Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse |
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Tremor (Zittern)
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Tremor ist die häufigste
Bewegungsstörung. Er wird von
anderen unwillkürlichen Bewegungsstörungen wie Chorea, Athetose, Ballismus,
Ticks, und Myoklonus, dadurch unterschieden, dass es sich um sich
wiederholende (repetitive), stereotype, Bewegungen mit einer bestimmten
Amplitude und Frequenz handelt. Tremor kann definiert werden als eine
unfreiwillige, rhythmische, periodische, mechanische Oszillation eines
Körperteils. Die
Diagnose wird durch die genaue Erhebung der Vorgeschichte und eine klinische
Untersuchung gestellt. Nur selten sind technische Untersuchungen zur Diagnose
erforderlich. Laboruntersuchungen zur Ausschlussdiagnose sind häufig
indiziert. Nur sehr selten ist eine spezielle EMG Untersuchung erforderlich.
PET und SPECT spielen nur in der Forschung eine Rolle. Eine genaue Diagnose
des Tremor ist die Basis einer Erfolg versprechenden
Behandlung. Fehldiagnosen sind häufig, sie verursachen nicht nur
unnötige Angst, z.B. bei Patienten bei denen ein gutartiger essentieller
Tremor als Parkinsonsyndrom fehldiagnostiziert wird, oft
wird dadurch auch eine erfolgreiche Behandlung unmöglich. Manchmal ist es
wichtig behandelbare Ursachen zu erkennen. => Tremor bedarf einer fachärztlichen Diagnose.
Auf dieser
Seite wird ein Überblick über die wichtigsten Tremorformen und ihre
Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft gegeben. Dieser
Überblick ersetzt keine fachärztliche Diagnostik. Ruhetremor tritt auf wenn keine willentliche Muskelaktivität vorhanden ist, und die Gliedmaße in vollem Umfang gegen die Schwerkraft unterstützt ist, also nicht gehalten werden muss, im Idealfall völlig entspannt da liegt. Im Gegensatz zum Haltetremor, nimmt der Ruhetremor typischerweise bei willkürlichen Bewegungen ab. Er ist deshalb bei Willkür-Bewegungen selten hinderlich. Wie bei allen Tremorformen wird Ruhetremor bei Stress schlimmer und verbessert sich bei Erholung. Die Tremoramplitude nimmt zu wenn andere Körperteile (als die beobachteten oder betroffenen) bewegt werden. Er ist am häufigsten beim M. Parkinson und nur sehr selten bei anderen Krankheiten. Er kann auch an den Beinen beginnen, was bei den anderen Tremorformen sehr selten ist. Aktions- Tremor Kinetischer Tremor tritt bei jeder Willkürbewegung auf. Es kann sich um einen Intentionstremor, Aufgaben-spezifischen Tremor, oder einen einfachen kinetischen Tremor handeln. Einfacher kinetischer Tremor tritt bei nicht zielgerichteten Bewegungen auf. Kinetischen Tremor, der am Ende einer visuell (unter Sicht) geführten zielgerichteten Bewegung ausgelöst nennt man Intentionstremor, seine Amplitude nimmt am Ende der zielgerichteten Bewegung zu. Er ist typisch für Kleinhirnerkrankungen (oder Cerebelläre Erkrankungen) Intentionstremor kann manchmal mit einem Aktionsmyoklonus verwechselt werden. Aufgaben -spezifischer Tremor tritt bei hochspezialisierten Bewegungen wie Schreiben, Rasieren, spielen eines bestimmten Instrumentes auf. Primärer Schreibtremor wurde erstmals von Rothwell et al l979 beschrieben. Haltetremor Isometrischer Tremor tritt auf wenn eine Willkürbewegung durch ein starres Objekt blockiert wird. Man kann in durch Faustmachen oder quetschen des Untersucherfingers auslösen.
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Physiologischer (normaler) Tremor |
Um ein Vielfaches häufiger als ein
Parkinsonsyndrom ist der essentielle Tremor. |
In einer großen Studie hatten bei
genauer Befragung immerhin 62,5% der Betroffenen mindestens einen Verwandten
ersten Grades der auch betroffen war, manche Autoren geben sogar eine 90%ige
Erblichkeit an. Der Beginn ist zweigipflig im Jugendalter und ab dem 50.
Lebensjahr. Betroffene werden in jungen Jahren oft für Trinker oder
ängstliche Menschen gehalten. Die Reaktionen der Umwelt erzeugen in Gegenzug,
dass dann manchmal genau dies passiert. Die Betroffenen trauen sich nicht
mehr in der Öffentlichkeit zu essen oder zu schreiben. Sie meiden Menschen
und entwickeln nicht selten eine soziale Phobie. Die Ängste und Aufregung
verschlimmern dann wiederum in solchen Situationen das Zittern. Da Alkohol
bei 50-60% der Patienten zeitweilig das Zittern vermindert, entwickeln manche
auch tatsächlich ein Alkoholproblem. Der essentielle Tremor führt am
häufigsten zur Fehldiagnose Parkinson-Syndrom und damit zu übertriebenen
Befürchtungen und falschen, erfolglosen Behandlungsmaßnahmen. Am
häufigsten beginnt die Erkrankung in der Pubertät oder nach dem 50.
Lebensjahr. Im Alter über 40 Jahre sind 1%, bei den über 65 jährigen 14
%. der Bevölkerung betroffen. Andere Autoren, die eine engere Definition
verwenden, gehen von 0.3% bis zu 1.7% der Bevölkerung aus. Männer
und Frauen sind gleich häufig betroffen. Über Jahre hinweg kommt es meist zu
einer langsamen Zunahme der Symptome. Die Frequenz des Tremors liegt bei 4
bis 8 Hz. Die Arme und der Kopf sind am stärksten betroffen, Die Frequenz des
essentiellen Tremors nimmt typischerweise im Alter ab während die Amplitude
zunimmt. Die größere Amplitude bedingt eine stärkere funktionelle Behinderung
im Alter. Die Patienten suchen deshalb oft erst im Alter den Arzt auf, obwohl
sie vom Tremor auch in früheren Jahrzehnten betroffen waren.
Andere neurologische Auffälligkeiten müssen ausgeschlossen sein, insbesondere
eine Dystonie. Der Beginn ist häufig einseitig, meist aber sind rasch
beide Seiten betroffen. Die Amplitude des Tremors nimmt bei Stress, Müdigkeit
und unter bestimmten Medikamenten (siehe beim physiologischen Tremor)
zu. Menschen mit essentiellem Tremor sollen häufiger schwerhörig sein als
gesunden Menschen oder Menschen mit anderen Tremorformen. |
Die Ursache und Pathogenese des
essentiellen Tremors (ET) ist noch nicht exakt bekannt. Es gibt große
Unterschiede in der Ausprägung und es ist davon auszugehen, dass verschiedene
Krankheiten unter diesem Krankheitsbild subsumiert werden. 50% sind familiär
bedingt. Es liegt ein autosomal, dominanter Erbgang mit variabler Penetranz
vor. Dies bedeutet, dass zwar durchschnittlich die Hälfte der Kinder eines
Betroffenen erkranken, dies aber in unterschiedlicher Ausprägung und auch
nicht unbedingt im selben Alter. Der Erbmodus scheint aber heterogen,
das heißt es zu erwarten, dass am Ende auch genetisch verschiedene Defekte
nachgewiesen werden. Pathologisch sind bisher 2 verschiedene Formen bekannt.
Ein Teil der Kranken hat bei der Autopsie sichtbare Lewy bodies und
Lewyneuriten im Locus ceruleus und anderen Hirnstamm Strukturen. Bei anderen
haben degenerative Veränderungen im Kleinhirn. (Movement Disorders Vol. 23,
No. 2, 2008, pp. 174-182) Bleibt trotzdem die Frage, ob irgendwelche
Umweltfaktoren den Verlauf oder den Ausbruch, die Ausprägung beeinflussen.
Nach einer Studie betrug die Konkordanz bei eineiigen Zwillingen 60-63% bei
zweieiigen Zwillingen 27-42%, was nahe legt, dass neben den Genen
Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Ein Genort ist noch nicht gefunden.
Raucher scheinen nach einer neuen Untersuchung deutlich seltener an
essentiellem Tremor zu erkranken als Nichtraucher. (Was ja auch für das sonst
nicht verwandte Parkinsonsydrom gilt). Menschen die eine zeitlang geraucht
haben haben nur eine halb so hohe Wahrscheinlichkeit am ET zu erkranken als
Menschen die nie geraucht haben. (Movement Disorders Vol. 23, No. 2, 2008,
pp. 246-252) |
Von der Pathophysiologie her: Es gibt offensichtlich einen zentralen Oszillator auf
Olivo-cerebellärer-thalamisch-cortico-spinaler Ebene, der der primäre
Generator des ET ist, moduliert durch periphere Komponenten. Es
handelt sich also um eine Regulationsstörung in einem komplexen Schaltkreis
des Gehirns. Der Tremor resultiert aus einer Wechselwirkung zwischen erhöhter
zentraler Erregbarkeit und peripherer Regulation, die die zentrale
Überaktivität noch verstärkt. Es könnte sein, dass das monoaminerge System
(katecholaminerge und serotoninerge), Adrenorezeptoren (die B2
Muskeladrenorezeptoren) unter anderem den Entstehungsmechanismus des ET
beeinflussen. |
Essentieller Tremor ist ein A |
Behandlung |
1. Stufe: |
Propranolol bei unter 60-Jährigen
(30-240 mg langsam steigernd , (Darf nicht gegeben werden bei Herzinsuffizienz,
AV-Block, Asthma bronchiale, Diabetes mellitus). Nebenwirkungen: Müdigkeit,
Schwindel bei schnellem Aufstehen, Impotenz, Depression. Hilft bei 50-60% der
Patienten. Etwas weniger als die Hälfte der Patienten vertragen das Mittel
nicht oder es wirkt nicht. |
Primidon bei über 60-Jährigen
(62,5-500 mg) (anfängliche Unverträglichkeitsreaktionen bei zu schnellem
Aufdosieren in Form von Übelkeit und Gangunsicherheit ). Auch hier gilt:
Etwas weniger als die Hälfte der Patienten vertragen das Mittel nicht oder es
wirkt nicht. |
Falls eine der Substanzen
nicht ausreichend wirksam ist kann eine Kombinationsbehandlung sinnvoll
sein. |
2. Stufe: |
Alprazolam (0,75-4 mg). Clonazepam
(1-6 mg) (bei vorwiegendem Bewegungstremor). Je nach Behinderungsgrad der
Patienten können Gabapentin oder Topiramat versucht werden. Bei manchen
Patienten scheint auch Nimodipin (30 mg TD) oder Flunarizin (10 mg TD) zu
wirken werden, Kalziumantagonisten werden aber in der Wirksamkeit sehr
kontrovers diskutiert. Mirtazapin und Methazolamid werden manchmal ebenfalls
eingesetzt, der Nutzen ist hier ebenfalls nicht sicher. (Bezüglich der
Nebenwirkungen von Gabapentin oder Topiramat siehe im Kapitel Epilepsie)
Alprazolam und Clonazepam können zu einer Gewöhnung führen, deshalb
sollte hier nur tageweise, wenn der Tremor besonders stört, behandelt werden,
dies gilt auch wenn ein Glas Wein das Zittern vermindern soll. Eine
Alternative für die Patienten, die ihren Tremor nur in besonderen Situationen
unterdrücken wollen, stellt insbesondere Alprazolam aber dar.
Alprazolam wird ansonsten in der Behandlung von Panikstörungen eingesetzt und
ist dort als einziges Benzodiazepin für die Langzeitbehandlung zugelassen.
Die Einordnung des Abhängigkeitsrisikos und des Risikos für Unfälle und
Stürze wird ebenfalls kontrovers diskutiert. Diese Risiken bestehen aber
unzweifelhaft, auch wenn einzelne Untersuchungen dies nicht bestätigen, so
sind doch die überwiegende Zahl der Studien eindeutig. Nimodipin und
Flunarizin können sekundär leider manchmal hartnäckige Parkinsonsyndrome
auslösen, hier muss deshalb ebenfalls genau abgewogen werden. |
3. Stufe: |
Behandlungsversuche mit
Acetazolamid oder Clozapin, beides ist in besonderen Fällen oft gut wirksam.
Hier sind aber spezielle Nebenwirkungen zu beachten, die vorher genau
besprochen werden müssen. Topiramat war in einer Studie ebenfalls wirksam, in
der Studie wurden allerdings hohe Dosen eingesetzt, die auch kognitive
Nebenwirkungen häufiger befürchten lassen, als in der Studie angegeben. |
4. Stufe: |
Bei schwerer Behinderung kann eine
lokale Botulinumtoxin-Injektion helfen (siehe auch www.botulinumtoxin.de Botulinum-Toxin-Therapie);
bei schwerer Behinderung operative Behandlung in der Regel die
Hochfrequenzstimulation des Thalamus (Vim). |
Zuerst muss die richtige Diagnose
gestellt werden, dies ist auch deshalb wichtig, weil oft verschiedene
Tremorformen gleichzeitig vorliegen. Für die meisten Patienten
findet sich eine wirksame und verträgliche Behandlung. Fast alle können mit
der Krankheit leben lernen. Ein Rat an alle Betroffenen: Verstecken Sie sich mit Ihrem Zittern
nicht, Sie machen es dadurch schlimmer. Bei starker
sekundärer Angst ist manchmal zusätzlich eine Verhaltenstherapie
notwendig. Aktuellere Übersichtsarbeiten zur Behandlung des
essentiellen Tremors: Lyons
K, Pahwa R, Comella C, Eisa M, Elble R, Fahn S, Jankovic J, Juncos J, Koller
W, Ondo W, Sethi K, Stern M, Tanner C, Tintner R, Watts R.Benefits and risks
of pharmacological treatments for essential tremor. Drug Saf. 2003;26(7):461-81 Pahwa R, Lyons KE.Essential
tremor: differential diagnosis and current therapy.Am J Med. 2003 Aug
1;115(2):134-42. Lambert D, Waters CH.Essential
Tremor. Curr Treat Options Neurol. 1999 Mar;1(1):6-13. Zesiewicz TA, Encarnacion E,
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Rep. 2002 Jul;2(4):324-30. Review. Koller WC, Hristova A, Brin M.Pharmacologic
treatment of essential tremor. Neurology. 2000;54(11 Suppl 4):S30-8. Review. Panicker JN, Pal PK.Clinical
features, assessment and treatment of essential tremor.J Assoc Physicians
India. 2003 Mar;51:276-9. Review. Charles PD, Esper GJ, Davis TL,
Maciunas RJ, Robertson D.Classification of tremor and
update on treatment. Am Fam
Physician. 1999 Mar 15;59(6):1565-72. Review. |
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Tremor bei M. Parkinson (siehe auch die entsprechende Seite der
Homepage: |
Alle Parkinson-Mittel (L-Dopa,
Anticholinergika > Dopaminagonisten > Amantadin) haben eine Wirkung auf
den Ruhetremor.
Therapielimitierend sind die Nebenwirkungen besonders Psychosen. Neben
Parkinson-Mitteln ist eine gute Wirksamkeit für Betablocker gezeigt. Auch
Clozapin (12,575 mg) ist gut wirksam, sollte aber aufgrund der möglichen
Induktion einer Agranulozytose nur als letzte Wahl, bei unzureichender
Wirksamkeit der übrigen Therapiestrategien bzw. bei Psychoseinduktion, zum
Einsatz kommen. Ist der Tremor refraktär gegenüber allen medikamentösen
Strategien, so ist eine chirurgische Therapie zu erwägen. |
Der monosymptomatische (benigne?)
Ruhetremor, |
der ohne die Zusatzsymptome Akinese,
Rigor oder Standstörung auftritt, ist eine bisher wenig untersuchte
Tremorform. Empirisch handelt es sich dabei oft um ältere Patienten, die
manchmal schon eine längere Vorgeschichte mit einem essentiellen Haltetremor
berichten. Aber auch nach einer längeren Beobachtungsperiode entwickelt sich
bei diesen Patienten kein klassisches Parkinson - Syndrom. Bei solchen
Patienten wurde unlängst mittels PET-Untersuchungen nachgewiesen, dass ein
Dopamin-Mangel im Striatum vorliegt , der ähnlich ausgeprägt ist wie beim
Morbus Parkinson. Daher handelt es sich bei diesem Symptom möglicherweise
doch um eine (wenn auch benigne) Verlaufsform eines Morbus Parkinson. |
Von Kleinhirnschädigungen
ausgehender Intentionstremor
mit einer Amplitudenzunahme vor Erreichung eines Zielpunktes (z. B.
Finger-Nase-Test). Er ist meist mit einer Dysmetrie verbunden. Ein posturaler
Tremor kann vorkommen, aber kein Ruhetremor. Diese Tremorform ist gewöhnlich
mit wenigen Funktionsstörungen wie Rumpfataxie, Ataxie der unteren
Extremitäten (Knie-Hacke-Versuch), Gangstörung und Dysarthrie korreliert.
Zerebellärer Tremor ist Folge von Schaden im Zerebellum selbst bzw. den
efferenten Strukturen des Hirnstamms. Diagnostisch ist an raumfordernde,
degenerative und entzündliche Erkrankungen (z. B. Encephalomyelitis
disseminata) zu denken. Der niederfrequente proximale Wackeltremor
(Titubation) ist eine weitere Tremorform, die wahrscheinlich auf eine
Funktionsstörung des Kleinhirns zurückgeht. Kopf und/oder Rumpf sind meist
beteiligt. Eine wirksame medikamentöse Therapie gibt es nicht. In
Einzelfällen wurde über Wirksamkeit von Ondansetron, Clonazepam, Carbamazepin
und Cannabis berichtet. |
Siehe auch unter Dystonie. Der
dystone Tremor kann auf Anticholinergika und Clonazepam ansprechen. Bei
fokalem dystonen Tremor ist Botulinumtoxin die Therapie der Wahl. |
Holmes-Tremor
(Synonyme: Mittelhirntremor,
Rubertremor, Myorhythmie, Tremor bei Benedikt-Syndrom, Bindearmtremor,
thalamischer Tremor etc. |
Sie ist der Prototyp einer
symptomatischen, also durch eine fokale Funktionsstörung oder Hirnläsion
entstandene Tremorform. Man nimmt an, dass bei dieser Tremorform das sowohl
das nigro-striatale dopaminerge als auch das zerebellothalamische System
gestört sind Die klinische Symptomatik ist definiert aber etwas
variabel. Tremor in Ruhe bei Zielbewegungen (Intentionstremor). Meist
liegt dann auch ein Haltetremor vor, ein posturaler Tremor kann vorkommen.
Der Tremor ist oft nicht so rhythmisch wie andere Zitterformen. Der Tremor
hat eine Frequenz um 4 Hz, ist ein Ruhetremor, der unter Halteaktivität und
Bewegungen persistiert. Tritt 2-24 Monate nach einer Hirnschädigung auf. Eine
stereotaktische Beeinflussung kann versucht werden. Bei dieser seltenen
Tremorform gibt es keine kontrollierten Studien. Die Ruhetremorkomponente des
Holmes-Tremors kann auf L-Dopa, Anticholinergika oder Clonazepam ansprechen. |
Zittern der Beine beim Stehen) Die Frequenz von 16 -18 Hz ist typisch und wurde bisher bei keiner anderen Tremorform beschrieben. Nadel-EMGs zeigen aber auch Frequenzen von 6 bis 8 Hz. Er tritt meist im mittleren oder hohen Lebensalter auf, das Stehen wird unsicher, beim Gehen und Sitzen verschwindet er. Es handelt sich um einen "Aufgabenspezifischen Tremor". O-Tremor tritt nicht nur an den Beinen auf, er tritt bei Muskelanspannung genauso an den Armen auf und er verschwindet an den Beinen, sobald diese nicht mehr das Körpergewicht tragen (z.B. hochgestreckt werden). Beschrieben ist auch ein Fall bei dem der OT am Unterkiefer auftrat. Die Patienten stehen breitbeinig und gehen aber normal, stehen kann manchmal für die Patienten fast unmöglich werden.. Der Tremor bessert sich beim Gehen oder Sitzen rasch, was neben dem häufigen Ansprechen auf Clonazepam oder Primidon, nicht aber auf Betablocker, als diagnostisches Kriterium gelten kann. Entscheidend beim Stehen ist, dass auch das Körper dabei entsprechend der Schwerkraft getragen wird. Ein sehr feines Muskelwogen kann sichtbar sein. Wenn man den Patienten aus der stehenden Position hochhebt verschwindet der Tremor. Beim Gehen kann er am nicht tragenden Bein vorhanden sein, beim "Stehen auf allen Vieren" kann er auch an den Armen auftreten. 30% der Patienten haben auch einen essentiellen Tremor. Es besteht eine subjektive Standunsicherheit, die selten auch beim Gehen auftritt. Gelegentlich können Patienten aus dem Stand hinfallen. Die Patienten haben aber keine Probleme beim Sitzen oder Liegen, der klinische Befund ist nahezu unauffällig bis auf die Standunsicherheit und ein gelegentlich sicht- oder tastbares hochfrequentes Zittern der Beinmuskeln. Die Diagnose kann nur im EMG gesichert werden. Symptomatischer orthostatischer Tremor wurde bei nicht tumorbedingter Aqueduktstenose, beim Guillain Barre Syndrom, bei Pontinen Läsionen, und nach Schädeltrauma beobachtet. (Benito-Leon Jet al 1997).Bei dieser seltenen Tremorform gibt es keine kontrollierten Studien. Clonazepam und Primidon können wirksam sein. Heilman 1984 war der Erstbeschreiber. Das Krankheitsbild ist selten und wird, wenn es isoliert auftritt, oft als psychogen verkannt. Dopaminagonisten (Prampipexol = Sabril) könnten helfen, behaupten Einzelfallberichte (Arch Neurol, 57 (2000) 1519-1520. Allerdings sind auch Fälle beschrieben, bei denen sich der OT bei Parkinsonpatienten auf L-dopa nicht besserte, aber auf Benzodiazepine ansprach. (Apartis E, Tison F, Arne P, Jedynak CP, Vidailhet M.) In Einzelfällen ist auch ein Ansprechen auf Gabapentin berichtet worden. Auch andere Tremores können zu Störungen des Standes führen (zerebellärer Tremor, essenzieller Tremor, Parkinson-Tremor). In diesen Fällen liegt immer eine niedrigere Tremor-Frequenz vor. In einer Studie hatten 15,7% von185 Patienten mit essentiellem Tremor auch eine Beinbeteiligung. Ein ausschließlicher Beintremor wurde bei immerhin 2,2% der Patienten mit essentiellem Tremor beobachtet. Entscheidend für die Unterscheidung ist also die Oszillationsfrequenz, die beim OT im Bereicht zwischen 14 und 18 Hz liegt und beim essentiellen Tremor selten 10Hz überschreitet. Das Krankheitsbild ist in der Regel progredient. Es ist eine der Ursachen der Unfähigkeit zu stehen im Alter.
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Primärer Schreibtremor:
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Die Ursache des primären Schreibtremor
ist strittig. Einige Autoren halten ihn für eine Variante des essentiellen
Tremors während andere glauben es handle sich um eine fokale Dystonie. Im
Gegensatz zum Intentionstremor, ist der primäre Schreibtremor einseitig tritt
bei komplizierten Aufgaben eher auf. Es gibt ihn sporadisch und in einer
autosomal dominant erblichen Form. Es gibt 2 Formen. Typ A tritt
nur beim Schreiben auf, Typ B schon wenn die Hand eine Position wie beim
Schrieben einnimmt. Einfache Pronations- und Suppinations-Bewegungen lösen
den einfachen kinetischen Tremor aus. Bei dieser seltenen Tremorform gibt es
keine kontrollierten Studien. Propranolol, Primidon und
Botulinumtoxininjektionen können wirksam sein. |
Viele Medikamente rufen einen
Tremor unterschiedlicher Frequenz hervor, indem sie an verschiedenen Stellen
des zentralen und peripheren Nervensystems angreifen: - Medikamente
mit zentraler cholinerger Wirkung, z. B. Acetylcholin,
Cholinesterasehemmer- Medikamente mit zentral monoaminerger Wirkung,
z. B. Neuroleptika, Thymoleptika. Medikamente mit peripher adrenerger
Wirkung, z. B. Epinephrin, Betamimetika, Lithium, Koffein, Amphetamine,
Kortikosteroide, Medikamente, die einen Halte- und/oder Aktionstremor verursachen,
z. B. Schwermetalle, Chelatbildner, Tetrachlorkohlenstoff. Auch der Entzug
von tremordämpfenden Substanzen kann Tremor auslösen, z. B. Alkohol oder
Betarezeptorenblocker. Am häufigsten ist ein verstärkter physiologischer
Tremor durch Sympathomimetika, Antidepressiva oder Alkoholentzug.
Neuroleptika oder Dopaminantagonisten verursachen einen klassischen
Parkinsontremor. Langzeit- Neuroleptika- Behandlung erzeugt einen
posturalen Tremor mit einer Frequenz von 3 bis 5 Hz, der aber auch bei Ruhe
und zielgerichteten Bewegungen vorhanden ist. Man nennt ihn tardiven Tremor-
Behandlung wenn möglich Absetzen Versuch mit Clozapin, eine Patientin in
meiner Praxis sprach in geringem Umfang aber mit guter subjektiver Besserung
auf geringe Dosen L- Dopa an. Lithiumintoxikationen
können einen cerebellären Tremor verursachen. Die Behandlung ist nach
Möglichkeit Absetzen der verursachenden Medikation |
Medikamente und Drogen, die einen
Tremor auslösen oder verstärken können, Beispiele: Adrenokortikosteroide, Alkohol, Amphetamine,
Antiarhythmika (Amiodaron), Antidepressiva (vor allem trizyklische
Antidepressiva), Antiöstrogene (Tamoxifen), Antipsychotika, Betamimetika,
Bronchodilatatoren
(β2-Agonisten), Calcitonin, Cholinesterasehemmer, Dopamin, Epinephrin, Immunsuppressiva (Cyclosporin A),Koffein, Kokain,
Lithium, Metoclopramid, Mexiletin, Procainamid, Neuroleptika, Perhexilin,
Progesteron, (Medroxyprogesteronazetat), Reserpin, Schilddrüsenhormone,
Steroide, Sympathikomimetika, Tetrabenazin, Theophyllin, Valproat,
Zytostatika (Vincristin, Adriablastin, Cytosinarabinoside, Ifosfamid) Gifte: Alkohol,
Arsen , Blei, Chelatbildner, CO, DDT, Dioxin, Lindan, Mangan, Nikotin,
Quecksilber, Tetrachlorkohlenstoff, Toluol, Zyanid |
Die Abgrenzung eines psychogenen
Tremors von organisch fundierten Formen ist schwierig, da bei fast allen
Tremorformen eine Abhängigkeit von der emotionalen Situation besteht. Somit
ist das Nachlassen des Tremors bei verminderter Aufmerksamkeit kein
verlässliches Kriterium. Als relativ typisch angesehen wird die wechselnde
Frequenz und eine Mischbild zwischen verschiedenen Tremorformen. Meist
findet man eine Kombination von Ruhe- posturalem oder Intentions Tremor. Die
Finger sollen meist nicht betroffen sein. Manchmal ist bei der psychiatrisch-
biographischen Anamnese ein Auslöser oder ein nachvollziehbarer
Krankheitsgewinn nachweisbar. Bei Ablenkung lässt der Tremor meist nach,
ebenso kommt es zu einer Abnahme der Tremoramplitude oder Veränderung der
Frequenz bei Ablenkung oder bei repetitiven Willkürbewegungen der
kontralateralen Hand. Entscheidend ist es, organische Erkrankungen
auszuschließen. Durch Kokontraktion antagonistischer Muskeln wird der
Klonusmechanismus der Extremitäten ausgenutzt. Deshalb kommt dem Nachweis des
Koaktivierungszeichens beim psychogenen Tremor besondere Bedeutung zu. Es
wird geprüft, indem während des Zitterns der Tonus durch Rigorprüfung
getestet wird. Beim psychogenen Tremor fällt dann bei der passiven
Gelenksbewegung auf, dass die antagonistischen Muskeln gleichzeitig
angespannt sind. Es handelt sich um keine Ausschlussdiagnose, vielmehr wird
die Diagnose durch ausführliche Anamnese und genaue Untersuchung gestellt. |
Zur Prüfung des Flappingtremors
wird der Patient aufgefordert, die Hand mit gestreckten Fingern
geradezuhalten. Es treten dann - bedingt durch vorübergehende, sehr
kurzfristige Hemmungen der Handextensoren -ziemlich regelmäßige plötzliche
Flexionen im Handgelenk auf. Diese werden sofort von Extensionen auf die
ursprüngliche Stellung korrigiert. Es handelt sich um einen grobschlägigen
Tremor, der bei seitlich gehaltenen Armen einen flügelschlagenden Eindruck
macht, bedingt durch einen Wechsel von schnellen Streckbewegungen der Hände
und einem ebenso schnellen Tonusverlust. Er ist typisch für den Morbus
Wilson, Leberzirrhose, und andere metabolische Enzephalopathien . |
Isolierter Kinn-
Tremor wird auch Geniospasmus
genannt, er ist eine autosomal dominante erbliche Erkrankung. Typischerweise
treten episodisch, üblicherweise stressinduziert, hochfrequente,
Kontraktionen des Muskulus mentalis auf. Beginn ist in der Regel die frühe
Kindheit. Meist bestehen kein anderen neurologischen Auffälligkeiten, solche
sind aber in seltenen Fällen beschrieben. orolingualer Tremor ist definiert als eine rhythmische, unwillkühliche oszillatorische Bewegung des Unterkiefers, der Zunge, des Pharynx, und/oder der unteren Gesichtshälfte. Dieser wird unterteilt in essentiellen orolingualen Tremor 4-10 Hz Tremor, hauptsächlich bei Anspannung oder Aktion, nimmt beim Sprechen oder Schlucken zu, ist aber nicht aufgabenspezifisch, und tritt in der Regel im Rahmen eines anderen essentiellen Tremors auf. Orthostatischer Orolingualer Tremor Der Tremor betrifft den Unterkiefer und hat eine Frequenz von 13-18 Hz, in der Regel im Rahmen eines Orthostatischen Tremors der Beine. Dystoner Tremor und Tremor assoziert mit einer Dystonie. Psychogener orolingualer Tremor, Orolingualer Parkinsontremor . Medikamenten induzierter orolingualer Tremor. Die Behandlung richtet sich nach der Syndromdiagnose und erfolgt analog dem Tremorsyndrom. (Movement Disorders Vol. 23, No. 2, 2008, pp. 159-167) Isolierter Stimmtremor tritt in 2 Varianten auf. Eine davon wird als fokale Dystonie der Stimmbänder angesehen. Die andere scheint eine Variante des essentiellen Tremor zu sein. |
Palataler (Gaumen)
Tremor kann entweder
symptomatisch als Folge von Hirnstamm oder Kleinhirnläsionen sein oder
essentiell ohne erkennbare Ursache. Bei symptomatischem palatalem Tremor,
sieht man im Kernspin oft eine oliväre Hypertrophie. Bei der essentiellen
Form hört der Patient meist ein Klicken im Ohr, das bei den symptomatischen
Formen nicht auftritt. Die symptomatische Form wird häufig von einem vertikalen
Pendelnystagmus begleitet. Rhythmische Bewegungen des M. tensor veli
palatini und M. levator veli palatini treten bei der essentiellen und
symptomatischen Form des palatalen Tremor auf. Symptomatischer palataler
Tremor wurde bei Patienten mit cerebrovaskulären Erkrankungen, Enzephalitis,
Multiple Sklerose, Trauma, und neurodegenerativen Erkrankungen wie
olivopontocerebellärer Atrophie, Alexanderkrankheit, spinocerebellärer
Degeneration, progressiver supranukleärer Lähmung u.a.. beobachtet. Etwa 2/3 der
Patienten mit palatalem Tremor und neurodegenerativen Erkrankungen haben auch
an anderen Körperteilen einen Tremor (Körper, Augen, Kehlkopf, Nacken,
Zwerchfell. Neuere Studien beschreiben auch eine psychogene Variante des
Palatalen Tremors . Bei diesen Patienten ändert sich oft die Frequenz bei
gleichzeitig ausgeführten anspruchvolleren motorischen Aufgaben. Manche
Patienten mit der psychogenen Variante haben sich bestimmte Manöver
angeeignet, mit denen sie den Gaumentremor unterdrücken können, Ablenkung
beendet bei der psychogenen Variante ebenfalls oft den Tremor. Das MRT des
Kopfes ist bei der psychogenen Variante immer normal. . Zadikoff
C, Lang AE, Klein C. The ‘essentials' of essential palatal tremor: a
reappraisal of the nosology. Brain 2006;
129:832-840.C. Jivcu, M. Mathew, D. Baratz, and A. Thomas THE
DEVELOPMENT OF GLOSSOPHARYNGEAL BREATHING AND PALATAL MYOCLONUS IN A
29-YEAR-OLD FEMALE AFTER SCUBA DIVING Chest Meeting Abstracts,
October 1, 2008; 134(4): c42002 - c42002. [Abstract] Vieregge
P, Klein C, Gehrking E, Körtke D, Kömpf D. The diagnosis of ‘essential'
palatal tremor. Neurology
1997; 49: 248-9. S.
Haller, D.T. Winkler, C. Gobbi, P. Lyrer, S.G. Wetzel, and A.J. Steck
Prominent Activation of the Putamen during Essential Palatal Tremor: A
Functional MR Imaging Case Study AJNR Am. J. Neuroradiol.,
June 1, 2006; 27(6): 1272 - 1274. [Abstract] [Full Text] [PDF] Pirio RS,
Mari Z, Matsuhashi M, Hallett M. Psychogenic palatal tremor. Mov Disord 2006;
21:274-276, A. Morini Palatal tremor suppressed by mouth opening Journal of Neurology DOI
10.1007/s00415-005-0861-5 |
Tremor bei MS |
Neuropathischer Tremor Noch unklar ist ob der Taschentragetremor- ein isolierter einseitiger niederfrequenter Unterarm-Tremor beim Tragen von Gegenständen tatsächlich eine eigenständige Tremorform ist. Behandlungempfehlungen gibt es noch keine. |
Unter Kamptokormia
wird eine unwillkürliche Beugung des Rumpfes nach vorn, welche im
Sitzen und Stehen auftritt, verstanden. Vom griechischen « kamptein » beugen
und « kormos » den Rumpf oder die Kyphose, wurde der Begriff 1905 vom
französischen Neurologen Souques geprägt. Damals ging es um Soldaten, die der
Front entgehen wollten und so eine Bewegungsstörung entwickelten. Damals
wurde auch vom nach vorn gebeugten Rücken der Soldaten gesprochen. Bei jungen
Patienten sollen auch heute noch psychogene Ursachen nicht selten sein. Je
älter der Patient, um so eher ist aber von einer organischen Grunderkrankung
auszugehen. Unter Kamptokormia wird eine unwillkürliche Beugung des Rumpfes
nach vorn, welche im Sitzen und Stehen auftritt, verstanden, die Symptome
nehmen bei Müdigkeit zu. Auftreten meist nach dem 60 LJ, bei Frauen häufiger
als bei Männern beschrieben. Die Krankheit ist seit über 180 Jahren bekannt,
sie wurde bisher pathogenetisch unterschiedlich eingeordnet. In erster Linie
wurde eine psychogene Erkrankung postuliert. Bei primären Formen handelt es
sich wohl um eine segmentale Dystonie der Bauchwandmuskulatur. Unter den
sekundären Formen ist neben anderen Erkrankungen (psychogene Störung,
Neurose, fokale Dystonien, neuroleptikaindzuziert, ALS, Muskeldystrophie,
Myositis, M. Parkinson, Multisystematrophie, thorakolumbale Kyphose, spinale
Raumforderungen, Myelitiden, paraneoplastisches Syndrom, metabolische
Myopathien, fokale Myopathien der Rückenmuskulatur im Alter,
Hypothyroidismus, Osteomalazie, Polymyositiden und Dermatomyositiden, mitochondriale Myopathien) wegen der erfolgreichen
Behandlungsmöglichkeiten die Kamptokormia im Rahmen eines essenziellen
Tremors besonders zu bedenken. Die Möglichkeit einer Kombinationen der
Bauchwanddystonie mit einem essenziellen Tremor ist also möglich. Eine
muskuläre Insuffizienz der Rumpfmuskulatur soll die K. auch
begünstigen. Die Behandlung richtet sich vornehmlich nach der
Grunderkrankung. Erfolgreiche Behandlungen mit Tiefenstimulation sind
berichtet |
Bei verschiedenen Tremorformen werden stereotaktische Behandlungen durchgeführt: Die Thermokoagulation ist beim Parkinsontremor, beim essentiellen Tremor, beim zerebellären Tremor und beim Holmes-Tremor wirksam. Die Erfolge der stereotaktischen Operationen sind bei Parkinson und essentiellem Haltetremor besser als beim Intentionstremor und liegen zwischen 50 und 85 Prozent. Limitierend sind Nebenwirkungen, vor allem Dysarthrie, seltener Halbseitensymptome und gelegentlich psychoorganische Störungen. Durch die Entdeckung der Hochfrequenzstimulation ist ein neues Verfahren entwickelt worden, das zu einem Hoffnungsträger für die Therapie schwerstbehindernder Tremorerkrankungen geworden ist. Die Tiefenhirnstimulation des Thalamus ist der Thalamotomie hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungen überlegen. Werden die Ergebnisse nach Krankheitsgruppen aufgeteilt, zeigt sich, dass nur die Patienten mit Parkinson-Tremor und mit essentiellem Tremor, nicht dagegen die Patienten mit MS-Tremor hinsichtlich des Hauptzielkriteriums Funktionsverbesserung profitieren. Dies ist natürlich wesentlich dadurch bedingt, dass MS-Patienten nicht nur durch ihren Tremor, sondern auch durch eine Reihe anderer Ausfälle behindert sind. Bei der MS können auch verschiedene Tremorformen auftreten, so dass zukünftige Studien hier genauer differenzieren müssen. Bezüglich des Zielparameters Tremorstärke zeigte die DBS (deep brain stimulation)-Gruppe für alle 3 Diagnosen ein besseres Ergebnis. Auch die Patientenzufriedenheit war mit der DBS signifikant größer . Die Stimulation des Nukleus subthalamicus bringt für die Behandlung der Parkinson-Krankheit und insbesondere des Parkinson-Tremores bessere Ergebnisse als die Behandlung des Thalamus egal ob mit läsionellem Verfahren oder mit der DBS. In Deutschland konnte sich die Arbeitgemeinschaft Tiefenhirnstimulation im Kompetenznetzwerk Parkinson, die gemeinsam solche Studien durchführt, nicht zu einer Vergleichsstudie zwischen Stimulation und Läsion des Nukleus subthalamicus entschließen, weil die Gefahr der Auslösung eines Ballismus durch die Läsion zu groß eingeschätzt wurde G. Deuschl, K.In.Fo.Neurologie & Psychiatrie 2000;2:270 (Nr. 4) |
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Klinisches Erscheinungsbild |
Ursache |
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Ruhetremor |
tritt auf wenn keine willentliche
Muskelaktivität vorhanden ist, und die Gliedmaße in vollem Umfang gegen die
Schwerkraft unterstützt ist, also nicht gehalten werden muss, nimmt typischerweise
bei willkürlichen Bewegungen ab. |
M. Parkinson |
Aktionstremor |
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a) posturaler Tremor |
wird durch die willkürliche
Einnahme einer bestimmten Körperposition gegen die Schwerkraft ausgelöst. |
physiologischer Tremor,
essentieller Tremor, medikamenteninduzierter Tremor |
b) kinetischer Tremor |
tritt bei Willkürbewegung
auf. |
M. Parkinson, Kleinhirnläsionen
(Intentionstremor), primärer Schreibtremor, Holmes-Tremor,
Medikamenten-induzierten Tremor |
c) isometrischer Tremor |
tritt auf wenn eine
Willkürbewegung durch ein starres Objekt blockiert wird |
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orthostatischer Tremor |
16 Hz, das Stehen wird unsicher,
beim Gehen und Sitzen verschwindet er. Die Patienten stehen breitbeinig und
gehen aber normal. Nur im EMG diagnostizierbar. |
nicht tumorbedingte
Aqueduktstenose, beim Guillain Barre Syndrom, bei Pontinen Läsionen, und nach
Schädeltrauma |
Isolierter Kinn- Tremor wird
auch Geniospasmus genannt,. |
episodisch, üblicherweise
stressinduziert, hochfrequente, Kontraktionen des Muskulus mentalis auf.
Beginn ist in der Regel die frühe Kindheit |
autosomal dominante erbliche
Erkrankung |
Neuropathischer Tremor |
Typischerweise handelt es sich um
einen Aktionstremor der dem essentiellen Tremor ähnelt. |
bei vielen Neuropathien, die
demyelinisiernden Neuropathien und Dysgammaglobulinämischen Neuropathien sind
die häufigsten Ursachen dieses Tremors. |
Palataler (Gaumen) Tremor . |
Bei der essentiellen Form hört der
Patient meist ein Klicken im Ohr, Die symptomatische Form wird häufig von
einem vertikalen Pendelnystagmus begleitet. |
kann entweder symptomatisch als
Folge von Hirnstamm oder Kleinhirnläsionen sein oder essentiell ohne
erkennbare Ursache. |
psychogener Tremor |
betrifft meist nicht die Finger,
Amplitude nimmt bei Ablenkung meist ab |
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Flapping-Tremor |
ziemlich regelmäßige plötzliche
Flexionen im Handgelenk auf. Diese werden sofort von Extensionen auf die
ursprüngliche Stellung korrigiert. Es handelt sich um einen grobschlägigen
Tremor, der bei seitlich gehaltenen Armen einen flügelschlagenden Eindruck
macht, bedingt durch einen Wechsel von schnellen Streckbewegungen der Hände
und einem ebenso schnellen Tonusverlust |
typisch für den Morbus Wilson,
Leberzirrhose, und andere metabolische Enzephalopathien . |
isolierter Stimmtremor |
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fokale Dystonie der Stimmbänder
oder Variante des essentiellen Tremor |
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Frequenz des Tremors |
4-6/sek |
6-12 |
Symmetrie (beide Seiten gleich
betroffen) |
manchmal |
fast immer |
kleines Schriftbild |
häufig |
nein |
Erkrankungsbeginn |
> 50 Jahre |
selten über 60 manchmal im
Jugendalter |
reduziertes Mitschwingen der Arme |
meistens |
sehr selten |
Vererbung |
sehr selten |
meistens oder oft |
Besserung nach Alkoholgenuss |
selten |
meistens |
Akinese (Bewegungsarmut) |
sehr häufig |
nie |
Kinntremor |
oft |
sehr selten |
Ansprechen auf Anticholinergika |
etwas bis gut |
nein |
Ansprechen auf L-Dopa |
meistens |
nie |
Ansprechen auf Betablocker und
Primidon |
nein |
meistens |
Arme am stärksten betroffen |
manchmal bis oft, zusätzlich Beine |
fast immer, zusätzlich Kopf und
Stimme |
Art
des Tremors |
Ruhetremor |
Haltetremor
oder kinetischer Tremor |
Tremortyp |
Behandlung |
Physiologischer Tremor |
Behandlung der Auslöser,
Betablocker |
Ruhe Tremor |
Anticholinergika, L- Dopa,
Amantadin, Apomorphin, Neurochirurgie |
Posturaler Tremor |
Alkohol* Betablocker, Primidon,
Clozapin, Botulinumtoxin, Neurochirurgie |
Kinetischer Tremor |
Alkohol*, Betablocker, Primidon,
Anticholinergika, |
Orthostatischer Tremor |
Clonazepam,
Clordiazepoxid, L-Dopa, Gabapentin, Valproinsäure, |
Dystoner Tremor |
Clonazepam, Botulinumtoxin,
Anticholinergika, |
Neuropathischer Tremor |
Betablocker, Alkohol*, |
|
*in geringen Mengen vor
Situationen in denen der Tremor besonders stört, wenn keine Dauermedikation
erforderlich ist. |
Das
Minimalkriterium dafür, dass bei einem Patient eine neurochirurgische
Behandlung seines Tremors in Frage kommt ist; dass die medikamentöse
Behandlung nicht anspricht, der Tremor zu einer schweren Behinderung führt
und keine Kontraindikationen vorhanden sind. |
Thalamotomie
und thalamische Stimulation bringt eine Besserung des Tremors bei 80%
bis 90% der Parkinsonpatienten, eine einseitige Thalamotomie verbessert
den kontralateralen Tremor bei 90% der Patienten. Bei beidseitiger Behandlung
ist als Komplikation eine Dysphagie und Dysarthrie nicht selten. |
Die
Stimulation hat tendenziell weniger Nebenwirkungen als die Thermokoagulation,
einschließlich einer niedrigeren perioperativen Mortalität. |
Andere
Zielgebiete der neurochirurgischen Behandlung des Parkinson-Tremores sind das
innere Pallidum (Pallidotomie) und der Nukleus Subthalamicus. Die Erfolgsraten
sind ähnlich hoch. Die Pallidotomie verbessert auch die Akinesie und
reduziert die Levodopa-induzierten Dyskinesien. Nebenwirkungen sind
Gesichtsfeldefekte, Hemiparese, Dysarthrie, und Kognitive Defizite. |
Die
Stimulation des Nukleus Subthalamicus verbessert nicht nur den Tremor sondern
in 70% auch die Akinesie |
Thalamotomie
verbessert bei 69% bis 93% der Patienten den essentiellen Tremor auf der
Gegenseite. |
In
kleinen Studien zeigen sich auch Erfolge bei Tremor im Rahmen der MS |
Einzelfallveröffentlichungen
zeigen auch eine Besserung des aufgaben-spezifischen Tremors durch eine
Thalamotomie |
Tremor kurz
|
|||
Tremor Typ |
Frequenz |
Häufigste Ursache |
Behandlung |
Halte |
(4) 6-12 Hz |
Essentieller Tremor |
Propranolol |
Ruhe |
4-6 Hz |
Parkinson Tremor |
Levodopa |
Intention |
Variabel |
Cerebellare Läsion |
Thalamotomie ? |
Anschrift des Verfassers:
(Praxisadresse) |
|
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Karl C. Mayer |
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|
69115 Heidelberg |
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Dies gilt auch für alle anderen Behandlungsverfahren. Die hier angebotenen
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wo dies nicht der Fall ist bin ich dankbar. Fragen Sie hierzu immer Ihren
behandelnden Arzt. Dieser weiß in der Regel über die hier dargestellten
Sachverhalte gut Bescheid und kann Ihren individuellen Fall und Ihre
Beschwerden besser einordnen- was für einen bestimmten Patienten nützlich
ist, kann einem anderen schaden. Selbstverständlich gibt es zu den
meisten Themen unterschiedliche Auffassungen. Soweit möglich wird hier
dargestellt woher die Informationen stammen. In den meisten Fällen mit einem
entsprechenden Link (da diese oft ohne Ankündigung geändert werden, sind
diese leider nicht immer aktuell zu halten).. Leider ist die zitierte
Literatur nicht immer kostenfrei zugänglich. Die Beschränkung auf kostenfrei
zugängliche Literatur würde manches sehr oberflächlich lassen. In der Regel
versuche ich mich in der Darstellung an deutschen oder internationalen
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orientieren. Auch dies ist nicht überall möglich. Zum einen gibt es nicht
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bekannt. Manche Leitlinien sind lange nicht aktualisiert worden und von
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