Bestimmte Parkinson-Medikamente (z.B. Biperiden), Bestimmte Antispasmodika (Oxybutynin, Tolterodin, Trospiumchlorid)
Pizotifen, Peripher wirksame, systemisch gegebene Vasokonstriktoren (z.B. Triptane), Betablocker,
Schilddrüsenhormone,SSRI und andere Antidepressiva (Imipramin, MAO-Inhibitoren, Venlafaxin), Buspiron
Medikamente, die ihre Wirkung und Halbwertszeit bei starkem Wasserverlust verändern
Lithium, Antiarrhythmika, Digoxin, Antiepileptika, Bestimmte orale Antidiabetika (Biguanide und Sulfonamide), Statine und Fibrate
Medikamente und Suchtmittel, die das Risiko von schädlichen Hitzewirkungen vergrössern
Blutdrucksenker und Medikamente zur Behandlung der Angina pectoris Alle Medikamente und Suchtmittel, welche die Aufmerksamkeit beeinflussen
Modifiziert nach: Peter Kälin, Mitsuko Kondo Oestreicher, Thomas Pfluger, Sommerliche Hitzewellen: die Medikation von Risikopersonen überprüfen, Schweiz Med Forum 2007;7:644–648

Symptome bei Hitze allgemein: Hitzestress: Beeinträchtigungs- und Belastungsgefühl in einer heißen Umgebung besonders bei körperlicher Arbeit. Hitzesynkope: Ohnmächtigwerden bei hoher Umgebungstemperatur durch Erweiterung der Hautgefäße, Hitzekrämpfe: Muskelkrämpfe bei Anstrengung in heißer Umgebung, durch Salzmangel. Überwärmung durch Wasser- und/oder Salzverlust, oder schwere körperliche Arbeit, Kollabsneigung, Schwäche, Missempfindungen, Angstzustände, ohnmachtähnliche Zustände, Kopfschmerzen, Temperatur > 37 °C < 40 °C. Überwärmung. Hyperthermie = Erhöhung der Körpertemperatur über die Regulationsbreite, wenn die Temperaturregulation durch Krankheiten oder Medikamente gestört ist.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur