Alexithymie

Von verschiedenen Untersuchern als eine Art „emotionales Analphabetentum“ bezeichnete Richtung der gemeinsamen Charakteristika vieler psychosomatischer Patienten. „Alexithymie“ heißt wörtlich Nicht-Lesen-Können von Affekten, damit eine Unfähigkeit, Gefühle zu identifizieren und zu benennen, verbunden mit der Bevorzugung eines Kommunikationsstils, der gekennzeichnet ist durch sachliche, detaillierte Beschreibung von Realitäten der Außenwelt unter Vermeidung von Mitteilungen über eigene Phantasien oder Vorstellungen.

Typische Merkmale einer Alexithymie sind:

  • Die Betroffenen haben Schwierigkeiten zwischen Gefühlen und körperlichen Sensationen zu unterscheiden
  • Sie können Gefühle nicht oder schlecht beschreiben, haben einen geringen Wortschatz für Gefühle
  • Sie haben wenig Tagträume und Phantasien
  • Es herrscht ein external-orientiertes Denken denken vor, die Introspektion ist vermindert, was zu Kommunikationsproblemen führt.

Die Patienten scheinen auch allgemein eine an Phantasie-arme Vorstellungswelt zu haben, auch ihre Träume sind phantasieärmer.

Körperliche Symptome durch Alexithymie

Eine Alexithymie kann auch zu körperlichen Beschwerden führen. Diese sind hierbei als Ergebnis einer nicht stattfindenden seelischen Verarbeitung akuter oder chronifizierter intrapsychischer Konflikte zu verstehen. Ein bestimmter interpersoneller oder intrapsychischer Konflikt trifft ein bestimmtes Individuum – meist aufgrund früherer Schädigungen – quasi schutzlos und es erscheint, ohne dass eine emotionale Reaktion bzw. Verarbeitung sichtbar werden, ein körperliches Krankheitssymptom.

Der Verlauf bestimmter Krankheiten scheint durch eine Alexithymie negativ beeinflusst zu werden. Studien zeigen dies beispielsweise für funktionelle Magendarmbeschwerden. Zusammenhänge dieser Art sind häufiger bei Patienten mit chronifizierten Somatisierungs- bzw. somatoformen Schmerzstörungen zu beobachten. Die Rolle der Alexithymie in der Entstehung psychosomatischer Symptome wird allerdings kontrovers diskutiert. Die meisten psychosomatischen Symptome lassen sich damit nicht erklären.

Quellen / Literatur:

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur